Roteiche grün - Wabi sabi Vase

[snakyjoe]

Liebe Freunde des rotierenden Holzes,
nachdem mein erster Versuch einer Naturrandschale dem Werkstattofen zum Zweck der Brennwertbestimmung übergeben werden musste,
packte ich mir gestern ein Stück grüne Roteiche auf die Bank. Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler und wer aus Fehlern nicht lernt, wird nicht besser.
Die Eichenstämme konnte ich bei einem Kaminholzproduzenten gegen eine Ablöseprämie erwerben.
Die alten Drechselhasen werden ihre Ohren bei dem Bericht gleich wieder an- und sich selbst hinlegen.
Solche Berichte haben sie sicher schon ausreichend gesehen.
Vielleicht interessiert er jedoch einige Frischlinge, die genau wie ich noch viel üben müssen.
Begonnen habe ich, indem ich die Rinde ein wenig für die Planscheibe entfernte und die Planscheibe auf die
nun horizontale Fläche aufschraubte.
Der Stamm hatte eine richtig morsche Stelle, die sich wie ein rechteckiger Kanal senkrecht durch den Baum zog. Sie ist
im ersten Bild im Querschnitt rechts oben als helles Rechteck zu sehen. Bei dieser Stelle war ich mir nicht sicher, ob sie
beim Drechseln drin bleiben würde. Ich ließ es darauf ankommen.

So geht es los.

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Dann habe ich die Planscheibe eingespannt und den Fuß der Vase bearbeiten. Die 19er Schalenröhre kam zum Einsatz: zuerst die Rinde langsam herunter drechseln und dann im festen Splintholz einen Rezess für das Spannfutter heraus arbeiten.

Langsam entsteht die konische Außenform.

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Immer noch auf der Planscheibe nähere ich mich nun dem oberen Rand und gebe mir Mühe, die Rinde von außen nach innen oben sauber mit scharfer
Röhre anzuschneiden, damit sie dran bleibt und nicht beschädigt wird. Im folgenden Bild ist gut zu sehen, dass der rechteckige
morsche Kanal auf der anderen Seite schwarz eingerahmt erscheint. Das sollte doch am Ende ein schönes Bild auf der Oberfläche ergeben!

Die Außenform nähert sich dem angestrebten Zustand.

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Dann habe ich vor lauter Freude, dass bis hierher alles ganz geblieben ist, vergessen zu fotografieren. Eigentlich wollte ich stolz
zeigen, dass ich von [mention]Hölzerkarl[/mention] gelernt habe, das Spannfutter mittels Reitstockunterstützung schön
zentrisch im Rezess anzubringen (was ich auch getan habe). Aber es gibt kein Foto davon.
Hier habe ich bereits das Futter am Spindelstock aufgeschraubt und werde gleich die Planscheibe entfernen.

Jetzt geht es innen weiter.

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Meine frisch geschliffene 19mm Schalenröhre kam nun innen zum Einsatz. Um es im Zentrum leichter zu haben, bohrte ich mit einem
22er Forstnerbohrer einen 7 cm tiefen Kanal in die Mitte und begann dann mit dem Aushöhlen.

So geht es stufenweise voran.

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Nach drei Durchgängen Bohren/Aushöhlen musste ich die Innenwand nur einmal mit der 13er Schalenröhre glätten und schon konnte ich schleifen.

Nach dem Schleifen trug ich mehrmals Walnussöl innen und außen auf. Das nasse Eichenholz nahm erstaunlich viel Öl an.
Damit verbinde ich die Hoffnung, dass die Vase beim Trocknen nicht reißen wird. Oder zumindest nicht durchreißen!
Die Rinde ist an den gewollten Stellen dran geblieben. Juhu! Meine erste Naturrandvase verläßt die Drechselbank in einem Stück!!!

Schon einmal geölt.

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Nun kam meine Frau in die Werkstatt und sagte: "Oh toll, das ist Wabi sabi!" Auf Nachfrage erläuterte meine Künstlerin mir, dass diese japanischen Worte folgende Bedeutung haben: Wabi sabi ist ein eng mit den Zen-Buddhismus verbundenes Konzept der Wahrnehmung von Schönheit. Ok, soweit verstanden und was ist das besondere daran? Meine Frau erklärt: Wabi heißt "elend", "verdorben" und sabi bedeutet "mit Patina". Ganz so wörtlich wird es aber nicht gedeutet. Wabi sabi meint also Gestaltungselemente, die zu einer "perfekt unperfekten Wohnungseinrichtung" passen. Erstaunlich, was so eine Roteiche alles weiß und mit in die Werkstatt bringt!
Also seht selbst, was meine Frau darunter versteht:

Das Öl feuert die Maserung an.

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Auch hier gibt die Roteiche ein schönes Bild ab.

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Bin gespannt, ob der Kern ganz bleibt.

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Die Wandstärke habe ich bei 2,5 cm gelassen, weil mir nicht wieder die Rinde oder schlimmeres um die Ohren fliegen sollten, wie beim ungültigen ersten Versuch.
Meiner Frau gefällt das Monster, sie hat es direkt vereinnahmt.
Die Endbehandlung werde ich angehen, wenn das Holz Zeit zum Trocknen hatte.
Freundliche Grüße
Egbert

[Maggus]

Mir gefällt Deine Wasabi .... äh ... Wabi Sabi Vase ausgesprochen gut.
Besonders aber, dass Du Dir nicht zu fein bist, den "Frischling" mit all seinen Irrtümern und misslungenen Versuchen zu zeigen.
Wobei "Frischling" ja offensichtlich ein sehr dehnbarer Begriff ist.

Schönen Gruß,
Markus

P.S: falls jemand wabi sabi interessiert:
hier Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi
Aber auch einige Japaner kennen den Spruch nicht oder tun sich sehr schwer, ihn zu erklären. Ich habe nämlich gefragt.

[kpeter]

Hallo Egbert ,

eine gelungene Naturrandschale hast du da gedrechselt.
Und wenn es der "Chefin" gefällt hast du alles richtig gemacht.

gruss
Klaus-Peter

[Leubi]

Hallo Egbert,
danke für Deinen bebilderten Herstellungsbericht, der Deine einzelnen Arbeitsschritte anschaulich wiedergibt; und natürlich auch das tolle Ergebnis.
Ich drücke Dir die Daumen, dass die Trocknung möglichst rissfrei verläuft, was bei Eiche mit Kern ja nicht gerade einfach ist.
Beste Grüße
Rainer

[Hölzerkarl]

Hallo Egbert,
eine interessante Schale aus einem schönen Holz in einer besonderen Form.
Hoffentlich bleibt die Rind dran und es gibt keine Risse.
Dass deine Frau das gute Stück vereinnahmt hat, verstehe ich.

PS:
Mit den Augen stehlen ist erlaubt und bleibt straffrei.
Du hast bei mir ein "Instrument" im Einsatz gesehen, deine Ausstattung erweitert
und das gute Stück eingesetzt.

Ein Bild.....

Mitlaufender M33-MK2-Kopf_01 (FILEminimizer).JPG (61.07 KiB) 1448 mal betrachtet

Danke für den Werkbericht.

Gruß aus dem Hessenland

Der Karl

[snakyjoe]

Guten Abend [mention]Hölzerkarl[/mention],
Du hast genau das Werkzeug gezeigt, dass ich mir bei dir abgeschaut habe. Seit ich es nutze, läuft bei mir auch nach dem Umspannen alles rund. Das macht Freude.
Freundliche Grüße ins Werratal von
Egbert

[Seppel]

Hallo Egbert,

Tolle Schale.
Trocknen mit Spänen in Papiertüten (Kompostsäcke), und alle 3 Wochen erneuern, jetzt im Freien lagern.

Grüße

Josef