Holunder mit Eigenleben

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Mue
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Holunder mit Eigenleben

Beitrag von Mue »

Moin,

vorweg möchte ich mich als "Gerne-Nass-Drechsler" outen. Ich mache das gern weil ich es mag wie sich Holz beim Trocknen verändert und eigenwillige Formen annimmt. Oft kann man langweiligen Stücken damit etwas Leben einhauchen. Selbst eintöniges Holz kann so eine Geschichte erzählen.

Aber zum Holz. Ich habe vor einigen Wochen beim Bauern ein ordentliches Stück Holunder abgestaubt, 2m Stamm mit ca. 30cm DM. Den Stamm hab ich in Kantel aufgetrennt, der kann jetzt erst mal trocknen.
Der Übergang zur Krone war ein unförmiges Teil mit Ästen von dick bis dünn auf etwa einer Höhe. Kugel hätte sich angeboten, aber ich hab schon einige und Rohlinge für Ebensolche habe ich auch noch rumliegen. Das Holz hat frisch einen etwas dunkleren Kern, aber ansonsten recht langweilig.
Also hab ich mir gedacht, mach 2 Schalen aus den gegenüberliegenden Stücken, eine als klassische Naturrandschale und die andere mit dem Rand zur Stammmitte ausgerichtet.

Hier Nr. 1. 26cm, 6mm dick. Geschliffen bis 400, 2x Steinert's Drechsleröl:
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Das Holz ist doch ansprechender als ich gedacht habe. trotz des wohlwollend ausgedrückt schmutzigen Elfenbeintons kamen noch ein paar kleine Augen und etwas Druckholz zum Vorschein. Der Naturrand blieb dran, die äußeren Korkschichten sind aber weggeflogen. Markröhre, Rindeneinschlüsse und unregelmässiger Rand machen daraus ein wildes Stück. Die Schale hat sich zudem kaum verzogen und steht sicher trotz nur kleiner Standfläche.

Nr. 2, ebenfalls 26cm, 8mm dick:
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Die Schale habe ich erst gar nicht fertig gemacht, Von oben sieht sie noch OK aus, in der Seitenansicht erkennt man aber ein "Eselsohr", eine Ecke steht aus Bodenhöhe fast waagerecht ab und macht aus der Schale einen Ausgießer. Ich ordne das Ding als Fail ein.

Ich bin davon ausgegangen, daß beide Schalen sich ordentlich werfen, das war einkalkuliert. Aber die eine Hälfte des Stammes macht fast gar nichts und die andere windet sich wie ein Akrobat. :?oh

Was bleibt? Vorhersagen was nasses Holz machen wird sind schwierig. Holunder ist ein dichtes und schweres Holz das sich gut bearbeiten lässt. Die Farbe ist ein bisschen Geschmackssache, aber so ein bisschen was von Elfenbein hat's. Jahrringe sind fast nicht erkennbar.
Was noch in Erinnerung bleibt: Die Ausdünstungen des frischen Holzes reizen die gleichen Riechzellen wie ein breitgetretener Hundehaufen... :kotz:

Manfred
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