Hallo,
dann will ich mal anfangen.
Mit diesen Objekten habe ich mich bei der HWK Oberfranken zum Designpreis beworben.
- Knitter1.PNG (591.33 KiB) 6875 mal betrachtet
Hier noch die Beschreibung als Teil der Bewerbung
Holzgefäße in Knitteroptik
Im Januar 2012 erhielt ich eine geteilte Wucherung einer Rotbuche. Der Durchmesser betrug in etwa 65 cm. Zuerst war ich enttäuscht, dass die Wucherung mittig geteilt war. Die Wucherung war wohl dem Landwirt, der den Baum zerlegt hatte, zu schwer und deshalb hatte er 2 Hälften daraus gemacht. Aus vollständigen Wucherungen oder Maserknollen fertigte ich sonst immer Schalen. Die Halbkugelform der Knolle gibt ja schon fast die Unterseite der Schale vor. Bei dieser geteilten Knolle musste ich mir aber etwas Neues einfallen lassen.
Die geteilten Halbkugeln waren ca. 65 cm lang und etwa 32 cm breit. Die längliche Form inspirierte mich, Gefäße daraus zu machen. Ich nahm mir eine Hälfte, die eine Verfärbung ins Braune hatte, und schnitt mit der Kettensäge ein Stück von ca. 14 x14 cm und einer Länge von 42 cm zu. Das Reststück wurde kleiner und war etwa 12x12x 28 cm.
Schon öfter hatte ich Gefäße quer zum Stamm mit dem Kern in der Mitte gefertigt und war gespannt, wie sich das Holz beim Trocknen verformt. Bei diesem Holz der Wucherung wusste ich aber nicht, ob es überhaupt zu einer Verformung kommen würde.
Die Wucherung entsteht durch einen krankhaften Wuchs an einer Stelle, die teilweise im Jahr um 15 mm wächst. Rotbuche wächst normal ca. 2-3 mm. Auch wunderte ich mich über die Holzfeuchte. Die Wucherung hatte nahezu kein freies Wasser im Holz.
Als ich mit dem Bearbeiten der Außenkontur fertig war wurde das Gefäß von innen ausgehöhlt. Dabei ist wichtig, dass die richtige Wandstärke gewählt wird. Die Wand soll so dünn wie möglich sein, muss aber die Bearbeitung noch aushalten, ohne dass sich das Gefäß schon auf der Maschine zerlegt. Ich wählte eine Wandstärke von ca. 4-5 mm.
Als ich mit dem Ausdrehen der Tiefe fertig war fühlte sich das Holz schon ziemlich trocken an. Meine normalen Gefäße quer zum Stamm schleife ich immer erst, wenn diese trocken und verformt sind, da sich nasses Holz schlecht schleifen lässt.
Bei dem Gefäß aus der Knolle war aber die Oberfläche schon so trocken, dass ich mit dem Schleifen beginnen konnte. Ich war auch neugierig wie die Verfärbung des Holzes geschliffen aussieht. Ich musste zwar immer wieder das Schleifpapier mit der Messingbürste reinigen, da kleine Ablagerungen entstanden, aber ich konnte die Oberfläche fertig machen. Als letzte Körnung wurde mit Korn 1000 geschliffen. Die Oberfläche war sehr glatt und es zeigten sich schon leichte Verformungen.
Das zweite Gefäß wurde auch fertig gemacht und beide wurden zum Trocknen in einen Karton mit trockenen Spänen gesteckt.
Aus Neugierde habe ich schon nach 2 Tagen die Gefäße aus den Spänen genommen und musste zu meiner Überraschung schon eine extreme Verformung der Wand feststellen.
Das Holz einer Wucherung wächst ja sehr schnell und die Halbkugel quillt förmlich aus dem Stamm heraus. Durch diesen Wuchs werden die Holzfasern gestaucht und an anderen Stellen gedehnt, so dass eine gewaltige Spannung in dem Holz auftritt. Durch die dünne Wandstärke kann sich das Holz aber verformen und reißt nicht beim Trocknen.
Nach einer Woche Trocknen haben die Wände der Gefäße regelrechte Knitterfalten bekommen. Im Nachhinein war es sehr wichtig, dass ich die Oberfläche noch im nassen Zustand fertig gemacht hatte. Diese feinen Profilierungen hätte ich nicht mehr sauber schleifen können. Im Gegenteil, ich hätte alle feinen Rillen wegschleifen müssen und diese besondere Optik wäre zerstört worden.
Mit feinem Schleifvlies wurde die Oberfläche nochmals bearbeitet um Fasern, die beim Trocknen entstanden sind, abzupolieren.
Die feine helle Oberfläche gefällt mir besonders gut und deshalb habe ich auf eine weitere Oberflächenbehandlung mit Lacken oder Ölen verzichtet. Jeder Überzug würde die Farbe des Holzes verändern, aber ich möchte aber den jetzigen Zustand beibehalten.
Aus der zweiten Hälfte wurden noch zwei weitere Gefäße gefertigt. Ich konnte also aus der Knolle vier Gefäße fertigen die einzigartig in Ihrem Aussehen sind. Auf Ausstellungen in München, Selb, Weidenberg, Bayreuth und in Gmund am Tegernsee wurden die „Gefäße in Knitteroptik“ bewundert und bestaunt. Noch nie hatte jemand etwas Vergleichbares gesehen. Verkaufen will ich diese besonderen Objekte auf keinen Fall, da man solche Unikate nicht noch einmal machen kann.
Die beigefügten Bilder können nur einen kleinen Ausschnitt der optischen Darstellung wiedergeben und können nur das Interesse wecken, diese einzigartigen Objekte in Natura zu sehen.
Im Jahre 2018 hatte ich noch eine Wucherung bekommen und konnte wieder mehrere Gefäße daraus machen. Diese wurden teilweise schon verkauft oder können auf meinen Märkten erworben werden
Gruß Johannes
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