Eine alte technik

Eure Berichte, Fragen und Antworten rund um die Technik für ovales

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hovens
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Eine alte technik

Beitrag von hovens »

Hallo Jungs und Mädels,

Also die geschichte fing an mit einem geschenk. Ein drechslerkollege ( Vitali Papst) schenkte mir eine ovales stück bernstein mit eine gravur von kirschenblüten darauf ( kein bild , das kommt in ein anderen bericht irgendwann mal). Ich wollte das stück einlegen in eine dose aber fand dan das ein ovales stück ( cabuchon geschliffen) nicht passte auf einen runden deckel einer dose. Es muss eine ovale dose her aber ich hab kein ovalwerk um eine her zu stellen.
Ich hatte vor ein ovalwerk wie das von Johannes auch mal zu bauen aber wollte erst was anderes ausprobieren. In das vereinsmagazin von der Society Of Ornamentalturners stand vor etwa 20 jahre ein kleines ovalwerk beschrieben das am ende des 18e jahrhundert benutzt wurde für die herstellung von ovale deckel für ein bestimmten typ taschenuhr. Der author des berichtes in das Society Bulletin hat eine zeignung gefunden in ein altes buch ( A. Thiout: Traite de l'horlogerie 1741). Der schrifsteller ( Paul Baker) hat das ding mal an hand der alte zeignung nach gebaut und ich habe es dan 20 jahre später an hand diesen bericht auch nachgebaut. Es ist das einfachste ovalwerk das es gibt ( gab). Es ist auch schon beschrieben in Teuber. Ein schweizer restaurator hat eine version komplett aus holz gebaut und damit dosen gedrechselt ( www.cmosberger.ch) . Kuckt euch seine website mal an unter werkzeug/materialien.
Gestern habe ich dan die erste probe dose damit gedrechselt.

Dose aus europescher nussbaum 3,5 mal 2,5 mal 2,5 cm.

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Und damit ihr einen grössenvergleich habt, die dose mal auf meine hand (und ich habe keine schaufeln!)

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Und jetzt zum oval werk. Ich habe dieses ding um zwei gründen mer gebaut. Ersten wollte ich wissen ob und wie gut es funktioniert und zweitens ob ein ehemaliger spargelbauer so etwas herstellen kan.
Ja es funktioniert sehr gut sogar und ja ich habe es geschaft mit fallen und wieder aufstehen.
Das oval werk wird nicht von der drechselbank angetrieben sondern nur fixiert in das futter. Antrieb findet statt über einen separaten motor ( hier mit FU) der die grosse scheibe antreibt. Gedrechselt wird frei hand auf eine normale auflage. Die technik ist schaben mit selbst angeschliffene eisen.

Erstmal ein bild von der komplette anlage:

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Der rohling wird mit hilfe der papierverleimung auf ein eine scheibe geklebt die dan auf das ovalwerk geschraubt ist ( im bild ist die dose schon abgenommen).

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Das oval werk ist klein. Dazu ein bild davon in meine hand

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Und noch eins:

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Irgendwann werde ich die holzversion die den hernn Mosberger nachgebaut hat von Teuber, auch mal bauen damit dan auch etwas grösseres gedrechselt werden kann.

Schönen Sonntag noch,

Jan
Silvia
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Beitrag von Silvia »

Hallo Jan,
mit der Größe kannst Du ja schon beinahe Hermann Konkurrenz machen ;-)
Schönes Döschen und klasse Nachbau einer alten Technik. :klatsch:
Anhand der Bilder auf der genannten Internetseite habe sogar ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Ganze funktioniert. :-)

Schöne Grüße
Silvia
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Manfred Fa.
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Ovalwerk

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Jan,

Klasse ! :maintor1:

Welch eine Herausforderung ! Mit dem Gewinde wird es wohl nicht ganz einfach ;-)

Mit dem Schweizer Restaurator hast du einen tollen und wertvollen Link gegeben.
Ein Kunsthandwerker allerersten Ranges. Den möchte ich persönlich kennen lernen.

Danke

Dafür einen Blumengruß und etwas Spielzeug aus Franken.

Gruß
Manfred

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Kuddel
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oval drehwerk

Beitrag von Kuddel »

moin jan,

toll was du da gemacht hast und danke für den link, ich werde das ebenfalls mal versuchen nachzubauen.
gleichzeitig habe ich mit besonderer freude deine restaurierte "KÄRGER" gesehen, ich hoffe du bist mit der maschine genau so zufrieden wie ich, es ist schon toll was die damals gebaut haben und mit welcher präzision diese drehbank heute noch arbeitet.

lieber manfred,
mich hat besonders dein blumenkreisel erfreut, wie du siehst es geht so langsam wieder los.

herzliche grüsse aus dem norden
ulli
hovens
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Beitrag von hovens »

Hallo Ulli, Manfred, Sylvia

Vielen dank für eueren lob. Ich werde in der kommende zeit mich mer vertraut machen mit dem ovalwerk.
Tja Manfred was soll ich sagen. Deine kreisel sind wie immer sehr schön und ich weiss das du ein echter meister bist ( Ich war ja mal bei dir zuhause eingeladen und habe da einiges gesehen!).
Ulli: ja das ist eine kärger. Leider aber von der vorbesitzer teills geschlachtet worden. Er hat die guss beine separat verkauft als untergestell für eine "moderne" gartentisch. Ich habe die bank dan restauriert und benutze sie jetzt als ornamental drehbank. Nicht auf dem foto zu sehen aber gleich daneben steht noch eine sehr sehr gute gleiche, aber komplette Kärger unrestauriert und noch in die orginale farbe aus etwa 1925. Ich habe beide maschinen mal gekauft weil sie aus eine, in Venlo sehr bekannte fabrik, stammen.
Unsw. NEDINSCO. NEDINSCO war eine geheime tochter von Carl Zeiss, illegal erichtet worden nach dem erste weltkrieg. Damals durfte in Deutschland gemäss dem Versailler vertrag keine waffen u.d. hergestellt werden. Carl Zeiss hat gleich nach dem ersten weltkrieg begonnen wieder optische sachen für militairzwecke in u.a. die Niederlände und der Schweiz für den weltmarkt zu machen. In Venlo wurden u.a. periscopen für U-boote hergestellt. Sie waren sehr erfolchreich und in den zwanziger jahre müsste das werk ein par mal vergrössert werden. Dazu gehört dan das auch mehr und neues werkzeug gekauft werden müsste. Aber..... auch die lieferung von werkzeuge zwecks herstellung von militairsachen war illegal. Also hat Kärger special für NEDINSCO drehbänke gebaut wobei alles was hinwies auf Kärger weggelassen wurde ( kein namen ins bankbett, keine nummerierung und beschriftung auf holländisch). Meine beide NEDINSCO bänke sind eigentlich Kärger 017 aus etwa 1925. Ich habe sie gekauft weill es ein stück wichtige geschichte in Venlo ist. NEDINSCO gibt es übrigens immer nog hat aber nichts mehr mit Zeiss zu tun. Sie stellen immer nog special optik fürs militair her. Das orginal NEDINSCO gebäude aus dem 20 und 30 jahre, inklusive turm für die feineinstellung von den periscopen gibt es heute auch noch. Es ist heut zu tage, nach eine restaurierung voll im gebrauch bei verschiedene instanzen.
Ich bin mir nicht sicher ob der vertrag von Versailles heute noch gültig ist oder nicht also bitte sag es nicht weiter das ich zwei illegale drehmaschinen habe in meine werkstatt.
Entschuldige bitte diesen kleinen seitensprung über Kärgermaschinen es sollte ja eigentlich nur um holz drechseln gehen in dieses Forum aber ich konnte nicht wiederstehen.

Gruss,

Jan
Silvia
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Beitrag von Silvia »

Hallo Jan,
wieso entschuldigen? Ich finde das sehr interessant auch wenn ich absolut keine Expertin für Maschinen bin und auch eher wenig über Firmen-Geschichte weiß. Aber dank solcher Beiträge lerne ich ja immer etwas dazu ;-)
:danke:
und schöne Grüße
Silvia
Männe
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Ovalwerk

Beitrag von Männe »

Hallo Jan
Mich würde die Technik des kleinen Ovalwerkes auch interessieren. Ich habe mir ja ein Ovalwerk
aus Holz und Metall gebaut, womit ich aber fräse. Zum Drechseln will ich mir auch eines aus Metall
bauen. Das Material habe ich schon, nur noch keine Zeit.
Gruß Manfred
bagalut
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Beitrag von bagalut »

Hallo Jan!

Vielen Dank für den kleinen "exkurs" nach Venlo - das wusste ich gar nicht (ich bin in Lingen geboren und aufgewachsen...)- sehr interessant!

Vor allem aber vielen Dank für den Link! Die Ziehbank für die Anfertigung von Rumpelleisten ist ja der absolute Hammer!! Da bin ich unglaublich neidisch....!

Das Ovalwerk sehe ich mir gar nicht an...ich schaue einfach nicht hin... da ist nichts...da gibt es nichts zu sehen... ! Wenn ich da hinschaue, stehe ich ja alsbald am nächsten "Werkzeugabgrund". Wenn man da einen Schritt macht ist man schon am abrutschen! Da gibt es kein halten mehr...

Liebe Grüße an Euch alle! Manfred, wie immer tolle Bilder - super "in Szene" gesetzt! Danke!
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mhoff
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Beitrag von mhoff »

Klasse Sache Jan,

das kleine Ovalwerk finde ich sehr interessant, eventuell kannst du ja da noch mehr Infos dazu geben. (Oder eine Bauanleitung für nicht fanz. Verstehende)

Was ich aber wirklich bemängeln muss: Die Dose / Deckel hat ja gar kein Gewinde - und das bei dir! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Grüße aus Heidelberg - Michael
wosch
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Beitrag von wosch »

Hallo Ovaldrechsler,
Das Verstehen der Funktion eines hier vorgestellten "einfachen" Ovalwerkes erfordert trotz der Erklärungen von Professor Volmer ziemlich viel Vorstellungkraft.

Ich habe versucht, mir das so klar zu machen:
Nimmt man mal als Ausgangspunkt der Überlegungen einen Ellipsenzirkel, wie z.B. den von Fritz-RS
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und zeichnet damit eine Ellipse, kann das so aussehen:
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Dabei wird die Grundplatte festgehalten und der Zeichenstifthalter bewegt. Die Gleitsteine in den Führungen erzwingen am Zeichenstift eine Ellipse.
So weit, so gut.
Wenn aber nun die Mittelpunkte der Gleitsteine ortsfest gehalten werden und die Grundplatte gedreht wird, wird das so aussehen:
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Dabei ist rot der angedachte rechteckige Rohling und blau die gedrechselte Kontur dargestellt.
Angedeutet ist auch noch der Drehstahl.

Gruß
Wolfgang aus Magdeburg
hovens
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Beitrag von hovens »

Hallo Wolfgang


Jenau, Jenau !!!!!!!

Vielen dank für die erklärung.

Jan
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Bioschreiner
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Beitrag von Bioschreiner »

Hallo Wolfgang,

das ist eine Super Verdeutlichung.

Danke
Bio
uwe
Ich liebe das Holz - aber liebt es mich auch?

Laß mich - ich kann das ... oh - kaputt!!!
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