Spindelreparatur , Frage an die Experten

Eure Fragen, Hilfestellung zur Kaufentscheidung, Tipps & Tricks zu Drechselmaschinen.

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fassi
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Spindelreparatur , Frage an die Experten

Beitrag von fassi »

Hallo.
Die Maschine von meinen Vater macht Sorgen, genauer gesagt das vordere Hauptlager sitzt nicht mehr fest auf der Spindel.
Die Maschine wurde von meinen Vater ca. 1977 selbst entwickelt und in mehrfacher Ausführung gebaut.

Bild

Bild

Ein Versuch mit loctite zu kleben scheiterte, daher die Reste auf der Welle.
Es handelt sich um den Lagersitz, welcher schwarz schraffiert ist, der ist 50 mm

Mein Plan wäre, den Sitz abzudrehen auf 45 und eine Hülse aufzuschrumpfen, welche dann wiederum auf Lagersitz 50 gedreht wird.

Was sagen die Experten dazu?

Gruß Mario
Drechlerhans
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Lagersitz Spindel

Beitrag von Drechlerhans »

Hallo Mario,
es scheint, die Lagersitze bzw die Spindel ist nicht gehärtet.

Mein Vorschlag: Spindel härten durch gasnitrieren oder Badnitrieren (Spektralanalyse) ( niedere Temperatur)
Lagersitz abdrehen und eine gehärtete Büchse aufziehen, (kochendes Öl oder Ofenplatte bis Anlassfarbe gelb)
Lagersitze schleifen
oder
Spndel härten wie vor
Lagersitz anschleifen
Lagersitze hartverchromen
Lagersitze fertigschleifen
Dann hast Du eine ordentlich Spindel, wie es sich gehört.

Viel Erfolg

Grüße

Hans
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi Mario,
dein Plan ist ohne Probleme machbar und eine geeignete Reparatur.

Die Variante von Hans ist natürlich wesentlich genauer jedoch auch um ein vielfaches teurer und für eine Drechselbankspindel nicht wirklich notwendig.
Geschätzt sind über 90% aller am Markt erhältlichen Drechselbankspindeln nicht gehärtet, und funktionieren auch über Jahrzehnte.

Gruß Jockel
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hera
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Beitrag von hera »

Hallo Mario,
ich hätte kein Problem mit der Buchsenlösung.
Wegen der Biegesteifigkeit ist die Stelle nicht kritisch. Allerdings würde ich Wandstärke der Buchse noch einen Tick größer machen und möglichst wenig Aufmass lassen, damit die Schrumpfspannung beim Abdrehen erhalten bleibt.

Wenns nicht funktioniert bist du so genauso schlau wie jetzt, also ist das eigentlich kein Risiko.
Wenns klappt läuft die Maschine in dem Zustand weiter wie die letzten 40 Jahre.

Es gibt sicher technisch bessere Lösungen mit gehärtet und geschliffener Welle etc, aber die Buchsenvariante dürfte die schnellste und billigste sein.
Viel Glück
Gruß
Hermann
fassi
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Beitrag von fassi »

Danke für eure Antworten.

ich werde das dann so machen (lassen) platzmäßig ist noch etwas Spielraum man könnte also auch auf 42 mm abdrehen , ich möchte mir jedoch die Möglichkeit offenhalten im extremfall ein lager mit innendurchmesser 40 mm zu nutzen sollte das schrumpfen nicht funktionieren .

Und nein die Spindel ist nicht gehärtet , diese Möglichkeit hat mein Vater damals nicht gehabt .

Über die Variante härten aufchromen hab ich mir auch Gedanken gemacht aber das scheitet aus da mein metaller der sich der Sache annehmen muss diese Möglichkeiten nicht zur verfügung hat .
wenn man das dann machen lässt wird es teuerer als eine komplett neue Spindel zu drehen .

So werde ich also demnächst nach erfolgter Reparatur berichten und hoffentlich meinen Vater wieder strahlen sehen wenn die Spindel wieder sauber läuft.

Gruß mario
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Volker
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Beitrag von Volker »

Hallo,

das Lager sollte aber auch in Längsrichtung fest sitzen.

Wie ist das hier gewährleistet ?

Gruß

Volker
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fassi
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Beitrag von fassi »

Hallo.
Das Lager sitzt in Richtung Riemenscheiben im Gehäuse am Anschlag.
Nach vorn, Richtung Spindelkopf, wird es durch einen Gehäusedeckel gehalten, welcher gleichzeitig die Welle mit einer Filzdichtung abdichtet.

Da kann nichts weg.
Der Innenring vom Lager liegt zusätzlich noch am Drucklager mit an.

Mit großer Wahrscheinlichkeit kam es zu diesem Schaden aufgrund einer zu locker gewählten Passung.
Warum auch immer, jedenfalls war man sich dieser Sache bewusst und hat die fertige Spindel auf Verdacht eingebaut, und es hat doch ne ganze Weile durchgehalten.
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Das Drücklager ist aber auch nicht mit einer Mutter an der Welle gesichert, oder?
Wenn man an der Welle zieht, was nimmt dann die Kräfte auf?
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fassi
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Beitrag von fassi »

Hallo.
Spindelstock und Spindel sind aufgebaut wie eine mitlaufende Körnerspitze,
nur dass dort am Ende das hintere Lager sitzt und durch ein Feingewinde am Spindelende alles zusammen verspannt wird.

Anbei eine schnelle Skizze ohne alles, nur gemalt: :mrgreen:


Bild



*edit by Raupenzwerg
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Volker
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Beitrag von Volker »

Hallo,

wenn die Lagerung wirklich so aufgebaut ist, wie dargestellt, dann sollte man etwas ändern:

- der Innenring des vorderen Lagers (rechts) ist nicht achsial verspannt.

- beim hinteren Lager (links) kann ich keinen eindeutigen Kraftfluss erkennen. Weder für den Innenring, noch für den Aussenring (Loslager?).

- Da das Gehäuse ja still steht, gegen was wird der Innenring linkes Lager verspannt ?

- etc.

Gruß

Volker
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fassi
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Beitrag von fassi »

Hallo.
Hier gibt es wirklich Experten. Ich bin begeistert, welches Interesse mein geschmiertes Bild erweckt.

Es ist schon so wie gemalt. Es sind im Grunde genommen schon einige Sachen, welche eigentlich anders gemacht werden sollten.
Zur Rechtfertigung muss ich sagen, dass der Spindelstock samt Welle damals quasi nicht von Maschinenbaumeistern sondern von Enthusiasten,
welche anders nicht zu einer ordentlichen Drechselbank gekommen wären, selbst geplant und gemacht wurden.
Was zu DDR-Zeiten damals möglich war und nicht, ist bekannt, es hat wohl auch an so manchen Sachen gemangelt.

Jedenfalls wurden auf der Maschine in ihren ersten 20 Jahren ca. 4000 Räuchermänner, mehrere Treppengeländer, Tischbeine, Gardienenringe, Vasen etc. gemacht.
Ich kann mich gut erinnern, dass da quasi täglich damit gearbeitet wurde, ich meine da darf schon mal was defekt sein.

Und ich meine, wenn die Lager wieder straff auf der Welle sitzen wird das wieder ne ganze Weile funktionieren.
fassi
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Beitrag von fassi »

So, Maschine läuft wieder tadellos.

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