Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

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PaRay
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Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von PaRay »

Servus zusammen.

vor einiger Zeit hatte ich auf einem Grünschnittplatz eine Fichten-Baumscheibe gefunden, im Durchmesser von ca. 45 cm, mit Borke und ca. 15 cm dick.
Obwohl etwas verschmutzt, sah sie doch so interessant aus, dass ich sie eingepackt habe.

Beim Rundsägen habe ich schon gesehen, dass ich hier einen recht harzigen Freund vor mir hatte. Beim Drechseln dann gab es eine, in dieser Form bisher nicht dagewesene Überraschung, den Geruch.

Klar, Obstbäume haben ihr Aroma, Zirbe duftet wunderbar und auch der harzige Geruch mancher anderer Nadelhölzer ist recht angenehm.
Doch diese Stück verströmte einen derart starken Terpentingeruch, dass mein Sohn und ein Besucher meine Werkstatt fluchtartig verließen, kaum dass sie reingekommen waren. Innerhalb kürzester Zeit roch das ganze Haus wie eine alte Malerwerkstatt und ich bekam einen Brummschädel, weil ich meine Gasmaske zu spät aufgesetzt hatte.

Gestern hatte hier noch die Sonne geschienen und das Licht strahlte durch die Harzeinschlüsse. Geschliffen und geölt, steht sie jetzt zum weiteren Ablüften auf dem Balkon. Ins Zimmer darf sie vorerst nicht.
Die fertige Schale hat 33 cm Durchmesser, bei einer Höhe von 10 cm.

Beste Grüße
Paul

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Was sich spannen lässt, geht auch zu drechseln. ;-)
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Heinz Burkert
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Heinz Burkert »

Hallo Paul,

finde ich saustark. :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Heinz
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Peter Gwiasda
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Peter Gwiasda »

Moin Paul,

deine Schale mit den verharzten Strukturen stellt alle mir bekannten (auch deine) Gefäße mit Epoxid-Kombinationen in den Schatten. Die Arbeit mit Holz ist ein fortdauerndes Abenteuer.

Grüße von Peter Gwiasda
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
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Jesse
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Jesse »

Hallo Paul,
Die Späne aus Kienspan sind der perfekte Feueranzünder, selbst wenn sie noch nass sind.
Kienspäne wurden früher als Lichtquelle der Armen Leute genutzt. Dazu wurde das Holz fein gespalten.

Die Schale hat einen besonderen Reiz. Sie wird noch lange gut duften. Naturharz gefällt mir besser als Kunstharz.

Gruß Jesse
Grissianer
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Auch mir gefällt die Schale auserordentlich gut. Mal sehen wie die sich verzieht. Ich hoffe sehr dass sie dies macht denn sonnst bleibt nur reißen und das wäre wirklich schade.
Lieber Jesse
Mit
Kienspan
Hat das hier nix zum tun.
Kienspan wird aus Fören gewonnen und da auch meistens jedenfalls aus längst abgeschnittenen Wurzelstöcke. Dazu werden diese so zirka 5-10 Jahre im Boden belassen und nachher ausgegraben und aufgespalten.
Bei deinem nächsten Besuch kann ich dir was mitgeben. Ich hab heuer im Winter 5 Stöcke ausgegraben.
Wenngleich ich zugeben muss dass das Harzige dieser Schale sehr ähnlich ausschaut.
Terpentingeruch hab ich bei Kien noch nie festgestellt und zum davonrennen war mir auch noch nie.
Gerade andersrum ,Für eine Kräuterfrau (Kräuterhex) musste ich schon öfter Kien herrichten denn sie hat es für ihre Rauchopfer gebraucht. Soll einen angenehmen Beiduft abgeben. Wer weiß vielleicht vertreibt es auch allerlei Ungeziver.
Gruß
Anselm
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dege52
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von dege52 »

Hallo Paul,
mir gefällt deine Schale auch sehr gut. Ich hatte mal so eine harzige aus einer Fichtenwucherung.
Stell die Schale nicht zu warm ......, denn zwei Räuchermännchen von mir haben in Aktion aus allen Poren Harz geschwitzt.
Hat gut gerochen, war aber nicht so der Renner!

Gruß Detlef
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Jesse
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Jesse »

Lieber Anselm,

Ich gebe zu, dass ich nicht so viel Ahnung von Waldbau habe wie du. Trotzdem habe ich auch schon mal im Forst gearbeitet. Damals haben wir dem Bauwagen mit schlagfrischem Kiefernholz geheizt. Dieses Holz war an bestimmten Stellen extrem von Harz durchzogen. Die Forstleute sprachen damals von Kienholz. Später im Treppenbau hatten wir auch immer wieder Kienholz im Kiefernholz. Wir mussten es großzügig ausschneiden, da darauf kein Lack hält. Dieses Holz habe ich dann gerne als Anzüdholz für Lagerfeuer mitgenommen. Aber eingegraben habe ich es noch nie. Möglicherweise sprechen wir auch von regional verschiedenen Dingen, die den gleichen Namen tragen.

Gruß Jesse
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Emsländer Holzwurm
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Emsländer Holzwurm »

Moin!

Du zeigst eine tolle Arbeit! :gold: :gold: :gold:

Wird der Boden nicht reissen, da der Kern noch drin ist?
Oder muss er nur dünn genug sein?

Grüsse,
Mirco
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PaRay
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von PaRay »

Emsländer Holzwurm hat geschrieben: 24.04.2022 - 15:57:17
Wird der Boden nicht reissen, da der Kern noch drin ist? Oder muss er nur dünn genug sein?
Hallo Mirco,

ich hoffe, dass er nicht reisst, doch sicher bin ich erst in ein paar Wochen.
Es ist natürlich sehr hilfreich, wenn man grünes Holz dünn ausdrechselt. Das Einölen, habe ich mir sagen lassen, hilft auch.

Dickere Rohlinge behandel ich mit Acuseal, doch diese Schale ist ja fertig.

Beste Grüße
Paul
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Grissianer
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Grissianer »

Hallo Jens
Du schreibst selber dass es Kifernholz war.
Eingegraben habe ich Holz auch nie das geht auch nicht .
Es gibt schon mal Kifern die in Astverzweigungen auch oberirdisch Harz einlagern und wie man sieht auch mal Fichten. Aber Baumstöcke oder Baumstrunke von Kiefern bilden nach den fällen des Baumes dieses Kein ,oder Kean wie wir sagen, aus. Dazu muss der Baum noch am Leben sein wenn er gefällt wird.
Ich bin auch kein Holz- oder Waldexperte aber das ist es halt was man als Bauer von seinen Altvorderen mitgekrigt hat.
Gruß
Anselm
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Jesse
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Jesse »

Hallo Anselm,

das finde ich total spannend. Ich kannte Kien nur am geschlagenen Holz. Du hast recht, die Altvorderen kannten noch so viele Geheimnisse, die uns schlauen Leuten verloren gegangen sind.

Gruß Jens
leierlui
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Re:Harziges Holz

Beitrag von leierlui »

Hallo

Mein Großvater rodete die Kiefernstubben, ob grün oder trocken weiß ich nicht.
Diese wurden dann soweit zersägt und gespalten, bis ca. 1x1x20 cm grosse Stäbe entstanden, die "Kienchen",
heutzutage Anzündhölzer genannt.

Die letzten Reststücke habe ich noch in den 1980er Jahren gespalten.

Gruss Volkmar
Grissianer
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Re: Terpentin-Drechsler / Fichtenschale

Beitrag von Grissianer »

Hallo Volkmar
Mann was musste der für einen großen Haufen gespalten haben wenn du bis jetzt damit hattest.
Super mann dein Opa
Gruß
Anselm
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