Holzwachs selbst hergestellt

Tipps & Tricks rund um die Drechselei

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woodfreak
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Holzwachs selbst hergestellt

Beitrag von woodfreak »

Meine Überlegung war ein Wachs zur Oberflächenbehandlung zu verwenden, vom dem ich die Inhaltsstoffe kenne und dessen Zusammensetzung bzw. Konsistenz ich selber steuern kann.

Nach vielen Recherchen habe ich mich für Bienenwachs entschieden.
Gut das kennen alle. Aber im Januar von einem Imker, dessen Tagwerk auch erst beginnt wenn die Bienen aktiv werden, Bienewachs zu bekommen, war doch nicht so einfach.
In einem Kräuterlädchen wurde ich fündig. Die nette Verkäuferin hat mir Deckelwachs wärmstens empfohlen. Das sei das Beste und würde auch für kosmetische Zwecke genutzt.
Ähnlich ist es mit dem Carnaubawachs welches wohl das härteste Naturwachs ist.
Zum Olivenöl muss man nicht viel sagen. Man kann es ja auch als Massageöl nutzen und riecht auf der Haut sogar recht angenehm.
Also habe ich 2 Teile Bienenwachs, einen Teil Carnaubawachs und fast zwölf Teile Olivenöl im Wasserbad erhitzt, bis das Wachs vollständig geschmolzen war. (Carnaubawachs schmilzt erst bei 90°) Umrühren und wieder abkühlen lassen, fertig.
Mit der Ölmenge musste ich mich herantasten, habe mehrmals Öl zugegeben und wieder erhizt bis die gewünschte Konsistenz erreicht war.

Herausgekommen ist ein Holzwachs, welches sich mit einem weichen Leinentuch auf das langsam rotierende Objekt leicht auftragen lässt. Es entsteht je nach Holzart ein samtweicher seidigmatter Glanz und es ist völlig geruchsneutral.
Nichtzuletzt erlauben diese biologischen Inhaltstoffe die Verwendung für Spielzeug und Objekte die für Lebensmittel genutzt werden sollen und man kann nach Herzenslust experimentieren bis man seine gewünschte Mixtur gefunden hat.

Ich habe 25g Carnaubawach, 48g Bienenwachs und 285g Öl eingesetzt und habe jetzt ein Honigglas voll Wachs.

Das reicht sicher ewig.

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Viel Spaß beim Experimentieren

und viele Grüße

Gerd
Ob Drechseln, Malen oder Bildhauen; es ist die beste Medizin um den Alltagsstress von der Seele zu spülen.
Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Hallo Namensvetter,

nimm bei der nächsten Mischung reines Walnußöl (nicht das mit Walnußaroma)
und Du hast keine Probleme mit ranzig werden mehr, wie bei Olivenöl.

In den frühen Tagen des Forums sind ganze Sternwanderungen zum nächstgelegenen
Aldi Markt organisiert worden, wegen dem Öl , das waren noch Zeiten.....
Spaß und Späne©
Gerhard
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Der Biesdorfer
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Beitrag von Der Biesdorfer »

Hallo Gerd,

was meinst du wie hart dein Wachs wird, kannst du das mit einem bekannten Produckt vergleichen?

Fröhliche Grüße
Der Biesdorfer
Bei Krämern lernt man kaufen,
bei Säufern lernt man saufen,
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bei Trinkern lernt man trinken und
das Drechseln beim Durchgedrehten.
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Tüftler
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Beitrag von Tüftler »

Hallo Gerd,

Ich muss Gerhard Recht geben.
Ich hatte mal eine Birkenkugel mit einer Mischung aus Wachs und Olivenöl behandelt.
Vor kurzem holte ich die Kugel mal vom Ständer und stellte fest, das sie fürchterlich klebt und stinkt!
Es war ein Versuch. Normalerweise nehme ich nur reines Carnauberwachs oder Danish Oill.

Gruß,
Tüftler
Nur wenn man die Kritik anderer akzeptiert, kann man lernen und besser werden!
Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

@Biesdorfer,
kann genau eingestellt werden...

zu hart, warm machen und Öl dazu

zu weich, warm machen und Carnauba da zu,

so lange bis es passt, oder eh alle ist :-S
Spaß und Späne©
Gerhard
woodfreak
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Beitrag von woodfreak »

Hallo zusammen,

nun versuche ich gleich auf mehrere Fragen zu antworten.
Also vor der Entscheidung für Olivenöl habe ich mir unterschiedlichste Informationsquellen angeschaut. Das Ranzigwerden wird eher bei Lein- und anderen Ölen beschrieben. Aber auch bei Olivenöl ist Öl eben nicht gleich Öl. Betrachten wir es als Versuch.
Von Erfahrungen kann ich noch nicht reden. Dazu muss schon noch etwas Zeit vergehen. Es machte aber durchaus Sinn, zu gegebener Zeit nochmals darüber zu diskutieren.

Was die Festigkeit betrifft, ist das eine subjektive Bewertung. Es ist in meinem Fall ziemlich fest (etwa wie Butterschmalz zum Braten), aber man kann es mühelos mit einem Leinentuch aus dem Glas aufnehmen und man nimmt in dieser Konsistenz auch nie zuviel auf.
Ich nehme an, dass vorrangig Carnaubawachs die hohe Festigkeit bringt. Man könnte von Beginn an weniger einsetzen, oder wie Gerhard schreibt, wenn das Wachs zu fest erscheint, nochmals erwärmen und weiter Öl zusetzen. Das ist eben das Geniale. Mit diesen Korrekturmöglichkeiten kann man nichts kaputt machen.
Und das Wallnusöl werde ich bei weiteren Aktionen auch ausprobieren.

Danke für die Anmerkungen und Fragen.
Genauso stelle ich mir anregende und fruchtbringende Diskussionen vor.

Viele Grüße

Gerd
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Ridcully
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Ölerfahrung

Beitrag von Ridcully »

Hey Gerd,

ne, Leinöl wird nicht ranzig. Leinölhalböl - Firnis fand schon früher Anwendung auf Holz an sich und Möbeln. Mit Leinöl feuert sich jede Maserung richtig gut an. Selbst ausgeblichene Möbeloberflächen bekommt man damit wieder richtig schön. Riecht erstmal ungewohnt, das stimmt. Der Geruch läßt aber bald nach, selbst bei großflächiger Anwendung ( Schrank z.B.). Die erzielte Oberfläche, nach mehrmaligem Einarbeiten, ist so seidenmatt glänzend, etwas Wasser abweisend, aber nicht ewig. Aber das Öl wird fest und klebt nicht an der Oberfläche, wenn man es richtig, mit dem Handballen, einarbeitet.

Gruß
Andreas
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