Stirnseitenmitnehmer mit gefederter Spitze - Eigenbau

[matthias_branschke]

Hej Zusammen,
Wie in diesem Thread viewtopic.php?p=384387#p384387
schon angesprochen war ich auf der Suche nach einem Stinrseitenmitnehmer mit gefederter Spitze
(ähnlich den Steb Centern von Sorby) der allerdings einen größeren Bereich an Bohrungen abdecken sollte.
Berufsbedingt mache ich Löcher in Langholz (direkt in die Kantel) und muss hinterher das Loch zentrieren.
Der aktuelle Arbeitsablauf ist rundschruppen auf der Drechselbank, und dann zylindrisch drehen auf der Metalldrehbank.
Die Bohrungen gehen von 6 bis 16 mm, bisher habe ich auf Druck zwischen den Spitzen gespannt.
Geht, ist aber bei den kleineren Bohrungen suboptimal, man muss immer mal den Druck nachjustieren,
und kann nicht während die Drehbank läuft was anderes machen.

Die Lösungen im anderen Thread waren alle spannend, aber eben nicht genau das was ich wollte.
Also hab ich mir gedacht ich mach da mal was selbst.
Hier ein kleiner Baubericht.
Gleich vorweg, wenn sic die Spitze gut schlägt brauch ich eine Zweite, es gibt schon ein paar kleine Gedanken zur Verbesserung, daher hier
nur ungefähre Maßangaben.
Viel Spaß,
Mattis

[Schnecke]

Hier ein kleiner Baubericht.

[matthias_branschke]

Angefangen hat's mit nachdenken.
Klar war das die Spitze gefedert sein muss, wie die Mitnehmer aussehen sollten war mir jedoch nicht recht klar,
und was man so an Federn kriegt wusste ich vorher auch nicht so recht.
Im Ursprungsthread tauchte die Idee mit Stirnseitig eingekloppten Nägeln auf.
Fand ich gut, wollte ich einstellbar, also kleine Schrauben. Soweit so gut.
Federn gibt's in allen Größen bei der Firma Gutekunst, also da einfach mal drei verschiedene bestellt.
Die limitierenden Faktoren für das Werkezug waren:
SPitze muss von 0 auf 17 mm gehen, Maximaler Durchmesser 25mm, die abdrücke der Mitnehmer sollten außerhalb eines 20mm
Druchmessers liegen. Schaft durfte nicht länger als 70mm, und nicht größer als 18mm im DUrchmesser sein.
Also SKizze machen, rumüberlegen, und auf die Federn und Schrauben warten.
Das ganze sah dann so aus:

DSCN3153.jpg (101.97 KiB) 5962 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Eine Kanppe Woche später war alles da, also konnte es losgehen.
Ach so, Ausgangsmaterial ist übrigens Silberstahl.
Warum? Weil's da war.
Erstmal war der Halter dran.
Material in die Drehbank, und Schaft und MAximaldurchmesser für den Bereich der die Spitze aufnimmt drehen.
Sieht dann so aus:

DSCN3157.jpg (121.76 KiB) 5959 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Jetzt fehlen ein paar Bilder, ich war grad so hübsch dabei das ich das knipsen vergessen habe...
Abstechen, die Vorderseite plan drehen und dann das Loch bohren in dem nacher sowohl die Feder sitzt,
als auch die Spitze geführt wird.
Bohrung dafür sind 9,8mm
Dann den Bereich vergrößern in dem die Spitze drin verschwindet.
Warum auch immer dieser Miniausdrehstahl da war, war auf jeden Fall sehr praktisch.
Hier mal ein Bild beoim anfasen der Kanten:

DSCN3159.jpg (74.39 KiB) 5948 mal betrachtet

[matthias_branschke]

DIe 9,8mm Bohrung anfasen ging mit dem Drehstahl dann doch nicht, also eben so:

DSCN3162.jpg (92.01 KiB) 5945 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Warum eigentlich 9,8mm?
Dami man das ganze im Nachhinein noch sauber aufreiben kann:

DSCN3166.jpg (97.66 KiB) 5938 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Weiter ging es dann mit der Spitze:

DSCN3168.jpg (98.53 KiB) 5934 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Hier vor dem Abstechen:

DSCN3169.jpg (120.85 KiB) 5929 mal betrachtet

DIe Maße von rechts nach links:
6mm - passt innen in die Feder
10mm - läuft in der 10 Bohrung
16,8mm - passt in das ausgedrehte loch im Halter dort 17mm)
Der Schaft ist alles in allem 63mm lang - hat sich irgendwie ergeben...

[matthias_branschke]

Und dann wurde es spannend, Rundlauf checken

DSCN3171.jpg (101.16 KiB) 5924 mal betrachtet

Naja - 1 ist zugegeben ein bisschen viel, ist ja aber nur zum Rundschruppen, also erstmal nicht so wild.
Gedanke für's nächste mal: rausfinden wie man geile Bohrungen macht - oder das ganze im nachhinein zentrieren.
ist aber bei Sacklöchern doof...
DIe nächste Spitze wird aber keines kriegen.
Warum - zum einen um das ganze noch nachträchlich zentrienen zu können, zum anderen weil sich die Bohrung bescheiden
saubermachen lässt.
Mein Gedanke wäre einfach durchzubohren, von hinten ein M12 Gewinde reinzuschneiden, und das Loch mit einer Madenschraube
wieder zu zu machen.
Falls jemand Tipps zur Bohrung hat - her damit

[matthias_branschke]

Soweit war es das erstmal an der Drehbank, also ab an die Fräse.
Irgendwas muss ja die Spitze festhalten, damit die Feder sie nicht rausdrückt.
Also in den 10mm Schaft eine Nut Fräsen, in den 18mm Schaft vom Halter ein Loch für eine Madenschraube Bohren,
und ein Gewinde reinschneiden (M3 in dem Fall) und die Madenschraube vorn runterfeilen das sie in dei 2mm Nut passt.
Hier ein einmal die Nut:

DSCN3174.jpg (114.89 KiB) 5881 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Ud alle Teile zusammen:

DSCN3176.jpg (104.53 KiB) 5879 mal betrachtet

Die Nut hätte etwas schöner werden dürfen, aber es funktioniert alles.
Fräsen von so Kleinkram in Metall mach ich selten, da bräucht's mehr Übung

[matthias_branschke]

Soweit lief alle glatt, ich hab schon den Feierabend gerochen, aber es wäre zu schön gewesen.
Der Plan war, den Teilapparat hinzulegem, Stinrseitig Bohrungen für die Mitnehmerschrauben anzubringen
und dort gefinde reinzuschneiden.
Was ich nicht bedacht hatte:
Mein Teilapparat ist relativ hoch, und hat nur einen 16mm Durchlass. Der Halter der Spitze ist ziemlich lang und hat einen 18mm
Durchmesser. Alles in allem war die Fräse dann nicht hoch genug.
Mist, was tun?
Also irgenwie den Halter anders einspannen.
Mein Vierbackenfutter von der Drechselbank würde passen, die Frage war, wie pratze ich das fest und wie krieg ich eine
einigermaßen gleichmäßige Verteilung der Mitnehmer hin.
Also zurück zur Drehbank, ein Stück Multiplex eingespannt, und ein so ausgedreht das dar Futterflansch saugend reinpasst:

DSCN3177.jpg (91.71 KiB) 5870 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Soweit so gut.
Eigentlich sollten es fünf Mitnehmerspitzen werden, aber fünf macht sich ohne Teilapparat blöd.
Hab mich daher für 4 entschieden.
EInfach auf dem Stück (quadratsich praktisch gut) Multiplex die beiden diagonalen ziehen, und auf dem Futter einen
kleinen Strich machen

DSCN3179.jpg (53.67 KiB) 5866 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Das ganze festpratzen, Lochbohren, Gewinde schneiden, Futter lösen, weiterdrehen usw.:

DSCN3182.jpg (121.05 KiB) 5862 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Irgendwann zwischendurch hab ich die gefederte pitze, die ja bisher noch gar kein Spitze war noch vorne konsich gedreht (60°)
aber wieder vergessen ein Foto zu machen
Daher blieb jetzt nur noch Spitzen an die Mitnehmerschrauben zu feilen:

DSCN3183.jpg (76.14 KiB) 5858 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Die Mitnehmerspitzen sind M2 Madenschrauben.
Da es sich bei einer 16mm Länge (warum? - darum!) der Schrauben echt hinzieht diese einzuschrauben hab
ich mir ein kleines Werkezug gebastelt:
Einen der 5 bestellten 0,9mm Inbusschlüssel abzwicken, in ein 4mm Messing Rundmaterial ein M2 Gewinde schneiden,
Madenschraube rein, und das ganze in einem Bohrböckchen (so eine Art liegende Bohrmaschine mit Fussschalter) laufen lassen.
Da ganze sieht so aus:

DSCN3189.jpg (102.51 KiB) 5855 mal betrachtet

[matthias_branschke]

In der Drechselbank sieht das dann so aus:

DSCN3187.jpg (98.71 KiB) 5834 mal betrachtet

Hab's dann natürlich direkt ausprobiert.
Die Spitzen waren 2mm weiter weit draußen und haben sich so stück für Stück selbstständig
in den Halter reingeschraubt.
Daher sind sie jetzt mit Loctite gesichert, morgen gibt es dann den Härtetest.
Alles in allem kann ich aber schon mal sagen:
Geht!
Keine großen Abdrücke, die Feder ist stark genug das das Teil auch wieder ausgedrückt wird,
also ist ein Wechsel des Werkstücks ohne anhalten der Maschine möglich.
Rundlauf wie gesagt für diese Anwendung gut genug, aber verbesserungswürdig.
Ich mach die Tage mal noch in Bild von den Abdrücken, und berichte wie sich das ganze nach ein paar Stunden Einsatz
so verhält.
Hoffe mal das es für irgendwenn interessant war,
Soweit einen schönen Abend,
Grüße,
Mattis

[Max Schreiegg]

Hallo Mattis,

danke für Deinen umfangreichen Bericht!

Beim Lesen ist mir eingefallen, dass ich etwas vom Prinzip her ähnliches doch kenne: https://www.roehm.biz/fileadmin/content ... web_01.pdf
Vielleicht kannst du Dir da ja noch Anregungen für eine zweite Version holen oder gar sowas einsetzen.

Viele Grüße
Max

[oldy-2913]

Moin Mattis
Saubere Arbeit ...

Für die Mitnehmer hätte ich meißelartig angeschliffene Bolzen in Sacklöcher eingesetzt,
die ich mit Madenschrauben von außen festgesetzt hätte ...

Gruß Wolf ...
PS: Man kann auch mehrere Bilder in einem Beitrag einbinden ...

[matthias_branschke]

Hej ho,
Fand's so hal am übersichtlichsten.
Gegen die Sicherung von Außen sprachen im meinen Fall die limitierenden Maße.
Die Gewinde sitzen auf einem 23mm Durchmesser. Hab also nach außen noch 1mm Wandstärke.
War schlicht kein Platz um da Bolzen mi einer Schraube von Außen als Sicherung einzusetzen.

Danke für den Tipp mit Röhm, werd da noch mal in Ruhe reingucken.

Jetzt kommt erstmal der Eigenbau zum EInsatz.
Liebe Grüße,
Mattis

[matthias_branschke]

Hej Zusammen.
So, die Spitze ist jetzt schon ein paar Tage im Einsatz und ich bin verliebt
Hab ungefähr 200 Teile rundgemacht, zusammenfassend kann man folgendes sagen:
Geil!
Anfangs gab's ein paar kleine Schwierigkeiten.
Hab bei einer Schraube vergessen Loctite zu benutzen, allso drehte sie sich rein.
Also nochmal einen Tropfen drauf, und zur Sicherheit von hinten noch eine zweite Madenschraube gegengedreht.
Quasi als Konterschraube.
Falls das Teil jmd. nachbaut und den Kopf vom Halter auch 20mm lang macht: M2 x10mm wär's gewesen...
Außerdem hatte ich unter den ersten 50 Teilen ein paar die ganz schön unrund waren.
Der Fehler war folgender:
ich hab gebohrte Kanteln mit fragwürdigen Stirnseiten eingespannt.
Wenn die Stirnseite sehr schief ist zieht sich das Holzteil komisch auf die Mitnehmer.
Also in Zukunft alles Planstechen und dann erst final runddrehen.
Hab ich dann auch gemacht (nochmal 150 Teile) und der Fehler war weg.
Ich drechsel übrigens fast nur in Pflaume/Zwetschge (bitte nicht kommentieren ) und Kirsche.
Die Mitnehmer gucken 1,5mm raus. Für die Kirsche könnte es ein bisschen mehr sein, für die Zwetschge weniger,
aber nicht schlecht als Kompromiss.

Hier mal zwei Bildchen:

DSCN3191.jpg (98.32 KiB) 5351 mal betrachtet

DSCN3192.jpg (72.34 KiB) 5351 mal betrachtet

[matthias_branschke]

Beim machen und tun hab ich außerdem gemerkt das es noch ein paar coole Verbesserungen durch die Spitze gibt.
1. Wenn man die Stinrseiten Plansticht müss man wenn man normalerweise zwischen Spitzen dreht die Reitstockpinole
nachziehen, sonst macht's fürchterliche Klappergeräusche wenn das Teil lose zwischen den Spitzen rumfliegt.
Muss man jetzt nicht mehr. Die Feder drückt das Teil einfach wieder gegen die mitlaufende Spitze.
So kann man auch wenn die Stinrseite sehr schräg ist diese fertig abstechen bovor man Reitstockseitig aktiv wird.
2. Ich hab mit lauter Teilen angefangen die mal als finalen Durchmesser 26mm kriegen.
Der Kopf des Halters hat 25 mm Durchmesser, dient also als gute Orientierung wie viel man noch wegdrechseln muss.
Muss in meinem Fall nur grob, weil den Rest die Metalldrehbank macht, aber ungefähr auf Durchmesser sollte man sein, weil
man sonst auf der Drehbank mit Automatikvorschuv fürchterliche Ausrisse am Ende kriegt.
Man muss als nicht mehr messen. Ist natürlich bei einem Teil egal, aber bei ein paar 100...
Gut, aber 25mm Durchmesser sind halt nur eine gute Orienteirung wenn das Teil auch ungefähr 25 + 3mm Durchmesser kriegen soll.
Hab mich also erstmal kurz gefreut, und dann überlegt wie man das ganze noch universeller machen kann.
Die Lösung sieht wie folgt aus:
POM mit einem 24 mm Forstnerbohrer bohren:

DSCN3194.jpg (133.36 KiB) 5339 mal betrachtet

und dann ignorieren das man mit Reibahlen nicht so viel mit einmal ausreiben soll, und die
25mm H7 Maschinenreibahle suchen, die ja in keiner Werkstatt fehlen darf, und das Teil aufreiben.

DSCN3195.jpg (124.86 KiB) 5339 mal betrachtet

Dann natürölich den Ring abstechen, und den Außendurchmesser vom Spitzenhalter nochmal anpassen
Waren vorher halt nur so ziemlich 25mm, aber der Ring sollte halt leicht auf die Spitze zu schieben sein.
Fotos fehlen an der Stelle leider...

[matthias_branschke]

Irgendwie muss der Ring ja dann noch auf dem Halter befestigt werden.
Also Halter zerlegen, und ab an die Fräse.
In den Kopf vom Halter ein Sackloch bohren und eine Nut fräsen (Loch 3,4mm, 3 mm tief, Nut auch 3,4mm ca. 1mm tief)
Sieht dann so aus

DSCN3196.jpg (107.67 KiB) 5317 mal betrachtet

DSCN3197.jpg (52.18 KiB) 5317 mal betrachtet

Hab die Idee telefonsich mit einem Kollegen diskutiert.
Dessen Idee war, den POM Zylinder so zu machen, das er als Indikator für 2 Durchmesser dient.
Schraube also in die Mitte, Zylinder mit 2 Absätzen drehen, und zack, alle schick.
Hab mich dann aber dagegenentschieden.
Warum?
1. Loch genau in die Mitte ist schwierig...
2. Die Schraube im POM Teil sitzt dann genau auf dem Übergang zwischen zwei Zylindern - macht sich doof
3. und das war mein Hauptgrund: wann man na an den Enddurchmesser des Holzteils kommt, und die dünnere Seite
des POM Zylinders in Betrieb hat, könnte es sein das man mit der Schrübröhre am Ring hängenbleibt.
Wollte ich vermeiden.

Watrum jetzt Nut und Loch?
Man könnte natürlich direkt auf dem Halter klemmen, aber das gibt auf Dauer einen Kreis häßlicher Abdrücke.
Daher wollte ich das die Schraube immer an der selben Stelle klemmt.
Ein Loch war die erste Wahl, das sichert Den POMaufsatz zusätzlich davor nach vorne abzurutschen.
Allerdinsg muss man so ein Loch ja auch finden.
daher die Nut. Die Schraube wird einfach so weit eingeschraubt das sie innen ein bisschen rausschaut, dann wird der Zylinder
aufegschoben (Backen vom Backenfutter sind nach hinten der Anschlag) Schraube festziehen, fertig.

[matthias_branschke]

Am Schluss dann noch den POM Zylinder auf den Halter schrauben und an der Drehbank auf Nenndurchmesser bringen:

DSCN3198.jpg (89.8 KiB) 5312 mal betrachtet

Die Länge vom Zylinder hab ich dann auf der Drechselbank angepasst.
Die Fase vorn war dazu gedacht das man sieht ob die Mitnehmer auch greifen.
Allerdings wird's dann schwieriger zu beurteilen wie nah man schon am Enddurchmesser ist, werd ich also
beim nächsten mal weglassen:

DSCN3199.jpg (68.67 KiB) 5312 mal betrachtet

So, das war's von mir, jetzt wird das ganze erstmal benutzt bis das bestellte POM für größere Ringe kommt.