Höherwertige Kugellager

Eure Fragen, Hilfestellung zur Kaufentscheidung, Tipps & Tricks zu Drechselmaschinen.

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astmasur
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Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Hallo zusammen,

bei meiner ca. 2 Jahre alten D510F von Holzmann sind die Kugellager hin.
Meine Vermutung: Weil ich die Rohlinge zu stark mit dem Reitstock angedrückt habe.

Laut Hersteller werden 2 unterschiedliche Kugellager verwendet: 6204-RS und 6005-RS

Welche Kugellager können größere Axialkräfte (also entlang der Spindel) als die oben erwähnten Kugellager aufnehmen?
Und wie finde ich die größenmäßig richtigen Kugellager? Gibt es irgendwelche speziellen Tabellen dafür? Oder muss man per Hand ausmessen?

Habe natürlich selbst versucht die richtigen zu finden: 6204-2RS (im Original war nur "RS" kostet ca. 40.-€), 2Rs kostet 1,40 € :?oh

Ich danke schon mal für euren Einsatz
Dietrich
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catweazle2012
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von catweazle2012 »

Hallo Dietrich,

1. Schrägrollenlager können höhere Axialkräfte aufnehmen.

Die gibt es zwar in Deinen Dimensionen, aber die Müssen gegeneinader in X oder O Anordnung verspannt werden.
Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Dies wird nicht ohne eine Modifikation machbar sein.

2. Der Unterschied RS zu 2RS ist nur das beim 2RS zwei Seiten abgedichtet sind. Nichts anderes !
3. Extreme Preisunterschieden gibt es natürlich je nach Hersteller ( Markenprodunkt oder billig aus.....)

Würde mich interessieren welch Marke verbaut wurde im Original.

Gruß
LG
Gerhard

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Big-Biker
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Big-Biker »

Hallo Dietrich,

die Lager müssen sicher die gleichen Abmessungen haben. Das 6204 hat 20-47-14 und das 6005 25-47-12.
Ersteres gibt es auf jeden fall als Schulterlager (die Axialkräfte werden eh nur von einem Lager aufgenommen, dem Festlager). Das heißt 7204B.
Das nimmt höhere axiale Belastungen auf. Macht aber nur Sinn, wenn das das Festlager ist.
Lager mit RS haben nur eine Dichtscheibe, da die viel seltener verkauft werden (sind original oft als Radlager im Motorrad verbaut), sind sie teurer als 2RS.
Wenn du die Welle mit Fettnippel schmieren willst und kannst, mach die innere Dichtscheibe raus. Nimm Qualitätslager von INA/FAG oder japanische.
Ein Umbau auf eine richtige Spindellagerung wird nicht sinnvoll sein.

BB
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Argus
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Argus »

Hallo
astmasur hat geschrieben: 15.06.2022 - 11:31:06
Welche Kugellager können größere Axialkräfte (also entlang der Spindel) als die oben erwähnten Kugellager aufnehmen?
Kegelrollenlager können Radial und Axialkräfte übertragen. Ich habe meinen Spindelstock damals von Kugellagern des Typs 6206ZZ
(den ich jetzt auch für die Drechselbank verwende) auf Kegelrollenlager des Typs 30206 (SKF) umgebaut --> https://forum.zerspanungsbude.net/viewt ... 95#p488395
Die waren von der Bohrung gleich. Also Abziehen und dann warm aufziehen, aber die Breite war 2mm größer. Da musste ich die Spindelwelle anpassen. Läuft aber gut und ist empfehlenswert.
Für Deinen Fall (6204) könnte evtl das hier --> https://www.skf.com/de/products/rolling ... ctid-30204 passen. Hat aber auch eine etwas größere Breite. Evtl bekommst Du das hin.

Gruß Frank
"..Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht frühzeitig zu machen.."

Sir Winston Churchill, britischer Politiker und Schriftsteller
* 30.11.1874, † 24.01.1965
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Jurriaan
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Jurriaan »

Größere Lager haben auch eine größere Breite oder Aussendurchmesser, und werden nicht in deine Drechselbank passen.

Wieso benutzt du den Reitstock als Presse?
Wenn es ist, weil sonst der Mitnehmer durchdreht, dann wäre ein besserer Mitnehmer sicher billiger.
Wenn das ist, weil du Flugholz befürchtest, dann wäre ein gebohrtes Loch im Holz, wo die Reitstockspitzen ohne übernormales Pressen reingeht, besser, denke ich.
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Erstmal vielen Dank für eure Antworten.

an catweazle2012:
Was bedeutet denn X oder O Abordnung?
Ich muss wohl doch zuerst ausbauen, um deine Frage nach dem Kugellagerhersteller beantworten zu können.

an Big-Biker:
Wenn du für 6204 -> 7204B vorschlägst, was schlägst du für 6005 vor? Hast du diese "Übersetzung" im Kopf oder hast einfach nach den Maßen geschaut? Irgendwie verstehe ich noch nicht das System dahinter.

an Jurriaan:
Ich habe den Vierzackmitnehmer und dreht manchmal durch. Vielen Dank für deine Idee mit dem Vorbohren. Scheint interessante Alternative zu sein.
Ich werde zuerst auf jeden Fall auf den Vielzackmitnehmer zuerst umsteigen.

Ich habe schon vorher gehört, dass man durch zu starkes einspannen des Reitstocks die Kugellager beschädigen kann.
Hatte aber keine Ahnung, ab wann es gefährlich sein kann.
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Mue »

Hallo Dietrich

Wenn man sich die Kegelrollenlager im Querschnitt ansieht wird X oder O klar. Die müssen gespannt bzw. eingestellt werden, entweder gespreizt oder geklemmt. Wird aufwendig und in der Gewichtsklasse nicht unbedingt notwendig.

Nimm einfach ordentliche Lager der gleichen Größe und pass beim Spannen auf, Tipps gab es ja schon. Auf Einschlagfutter würde ich auch verzichten.
Die Lager können radiale Kräfte besser ab als axiale. Also besser nicht mit Gewalt am Reitstock drehen.

Die Bank läuft für kleines Geld wieder ein paar Jahre, großer Aufwand lohnt nicht.

Meine Meinung

Manfred
martin.99
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von martin.99 »

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Lagerbauformen das Problem sind, weshalb nach 2 Jahren Ende war. Entweder waren sie nicht korrekt eingebaut oder du hast sie massiv malträtiert. Beides sollte man ja vermeiden und hast du nun in der Hand.
Nimm dieselben Lager (Nr. hast du ja schon), nur eben von einem Markenhersteller. FAG/SKF oder Japanische.
Beim Einbau aufpassen, dass du nicht wahllos draufschlägst. Wenn du es auf die Welle montierst, dann nur auf den Innenring klopfen (evtl. Röhrchen dafür machen) oder beim Einbau ins Gehäuse nur auf den äußeren Ring.
Falls erwärmen nötig ist, nicht über 80°C.
Die Welle kannst du auch in die Gefriertruhe legen, dann wird sie minimal kleiner und du kannst das Lager besser montieren. Vorher ordentlich ölen.
Typ 2RS kannst du auch nehmen, die werden als Konsequenz aber minimal schwerer laufen, weil eine zweite Dichtung eben auch etwas mehr Reibung verursacht.
Die 40Euro waren vermutlich bei Holzmann? Im Fachhandel müsste das auch günstiger gehen.
Das mit einem anderen Lagertyp würde ich ganz schnell wieder vergessen. X- und O- sind die Anordnung der Lager zueinander, bei bestimmten Lagerbauformen. Das legt der Konstrukteur fest oder du musst alles umkonstruieren/umbauen. Die Lager einfach ohne Kenntnis zu tauschen gegen eine andere Bauform ist Murks, das ist verschlimmbessern.
Wenn du tief eintauchen willst, gibt es hier eine ausführliche Erklärung zu Fest/Loslager und X- und O-Anordnung.
https://medias.schaeffler.de/de/design- ... rangements
Noch elementarer vermutlich bei Youtube.
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catweazle2012
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von catweazle2012 »

Hallo Dietrich,

Ja Martin hat völlig recht ich würde es auch belassen mit Markenlagern.
Es gibt auch 2RS1 Lager die haben weniger Reibung als die 2RS an der Dichtscheibe.

Wenn Du die alten Lager ausbaust müsstest Du sie genau kennzeichnen wo sie eingebaut waren, wie also welche Seite in welche Richtung. Dann den Aussenring aufschneiden und den Käfig auch. Dann sieht Mann die Laufspuren der Kugeln. Anhand dieser kann man erkennen ob der Schaden vom Axialdruck kommen, oder ob das Lager verspannt war. etc…
Außer das Lager ist schon zu stark zerstört.

Gruß
LG
Gerhard

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Big-Biker
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Big-Biker »

astmasur hat geschrieben: 15.06.2022 - 22:37:26

an Big-Biker:
Wenn du für 6204 -> 7204B vorschlägst, was schlägst du für 6005 vor? Hast du diese "Übersetzung" im Kopf oder hast einfach nach den Maßen geschaut? Irgendwie verstehe ich noch nicht das System dahinter.
Für das 6005 gibt es im Bereich Schrägkugellager keine Alternative. Ich bin Konstruktionsleiter bei einem Maschinenbauer und schaue einfach in mein Konstruktionsprogramm wegen den Größen. Die Bezeichnung der Reihen zu erklären, führt hier zu weit. Wiki weiß das sicher auch.
Sollte das 6204 das Festlager sein (bei einer Zwei-Lager-Anordnung ist in fast allen Fällen ein Lager am Innen- und Außenring fixiert. Mit Hülsen, Sicherungsringen, Klemmringen usw. Das ist das Festlager. Das zweite Lager ist am Außen- oder Innenring axial nicht fixiert. Die Welle kann keine axiale Kraft in dieses Lager einleiten), kannst du es durch das 7204B ersetzen. Aber auf die Einbaurichtung achten! Und noch allgemein: "Normale" Rillenkugellager nehmen axial ca. 25-50% der radialen Werte auf. Dynamisch und auch statisch. Das 6204 hat eine dynamische Tragzahl von ca.1,4t (radial) und statisch 660Kg. Ausgehend von 25% dürftest du nur 165Kg axial auf das Lager bringen. Bei höheren Belastungen kommt es sonst zu einseitigen Ausbrüchen in der Laufbahn. BB
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Neben der Tatsache, dass ich wieder was dazu gelernt habe, habe ich jetzt euren kollektiven Rat zu Herzen genommen und vom Hersteller empfohlene Kugellager (bloß nicht beim Hersteller) bestellt.

Vielen Dank nochmal an alle Beteiligten
Dietrich

P.S. Falls mich jemand aus der Runde auf die Kugellager auf der DFT anspricht (bin am Samstag da), kriegt von mir ein Erfrischungsgetränk spendiert. Man muss auch was an die Gemeinde zurück geben :prost:
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GentleTurn
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von GentleTurn »

astmasur hat geschrieben: 16.06.2022 - 17:58:27
habe ich jetzt euren kollektiven Rat zu Herzen genommen
Moin,

und überdenke bitte Deine Einspanntechnik(en). Habe mir beim Lesen schon fast gedacht, dass die Lager unnötige Belastungen aushalten mussten. Axiale Kräfte kann man nur mit Drechselbänken durchführen, die spezielle Lager und Konstruktion dazu besitzen.

Wie man einen Vierzack- bzw. Zweizack-Mitnehmer lagerschonend montiert, sieht man in einem Ausschnitt eines meiner Filme: https://www.youtube.com/watch?v=kwiTrupYhy8 Gleich am Anfang ab Minute 1:00. Sollte das Holz so hart sein, dass diese Methode keine Einkerbungen im Holz erzeugt, dann kann man mit einem Beitel oder ähnlichem Werkzeug Kerben schaffen. Logischerweise werden derlei Mitnehmer auch mal stumpf. EIN Beispiel, wie man ihn schärfen kann, zeige ich hier: https://www.youtube.com/watch?v=YBVlvZA3-PQ Für andere Schärfeinrichtungen ist das anzupassen. Entscheidend ist, die richtige Seite im richtigen Winkel zu schärfen.

Viel Spass.
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

Videos und hilfreiche Playlisten (nicht nur) für Einsteiger auf YouTube und Fotos auf Instagram.
 
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Danke nochmals für den Hinweis. Eigentlich kannte ich den Tipp mit dem Meißel. Nur bin ich mit der Zeit faul geworden und wurde jetzt eines Besseren belehrt.

Ich habe nun meine Erfahrung gemacht und werde zukünftig mehr Acht beim Einspannen geben.

Schönes Wochenende
Dietrich
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Schnitzer66
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Schnitzer66 »

Servus

Diese Vierzackmitnehmer sind nur billig und kleine Hölzer verwendbar.
Ich bin auf Stebcenter umgestiegen und damit sehr zufrieden. Sind tuerer, aber das Geld wert und erlauben auch ungewöhnliche Spannweisen. Die funkrionieren auch, wenn die Stirnseite nicht plan ist


Gruß

Josef
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Das ist ja ein interessanter Hinweis mit der nicht planen Seite und dem Stebcenter. Bisher dachte ich, dass gerade dass die Schwäche von denen ist. Ich wollte mir schon immer so ein Teil zulegen. Jetzt ist es glaube soweit :danke:
Brennholzveredler
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von Brennholzveredler »

Eine Frage noch: wie sicherst du den Sitz des Mitnehmers im Holz?
Setzt du das Holz am Mitnehmer an und klopfst kräftig mit dem Hammer drauf, oder nimmst du den Mitnehmer von/aus der Welle
und klopfst ihn mit einem Schonhammer* in die gewünschte Stelle?
. . . womit wir bei den unerwünschten axialen Kräften wären!
- - - es gibt Lager, die hier wenig Spaß vertragen!

Gruß
Herbert

*Um Gratbildung zu vermeiden!!!
Ich drechsle, also bin ich.
astmasur
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Re: Höherwertige Kugellager

Beitrag von astmasur »

Hallo Herbert,

weder noch. Ich habe früher ein Loch in die Mitte eingeschlagen UND mit dem Meißel ein Kreuz im Stirnholz gemacht.
Irgendwann mal habe ich nur noch ein Loch in die Mitte eingeschlagen und mit der Reitstockspitze gedrückt, damit der Vierzackmitnehmer in die Holzfasern reingedrückt wird. Das hat die Kugellager beschädigt.
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