.... Wie lange hält Fasspech im Trinkgefäß ....

[Manfred Fa.]

Hallo Freunde der Trinkgefäße,

die Möglichkeit der Gefäße aus Glas, Keramik, Steinzeug, Porzellan, Fayencen und edle Metalle, aus denen man kalte, warme, auch heiße Getränke
trinken und genießen kann, ist unerschöpflich.
Von der Machart her vielseitig, schön, dauerhaft und bis bis zu den Kunstwerken der vergangenen Jahrhunderte unerreicht und mit nichts zu ersetzen.

Schon gar nicht mit Holz, auch wenn es gedrechselt und mit irgend einem Material abgedichtet ist
Das Wundermittel für Bierfässer und andere Behälter war und ist das Fasspech, das man mit Wärme in alle Zustände zur Verarbeitung versetzen kann.

Ich verwende es zum kraftschlüssigen Aufbringen von Lippenrändern und Fußringen aus Zinn auf alte Gefäße, die in die Jahre gekommen sind

Der gezeigte Kulmbacher Daubenkrug ist 200 Jahre alt und mit Fasspech ( Materialprobe ) ausgekleidet.
Die Spuren und die typischen Schäden durch die Benutzung - Alkohol, Temperatur und Feuchtigkeit sind klar zu erkennen.

Ich werde diese schöne Zinngießer, Küfner- oder Drechslerarbeit in Ehren halten und beim Grillen aus einen Glaskrug mein Bier trinken.


Gruß

Manfred
Und einen guten Rutsch !

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[Manfred Fa.]

Nachtrag:

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[Fred]

Hallo Manfred,
ich gebe Dir vollkommen Recht.

Soweit ich mich erinnere, war ich der Erste, der hier vor Jahren den Einsatz von Fasspech zur Sprache brachte.

Siehe auf meiner Homepage www.zirbelholz.de die Anleitung vom Dezember 2008: Trinkgefäße und Vasen mit Fasspech auspechen

Zitat daraus:
Ursprünglich wurde Fasspech dazu verwendet, traditionell hergestellte Holzfässer damit auszupichen. Dabei wird mit dem Pichapparat flüssiges Fasspech in das Fassinnere gespritzt.
Es dient hierbei nicht zum Abdichten, sondern lediglich dazu, das Fass innen zu glätten, keimfrei zu halten und ihm eine leicht zu reinigende "Innenhaut" zu geben.

Die Dichtheit erlangen Holzfässer einzig und allein durch das Vollsaugen und dadurch Ausdehnen der Fassdauben mit dem flüssigen Inhalt ( Wein, Bier usw.)

Da in gedrechselten Bechern, Krügen, Flaschen und Vasen kein Druck aufgebaut wird, verwende ich hier das Fasspech aber auch zum Abdichten, bzw. Absperren. Das heißt, das Holz kommt nicht mehr direkt mit der im Gefäß befindlichen Flüssigkeit in Verbindung und kann sich folglich auch nicht damit voll saugen. Etwaige kleine Risse oder Einschlüsse im Holz werden dauerhaft versiegelt.

Mein Fasspech bezog ich immer von der letzten Münchner Fassfabik, der Firma Wilhelm Schmid. Dort werden sämtliche Holzfässer der meisten Münchner Brauereien aus Reinheitsgründen im jährlichen Turnus neu ausgepicht. Ich konnte mehrmals die verschiedenen Arbeitsgänge hautnah miterleben und habe dabei viel über das Schäfflerhandwerk aus erster Hand erfahren.

Vielleicht kannst Du, Manfred, ja Deinem wunderschönen alten Kulmbacher Daubenkrug neues Leben einhauchen, in dem Du ihn mit Wasser füllst und so lange stehen läßt, bis sich die Dauben so voll gesogen haben, dass er wieder dicht ist.

Dann mit einem echten Schlenkerla füllen und genießen

Allerdings macht sich diese Rarität auch sehr gut als Deko und erfreut noch mal 200 Jahre seine Besitzer.

auf 2022

[Maxy]

... und erfreut noch mal 200 Jahre seine Besitzer.
auf 2022

auf 2222

[wolfgangsiegel]

die meisten "Humpen" finde ich nicht besonders interessant. Dieser hat was. (wenn man nicht hinein schaut)

Was mich interessieren würde:

Wozu dient die "Rolle"(?) am unteren Ende des Griffes? ... damit man das gefüllte Gefäß über den Tisch bewegen kann, ohne es anzuheben?
Oder ist das nur ein "Hübschheits-Schnörkel"?

[Grissianer]

Hallo Wolfgang
Aber das ist doch klar.
Damit kannst du den Humpen Unter und Über aufhängen wenn er nach gebrauch mal ausrinnen und abtrocknen soll.
Ist halt schön verziert wie auch der Rest. Mir gefällt er wenn ich mir auch sonst wie du nichts aus Humpen mache.
Gruß
Anselm

[Manfred Fa.]

Hallo Fred,

vielen Dank für deinen ergänzenden Beitrag.

Ich habe noch einen großen Teil von dem Päckchen Fasspech, das ich von dir bekommen habe .
Es ist für mich eine Rarität und auch ein Wundermaterial, das ich für ganz spezielle Zwecke einsetze.

Alleine der eigene Geruch beim Erhitzen verführt einen in die Vergangenheit und verplichtet bei der Verarbeitung ,
im Sinne der alten Handwerker dieses Material entsprechend zu behandeln.

Wenn einmal dem Räumungstrupp dieses Material in die Hände fällt , was sie wohl damit machen ??
Vielleicht mahlen sie es mit dem neuesten Thermomix und rauchen es in der Meerschaumpfeife - wer weiß

Auf der Veste Coburg und Kulmbach kann man Creußener Krüge und auch Kulmbacher Daubenkrüge bewundern.
Es sind wirklich Raritäten, die überlebt haben.
Viele der Letztgenannten sind einfach verschwunden, weil sie undicht waren.

Im vergangenen Jahr wurde so ein Daubenkrug für über 5000.- Euro versteigert.

Darum werde ich meinen Krug so lassen wie er ist. Man muss und will Gebrauchsspuren sehen.
Die Daumenruh ist hohl aus zwei Teilen verlötet, um Material und Gewicht zu sparen.
Die ovale Zinnfläche war für eine Besitzergravur bzw. Text vorgesehen.
Die floralen Ornamente und Ranken wurden im Holz ausgestochen, mit Zinn aussgegossen, überdreht und graviert.

Man kann trotzdem an solchen alten Stücken Spuren erkennen, welche diese Edelhandwerker hinterlassen haben
und freuen darf man sich über solche Schätze auch !

Ein feuchtfröhliches Drechslerjahr wünscht euch

Manfred