Geh ins Museum da lernste was

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Matzel1970
Holzmarder
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Geh ins Museum da lernste was

Beitrag von Matzel1970 »

Diesen Hinweis habe ich von einem Drechselkameraden erhalten. Zu Hause setzt man ja so etwas nur eben selten um. Zu verlockend der Weg in die heimische Werkstatt, zu groß das eigene Ego man brauche doch nicht zu lernen, der Ausreden an Möglichkeiten sind vielfältig.
Hat man aber andere Ausgangsbedingungen so kommt dieser Sprung über den eigenen Schatten gar nicht mehr so schwierig vor.
So geht es mir an fernem Ort, der Weg in die Werkstatt verwehrt und die Werkzeugstraße kennt man mittlerweile auswendig. Jede Schraube hat man schon umgedreht, alle Werkzeuge gekauft, natürlich mehr als nötig und nun steht wieder ein Wochenende bevor.

Also auf zu neuen Ufern! Es ist ja nicht so dass man zum ersten Mal ein Museum besucht aber in einer fremden Kultur ist das schon ein Abenteuer. Hier ist es durchaus üblich, dass Museen kostenlos besucht werden können. Man muss es nur wissen wie es geht. Witzigerweise entgeht den Einheimischen das oft und sie sind ob der gegebenen Möglichkeiten die andere finden überrascht. Nun gut das soll nicht überheblich klingen.
Die Wahl welches Museum es denn sein soll ist viel schwieriger zu beantworten, weiß man doch nicht recht worauf man sich einlässt. Auch möchte der Entschluss so seine Zeit reifen. Ich habe mich entschieden diesen Kasten moderner Architektur von innen zu erkunden.

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Um der ganzen Rede Ergebnis vorweg zu nehmen: Es war genial!

Aber der Reihe nach. Erst mal rausfinden wo die kostenlosen Eintrittskarten ausgegeben werden. Man ist hier sehr freundlich und bekommt viel Hilfe auch über die Sprachbarriere hinweg. Das ist durchaus erstaunlich und man wird beschämt würde man den umgekehrten Weg betrachten.

Also das architektonische Kleinod betreten. Wie gesagt Anhänger der modernen Architektur hätten hier schon ihre reine Freude. Ein weites Atrium öffnet den Blick in – Leere.

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Die Ausstellungen sind auf den ersten Blick nicht klar erkennbar. Treppe hoch und Rundumblick. Die moderne Kunst des Bauens mit Sichtachsen und versteckten Ausstellungsräumen. Aber wir sind ja auf Entdeckertour.

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Erste Ausstellung – man lässt mich mit meinem Ticket nicht rein. Sonderausstellung. Nun geht’s in die andere Richtung zu den Schnitzern. An diesem Punkt zeigt sich schon die goldene Handwerkskunst und das im wahrsten Sinne des Wortes. Feine und filigrane Teile sind zu sehen. Viele der Arbeiten sind vergoldet. Diese auch in einem feinen Glanz so dass der Techniker gleich die Bearbeitungsschritte ergründen möchte. Ich kann Euch hier teilhaben lassen, da es hier üblich ist alles und jeden zu fotografieren, insbesondere Essen. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

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Wobei die Container in denen zu Hochfesten Essen serviert wurde sind wirklich sehenswert. Leider habe ich einen solchen Container nur unscharf fotografiert. Allerdings eine ähnliche Lampe kann ich anbieten. Sie hat so die Größe von 25cm im Würfelmaß.

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Auch Wandvertäfelungen oder Füllungen von Schränken wurden gezeigt. Da findet sich der Drechsler schon eher wieder.

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Diese filigranen Rosetten kann man ja drechseln und dann beschnitzen oder gleich die Rose engine anwerfen.

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Die Werkzeuge wurden auch gezeigt.

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Angesichts des höher, weiter, schneller was wir hier manchmal veranstalten schon primitiv einfach. Aber es sind wohl die benötigte Zeit und auch die Techniken bei langer Ausbildung zu berücksichtigen. Diese Teile wurden arbeitsteilig gefertigt. Vom Design über Rohzuschnitt, Grobschnitzen, Feinschnitzen, Bemalen und Vergolden geht so ein Kunstwerk durch der Handwerker Hände. Eine ganze Region lebte davon und konnte sich entsprechend spezialisieren.

Weiter ging es zu den Töpfern. Im Erfindungsland des Porzellans ist natürlich eine reiche Historie zu bestaunen. Auch wenn mir Holz besser gefällt ist es durchaus sehenswert. Haben doch die Drechsler schon immer mal bei den Töpfern abgeluchst. Hier kann man seine Formvorstellungen trainieren und die Wirkung unterschiedlicher Formensprachen in sich aufnehmen. Manche Formen sind einfach zeitlos und auch zeitlos schön.

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Hier eine kleine Lippe, da einen Karnies angefügt und schon ist die Wirkung eine andere, ja manchmal auch völlig anders. So kann man seinen Stil finden und dann in der eigenen Werkstatt im Holz umsetzten. Ich erspare Euch die vielen Formfotos und zeige nur wenige davon.

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Ein Detail ist mir auch noch aufgefallen. Da ja die Leute immer gerne unter die Schalen gucken wollen kann man diese Idee mit dem Spiegel adaptieren. Frei nach dem Motto Präsentation ist alles.

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Übrigens ist die Form mit der Peter Hromek bekannt wurde ist auch schon ein paar Tage alt wie dieses Foto darstellt.

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Dann stolperte ich in eine weitere Sonderausstellung. Ich war insgesamt 4 Mal da drin und hab mir die Nase platt gedrückt. Das war das Highlight des Tages! Ich möchte aber frei nach dem Motto das Beste zum Schluss auch erst am Ende davon berichten.

Also in die Hauptausstellung der Provinz Guangdong. Mittlerweile wird man wohl raus gefunden haben wo ich in etwa bin.
Eine wirklich gut gemachte Ausstellung mit viel Liebe zum Detail erwartet einen hier. Die Ausstellung ist zweigeteilt. Einmal zu den Menschen und ihrer Geschichte und zum anderen zur heimischen Provinz mit Bodenschätzen, Pflanzen, Tieren und deren Vergangenheit.

Die Ausstellung der Mineralien hat mir besonders gefallen. Sie war wirklich gut gemacht und zeigte die vielen Facetten der Steine.

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Herausragend ist aber eine andere Skulptur. Ich weiß das Material ist umstritten aber vor der Arbeit ziehe ich meinen Hut. Diese Kugeln findet man auch ausserhalb des Museums in unterschiedlichen Qualitäten und auch aus Kunststoff. Allerdings muss man für diese Filigranität wirklich lange lange suchen.

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Über die Pflanzen und Tiere ging es dann zu den Sauriern. Hier nur ein kurzer Blick in die Halle selbst.

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Denn im anderen Zweig der Geschichte zu den Menschen wurden weitere Kostbarkeiten gezeigt. Nicht nur Elfenbein wurde hier beschnitzt sondern auch Perlmutt. So habe ich das noch nicht gesehen. Also wieder was gelernt

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Aber nun wollt ihr ja sicher wissen was sich in der anderen Sonderausstellung befand. Nun hinterher habe ich erfahren dass es sich um painting handelt. Ob die Übersetzung Malerei zutrifft kann ich nicht sagen es war aber atemberaubend. Fotografieren war hier verboten und es hat auch jemand aufgepasst. Nun muss ich mich wohl als ganz böse outen da ich Euch ein paar heimlich aufgenommene Fotos zeigen möchte. Denn die später gfundenen Pressefotos darf ich hier ja nicht veröffentlichen. Quatsch nicht zeig her die Fotos. Nun ja, so erhöht man den Spannungsbogen.

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Der oder die Künstler verwenden ein mir unbekanntes Material um Stücke mit einer atemberaubenden Maserung zu verzieren. Wunderbare Muster entstanden. In der Präsentation im dunklen Raum mit Licht direkt auf die Ausstellungsstücke strahlten die Farben mit einer Intensität zum Niederknien.

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Wie gesagt welches Material verwendet wurde kann ich nicht sagen. Fragen konnte ich niemand. Meine Sprachkenntnisse sind diesbezüglich schwer unterbelichtet.
Ich hoffe die Fotos geben Euch einen Eindruck von dieser fantastischen Arbeit. Ich lasse das mal so unkommentiert wirken.

Abschliessend möchte ich sagen, dass mir der Tag recht gut gefallen hat. Ein wenig bin ich ja durch die äußeren Umstände gedrängt worden. Denn keineswegs habe ich auf der Werkzeugstrasse alle Schrauben umgedreht. Ich habe die Schraubenläden zum Beispiel erst dieses Mal entdeckt. Dennoch war es spannender im Museum mit dieser genialen Sonderausstellung. Hier gibt es noch einen Artikel über diese Sonderausstellung: http://www.gd.xinhuanet.com/newscenter/ ... 395592.htm

Falls jemand eine Farbe kennt, die am Ende wie Glas bei herrlich leuchtenden Farben aussieht möge sich bitte bitte bei mir melden.

Und sollte mal jemand in ein kreatives Loch fallen so sei ihm ein Museumsbesuch durchaus ans Herz gelegt.

Weitere Informationen findet man hier:

Guangdong Museum, No. 2 Zhujiang Dong Lu, Zhujiang new town, Tihane district, Guangzhou

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Guangdong_Museum

Webseite: http://www.gdmuseum.com/

Ach ja es gibt da noch mehr zu sehen. Für Architekturfans ist alles gleich in der Nähe.

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Grüsse Matthias

Wirklich wichtige Dinge kann man nicht kaufen.
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MarkusN
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Beitrag von MarkusN »

Danke für den schönen Bericht, Matthias!

Und Dir noch eine gute Zeit dort.
Markus
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Manfred Fa.
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Museum

Beitrag von Manfred Fa. »

Lieber Matthias,

vielen herzlichen Dank, für deinen tollen Bericht aus "FERN OST"

Wie gerne wäre ich dabei gewesen. :-) :?oh :-)

Wenn wir gemeinsam die Saueracker Ausstellung gesehen haben, dann bleiben bis heute Eindrücke zurück, welche ganz sicher nur einen kleinen Teil so einer gewaltigen Präsentation abdecken können.

Trotzdem- man muss behutsam in diesen fernöstlichen Zauber hineinwachsen, um dieses wunderbare Handwerk zu verstehen.
Nicht umsonst tummeln sich auf den europäischen Umschlagplätzen für Kunst und Handwerk vermehrt Chinesen, die ihre Kulturgüter - einst verramscht - wieder zurückkaufen, um in einer Sammlung oder Museum in einem neuen Glanze zu erstrahlen.

Alleine die vielen und unterschiedlichen Techniken des Vergoldens, die ich in einer Vitrine gesehen habe - die Lackmalereien auf Gegenständen und Möbel - die unglaubliche zauberhafte Keramik -einfach überwältigend.

In den 50er Jahren wurden feinste Lackarbeiten nach chinesischen Vorbildern an den deutschen Meisterschulen hergestellt und als Meisterstücke abgeliefert.

Ich weiß, die Zeiten sind vorbei. :-(
Trotzdem ist es erlaubt, eine kleine chinesische Kugel in Buchsbaum, Mamut oder Elfenbein zu drechseln, um zu erahnen, was hinter dem Zauber einer einer Chin. Kugel mit 16 und mehr Innenkugeln steckt. Ein kleines Döschen mit ein paar Schmucktechniken ist auch eine schöne Sache. Mit ein wenig Glück wird man dabei auf jeden Fall belohnt. :-)

Vom Beiwerk wie bei deinen Bildern zu sehen ist, ganz zu schweigen ! :-)

Ich wünsch dir eine schöne Zeit und herzliche Ostergrüße aus Franken.

Manfred

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