Schalenstecher, Sinn oder Unding?

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Mephy
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Schalenstecher, Sinn oder Unding?

Beitrag von Mephy »

Sicherlich ist schon mancher an ein wunderschönes und auch grosses Stück Holz gestossen, welches zu einer grossen Schale inspirierte. Nur die Inspiration alleine besteht aus circa 5-10% nutzbarem Schalen-Holz und der Rest ist leider Span-Abfall! Da kommt unweigerlich die Frage auf, wie man die 90-95% Abfall in Drechselkunst umsetzen könnte? Die Antwort wir als „Schalenstecher“ angepriesen. Schon mancher gab darum viel Geld für solch ein Ding aus, um es ein oder zwei Mal zu benutzen und war dann von den Unzulänglichkeiten so enttäuscht, dass er das Geld lieber für mehr Holz ausgegeben hätte! Ich selber habe die verschiedensten Schalenstecker ausprobiert und getestet. Generell kann man sagen, dass bis zu einem Schalendurchmesser von 20-25cm fast alle Fabrikate funktionieren; nur bis zu dieser Grösse macht die Investition keinen grossen Sinn! Geht es dann aber über die 25cm Durchmesser wird es bei den meisten Stechern bedenklich oder gefährlich und das speziell, je dichter und härter das zu verarbeitende Holz ist. Das entscheidende Kriterium bei den Grössen über 25cm ist die nicht gestützte Länge des Stecherarms der bei zu grosser freier Stechertiefe in Schwingung gerät und sich zuerst mit Rattern bis hin zum Blockieren bemerkbar macht. Genau da setzt die Lösung von OneWay „Easy-Core“ an. Der Stecherarm wird auch bei grosser Tiefe mit einem nachstellbaren Support unterstützt. Für mich ist dies die einzige funktionierende Schalenstecherlösung die bis zu einem Innendurchmesser von 44cm (plus Wandstärke ca. 50cm) wirklich funktioniert. Diese möchte ich kurz vorstellen, mit persönlichen Anpassungen und Montagehilfen. Zum ersten habe ich das „Easy-Core“ System mit Schnellspannhebeln ergänzt so dass kein zusätzliches Montagewerkzeug mehr notwendig ist. Zum zweiten habe ich mir Farbanschläge erstellt, damit ohne Messen das „Easy-Core“ System auf der Drechselbank montiert werden kann. Dies dokumentieren die nachfolgenden Bilder inklusive Resultate, (Ulmen Schalen, Aussendurchmesser 44cm, 33cm, 26cm und der Rest war mir zu wenig tief), am besten.
Ich hoffe damit manchem Schalenstecher-Zweifler zum richtigen persönlichen Entscheid zu helfen.

Mephy

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Nur wem schon einmal ein Stück Holz um die Ohren geflogen ist, weiss die Unwucht zu schätzen ! :-)
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Gerd57
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Beitrag von Gerd57 »

Hallo Mephy,

danke für den interessanten Beitrag. Geliebäugelt hab ich mit sowas schon öfter. Ich habe mir daraufhin mal das System bei einem der Lieferanten hier angeschaut. Da komme ich (wenn ich alle 4 lieferbaren Messergrößen haben möchte) auf einen Gesamtpreis von 867,- €. Da lohnt sich die Anschaffung wohl nur für Kruni & Co. :-) , oder man schafft sich das Gerät zu mehreren an.
Gruß
Gerd
Franzi

Beitrag von Franzi »

Schöner Beitrag!

Danke :danke:
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Loui
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Beitrag von Loui »

Mir stellt sich dabei immer wieder die Frage: Ist Schalenstechen noch Drechseln/Handarbeit?? Sicher schade um das zerspante Holz, aber wenn dann eine Schale, aufgrund der vom Schalenstecher vorgegebenen Form, aussieht, wie die andere, kann ich gleich zu IKEA und mir eine aus maschineller Massenfertigung kaufen ...

Bei mir ist Drechseln ein kreativer Prozess. Ich mache mir vor dem Drechseln keine Gedanken über die Form des Werkstückes - es entsteht einfach. Und bislang habe ich keine zwei gleichen Werkstücke gemacht!
Gerd Hermann
Geigermagnet
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Beitrag von Gerd Hermann »

Danke für den Bericht.

Ich habe mir jüngst das System geleistet. Lohn hin oder her.
Das mit den Schnellspnndingern werde ich auch machen :danke:
Das mit den Farbmarkierungen erschliesst sich mir nicht ganz. :??
Wo müssen die anliegen? Wird das System nicht durch die Schrauben unten begrenzt??

@Ludwig
Man hätte das durchaus anders formulieren können.
Erstmal kann man aus den Innstücken durchaus noch Pen Blancs schneiden.
Gerade bei Maserstücken durchaus interessant und LOHNEND!
Zum zweiten werden bei mir seeeehr gerne 3er oder 4er Schüsseln gewünscht.
Je nach Portionsgrösse des Salates. Es sieht immer wieder eindrucksvoll aus, wenn man mehrere, gleichgemaserte Schalen nebeneinander stehen hat.

Gruss

Gerd Hermann
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Wenn mir Schalen einmal zu kompliziert werden, dann drechsel ich Chinesische Kugeln oder mach auf "Kreativ".
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Eisbär
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Beitrag von Eisbär »

Effektivität = 10

Kreativität = 0


Benno hat hier erst mal gepostet, daß er für 80 Euro 1 Meter Holz gekauft hat. Für 850 € bekomme ich rein rechnerisch 10 komma bißle was Meter Holz. Reicht für hunderte Schalen, die im Kopf geboren werden, und für einen riesen Haufen Späne :prost:

Ich nehm das Holz und künstlere weiter.

Übrigens 90 - 95 % der Späne in "Drechselkunst" umzusetzen mit einem Schalenstecher???? Versteh ich nich ääääääääääääääää

...aber wirklich - schöner Beitrag gell.

Euer Josef
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smithgermany
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Beitrag von smithgermany »

schöner Beitrag. Ich liebäugele (?) auch den OneWay. Ob es sich lohn ist mir an der Stelle egal. Ich finde es schade um das Holz. Daraus können Dosen, Pen Blanks oder sonstiges gemacht werde oder eben auch schöne Schalensets.

Ich werde die Tage mal schauen was für ein Durchmesser meine Hölzer meistens haben und dann überlegen welche Messer ich weg lassen kann um die Investition erstmal etwas in Grenzen zu halten.

Mich würde interessieren wie zwei Schalen mit einen Messer aussehen...damit meine Ich, dass die Messer können unterschiedlich eingesetzt werden. z.B. 130-240mm bei den kleinen meine ich. Wie sieht dann der Form aus?

Danke!!
Brian
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Heinz Hintermann
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Beitrag von Heinz Hintermann »

Sali Daniel,

schöner und durchdachter Beitrag! :danke:

Bin auch im Besitz eines solchen, einfach so... und einen Eigenbau der diesem gezeigten, in sachen Geschwindigkeit das Wasser nicht reichen kann aber trotzdem immer noch in gebrauch ist.

Weil ich immer denke und sage "Kannst Nix`s MITNEEHMME" und freude an der Sache und der Technik habe. (....oder zuviel Kohle?)

Wie GH schon sagte, bei Maserholz, oder sonstigen Rarritäten....!!! :re:

Meistens nehme ich nur den grössten Durchmesser, da bleibt immer noch ein grosses Potential an Form und Design übrig.
Auch mit einem geraden Stahl geht`s. :-S
Gruss Heinz

"Gott bewahre dieses Haus vor Blitzschlag, Feuer und Idioten"
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kruni
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Beitrag von kruni »

Servus Daniel

:maintor1: Ich kann dir da nur zustimmen :klatsch:

Normalerweise nehm ich ihn nur wenn das Holz wirklich ausergewöhnlich ist bei meinen Zirbenschalen werd ich mal schauen obs mir zeitlich bzw rechnerisch was bringt

Wenn ja werd ich ihn verwenden und berichten :prost:
gruß

daniel

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Mephy
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Noch ein paar Zusatzinformationen

Beitrag von Mephy »

Das Argument: „Ist Schalenstechen überhaupt noch Drechseln“ muss auch sehr differenziert beantwortet werden. Wie ich eingangs in meinem Beitrag erwähnt habe, geht es darum, den optimalen Nutzen aus dem kostbaren Gut Holz zu realisieren. Je grösser der Durchmesser einer Schale wird, um so mehr Späne wird im Normalfall produziert. Somit beantwortet sich auch die Frage von selbst, dass sich ein Schalenstecher erst bei einem grösseren Enddurchmesser richtig begründen lässt.
Wenn einmal ausgestochen wird die finale Form immer noch von Hand überarbeitet uns somit ist das kreative Auge immer noch mit im Spiel. Bei kleinen Durchmessern tendiere ich wie der Titel schon sagt zum Unding, bei grossen Durchmessern macht es aber absolut Sinn.

Noch eine Erklärung zu der Farbcodierung:

Beim Schalenstecken ist immer vom grösstmöglichen Durchmesser aus zu gehen. Dem entsprechend ist das Messerset zu wählen. Da ich immer das selbe Spannfutter, jedoch jeweils mit angepassten Backen verwende, muss der Abstand zum Drehpunkt des Messers jeweils auf das richtige Messerset eingestellt werden. Ich habe mir dazu 4 Distanzlehren mit der jeweiligen Farbcodierung hergestellt, damit ich nicht jedes Mal von neuem einmessen muss. Auf dem zweiten Bild ist die rote Lehre mit Anschlag am Spindelstock mit dem roten Messerset abgebildet und der Freiraum zum Spannfutter auch gut ersichtlich, was dann der rohen Schalendicke entspricht.

Ich wünsche allen Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Mephy
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Gerd Hermann
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Beitrag von Gerd Hermann »

Danke Mephy.

Jetzt habe ich es sogar verstanden.
Ich hatte deine unten liegenden Schablonenstücke nicht gesehen.
:maintor1:

Gruss

Gerd Hermann
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Holzkarle
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Beitrag von Holzkarle »

Ein sehr guter Beitrag. Ich habe mich nun auch für dieses System entschieden.
Holzkarle liefert badisches Obst- und Buntlaubholz aus Direktvermarktung
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schwede
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Beitrag von schwede »

Servus Daniel,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!
Ich hatte eigentlich schon eine Entscheidung in eine andere Richtung getroffen,
nun bin ich aber wieder am Zweifeln. :??
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

*** www.rundes-vom-schweden.de ***
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Schnedo
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Beitrag von Schnedo »

Hallo zusammen

Ob sich das lohnt oder nicht?
Ich habe mir auch einen Schalenstecher geleistet. Jetzt kann ich eine grosse Schale drechseln die ich dann möglicherweise nicht verkaufen kann, da diese .....Euro (Franken) kostet, dazu noch eine kleinere Schale die einen Käufer findet und noch eine Schale die ich verschenken kann. Mich hat es jedesmal gereut, wenn ich das schönste Holz (Kernholz) zerspante. Das war für mich Grund genug diese Anschaffung zu machen.
Gruss Werner

-Centauro TM-120
-Jet 1014 (für die Märkte)
-Magma Lathe 175 FU
-Twister FU 200
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richie
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Beitrag von richie »

Das habe ich mit dem Kelton gemacht.
Geht, glaub ich, mit keinem anderen Stecher.
http://www.drechslerforum.at/showthread ... die-letzte

Gruß
Erich
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tomtom
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Beitrag von tomtom »

hallo erich,
bitte stell doch hier im forum deine bilder mal ein
dann brauch man sich nicht im nachbarforum anmelden!
@all schöne Feiertage :prost:
gruss thomas
schreiner rainer
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Beitrag von schreiner rainer »

Hallo liebe Drechsler-Kollegen.

Also mein Schalenstecher ist bei jedem Baum ab ca. 35cm Durcmesser im Einsatz.
Allerdings steche ich nur 1 Kern aus.

Auf die Frage ist das noch Drechseln Stelle ich mir die Frage warum das halbe Forum
über den Bau von Kugeldreh - vorrichtungen diskutiert und auch Umsetzt.
Kugeln Drechsle ich Grundsätzlich frei Hand,da hier nur so viel Material entfernt werden
muss bis es eine Kugel ist.

Eine Gestalterische Freiheit ist immer noch möglich.

Frohe Weihnachten
Rainer
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