Kleine Drehbank lernt laufen

Restauration alter Maschinen in Wort und Bild

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Micha
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Kleine Drehbank lernt laufen

Beitrag von Micha »

Moin moin
Die vielen wunderschön restaurierten Maschinen, die hier immer wieder gezeigt werden, haben mich dazu ermutigt, meine Kleine wieder in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen. Ich hatte sie schon mal vorgestellt:
viewtopic.php?t=31543&highlight=alte
hier trotzdem noch ein Bild:

Bild

Dort erhielt ich auch den Hinweis auf eine Dokumentation, von der das folgende Bild der superrestaurierten Maschine mit dem vielen Zubehör stammt.

Bild

Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, möchte ich Euch mein geplantes Projekt im Einzelnen vorstellen.

1. Spindelstock: Ich habe die Spindel ausgebaut und damit beginnen meine Fragen:
Welche Funktion haben die kleinen Kugeln?
Können sich die Gleitlagerhülsen im Spindelstock verdrehen? Dann wäre die Ölung unterbrochen.
Womit reinige und schmiere ich die Lager fachgerecht?
Die Spindel hat im Bereich der Riemenscheibe einen Durchmesser von 24 mm, an der Futterseite hat der Flansch einen Durchmesser von 37 mm. Das Gewinde hat einen Außendurchmesser von 25 mm, die Steigung/Ganghöhe beträgt ca. 2,5 mm. Was für ein Gewinde ist das? Ich hätte gerne einen Adapter, um die gängigen M 33 Futter verwenden zu können. Außerdem ist die Spindel durchbohrt und mit einer Kegelöffnung versehen. Kann man da einen Morsekegel (MK 1 oder MK 2) hineinfräsen? Der futterseitige Öler ist original. Wie heißen diese Teile richtig und wo bekomme ich sie?

Bild
Bild

2. Motorisierung: geplant ist der Einbau eines 1,5 Kw-Motors mit elektronischer Drehzahlregelung. Diese Arbeiten werde ich einem forumsbekannten Mechaniker überlassen. Hat jemand noch einen Motor herumliegen? Ich würde gerne die vorhandene Riemenscheibe erhalten und einen Keilriemen einsetzen lassen. Geht das? Außerdem stellt sich die Frage nach der Befestigung des Motors: Am Spindelstock oder am Bett oder außerhalb?

3. Kreuztisch: Wenn schon, denn schon. Der wird auch wieder fit gemacht.

4. Handauflage: Fehlt leider, auf dem nächsten Foto kann man eine erkennen. Wer hat etwas Passendes rumliegen? Die Spitzenhöhe beträgt 112mm.

Bild

5. Reistock: Die Pinole hat einen Durchmesser von 20,5 mm und hat ebenfalls eine Kegelöffnung mit einem Durchmesser von 14 mm. Hier soll ein MK 1 (oder MK 2) rein.

6. Bankbett: Es ist ein Prismenbett, dass (wie mir jemand sagte) in Sang gegossen wurde(?). Die Länge beträgt 80 cm, die Breite 8 cm. Da ist sonst nichts dran aber hier stellt sich die Frage nach der…

7. Farbe: Schwierig, im Augenblich ist sie metallisch blank. Im Keller wird sie so nicht bleiben können. Eigentlich denke ich an Schwarz seidenglänzend. Ich finde es aber zu dunkel. Grün, Blau und/oder Hammerschlag kommt nicht in Frage. Ein Lichtgrau (RAL 6011) wäre auch denkbar. Die Farbe der restaurierten Bank finde ich schon passend aber langweilig.
Ich bin schon gespannt auf Eure Antworten und werde dann über den weiteren Verlauf (der sich sicherlich hinziehen wird) berichten.

Schöne Tage wünscht
Micha
Oglinchen
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Beitrag von Oglinchen »

hallihallo :-)

das gewinde ist G1" mit 11Gang Steigung/Zoll(2,309mm)

die kleinen Kugeln könnten ein Axiallager gewesen sein

die Lagerschalen sollten im Spindelstock festsitzen, reinigen mit egal wass und zum Schmieren würd ich ein druckresistentes Fett empfehlen(normales Maschinenfett tuts aber auch)

gruss oggi
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi,

1. Ich sehe keine kleinen Kugeln. Wo sind die?
1.1 Gleitlager sind normalerweise so fest eingebaut das sie sich nicht drehen.
1.2 Reinigungsmittel z.b. Aceton
1.2.1 Schmierung in jedem Fall mit Öl - KEIN FETT - Tropföler siehe fertige Restaurierung.
1.3 Wenn schon ein Kegel in der Welle ist dann musst du ihn doch nicht ändern. Ansonsten Googlen: Morsekegel
1.4 Der Futterseitige Öler ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit NICHT original.
1.4.1 Die heißen Tropföler, Bezugsquelle: google
2. 1,5 KW Motor habe ich rumliegen
2.1 Es ist doch schon eine Keilriemennut in den Scheiben vorhanden. einfach ausmessen und passenden Keilriemen kaufen. Keilriemenmaße: google
2.2 Motorbefestigung am Spindelstock würde ich nicht empfehlen - der ist zu fragil.

Gruß Jockel
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Wälder
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Beitrag von Wälder »

Hallo Micha,

ich habe dieselbe Drehbank wie Du.

Im Reitstock ist ein MK 2 drin.

Und in der Spindel ist vorne der Konus für Spannzangen. Würde ich auch so lassen.

Wie Jockel schon sagte: verwende ja kein Fett in den Gleitlagern, nur geeignetes Öl.

Übrigens, wenn die Bank jemand haben will, sie steht bald zum Verkauf an.

Frohes Aufrüsten;
Viele Grüße aus dem Wutachtal wünscht,

Hubert

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schwede
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Lorch Drehbank

Beitrag von schwede »

Servus Hubert,

du hast ne Pn! ;-)
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

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Micha
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Beitrag von Micha »

Vielen Dank für die Antworten.

@ oggi: Es gibt von dns einen Adapter mit 1" by 8. Bestellnummer 4006. Könnte der passen?
@ jockel: 1. Auf dem Einzelbild des Spindelstockes befinden sich die Kugeln zwischen der 2. und 3. Nutmutter. 2. Welche Motorbefestigung würdest du empfehlen?
@ Hubert: Hast du an deiner Drechselbank die Handauflage? Ich wäre an ein paar Fotos interessiert.

Grüße aus dem Norden
Micha
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi,
jepp die Kugeln werden dann wohl ein Axiallager sein.
Ich würde den Motor entweder am Bankbett, oder die ganze Bank auf einer Platte montieren und den Motor dort befestigen.

Gruß Jockel
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Wolff
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Beitrag von Wolff »

Hallo Micha,
warum möchtest Du einen 1,5 kW Motor an die keine Bank machen?
Bei der Spitzenhöhe würde ein wesentlich kleinerer Motor auch ausreichen.
Ich könnte Dir einen 520W Drehstrommotor mit 5fach Stufenscheibe (95-40mm Durchmesser,V-Nut ca.9mm) anbieten.
Bei Interesse bitte PN.

Bild

Bild

M. f. G.
Adalbert
Kobold
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Beitrag von Kobold »

Hallo Micha,

die Kugeln bilden das Axiallager, wie jockel schon geschrieben hat. Es nimmt Kräfte in Längsrichtung auf: Schnittkraft, Vorschubdruck beim Bohren und Spannkräfte vom Reitstock. Das Spiel wird mit der dritten und vierten Nutmutter eingestellt, die Schmierung erfolgt per Ölkännchen (vorher mit Luft dern Schmirgelstaub rausblasen).

1,5kW Antriebsleistung ist eindeutig "oversized", das sehe ich wie Wolff. Schau mal, welche Leistung der original-Motor hat. Das hat für Metallzerspanung gereicht, für Holz braucht man auch nicht mehr.

Stufenlose Drehzahlen sind "nice to have", aber nicht zwingend notwendig. Und übertreib es nicht mit der Höchstdrehzahl - dafür sind die Gleitlager nicht ausgelegt. Bei der Arbeit immer mal durch Handauflegen die Temperatur prüfen und rechtzeitig Pausen machen.

Immer nach dem Öl (kein Fett!) gucken. Ab und zu das ausgetretene Öl abwischen (bei stehender Spindel), sonst gibt es Sommersprossen im Gesicht und Spuren auf Decke, Wand und Boden. Wenn viel Öl austritt, ist das Lagerspiel zu groß. Wenig Öl ist normal und lebensnotwendig für die Lager. Wenn gar kein Öl austritt, läuft das Lager (mindestens teilweise) trocken = Alarmstufe rot.

Gruß Reinhard, Maschinenbauer und Hobby-Drechsler
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Jesse
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Öl bei Gleitlagern

Beitrag von Jesse »

Ich habe festgestellt, ein etwas zähflüssiges Öl schmiert länger. Auch braucht das Lager ein bißchen zum bilden von Schmierpaste. Am Anfang nach dem Reinigen und Zusammenbau lief das Öl durch wie Wasser und die Welle wurde heiß. Nach einigen Stunden Betrieb braucht die Bank immer weniger Öl, und das Lager wird nicht heiß. Ich glaube, aus dem Öl u d dem Schleifstaub hat sich eine prima Schierschicht gebildet. Für einen Abend drehen brauche ich etwa die Menge Öl, die in ein halbes Fläschchen Fahrradöl passt. Ich nehme aber kein Fahrradöl, das ist zu dünn. Beim Gleitlager hört man auch am Ton, ob Öl nötig ist. Der Ton verändert sich schon, bevor das Lager warm wird.
Zuviel Reinigen ist hier kontraproduktiv. Vielleicht außen abwischen, aber nicht zu oft aufmachen das Lager.

Gruß Jesse
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi,
sorry wenn ich hier jetzt mal etwas harscher schreibe aber es wird gerade etwas zu grotesk!
Schmierpaste egal welcher Art hat in einem Gleitlager nichts, aber so gar gar nichts verloren.
Abrieb und Schleifstaub bilden keine Schmierschicht!

Die ideale Viskosität des Öles wird im großen und ganzen nur durch das "Spaltmaß" bestimmt.

Gruß Jockel
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Micha
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Beitrag von Micha »

Moin moin,
vielen Dank für die weiteren Beiträge. Für mich als Nicht-Metaller und -elektriker sind die teilweise kontroversen Einschätzungen und Erfahrungen wichtig, um die für mich richtigen Entscheidungen zu treffen.

Leider habe ich noch immer keine Handauflage, würde mich aber über Angebote freuen.
Hier noch ein Bild der demontierten Welle

Bild

Micha
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1thomas1
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handauflage

Beitrag von 1thomas1 »

hallo micha,

ich kann dir folgend handauflage anbieten, siehe bilder.

Bild

Bild

bei interesse bitte pn.
freundliche rundmachergrüße
aus gronau im leinetal.
thomas

In allem Schlechten ist auch was Gutes, und wenn es nur die Erfahrung ist
die man sammelt.
Oglinchen
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Beitrag von Oglinchen »

@ oggi: Es gibt von dns einen Adapter mit 1" by 8. Bestellnummer 4006. Könnte der passen?

Nein :-( der Adapter von dns ist TPI1"-8, du brauchst einen mit G1"-11
gruss oggi
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Jesse
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Schmieröl

Beitrag von Jesse »

@ jockel

Hallo Jockel,

vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte das Verhalten meiner Bank beobachtet und meine Schlüsse daraus gezogen. Gut das Du als Mechaniker die passende Erwiderung gegeben hast. Ich bin kein Metaller. Wenn da Öl zu schnell wegläuft, dann ist also die Viskosität des Öles falsch und ich brauche ein "dickeres Öl". Wo bekomme ich das, bzw. welches Öl nehme ich dann? Geht da Motorenöl?


Danke für Dein Wissen,

Jesse
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi Jesse,
die Frage ist ja auch: Was ist für dich zu schnell?

Die Frage wo man Öl bekommt lädt ja direkt zu Sarkasmus/Satire ein.
Wie wärs beim Ölhändler, heute nennen die sich oft Schmierstoffhändler.

Bei Ölen im Maschinenbau wird immer die Viskosität angegeben, hier gilt je höher die Zahl desto "dicker" das Öl.

Motorenöl läuft auch durch, wie schnell - das ist eine Frage der Viskosität.
Gruß Jockel
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