Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Alles rund um die Oberflächenbehandlung von Werkstücken

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WilliH
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Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von WilliH »

Hallo,

ich habe eine nass gedrechselte Vase aus Kirsche mit einem Shellack Sanding Sealer (schon ein paar Jahre alt) behandelt, um zu schnelle Trocknung zu vermeiden. Sowohl der Sealer als auch die Kirschenspäne riechen ganz normal, das behandelte Werkstück riecht nach der Trocknung ähnlich wie Katzenurin und verpestet das Haus. Beim Schleifen sind die Scheiben sehr schnell verklebt.

Kennt jemand das Phänomen? Für Hinweise bin ich sehr dankbar.

Gruss

Willi
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GentleTurn
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Re: Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von GentleTurn »

WilliH hat geschrieben: 17.06.2020 - 22:01:21
behandelt, um zu schnelle Trocknung zu vermeiden.
Moin Willi,

dafür ist der eigentlich nicht gedacht, kenne bis dato keine Beschreibung, die eine Anwendung zwecks Verlangsamung der Holztrocknung vorsieht. Dafür gibts m.M.n. Wachs, Anchorseal, Weißleim, Farbe etx.

Ich fertige mir meinen Shellack Sanding Sealer, der für die Oberflächenbearbeitung gedacht ist, selber. Der wird dann 1:1 oder noch weiter verdünnt und dient sozusagen als Untergrund für weitere gleichartige Schichten bzw. dann andere Oberflächen meiner Wahl. Oft reicht der Sanding Sealer mit leichter Politur alleine schon aus. Was man nicht machen sollte, ist, den fett aufzutragen.

Der wird mit Papiertuch auf der Holz dünn ! aufgetragen. Wenn er beim Auftragen "anzieht", also Widerstand zu spüren ist, trocknet er bereits. Ein paar Minuten trocknen lassen, Fingerprobe. Dann mit sauberem Papiertuch unter geringer Drehzahl die Oberfläche polieren. Durch Sanding Sealer werden sich - je nach Holz - die Fasern gaaanz leicht aufstellen. Es reicht auch, statt des Papiertuchs ein sehr feines Vlies genommen wird, um die Minifasern zu brechen.

Nun habe ich noch keinen sehr alten Sealer in der Werkstatt. Ob das Lösemittel "umkippt" - keine Ahnung. Jedenfalls ist der beschriebene Effekt daheim nicht aufgetreten.
Liebe Grüße, Martin.

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da_Joe
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Re: Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von da_Joe »

Hallo Willi,

also Schellack ist ja ein Harz, sicherlich kann man mit dem auch versiegeln um Risse zu verhindern.... aber wohl ehr ungewöhnlich. Ich muss sagen, im Zweifelsfall wäre mir das viel zu teuer und zu unpraktisch.

Schellack ist ein Naturprodukt und das "altert". Zum einen der Schellack selber (wird meist ehr dunkler mit der Zeit) und zum anderen verdunstet das Lösungsmittel mit der Zeit und das Gebräu wird immer dickflüssiger. Als Schnellschleifgrund / Sanding Sealer wäre mir (bei nicht extrem hellen Hölzern) das mit dem dunkleren Ton evtl. ehr egal. Wenn er zu dickflüssig ist, dann kannst eigentlich mit jedem Alkohol verdünnen. Empfehlenswert sind Varianten von "denaturalisiertem Ethanol" (angloamerikanisch dna :-)) aber Vorsicht mit dem klassischen deutschen Haushalts-Spiritus! Der hat meist sehr übel riechende Vergällungsmittel drin. Einfach selber ne vorsichtige Geruchsprobe machen.

Bei zu schnellem und zu dickem Auftragen von Schellack-Variationen kommt es dazu, dass die Durchtrocknung extrem Verlangsamt wird und es dann folglich gefühlt ewig riecht. Schellack-Schichten können auch richtiges Gift für Schleifmittel sein, die dann extrem schnell zusetzen. Ein Überschleifen wird quasi unmöglich. Deshalb ist beim Schnellschleifgrund auf SchellackBasis manchmal weiniger mehr.

Welche Kombination aus altem Schellack, beigemengten Stoffen (wegen Schnellschleifgrund!) und dem noch nassen Holz jetzt genau die Geruchsbelastung führt wird Dir kaum jemand sicher sagen können.

Zur Vollständigkeit: Man kann Schellack auch wieder mit Alkohol anlösen und dann "Abrubbeln", wirst Dir aber wohl kaum geben wollen, aber vielleicht mal ausprobieren.

Was ich machen würde:
Draussen "ausstinken" lassen. Früher oder später nochmal überdrehen, dann ist die Schicht auch ab, mit Unmengen an Schleifmittel wirds ehr nix und das kost ja auch was.
Den alten Sanding Sealer würd ich net gleich weg werfen, sondern verdünnen und künftig nur noch vorsichtig und sparsam einsetzten.

Hoffe geholfen zu haben.

Joe
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Re: Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von Schliefer »

Moinmoin,

man kann auch Blätterschellack mit Isopropanol aus der Apotheke selbst auflösen, das stinkt dann nicht so wie mit Spiritus.

VG, GW
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GentleTurn
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Re: Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von GentleTurn »

da_Joe hat geschrieben: 18.06.2020 - 09:05:57
Hoffe geholfen zu haben.
Moin Joe,

bei meinem Ansatz habe mit dem Verzicht auf handelsüblichen Spiritus schon mal den richtigen Weg eingeschlagen.
Irgendwie mag ich diese Shellack-Sachen, daher :danke: für die weiteren Informationen. Bookmark inklusive. ;-)
Liebe Grüße, Martin.

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WilliH
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Re: Geruchsbelästigung durch Shellack Sanding Sealer?

Beitrag von WilliH »

Hallo miteinander,

vielen Dank für die hilfreichen Antworten.
Da habe ich den SSS wohl missbraucht, nach längerer Standzeit nicht verdünnt und deutlich zu dick aufgetragen. Man lernt nicht aus.
Ich werde mal versuchen, zumindest einen Teil mit Spiritus abzuwaschen, überdrehen ist nicht mehr, das Teil (dreifache Zwiesel = „Driesel“) hat sich schon zu stark verformt. Wenn ich es geschliffen habe, stelle ich ein Bild ein.

Gruss
Willi
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