Kirchner Bandsäge - Fragen zur Restauration

Restauration alter Maschinen in Wort und Bild

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loni
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Kirchner Bandsäge - Fragen zur Restauration

Beitrag von loni »

Hallo,
ich hab mir diese schöne alte Bandsäge vor einiger Zeit angelacht und jetzt mach ich ganz langsam Fortschritte. Sie ist ungefähr 2 Meter hoch hat 60er Rollen, eine ungefähre Sägebandlänge von 4000-4200mm, einen 1,45kW Motor und eine max Duchlasshöhe von ca. 30cm.

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Der erste akt war erstmal sie aufzurichten. Da hab ich eher die faule Variante gewählt und bei der Baustelle um die Ecke um Hilfe mit dem Radlader gebeten.
Als nächstes musste ich ein neues Kabel vom Motorschutzschalter zum Motor legen. Auch das ist vollbracht. Nach dem ersten einschalten gabs erstmal ne Komplikation und eine Sicherung der 3 Phasen ist gekommen. Das hab ich nicht mitbekommen, komischer Weise hat sie sich mit anschubsen trotzdem gedreht. Naja das ist jetzt alles behoben und jetzt schafft der Motor auch den Start ohne anschubsen locker lässig.

Der nächste Schritt, hätte ich gedacht, ist ein neues Sägeband zu bestellen. Ich wollte erstmal billige nehmen, falls ich das versemmel. Welche könntet ihr mir denn für nen schmalen Taler empfehlen? Anforderung: 1x Schalenrohlinge sägen, 1x bohlen sägen.

Bei den Lagern habe ich auch noch eine Frage. Leider habe ich gar keine Ahnung von Lagern und wüsste gerne mal was das für welche sind und wie ich sie am besten warte. Ich höre sie auch beim drehen und bin mir jetzt nicht sicher ob ich sie auseinandernehmen soll oder nicht, habe angst eher was dabei kaputt zu machen, als daraus schlau zu werden.
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Vielen Dank schonmal =)

Viele grüße

Loni

ps entschuldigt die Fotogröße ich versuch das morgen nochmal zu ändern.
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi Loni,
da hast du ja nochmal Glück gehabt.
Mit nur 2 von 3 Phasen ist so ein Asynchronmotor schnell mal durchgebrannt.

Ich würde die Lager erstmal Fetten, schön langsam, stückweise, und nicht wie bei den alten Trekkern oder Radladern so lange bis Fett wieder austritt!
Einziges Problem dabei könnten die uralten Schmiernippel werden.

Gruß Jockel
Die Spuren der Vergänglichkeit sind Qualität!
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

Servus

Der untere Lagerbock scheint mir verdreht zu sein.
Ich denke das hier mal bei lockeren Einstellschrauben weitergearbeitet wurde.

Ich würde mal nachsehen wo der orginal Angriffspunkt der Stellschrauben ist.
Ich glaube nicht das dieser verdrehte Zustand vorgesehen war.
Wenn ich das Bild richtig deute hat nur das Gehäuse ein weiterdrehen des Lagerbockes verhindert.

Ja und bevor du ein Sägeband aufziehst solltest du auf jeden Fall die Bandagen erneuern. Sonst fliegt dir das Band gleich um die Ohren.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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loni
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Beitrag von loni »

Hey vielen Dank schonmal für die Antworten.

@ Jockel, Der Motorschutzschalter ist auch mehrmals gekommen beim anstellen^^.Gehe ich richtig in der Annahme, dass der Schmiernippel die Silberne Schraube auf dem Lager ist? Wie wäre denn deine Empfehlung? Zu Beginn eine Umdrehung und dann weiterschauen? Ich weiß leider nicht mal ob das Fett überhaupt noch gut ist und hab auch sonst noch keine Ahnung von den Lagern.

@Chrilu
Hey auch dir danke! Gehe ich richtig in der Annahme dass die Einstellschrauben die beiden Schrauben über und unter dem Lager zu sehen sind?

Viele Grüße

Loni
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

Genau diese Schrauben sind gemeint, und die sollten auch eben Flächen treffen und nicht auch Kanten.

Zum Schmieren, du hast offensichtlich eine sogenannte "Stauffabuchse"
nimm eine kleine Spatel die du dir aus Holz zurechtschnitzt und entferne das alte Fett sogut es geht.
Dann mit einem Lappen reinigen, dann neues Fet einfüllen und das alte Restfett mit dem neuen rauspressen.
Alles überschüssige Fett entfernen und erst dann die Lager durchdrehen und etwas Fett nachdrücken.
Du kannst natürlich auch alles zerlegen mit Maschinenreiniger sauber machen wieder richtig zusammenbauen neues Fett einfüllen und dann siehe oben.

PS: vielleicht sind die SChrauben auch hohlgedreht und die fixierschraube zenriert auf einem Kegel.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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eibchen
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Kirchner

Beitrag von eibchen »

Hallo
Das sind keine Stafferbuchsen sondern große Schmiernippel mit Bund zum einhhängen des Kopfes einer großen Fettpresse mit Schlauch und Hebel zum Pumpen .
Versuche neue Schmiernippel mit dem gleichen Gewinde zum Abschmieren zu nehmen, die alten als originale "Zierde"
Grüße aus dem Erzgebirge
Peter / eibchen
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

Wenn das so ist dann miß mal das Schmiernippel ab.
Ich hab hier noch so ein Mundstück rumliegen, samt Fettpresse.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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der Kirner
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Beitrag von der Kirner »

Servus zusammen,
meines wissens sind die Schmiernippel- auch die Flachnippel wie in diesem Fall- genormt.
Ich kenne diese aus meiner früheren Tätigkeit in einem Ziegelwerk, da sind diese Nippel an der Strangpresse verbaut.

Gruß Hans

Ich nochmal,
hab grad nachgesehen, die Flachnippel gibt's bei Würth auch mit Zollgewinde.



*edit by Raupenzwerg
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loni
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Beitrag von loni »

Hallo!
ich hätte ja nicht gedacht dass aus so einem kleinen Thema"fettnippel" so große Diskussionen entstehen können. Also ich hab jetzt nochmal nachgemessen und der Nippel hab 16mm durchmesser vorne.
Ich hätte jetzt nochmal ne frage:
Wie finde ich raus welche Lager ich habe und ob die noch gut in Schuss sind. Baue ich sie dafür auseinander? Und wie mache ich das am besten.

Viele Grüße

Loni
UriStefan
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Beitrag von UriStefan »

Na dann mach halt den Lagerdeckel ab und schau rein. Ist sowieso nicht klar, ob die mit Fett oder Öl geschmiert wird. Ich vermute Fett aber Ölschmierung war z.B. bei Drehbänken in der Zeit weitaus geläufiger. Wenn Fettreste drin sind, wieder Fett verwenden. Eine passende Fettpresse brauchst Du natürlich auch dazu. Überhaupt müßte das Ding komplett überholt werden, soll es sauber schneiden.
Dann noch eine Frage ohne Dir zu nahe treten zu wollen: Wieso kaufst Du so ein (sehr hübsches, ohne Frage!) Bastelprojekt wenn Du nicht mal ein Lager zerlegen kannst?
Wie es aussieht, willst Du ja damit arbeiten und das nicht nur als Deko benutzen. Da würde ich das einem vertrauenswürdigen Metaller überlassen, der sich damit auskennt. Auch sollten einige Sicherheitsvorrichtungen nachgerüstet werden. Damals sah man das alles nicht so eng.

Gruß

Stefan
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loni
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Beitrag von loni »

Hallo
danke auch @UrisStefan. Ja also einen Punkt hast du ja schon angesprochen, es ist eine echt schöne Maschine. Zum anderen habe ich eben die Hoffnung das hier im Forum vorhandene Wissen nutzen zu können und so eben auch zu lernen. Desweiteren denke ich ist es die beste Art zu lernen wenn ich die Maschine sozusagen von Grund auf kennenlerne. Der letzte aber auch sehr entscheidende Punkt ist ich bin halt leider ziemlich pleite und kann mir halt keine neue kaufen. Und ich find die alten halt um einiges schöner.

Viele Grüße

Loni
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

loni hat geschrieben:
Ja also einen Punkt hast du ja schon angesprochen, es ist eine echt schöne Maschine. Zum anderen habe ich eben die Hoffnung das hier im Forum vorhandene Wissen nutzen zu können und so eben auch zu lernen. Desweiteren denke ich ist es die beste Art zu lernen wenn ich die Maschine sozusagen von Grund auf kennenlerne. Der letzte aber auch sehr entscheidende Punkt ist ich bin halt leider ziemlich pleite und kann mir halt keine neue kaufen. Und ich find die alten halt um einiges schöner.
Loni
Die Arbeit mußt dann aber schon selber machen, und da hilft dir das Forum nur bedingt.
Und kostenlos wird die Restaurierung auch nicht.

Es muß ja nicht neu sein aber das Ding braucht Richtig Arbeit und nicht nur ein wenig abschmieren.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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Michl
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Beitrag von Michl »

Servus Loni!

Gratuliere zu dem Schönen Stück. Solche Maschinen sind nicht nur schöner, sondern auch super funktionsfähig, wenn sie mal gemacht sind.

Ich hab schon öfter Maschinen aus ähnlichen Zeiten restauriert. Ging alles ziemlich problemlos.

Was ich Dir erst mal empfehlen kann sind folgende Punkte:

- zerlege mal alle mechanischen Teile (WD-40 is ganz wichtig! Damit kriegste jede Schraube auf, ohne was kaputt zu machen) - mach sie sauber (mit Benzin abwaschen, Rost entfernen - mit Drahtbürste, ggf. Drahtbürste an der Bohrmaschine, Stahlwolle, etc.) - und bau sie dann wieder zusammen. Die Lager würde ich auf jeden Fall aufmachen und nachsehen was drin ist. Voraussichtlich wirst Du sie säubern und neu fetten müssen.

- Maschinentisch kannste auch mit Drahtbürsten in der Bohrmaschine entrosten. Anschließend ggf. ölen - als Rostschutz. Die Maschine sollte unbedingt unter Dach - am besten innerhalb von vier Wänden stehen.

- Schau Dir die Mechanik genau an - was sie macht und soll. Die schräg stehende Aufhäungung der Welle gehört sicher nicht so....

- Die Bandagen müssen erneuert werden. Es gibt Gummikorkbandagen zu kaufen. Diese werden mit Kraftkleber aufgeklebt. Anschließend ballig geschliffen (mit Schleifteller und Papier-Schleifscheiben an der Bohrmaschine geht das zum Beispiel gut...

- Kümmer Dich um die Sägeblattführung. Die muß top sein! Sauber machen - kontrollieren in wie weit sie noch nutzbar ist. Ggf. Rollen nachschleifen lassen oder erneuern, sofern diese nicht mehr zu retten sind. Besser ist´s immer so viel wie möglich original zu lassen und auf jeden fall - im Falle eines Austausches - die Originalteile aufzuheben! Die Rollen sind warscheinlich aus sehr hartem Metall, das nicht gedreht sondern nur geschliffen werden kann...

- Was den Lack angeht - ich hoffe Du läßt den originalen drauf. So alte Maschinen mit Originallack sterben langsam aus. Ein Jammer in meinen Augen, denn die Originallacke sind unersetzlich. Ganz anders als die Lacke die man heute kriegt. Sie sehen anders aus, verhalten sich anders, bekommen andere Abnutzungsspuren. Eine neu lackierte Maschine verliert enorm - sowohl an Ausstrahlung und individueller Geschichte, als auch an ihrem historischen Wert. Mein Tip zur Oberfläche: Gesamte Maschine abwaschen - mit Benzin! nicht mit Wasser! Sonst rostet Dir alles. Oder nur kurz mit Wasser / Seifenwasser drauf und sofort wieder trocknen. Wenn alles sauber ist, kannst Du die rostigen Stellen ölen - das dürfte genügen als Schutz. Es gibt auch spezielle Rostschutzöle die nicht verdunsten und dauerhaft schützen (Ballistol Usta zum Beispiel). Ich denke - mit der Methode kannst du wieder eine super schöne Maschine draus machen, ohne was kaputt zu machen. Der Lack sieht in meinen Augen recht gut aus - auch wenn das gerade vielleicht noch nicht den Eindruck macht.

Vorsicht! Öl kann Lacke - gerade graue - manchmal dunkler färben. Also am besten nur da auftragen wo´s nötig ist.

- Dann Schau dir bei der Holz-BG an, welche Sicherheitsvorkehrungen nötig sind und rüste diese ggf. nach. Die haben soein Infoheftchen in dem alles drin steht. Gibts auch als PDF. Notfalls dort anfragen.

- Wenn Du hier im Forum zur Restaurierung nicht die richtien Antworten kriegst - Schau mal in die Zerspanungsbude.de - dort wird man für Dein Vorhaben verständnis haben (kleiner Tip - alle dort lieben Bilder!).

Soviel von mir. Den Rest kriegste schon hin. Viel Erfolg damit und mach nix kaputt an dem Schmuckstück!

Grüße,

Michl
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