Die Schleiferei - wie macht Ihr das nur?

[DrechselFlo]

Hallo zusammen,

ich bin der Florian aus der Nähe von Landshut und seit ca. einem Jahr sowohl begeisterter als auch blutiger Anfänger an der Drechselbank.

Das Drechseln selbst funktioniert sehr gut, aber ich bekomme das Schleifen von Schüsseln einfach nicht richtig auf die Reihe. Jedes Mal habe ich die Längsriefen im Werkstück und natürlich steht und fällt mit der Oberfläche die Qualität vom Werkstück.

Ich habe auch schon reichlich recherchiert und Forumsbeiträge gelesen. Nachdem ich zu Beginn das rotierende Werkstück mit der "Hand" und Schleifpapier geschliffen habe, habe ich es auch mit einem rotierenden Handschleifer versucht. Auch die Tipps, dass man mit einer Körnung ans Werk gehen soll, die gefühlt zu rau ist oder dass man wieder einen Step bei der Körnung zurückgeht, wenn die Rillen nicht weggehen.... Ich komme hier einfach nicht wirklich weiter.

Als Beispiel habe ich Euch zwei Bilder meiner letzten Schale eingefügt, hoffentlich ist es dadurch recht gut ersichtlich.

Hat jemand der Profis hier einen Tipp für mich, ich wäre wirklich sehr dankbar

Vielen Dank und beste Grüße

Florian

[Mue]

Hallo Florian

für mich sieht das aus als ob du zu grob rangegangen bist und dann auch noch ohne rotierende oder oszillierenden Schleifer.

Meine Empfehlung: Noch mal überdrehen, mit möglichst scharfer Röhre, wenig Spandabnahme. Zuerst so glatt wie möglich drechseln.

Der Beruf heißt Drechsler und nicht Schleifer

Wenn die Oberfläche nach dem finalen Scnitt passt probier mal mit 120er oder vielleicht 180er nebeneinander am Werkstück aus ob die Riefen weggehen. Eine Nummer gröber geht immer. 80er nehme ich selten, 60er habe ich gar keines.

Und noch eines: Das Papier (besonders das Grobe) in Bewegung halten und keinen Druck ausüben sonst gibt es neue Riefen. Bei Spindelabeiten bei jeder Schleifstufe zum Abschluß bei stehender Maschine in Faserrichtung schleifen. Geht bei Schalen nicht so gut, hilft aber auch.

Bei Schalen benutze ich gepolsterte Schleifpads am Akkuschrauber, mit z.B. Hope Pro Sander geht es auch, ich komm damit aber nicht so gut zurecht.

Ziel muss immer sin so wenig wie möglich, Ausrisse bei Schalen "wegzuschleifen" ist nicht die Lösung. Besser an der Schärfe der Eisen und der Werkzeugführung arbeiten.

Manfred

[Jesse]

Hallo Florian,
ich möchte Mue zustimmen. Drechsel immer erst fertig und beginne dann zu schleifen. Die Schüssel, die du hier zeigst ist definitiv noch nicht so fertig, das man mit dem Schleifen beginnen sollte.

Gruß Jesse

[Snake-Jo]

Da kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen: fein drechseln mit scharfer Röhre und dann mit feinem Papier unter wenig Druck beschleifen.

[wattsi]

Kontinuierlicher, gleichmäßiger Vorschub, nicht absetzen! Spahn, dünn ohne Druck, muss fließen. Stabile Haltung, Griff am Körper abstützen. Ohne Dich beobachten zu können, ist es schwierig "den" passenden Rat zu geben. Vielleicht schneidet die Röhre auch nicht überall gleich, da muss man halt den optimalen Punkt finden.

Wolfgang

[Faulenzer]

Die Qualität des Schleifleinen ist auch nicht unwichtig.

Dann die richtigen Schritte einhalten, 80, 120, 180, 240, 320,…..

Und mit Maschine schleifen ohne viel Druck. Auch gegenläufig. Wenn mit 240 nicht alle groberen
Riefen weg sind wieder mit 120 anfangen.

[Doc007]

Moin Florian,

das sieht mir nach viel zu viel Druck beim Schleifen aus. Das gibt solche Riefen, die mit Schleifen auch nicht wieder wegzubekommen sind und nur schlimmer werden. Da hilft nur die scharfe Röhre.

Geringe Drehzahl und geringer Druck beim Schleifen gibt einen gleichmäßigen Abtrag der Hochstellen und eine gute Staubabfuhr. Dabei natürlich nicht auf der Stelle schleifen. Hohe Drehzahl und hoher Druck gibt nicht mehr Abtrag sondern stumpft das Schleifmittel übermäßig ab und behindert die Abfuhr des abgetragenem Materials. Dieses verpempt dann das Schleifmaterial mit Staub und Abrieb von den Schleifkörnern, erzeugt viel Wärme und verhärtet sich. Dann gibt es auch keinen homogenen Abtrag mehr sondern die zunehmend schlechtere Oberfläche.

Brauchbare Schleifmittel setze ich mal voraus. Und verrutschtes 180er ist kein 240er sondern Abfall.

Gruß
Andreas

[Schnedo]

Hallo Florian

Ich schliesse mich meinen Vorrednern an. Ein Punkt noch: je nach Holz beginnt es auch bei feiner Spanabnahme zu rattern, ist ja abwechselnd Langholz und Querholz. Nach dem rattern hüpft dir auch das Schleifpapier und du bekommst keine gute Oberfläche. Solche Unebenheiten beseitige ich gerne mit einem schweren Schaber mit negativem Anschliff. Wenn bekannte Drechslergrössen wie z. B. Simon Hope dies so machen dürfen wir das doch auch. Beim Schleifen beginne ich fast immer bei 80er Körnung, ich bin da zu wenig stolz um zu sagen ich fange erst mit 240er an. Und wie gesagt, wenn nach dem 180er noch Spuren zu sehen sind nochmals mit 120er darüber.

[siloko]

Hallo Florian,
von den anderen Mitgliedern hast Du ja schon die meisten Infos bekommen.
Ich schleife ab Körnung 240 alles (Schalen, Stifte, Schlüsselanhänger pp) bei stehender Maschine in Richtung der
Maserung. Selbst 400 Schleifmittel können ganz feine Spuren hinterlassen, die eventuell nach dem polieren
sichtbar werden.
Ich hatte schon mal den Fall, dass eine 40er Schale, gebeizt, geölt und poliert, solche Spuren aufwies.
Ich habe sie wieder komplett abgeschliffen und wie oben beschrieben bearbeitet.
Mit einem top Ergebnis.
Grüße aus Mainz

Sigi

[Erick]

Hallo
Mue hat oben geschrieben, noch mal überdrehen mit feiner Spanabnahme, daß mache ich mit einer kleinen 10 mm. Schalenröhre, damit es auch wirklich ein ganz feiner Span ist. Danch sind ,, rauhe Stellen ,, fast veschwunden.
Gruß Erick

[da_Joe]

Hallo,

also die Hinweise: Besser Drechseln (lernen) macht weniger Stress beim Werkstück schleifen, sind gut und berechtigt.
Aber: Wollen wir doch mal ehrlich sein, die meisten von uns haben mehr oder weniger auch so angefangen - Es sprach er Dreher Eilich, was ich nicht dreh, das schleif ich!


Ich selber hatte an der Stelle damals auch ein paar rübennasige Ratgeber, dadurch habe ich viel Schleifzeug gekauft, das jetzt ein Rest-Lebens-Zeit-Bestand im Keller ist - und das mit 50 Lenzen!

Was ich dem Anfänger sagen würde:
- Kauf nicht zu viel und wenn, dann immer hochwertiges Scheifmaterial. Sonst hast auch solche Bestände wie ich
- Beim händisch auf der Bank Schleifen: Öfters anhalten und begutachten. Nicht das Werkstück _unrund_ schleifen. Mit Vorsicht und Bedacht auch mal linksläufig ausprobieren. Den Wechsel zum frischen Leinen nicht zu lang raus schieben. Mal ein Stück Schaumstoff drunter (unter das Schleifleinen) legen. Nicht zu viel Hitze im Werkstück erzeugen - hilft niemandem.
- Beim maschinellen Schleifen auf der Bank: Nicht jedes System kaufen. Ein drehzahl-regulierbarer Winkelschleifer mit 115er und 75er Pads reicht um "Dich werd ich schon glatt schleifen" mehr als weit genug zu treiben.
- Wenn noch keine Absaugung vorhanden (oder?), dann bitte wenigestens eine simple (heutzutage) FFP2 Maske tragen.

Viel Erfolg
Joe

[DrechselFlo]

Hallo zusammen,

vielen, lieben Dank für all die Informationen und Anregungen.
Wirklich toll und beeindruckend, wie in diesem Forum weitergeholfen wird.

Danke und ein schönes Wochenende,

Florian

[DirkM]

Hallo Florian,

Manchmal ist es auch mit noch soviel Mühe und wenig Druck beim überdrehen,einfach nicht zu lösen.
So ist es bei mir jedenfalls!
Drehwuchs, usw. Hirnholz-Langholz
Manche Schalen gelingen ohne Probleme und dann gibt es wieder Exemplare die wollen nicht für mich perfekt werden.
Holz ist ein Naturprodukt und das müssen wir akzeptieren!
Das richtige hochwertige Schleifpapier-- bei mir ist es das von Mirca- hilft aber schon unglaublich weiter.
Gruß Dirk

[wattsi]

Manchmal ist es auch mit noch soviel Mühe und wenig Druck beim überdrehen,einfach nicht zu lösen.
Manche Schalen gelingen ohne Probleme und dann gibt es wieder Exemplare die wollen nicht für mich perfekt werden.
Gruß Dirk

Das habe ich auch erfahren müssen.... Eibe, auch verschiedene Faserrichtungen.
Letzter Ausweg: CA Kleber auf die rauen Stellen, verteilen, am besten ganzflächig, da sonst e. Farbunterschied zw. behandeltem/unbehandeltem Holz entsteht. Nach dem Härten schleifen. Ist wohl nur bei kleinen Teilen zu machen, war nur ein Teelichthalter, ca. 10cm Dm, h=5cm.
Bei Interesse mach ich ein Foto...

Wolfgang

[Mue]

Hallo Wolfgang

CA-Kleber würde ich jetzt nicht nehmen, ich bin mir aber sicher das das funktioniert. Da bleibt die Schale halt rustikaler und eine andere wird dafür glatter.

Man kann aber auch noch weichere Mittel nehmen, kommerzielle "Sanding Sealer" oder selbst gemischte mit Schellack können auch schon weiterhelfen, wohlgemerkt aber erst zum Finish hin.

bei mir ist es das von Mirca

Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Wenn man nur Baumarkt-Schleifpapier kannte erlebt man einen AHA-Moment.


Manfred

[wattsi]

Danke für den Tipp mit Sanding Sealer, werde ich mir zulegen...

[der Kirner]

Servus beinand
Ich nehme auch Sanding Sealer, damit wird's zwar ziemlich glatt, aber man sieht trotzdem, dass es eigentlich eine rauhe Stelle ist!!
Gruß Hans

Wenn ich wüsste, wie ich Fotos hier zeigen kann, würde ich gerne ein Beispiel zeigen
Vllt kann 's mir jemand erklären, so dass es auch ein Rentner versteht

[mascheck]

Vllt kann 's mir jemand erklären, so dass es auch ein Rentner versteht

Hier wirst du geholfen...

viewtopic.php?f=284&t=52198

[der Kirner]

So liebe Drechselfreunde
Ich hoffe, dass das jetzt klappt?

Meine gestern fertig gedrechselte Schale in 4 verschiedenen Ansichten

20221118_134712.jpg (128.85 KiB) 4181 mal betrachtet

[Hölzerkarl]

Hallo Drechselfreunde,
mit dieser Ausrüstung habe ich bisher alles
perfekt glatt bekommen.

P1070571 (FILEminimizer).JPG (82.82 KiB) 4085 mal betrachtet

Geschliffene Grüße aus dem Werratal

Der Karl

[Doralf]

Moin,
mir wurde an dieser Stelle aus berufenem Mund hier im Forum schon gesagt:"mit dem Schleifen ist man fertig, wenn man mit dem Schleifen fertig ist".
Also, scharfes Werkzeug und Schleifpapier, das auch noch schleift und dann viel Geduld.

Grüßle
Doralf

[der Kirner]

Hallo Karl
Mich und wahrscheinlich nicht nur mich, würde mal interessieren, wo du diese umfangreiche Schleifausrüstung bezogen hast?

Gruß Hans

[Hölzerkarl]

Hallo Hans "der Kirner",
vieles auf dem Foto habe ich bei Heinz Wiedemann erworben.

Der Winkelschleifer hat einen geringen Durchmesser im Motorbereich.
Man kann mit einer Hand die Maschine gut halten. Die Maschine hat eine
el. Drehzahlregelung.

Angebot findet man hier:

https://www.drechslertreff.de/c/maschin ... inen-set-s

Die Schleifteller mit weichen Unterlagen habe ich im Auktionshaus gefunden.
Ich habe auch Schleifteller ohne Polster für spezielle Zwecke.

Was auf dem Bild zu sehen ist passt gut unter den Weihnachtsbaum.......


Freundliche Grüße aus dem Land mit der größten Waldfläche, dem Hessenland.

Der Karl

[Hölzerkarl]

Zum guten Schlusss habe ich ein Video gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=XSEal6Js20w

Gruß zum Montag

Der Karl

[Bernd Schröder]

Moin!
Eigentlich ist ja schon alles beschrieben.
Trotzdem hier meine Vorgehensweise:
1. Form drechseln
2. Beim Form Drechseln den Final Cut üben
3. Röhre schleifen (!) und den Finalcut machen
4. Wiederholen bis ich mit der Oberfläche zufrieden bin
5. Schleifen mit Akkupolierschleifer P120 bis P240 bis P800 je nachdem
Dabei schwierige Stellen bei stehender Maschine vorschleifen
Links-/Rechtslauf beim Schleifen verwenden

Scharfes Schleifpapier und mäßiger Druck sind gut für das Ergebnis.