Eiche "rustikal" - Hohlgefäß Arbeitsbericht

[Peter Gwiasda]

Hallo Christian,

du hast Anspruch auf Erfüllung deines Wunsches nach schonungloser Bewertung.

1. Handwerklich und technisch hast du eine Spitzenleistung vollbracht und
2. mit der öffentlichen Präsentation deines Werkes nützliche Debatten angestoßen.
3. Und den Beweis für die These geliefert, dass sich Holz nur sehr beschränkt unserem Gestaltungswillen unterordnet. Anfänger können hier kostbare Erkenntnisse gewinnen.
3. Ich empfinde das Gefäß als häßlich. Diese Urteil möchte ich relativieren mit einem Satz, der dem irischen Lyriker Oscar Wilde zugeschrieben wird: "Von allen häßlichen Dingen sind künstliche Blumen wohl das Häßlichste".
Holz ist nie künstlich.

Freundliche Grüße von Peter Gwiasda

[seschmi]

Ich würde es als „ausdrucksstark“ bezeichnen. Das ist es auf jeden Fall. Es fesselt den Blick des Betrachters, und es hat eine gewisse Wucht. Die Urgewalt des Holzes hat sich erfolgreich gegen des Drechslers Zähmungsversuch gewehrt.

Schön ist es sicher nicht, aber das macht nichts. Gemälde von Picasso sind auch nicht schön - lauter eckige Köpfe und blaue Gesichter.

Was damit machen? Keine Ahnung. Als Dekoration für’s Wohnzimmer wäre es mir zu wenig schön, eine Ausstellung hätte ich nicht, zum Wegwerfen zu schade. Das sagt aber über den Wert nichts aus, wenn mir jemand „Guernica“ schenken würde, hätte ich genau das gleiche Problem...

[Maggus]

Was damit machen?

Zu einem hohen Preis verkaufen. Der Käufer hat ein absolutes Unikat und er die Einnahmen. Die Erinnerung an das Stück bleibt eh erhalten.

[friedrich]

Hallo Christian,
deinen Bericht habe ich jetzt erst gelesen, super.
Die Form eines Gefäßes ist immer Geschmackssache.
Man hat so seine Vorlieben bei der Formgebung, Oberfläche, Fuß oder nicht Fuß, Vorstellung des Ergebnisses.
Am Anfang hatten ich und meine Qualitätssicherung eine Abneigung gegen Risse, Beulen, Fehlstellen, usw. Diese Abneigung hat sich in der Zwischenzeit gelegt.
Gerade diese Besonderheiten machen deine Hohlgefäß zu einem außergewöhnlichen Objekt. Ändu hat es sehr gut beschrieben. Im letzten Drechsler Magazin (habe es gerade nicht griffbereit) kam ein Bericht über einen Künstler, der drechselte mehrere Jahre von einer riesigen Eiche Gefäße. Da hätte deine auch dazu gepasst. Stell das Objekt nicht in eine dunkle Ecke, sondern ins Rampenlicht ganz vorne und auf einen extra Sockel. Die gedrungene Form bringt den Verzug und die Risse erst zur Geltung. Das Verdrückte, Zerknautschte, Eingedellte Aussehen finde ich super. Bei Objekten die man nass drechselt muss man sich auf Überraschungen einstellen, vor allem verhält sich das Holz nicht immer nach unserer Vorstellung. Auf das Ergebnis nach dem Trocknen gilt es sich einzustellen. Zum Teil muss man sich daran gewöhnen oder man ist super überrascht.

Mir gefällt das Gefäß, danke fürs zeigen.

Grüße aus Hohenlohe
Friedrich

[PaRay]

Servus Christian,

wie schön, dass dieser etwas ältere Bericht wieder nach oben gekommen ist, so habe ich ihn auch gesehen. 2016 kannte ich das Forum noch nicht und vom Drechseln hatte ich auch noch keine wirkliche Ahnung.

Schön, im klassischen Sinne, finde ich das Teil nicht, aber sehr interessant! Es hat für mich eine große Ausstrahlung über Werden und Vergehen, absolut sehenswert!

Bei der Betrachtung kommt natürlich auch der Fotograf in mir wieder durch. Die Präsentation auf dem schwarzen Hintergrund, mit entsprechender Beleuchtung, setzt dein Objekt wirklich "ins rechte Licht". Die Aufnahmen auf dem weißen Hintergrund taugen eher nur zur Ergänzung an den sehr guten Werkbericht.

Dabei, am Rande, danke für den Tip, die Schraubentiefe des Futters farblich zu markieren. Kleiner, aber wertvoller Hinweis.

Liebe Grüße
Paul

[snakyjoe]

Hallo Christian,
ich kannte deinen 2016er Bericht noch nicht und freue mich, ihn jetzt zu lesen.
Ein schöner Arbeitsbericht mit vielen Fotos.
Das Ergebnis betrachte ich eben nicht als Gebrauchs- sondern als Kunstobjekt. Etwas so eigenwillig Verformtes und Gerissenes
soll erstmal jemand herstellen! Das kann nur das Holz selbst.
Auch ich wurde schon Opfer von Trocknungsrissen bei quietschnass gedrechselter Eiche, Ahorn und Robinie.
Bis auf einige Stücke, die reif für den Werkstattofen waren, lagern die anderen im Regal und warten auf den Tag,
an dem ich beginne mit Resin zu experimentieren. Dann versuche ich, die Risse farbig zu füllen und überdrechsle
die Schalen nochmal.
Aber deine Vase würde ich genau so lassen, wie sie ist!
Gruß
Egbert

[holzwurm64]

Servus,
mir gefällt das Objekt auch sehr gut.
Ich könnte mir auch vorstellen, den Riß zu "beschnitzen,
würde mich über weitere Bauwerke freuen.

[alsimera]

Hallo Cristian,

als Anfänger kann ich nur den Hut ziehen vor dem Herstellungsprozess, davon bin ich bestimmt noch Jahre entfernt.

Was die Schönheit anbetrifft, schön ist relativ, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass mit etwas handwerklichem und künstlerischen Geschick ein tolles Dekoobjekt für Halloween werden könnte.
Sozusagen ein Eichenkürbis- oder Eichenrübengeist.

Gruß Ralph

[Schnecke]

Hallo zusammen,

Danke für eure ehrlichen Meinungen und Kommentare.

Sie zeigen mir, wie unterschiedlich doch so ein Stück Eiche beurteilt werden kann...

Ich freue mich auch über jede weitere Meinungsäußerung zur "hohlen Eiche".

Schöne Grüße

Christian