Traumhaft Traueresche

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Jesse
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Traumhaft Traueresche

Beitrag von Jesse »

Als ich mein Brennholz für dieses Jahr fast fertig gespalten hatte, hat mir ein Freund eine weitere Radladerschaufel Holz auf den Stellplatz gekippt. Ich hätte fast abgesagt, weil es einfach zuviel Holz war. Dann habe ich das Holz angeschaut und beschlossen, das wird kein Brennholz.
Hier eine Brötchenschale 23 x 12 cm, 1 cm Windstärke.
Nass die Außenform vorgedreht und gleich bis 320 geschliffen. Dann mit meiner Allroundmischung aus Bienenwachs und Rapsöl eingerieben, damit das Holz nicht zu schnell trocknet. Jetzt ausgehöhlt und innen auf 320 geschliffen. Fuß abgedreht und fertig geschliffen. Nochmal ringsherum mit der Allroundmischung eingerieben und trocknen lassen. Die Schale trocknet schön langsam, verzieht sich nur mäßig. Das schöne ist, die Oberfläche ist fertig geschliffen, wird aber da wellig, wo die Struktur stark wechselt. Fühlt sich klasse an.
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Gruß Jesse
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dalbergia_63
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von dalbergia_63 »

Hallo Jesse,

das Holz wäre allemal zu schade gewesen für den Ofen !!! Schöne Escheschale ...

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen nach Hohenlohe-Franken

Heinz
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Jesse
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Jesse »

Tja, noch was. Für die einen ist es ein Napf von der Form her,... Als Brötchenschale für eine Familie ist die Form ideal. Endlich passen genug Brötchen rein, ohne dass der ganze Tisch schon voll ist.

Wenn die Schale dann richtig trocken ist, dann wird sie noch gewachst.

Allroundmischung deshalb, damit streiche ich mein Schleifleinen ein, dann staubt es nicht so beim Schleifen. Damit "fette" ich die Gewinde meiner Schraubzwingen.
Damit behandle ich nass gedrehtes Holz vor, damit es nicht zu schnell trocknet. Damit reine ich trockene Lippen ein, statt Labello. Und wenn etwas auf den Händen verbleibt, vereibe ich es solange bis die Hände geschmeidig sind.

Beim DFT hat eine Vorführerin eine Mischung aus Paraffinöl und Wachs zum Schleifen verwendet. Das Paraffinöl wollte ich nicht nehmen. Als ich mit meiner Frau daüber gesprochen habe, meinte sie Bienenachs und Naturöl sind die ideale Salbengrundlage.


@Hölzerkarl: Hast du die Traueresche in Deiner Sammlung ? Fraxinus excelsior ‘Pendula’ sonst kann ich Dir gerne ein Stück zukommen lassen.

Gruß Jesse
Mue
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Mue »

Hallo Jesse

schöne Schale hast du da gemacht, Eschenholz gehört auch zu meinen bevorzugten Hölzern. Mit diesen Farbsprengseln natürlich ein Hingucker.

Über die Form kann man trefflich streiten, deine Argumentation ist aber absolut nachvollziehbar, manchmal geht halt Volumen vor Ästhetik. Ich glaube jeder hat besonders schöne Stücke im Regal stehen - die auch dort bleiben weil der "olle Pott" doch praktischer ist.

Mit deiner Frau würde ich noch mal über dein Bienenwachs/Ölmischung reden. Du hast ja recht dass dies in der Anwendung völlig unproblematisch ist und für deine Werkstattverwendung ist das sicher ein brauchbares Mittel. Man muss aber bei Pflanzenölen immer bedenken dass diese mikrobiellen Angriffen ausgesetzt sind und von Natur aus auch nicht lagerstabil sind, d.h. sie verlieren ihre Eigenschaften sich mehr oder weniger schnell. D.h. sie werden ranzig, klebrig, binden nicht ab, verändern die Farbe (vergilben, vergrauen). Ein verdorbenes Öl wollte ich nicht an meinem Essensgeschirr haben, abgesehen davon das es auch nicht besonders gut aussieht.
Wenn es ein Pflanzenöl sein soll dann ein schnelltrocknendes Öl wie Leinöl oder Walnussöl, nach dem Abbinden sind die haltbarer.

Das Bienenwachs hat zwar konservierende Eigenschaften, diese sollte man nicht überschätzen, weil die zwar das Wachs schützen aber durch das Pflanzenöl kommt eine Verdünnung mit einer mehr oder weniger verderblichen zusätzlichen Komponente dazu. Das reduziert die konservierende Wirkung erheblich.

Paraffinöl (https://de.wikipedia.org/wiki/Paraffin) oder auch Vaseline (https://de.wikipedia.org/wiki/Vaseline) sind da wesentlich besser geeignet weil sie keinem oder sehr sehr wenig mikrobiellen Verderb ausgesetzt sind und ihre Konsistenz behalten. Zusammen mit Wachs eine gute Kombination und auch gesundheitlich unbedenklich (siehe Anwendungen in der Medizin). Sind zwar Erdölprodukte aber Pflanzenprodukte sind auch nicht per se gut.

Ich würde die negativen gesundheitlichen (zumindest unappetitlichen) Effekte von Rapsöl oder Olivenöl nicht überbewerten, mich stören aber die Einschränkungen in der Anwendung: Weil es sehr langsam aushärtet bleibt auch lange das "klebrige" Anfassgefühl. Wenn es aushärten soll anderes Öl verwenden (s.o.) oder wenn es ölig/offen bleiben soll Paraffin/Vaseline. Persönlich finde ich Walnussöl schon schwierig weil mir das schon zu langsam aushärtet und dann doch noch einen Ring auf der schönen Tischdecke hinterlässt.

Man kann das Thema immer wieder diskutieren, aber man sollte wissen was man tut und man kann das evt. Kunden auch erklären. Unsere Altvorderen haben übrigens immer Leinöl oder Leinölfirnis für Holz (oder Ölfarben) verwendet, nie Rapsöl. Raps ist auch bei uns heimisch und verfügbar und wäre auch früher schon benutzt worden wenn es getaugt hätte.

Manfred
Zuletzt geändert von Mue am 23.06.2021 - 08:38:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Hölzerkarl »

Hallo Jesse,
der Tag fängt gut an.
Ich habe per PN geantwortet.

Gruß aus dem Hessenland

Der Karl
Cristal
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Cristal »

Jesse hat geschrieben: 22.06.2021 - 23:41:32
1 cm Windstärke.
Bei welcher Windstärke sollte man mit dem Drechsel aufhören? :prost:
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Jesse
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Jesse »

Bei einem Erleteller war ich mal auf 2mm. Kommentar meiner Frau: "Fühlt sich an wie Einweggeschirr,..."
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Jesse
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Jesse »

Hallo Manfred,

Ehrlich gesagt habe ich noch nie erlebt das Holz durch Rapsöl klebrig wird. Wenn man das Öl abwischt, trocknet das, was im Holz ist ein. Das Öl ist ja hier nicht endgültig. Zusammen in dem Wachsgemisch dient es als Feuchtebremse, nicht mehr. Endgültig erfolgt eine andere Behandlung wenn das Holz trocken ist.
Das Wachsgemisch wird in Gläschen heiß eingeweckt. Das wird höchstens schlecht, wenn es zu lange offen ist. Da es aber viele kleine Gläschen sind, habe ich keine Bedenken. Auf dem Holz habe ich weder Schimmel noch Klebestreifen.

Ich stimme dir zu, wenn man Holz dick mit dem falschen Öl einpinselt und es so trocknen werden lässt, dann wird es unschön.

Gruß Jesse
Mue
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Re: Traumhaft Traueresche

Beitrag von Mue »

Hallo Jesse,

das mit dem klebrig wird vom verwendeten Bienenwachs gedämpft und und ist auch nicht absolut zu sehen. Bei Walnussöl finde ich das extrem, finde ich besonders unangenehm weil ich die Werkstücke immer anfummeln muss ;-)

Raps- und Olivenöl mit ihren ausgeglichenen Eigenschaften sind für den menschlichen Verzehr top aber für die Anwendung auf Holz eher nicht die beste Wahl.
Man will entweder eine Schicht oder Film haben, dazu braucht es Öl mit vielen Doppelbindung in den Kettenmolekülen, anders ausgedrückt hoch ungesättigte Öle. Ein Maß dafür ist die Jodzahl (https://de.wikipedia.org/wiki/Iodzahl).
Das andere Ziel kann ein offener öliger Wasserschutz sein, dafür sollte das Öl gesättigt sein. Bei Pflanzenölen sind diese aber mindestens viskoser bis fest (Kokosfett, Palmfett), also in der Anwendung schwieriger. Deswegen auch die Empfehlung Paraffinöl.

Rapsöl liegt da irgendwo in der Mitte und ist für keine der Anwendungen eine gute Wahl. Da es langsam abbindet haben die Mikroorganismen auch noch mehr Zeit ihr Unheil anzurichten, wenn da noch feuchte oder zeitweise feuchte Bedingungen dazu kommen...

Über Behandlungen (Raffinieren, Hitzebehandlung), Konservierungsstoffe oder "Trocknungsbeschleuniger" könnte man nachdenken, das ist aber eher was für Alchemisten. Handelsprodukte für die verschiedenen Anwendungen mit mehr oder weniger davon gibt es reichlich.

Wenn du damit zurecht kommst ist das in Ordnung, man sollte aber die Nachteile kennen. Den leicht ranzigen oder muffigen Geruch wenn die Sachen zu frisch in den geschlossenen Schrank gekommen sind kennt man. Aber du sagst ja selbst das du mit dünnen Schichten arbeitest, das verringert das Problem.

Aber damit soll es auch gut sein.

Abschließend: Schöne schale, schönes Holz mit Nutzwert!

Manfred
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