Seit mir in der Sommerhitze ein paar Eichenäste quasi vor die Füße gefallen sind, wollte ich einen rustikalen Kerzenhalter bauen. Mir schwebte ein natürlicher Schwippbogen aus einem krummen Aststück vor, das oben die nötigen Löcher für Kerzen bzw. Teelichthalter aufweist. Es mussten so einige Monate ins Land ziehen, bis mich der heutige Geburtstag meiner Frau gestern motivierte, das Projekt endlich einmal anzugehen.
Leider ließ sich kein gekrümmtes Aststück finden, das genug Platz für die Kerzenaufnahme bot. Also musste ein geraden Abschnitt mit 13cm Durchmesser und 35cm Länge ran, aus dem ich zumindest an der Unterseite einen Bogen herausarbeiten wollte.
Mit einer Bandsäge wäre das eine Sache von Sekunden gewesen. Da ich aber keine habe, befolgte ich meinen eigenen, bei Karls Reagenzglasvasen verkündeten Ratschlag:
Aus diesem "etwas" wurde eine fast einstündige Trainingseinheit, in der ich mit Ziehmesser, Beil und nochmals Ziehmesser dem Holz die gewünschte Form gab.Mit Beil, Ziehmesser und Bandschleifer geht das auch. Es dauert nur "etwas" länger.
Den ersten Werdegang habe ich in selbsterklärenden Bildern zusammengefasst:
Die Quälerei für eine kaum sicht- und nur bedingt vorzeigbare Unterseite war mir genug, also landete das gute Stück dann doch auf der Drechselbank, um wenigstens die Oberfläche überdrehen zu können. Es wurde aber nicht einfacher: Damit der Rohling gerade so über dem Bett rotieren konnte, musste ich die Enden einkürzen. Mit der neuen Länge von knapp über 30cm ließ sich das Holz zwischen Schraubenfutter und Körnerspitze stabil einspannen, aber meine Maschine (Holzstar DB 900) begab sich nach dem Einschalten - aus sicherer Entfernung! - auf Wanderschaft. Mein Werkstück musste noch mehr Ballast abwerfen!
Die eh schon reduzierte Länge wollte ich belassen, also blieb mir nichts anderes übrig, als an der noch unbearbeiteten Seite die Ecken wegzusägen. Die ursprünglich angedachte, nur leicht gekrümmte Oberseite war damit nicht mehr realisierbar. Das Projekt Kerzenhalter war somit gestorben.
Ich erklärte die als Unterseite begonnene Fläche kurzerhand zur Oberseite und verpasste dem Stück einen schmalen Fuß. Wo möglich, blieb die Rinde dran. Leider wollte es mir bei den unterbrochenen Flächen und dem noch immer recht unruhigen Lauf einfach nicht gelingen, eine saubere Oberfläche zu schneiden. Nach dem Drechseln war also noch recht viel Schleifarbeit erforderlich, aber auch das nahm ein Ende. Zum Abschluss gab es noch die letzte Ölung mit Leinöl.
Was als Kerzenhalter begann, endete dieses Mal als rustikale Eichenschale:
(Höhe 10cm, Breite 13cm, Länge 30cm.)
Meine Frau hat sich über das spontane Geschenk gefreut und für Weihnachten hätte ich auch schon eine Idee... eine Bandsäge.
Schöne Grüße!
Steffen