Weitere Tipps aus dem Nähkästchen - Teil 2-4

Tipps & Tricks rund um die Drechselei

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Klaus-Peter
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Weitere Tipps aus dem Nähkästchen - Teil 2-4

Beitrag von Klaus-Peter »

Aus dem Nähkästchen Teil 2: Messer und Röhren

Die ersten winzigen Messerchen aus einem Baumarkt hinterließen nicht viel mehr als Kratzspuren auf dem Holz, ein paar abgesetzte Messer von anderen Drechslern wirkten auch keine Wunder. „Kirschen“ war nicht sehr überzeugend, obwohl es da unterschiedliche und ganz ordentliche Qualitäten gibt. Da bekam ich vor gut 35 Jahren den Tipp: „Carl Heitmann Wolfram-Stahl“. Die Firma saß in Wuppertal später in Dortmund und produziert meines Wissens nicht mehr. Auf den Messern steht „CHW“.

Eine 10mm Formröhre war ein Wunder an Schärfe und Standzeit. So etwas Bissiges habe ich von keinem anderen Hersteller jemals in der Hand gehabt. Für eine 20-cm-Klinge zahlt man aber leicht 120 Euro. Nach wenigen Jahren hatte ich sie leider auf dem Schleifbock weggeschliffen bis auf 4 cm (dazu später mehr), eine zweite folgte. Später kam eine 13 mm dazu, mit der ich bis heute mit Begeisterung arbeite. Ebenfalls habe ich einen Meißel von Heitmann, ein Wunder an Härte. Ich hörte, dass die besondere Verwendung von Wolfram das bewirkt. Vielleicht weiß ja jemand mehr dazu. Eine teure Sorby-Röhre hat bei mir nur eine Woche gehalten, da brach sie einfach beim Einhaken durch. Das habe ich nie wieder bei anderem Werkzeug erlebt.

Ich habe mich wie viele andere sicher auch, auf eine kleine Auswahl von vielleicht 8 Messern beschränkt, die ich griffbereit an der Bank liegen habe und mit den ich all das mache, was meine Fähigkeiten zulassen. Erst vor einem Jahr kam ich durch ein YT-Video auf die Idee, mir eine Schalenröhre zuzulegen, denn mit der Formröhre hat man in tieferen Schalen kaum eine Chance, ohne dass einem die Stücke um die Ohren fliegen. Zumindest ich nicht. Die relativ enge Schalenröhre ist da deutlich unkritischer, leider habe ich eine mittlere Länge gewählt, später aber festgestellt, dass man mit einem längeren Griff erheblich mehr Gefühl und Kraft hat. Eine späte Erkenntnis, die aufgrund der Mini-Messerchen meiner Anfängerzeit lange auf sich warten ließ. So werde ich mir wohl einen längeren Griff drehen.

Meine neueste Errungenschaft ist ein Bohrfutter mit Konus für den Reitstock. Dann einen hochwertigen Forstnerbohrer von 40 oder 50mm rein und schon kann man beim Aushöhlen einer Schmuckdose eine Menge Holz in kürzester Zeit wegschaffen. Die Zentimetereinteilung auf der Pinole der Midi I ist dabei eine gute Hilfe. Als Drehzahl nehme ich beim Bohren 300-350 Umdrehungen. Wenn ich anschließend mit dem Abstechstahl die Außenwand einsenke, brauche ich nur noch mit dem Schruppstahl den Steg dazwischen abräumen. Dann noch mit der Schalenröhre etwas Kosmetik an den Flanken und fertig ist die Innendose. Das geht sicher mit speziellen Aushöhlwerkzeugen professioneller, aber eben nicht in meiner Preisklasse. Den Forstner brauche ich eh für die Aufnahme meines Spreizbackenfutters. Von den Forstnern hab ich unterschiedliche Größen vorrätig. Spannend: Billig ist nicht gleich schlecht und teuer nicht gleich gut. Ganz teuer ist dann aber wieder gut bei den Forstnern.


Aus dem Nähkästchen Teil 3: Schärfen

Der funkensprühende Schleifbock meines Vaters mit 2500 Umdrehungen hat mein Drechslerleben begleitet, sehr zum Kummer meiner Messer, die blitzschnell kürzer wurden. Dazu eine fehlende Befestigung, die Messer immer nur auf der kleinen Auflage abgestützt – da hatte man nach jedem Schärfen ein neues Messer. Manchmal ein gutes, manchmal ging gar nichts, weil ich wieder mal einen Buckel auf die Fase gebastelt hatte. Die Heitmann-Messer vergeben vieles, die anderen glühen schnell aus. Und kurz werden sie alle in kürzester Zeit. Ich ging dann mal zu einem Drechslerfreund, der mir mit Geduld und Wasser gute Ergebnisse lieferte. Aber bei Pflaume ist ja bei einer Röhre schon nach einer einzigen Schale der Biss weg. Also musste etwas geschehen.

Erst vor einem Jahr (mit der neuen Bank und dem neuen Interesse) wurde mir klar, dass am Nassschleifen kein Weg vorbei geht. Tormek kostet so viel wie ein Kleinwagen für meine Enkel, also wagte ich es, den Scheppach-Tiger 250 zu bestellen. Der wird ja immer mal kritisiert hier im Forum, aber das wohl vor allem wegen des weichen Steins. Ich fand ihn gut, mir fehlte aber immer noch eine Vorrichtung, mit der ich einen bestimmten Winkel erreichen kann. Da passt dann sogar die Tormek-Vorrichtung in den Tiger, aber preislich ist das dann der Satz Reifen für das Enkelauto. Also selber etwas einfallen lassen.

Ich bin tatsächlich der Meinung, dass mir da eine seltene und wertvolle Erkenntnis gekommen ist. Hoffentlich werde ich jetzt nicht in der Luft zerrissen. Aber tatsächlich habe ich, seit ich mir das ausgedacht habe, permanent bestens geschärfte Messer und kann mich vor Glück gar nicht wieder einkriegen. Ich versuche es erst mal ohne Bilder, kann ich ja später notfalls noch nachreichen. Ich finde, das ist das Ei des Columbus.

Der Tiger steht auf einer Arbeitsplatte. Die mitgelieferte Chromstange (für die Fixiereinrichtung) befestige ich am Ende der Platte mit einer Schraubzwinge fest auf der Platte. Man könnte natürlich auch einfach eine Leiste dort anbringen, aber der verchromte Stahl ist besser. Nun schwärze ich die komplette Schneide der Röhre mit Edding. Dann stütze ich die Röhre hinten an der Chromstange ab und verschiebe den Tiger so lange, bis die Fase der Röhre sauber am Schleifstein anliegt (mit stehender Scheibe). Evtl. mit einer hellen Lampe dahinter kontrollieren, ob die Schneide sauber anliegt. Kurz starten, oder von Hand drehen, und dann kontrollieren, ob auf der ganzen Länge die Eddingschicht verschwindet. Notfalls die Maschine ein paar Millimeter verschieben. Dann starte ich den Tiger und kann das Messer während des Schärfvorgangs langsam so drehen, dass die komplette Schneide gleichmäßig geschärft wird. Und weil der Stein 4 cm breit ist, kann ich auch die Schleifrillen auf dem Stein vermeiden, ich nutze einfach die ganze Breite. Leute, das Ergebnis hat mich schwer beeindruckt. Außer dem Tiger hatte ich keine weiteren Kosten und ständig rattenscharfe Messer, was will der Drechsler mehr? Einen neuen Edelkorundstein werde ich mir auf Dauer noch zulegen und warte dazu gern auf Tipps von euch dazu.

Wenn ich tatsächlich mal ein Messer ganz umschleifen will, kommt der alte Schleifbock noch zum Einsatz, aber da bin ich nicht so experimentierfreudig. Erst einmal freue ich mich wie ein Schnitzel, dass das so billig geklappt hat.


Aus dem Nähkästchen Teil 4: „Festmacher“


Bei meiner ersten China-Bank, die ich bis zum Lagerschaden betrieben habe, war kostenlos ein Dreibacken-Futter dabei. Wechselbacken für Spreiz- oder Klemmarbeiten inklusive. Die lief noch auf 28 mm, später ließ ich mir eine dicke M33-Scheibe drehen, auf die das Futter aufgeschraubt wurde. Mit diesem Futter habe ich etwa 35 Jahre lang alles befestigt, was ich an Holz rund gemacht habe. Dazu natürlich die Planscheibe für die dicken Brocken. Das Ding packt schon einer 3mm Einsenkung so gut, dass ich kleine Werkstücke mit einem Forstner vorbereitet und dann an der Schokoladenseite eingespannt habe. Dann die Unterseite mit einem griffigen Loch von 5-8mm versehen, bei großen Schalen vielleicht 10mm. Damit blieb alles da, wo es sein sollte und drehte munter vor sich hin. Die leichte Einsenkung auf der Oberseite ist zum Schluss schnell weggedreht.

Aber Warnung: Ich war Berufsmusiker (Dirigent, Organist und Pianist) und auf meine Finger konnte ich nicht verzichten. Ein schnelldrehendes Futter mit weit heraus ragenden Klemmbacken hinterlässt tiefe Spuren an Hand und Fingern. Das habe ich schnell gelernt, dazu noch den Ehering immer abgelegt (Und wenn ich den im Keller vergessen hatte, fragte meine Frau, ob sie sich Gedanken machen muss). Und wenn einem mal das Messer wegrutscht und an die Backen schlägt, droht lange Schärfarbeit. Dreibackenfutter sind also praktisch aber saugefährlich. Wenn man die Schwächen kennt, kann man die Stärken genießen. Allerdings hat so ein Klotz schon ein stattliches Gewicht. Das Ding funktioniert nach 35 Jahren wie am ersten Tag.

Mit der neuen Bank habe ich mit ein Teknatool Nova G3 Light mit 50 mm Schwalbenschwanz-Backen gegönnt. Sauberes Futter, sitzt bombenfest, wenn man eine Fase anbringt. Der Spielraum ist gering, aber ausreichend. Mit den beiden Futtern kann ich eigentlich alles festmachen, was ich rund machen will. Dazu die Planscheibe und den Mitnehmer, das reicht für meine Zwecke aus, zumal ich über 30 cm Durchmesser eh nichts mehr drehe.

Den präzisen Pinolenvorschub mit Millimeterskala genieße ich, habe aber immer noch Hemmungen, bei Langholz das Werkstück allzu fest gegen den Mitnehmer zu drücken, weil ich einen Lagerschaden befürchte. Vielleicht weiß da jemand was dazu.
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