Vibrationen/Spiralen in Schale

[Beavis165]

Hallo,

ich bin gerad extrem verzweifelt und super deprimiert, da es mir nicht gelingt, eine Schale zu drechseln.

Habe einen trockenen Kirschklotz von 200x200x60, gekauft bei Mark Terhörst.

Eine Seite habe ich plan gehobelt, damit die Planscheibe fürs Backenfutter (Record Power SC3) vollflächig aufliegt. Aufgespannt in meine kleine Holzmann D460FXL wurde der Rohling erst einmal rund geschruppt mit einer 13mm Crown Schalenröhre (45° Fingernagelanschliff).

Der Boden wurde anschließend leicht hinterschnitten und ein Rezess eingearbeitet. Beim Rezess ausarbeiten sind schon deutlich die metallisch röhrenden Schwingungen zu hören. Mit minimalstem Druck konnte dieser mittels 3mm Crown Abstechstahl ausgearbeitet werden.

Nun gings an die Außenform. Ich gehe so vor, wie es im Buch "Grundkurs Drechseln" beschrieben ist. Die frisch geschärfte Röhre schneidet (MIT der Faser) butterweich und es entstehen ellenlange aufgedrehte Holzspiralen, die bis nach Meppen fliegen. Drehzahl liegt etwa bei 800 Umdrehungen.



JETZT kommt die Problematik:

MAX 0,5-1mm Spanabnahme und trotzdem fängt es an metallisch-dumpf zu röhren und schwingen, sodass die Schale unrund läuft und sich sehr starke Spiralen im Holz bilden. Beim Rundlauftest klingt es, als wäre es ein Rohling.
Schnitt komplett neu angesetzt. Minimale Spanabnahme. Röhrenhaltung so wie im Buch sehr gut erklärt. Trotzdem versucht, die Röhre anders zu: drehen, kippen, schwenken. Handauflage und Drehzahl in alle Richtungen verändert, aber nichts behebt das Problem. Auch sitzt die Schale bombenfest und absolut Spielfrei in der Drechselbank.

Die ersten 2cm ab Schalenboden sind total sauber und dann kommen die Schwingungen und dadurch auch diese Spiralen und die Schale läuft direkt unrund an den besagten Stellen.

Auch wird beim schneiden die Röhre SO heiß an den ersten 3cm (ab schneide), das die Schneidspitze sogar schon blau anläuft. Dieses Phänomen schiebe ich auf das seeehr trockene, harte Holz.

Wer kann helfen? Liegt es vielleicht an der Spielzeughaften Handauflage mit 16mm Zapfen, welche in Schwingung gerät? Habe vor DIESER Schale eine aus Ahorn (selbe Maße, selber Verkäufer) gedrechselt und auch hier war das Problem da, aber nicht so extrem schlimm.


Viele Grüße

Christian

[drmariod]

Sicher, dass das Werkzeug scharf ist? Wie schärfst Du?
Was bei mir als Anfänger nen Riesen Unterschied gemacht hat war, das Werkzeug auf die Handauflage drücken und nicht gegen das Holz... da wurde alles schon mal bedeutend besser!

[Joschone]

Bilder sagen mehr als Worte!
Zeig mal deine Planscheibe und das Backenfutter!

[bernardo]

Hallo,

wie Josef vermute ich auch da den Wurm eine Planscheibe ziehe ich übrigens dem Planscheibenring immer vor.

Gruß Bernd

[Beavis165]

Sicher, dass das Werkzeug scharf ist? Wie schärfst Du?
Was bei mir als Anfänger nen Riesen Unterschied gemacht hat war, das Werkzeug auf die Handauflage drücken und nicht gegen das Holz... da wurde alles schon mal bedeutend besser!

Drücke die Röhre auf die Handauflage und lasse die Fase auf dem Holz nur gleiten, wobei ich die Röhre nicht krampfhaft runterdrücke, sondern mit mäßigem Druck, sodass ich sie auf der Handauflage noch fließend ohne stocken bewegen kann.
Schärfen tu ich mit dem Bandschleifer mit Eigenbauvorrichtung und die Röhre ist wirklich sehr scharf.


Werde morgen Bilder oder sogar ein Video machen.

Diese Spiralen entstehen halt erst DANN, wenn diese starken Schwingungen vorhanden sind.

Gibt es für dieses Schwingungsproblem weitere dafür ganz typische Fehlerquellen?


Gruß

Christian

[Beavis165]

Bilder sagen mehr als Worte!
Zeig mal deine Planscheibe und das Backenfutter!

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Die Backen sind fest und schließen sauber und spielfrei.

[Joschone]

Bilder helfen mir in diesem Fall auch nicht!
Hast du bei deinem Futter auch die Wurmschraube?
Wenn ja würde ich die Aufspannmethode auf jeden Fall der mit dem Ring vorziehen!

[oler handwerker]

hallo christian

ruf mich doch mal an.

meine telefonnummer steht im telefonbuch.
ich wohne in gyhum-bockel.

[Eisbär]

Gibt es für dieses Schwingungsproblem weitere dafür ganz typische Fehlerquellen?

Hallo,


yep, die typischste aller Fehlerquellen steht steht vor der Bank .

....und ist auf, gelinde gesagt, "suboptimale Werkzeugführung" zurückzuführen.

Komisch ist, daß hier immer das Equipment herhalten muß

Willi hat Dir ein sehr gutes Angebot gemacht. Der hat die richtigen Schwingungen auf Lager um Deine zu neutralisieren

Viel Erfolg

Josef

[BLL]

Hallo Christian,
auch wenn eigentlich schon alles geschrieben ist:

"Habe vor DIESER Schale eine aus Ahorn (selbe Maße, selber Verkäufer) gedrechselt und auch hier war das Problem da, aber nicht so extrem schlimm."

Am Holz liegt es nicht, am Verkäufer auch nicht.

Auch wird beim schneiden die Röhre SO heiß an den ersten 3cm (ab schneide), das die Schneidspitze sogar schon blau anläuft. Dieses Phänomen schiebe ich auf das seeehr trockene, harte Holz.

Am Holz liegt es immer noch nicht. Wenn das Eisen so heiß wird ist heftig Reibung im Spiel:
Sind die Werkzeuge wirklich scharf?
-> mit Sicherheit zu viel Druck aufs Werkstück
-> zu hohe Drehzahl?
-> kein Freiwinkel?

Die ersten 2cm ab Schalenboden sind total sauber und dann kommen die Schwingungen und dadurch auch diese Spiralen und die Schale läuft direkt unrund an den besagten Stellen.

Ab diesem Moment verursacht das größere Hebelmoment (Abstand zur Drehachse ist höher) zusammen mit dem zu starken Druck auf das Werkstück Schwingungen, dies führt zu Rattermarken.

Fazit:

die typischste aller Fehlerquellen steht steht vor der Bank

Nimm das Angebot vom olen Handwerker an und bring deine Eisen mit, dir wird vieles klarer werden.

[Erick]

..... nur noch eine Bemerkung , Beavis 165 schreibt oben, die Röhre wird sehr heiß und an der Schneide blau , wie Bill schon richtig bemerkt , es liegt zu viel Druck auf dem Werkstück. Natürlich wird jede Röhre beim Drechseln mal heiß das ist klar, aber nur wenn sie mit zu viel Kraft ans Holz gedrückt wird kann eine Schneide blau werden. Drechseln sollte eine GEFÜHLSSACHE sein !!! Und ohne Anstrengung vonstatten gehen.Viel Kraft ist gar nicht nötig, natürlich sieht es bei Schalen um 50 cm . Durchmesser etwas anders aus.
Gruß Erick

[Beavis165]

Werde das Angebot auf jeden Fall annehmen.

Viel Druck übe ich meines erachtens nach nicht aus, aber das bekomme ich dann ja bestimmt gut erklärt

Danke für die ganzen Tipps und Ratschläge, ich werde dann schreiben, wo genau der Fehler lag.

[Beavis165]

So...

Nach einem ausführlichen und sehr informativen Telefonat mit Wilhelm bin ich ein guten Schritt weiter. Zum größten Teil liegt es an der nicht perfekt geschärfte Röhre und zuviel Druck gegen das Holz.

Die nicht ausreichende Schärfe verleitet einen Anfänger wie mich, die Röhre stärker in den Schnitt zu drücken und dadurch entsteht A die große Hitze und B die Vibrationen und Wellen/Rattermarken.

Werde seine Tipps umsetzen und dann nochmal berichten. Neues Testmaterial ist gestern erst mit der Post eingetrudelt. Ein Nuss- und ein Escheklotz.


Weiterhin möchte ich an dieser Stelle noch einmal sagen, das ich von anfang an sehr wohl mich selbst als Fehlerquelle in Betracht gezogen habe, allerdings die Mechanik zu 100% ausschließen wollte.

Danke an alle die mir geholfen haben


Gruß

Christian

[drmariod]

War wie gesagt auch meine Erfahrung und seit dem ich den Nassschleifer direkt neben der Bank stehen habe, mache ich die kurze Schleifpapier auch gerne und oft...

Ich hab die Tage beim Drechseln an die ersten Autofahrstunden gedacht... als man das Lenkrad mit aller Kraft festhält und komplett unentspannt ist... genauso fühle ich mich bei manchem Werkzeug, weil die Erfahrung noch fehlt... Schönes Beispiel ist der Meißel...

Üben und Geduld ist denke ich für den Afänger das wichtigste

[Hajo]

Salü Christian
danke für den Beitrag. Ich habe offenbar auch mit zuviel Druck gearbeitet.

[GentleTurn]

..... nur noch eine Bemerkung , Beavis 165 schreibt oben, die Röhre wird sehr heiß und an der Schneide blau

Moin,

das sieht wirklich nach Kraftakt aus. Das bei nur 800 Umdrehungen. Natürlich werden die Spitze und Späne mal heiss,
aber nicht so, dass der Stahl Verfärbungen bekommt. Krass.

Wenn das Werkzeug wirklich scharf ist, zudem mit richtigem Werkzeugeinsatz geschnitten wird, dann brauchts nur wenig
Kraft. Wenn man es richtig macht, brauchts noch nicht mal die Hand, um das Werkzeug auf die Auflage zu drücken,
denn dann führt das Holz / die Fase den Schnitt von fast ganz alleine. Wir Drechsler lenken dann nur noch.

Falls es nicht die Lager sind, die zusätzlich Probleme machen, dann empfehle ich zudem Reitstockunterstützung.
Die angebotene Hilfe würde ich auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

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Für mehr Infos empfehle ich die hervorragende Videoserie vom Profi Stuart Batty. 38 Filme mit jeder Menge
Grundlagen. Der Mann ist Berufsdrechsler wie sein Vater und ein "Name" (nicht nur) in den USA.
https://vimeo.com/woodturning

Hier u.a. Finishing Cut Demonstration https://vimeo.com/68642333
Oder
Fundamental #3; Video 2; Importance of Sharpening A
https://vimeo.com/68784527
und Fundamental #3; Video 3; Importance of Sharpening B
https://vimeo.com/68784528

[Beavis165]

An dieser Stelle möchte ich abschließend erwähnen, dass das Problem behoben ist. Es lag tatsächlich an der Schärfe des Werkzeuges.
Habe meine Röhre nun grob vorgeschliffen, dann mit feinem Korn hinterher und dann auf einer selbstgebauten, profilierten Abziehscheibe aus Multiplex abgezogen. Schneidet wie sau, hielt die Schärfe aber nicht soo lange (weil trockenes Holz??). Dann einfach erneut abgezogen und das reichte aus.
Handauflagenhöhe und Technik anhand den Anweisungen vom Willy umgesetzt und das haut jetzt super hin. Die besagte Kirschschale ist nun fertig und aktuell ist ein Nussbaum Rohling aufgespannt, dessen fertige Außenseite gerade trocknet (Danish Oil).

Mit dem Schraubeinsatz fürs SC3 Futter gibt es, finde ich, schneller Eigenschwingungen als mit dem Planring.
Werde künftig für kleinere Objekte das Schraubfutter benutzen und die "größeren" den Planring.

Danke an alle für die Hilfe


Gruß
Christian

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