nun ist es auch schon wieder vorbei - unser Sommertreffen mit den Drechselfreunden Erzgebirge und unserem Vorführer Jo Winter. Ich hoffe, dass Ihr alle wieder gut zu Hause angekommen seid. Jo sitzt sicher mit seiner lieben Frau und unserem Jörg bei einem gutem Glas Wein noch beisammen und ich schreibe hier ganz ohne Wein einen kleinen Bericht. Es hat mir aber so gut gefallen, dass ich meine Eindrücke gleich loswerden will.
Vielen Dank an Jörg und Familie für die gute Vorbereitung. Vielen Dank an Jo und seine liebe Frau fürs Kommen und den tollen Vortrag. Vielen Dank an die vielen Zuhörer, auch von den benachbarten Stammtischen.
Bei Jörg durften wir seinen Raum der zukünftigen "Kreativscheune Oberweißbach" das erste mal benutzen - es waren sehr gute Voraussetzungen für unser Thema "kreative und unkonventionelle Drechselobjekte".
Zuerst stand das Thema Kreativität auf der Tagesordnung, was versteht man darunter und was bedeutet es für uns.
Kreativität ist nicht nur eine Floskel, sondern Jo erklärte uns, dass aus seiner Sicht der Weg zu einem bestimmten Objekt sowohl in der Werkzeugauswahl, z.T. auch in der eigenen Herstellung der Werkzeuge, der Materialauswahl und der Technik der Herstellung kreative Ansätze beinhaltet. Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die Formenfindung hierbei. Um ein bestimmtes Objekt oder Ergebnis zu erreichen ist eine "theoretische" Vorbetrachtung erforderlich. Das heißt, man fertigt sich verschiedene Skizzen an, um die entsprechende Form zu finden und muß den Weg zum Ergebnis durchdenken. Wie spanne ich wann "sicher" auf, welche Werkzeuge setze ich ein.
Hallo - wer passt hier nicht auf???
Jo konnte seine "theoretischen" Vorbetrachtungen mit so vielen Beispielen erklären, dass alle interessiert zuhören.
Nach den Vorbetrachtungen und Kaffee und Kuchen und bereits vielen persönlichen Gesprächen ging es an die Vorführung der Herstellung eines Zyklop.
Das soll er werden und los gehts.
Gespannt schauen alle zu, wie Jo die einzelnen Schritte zeigt.
Die annähernde Aussenform ist geschafft und die Feinarbeiten müssen bedacht werden, um am Ende nach dem Schleifen aller Flächen immer noch die gewünschte Form zu erhalten.
Doch wie höhle ich jetzt aus, um überall das entsprechende Material zu entfernen? Aus diesen Überlegungen entsteht "das Erfinden" neuer Werkzeuge.
Eine entspannte Arbeitshaltung gehört zum Drechseln auch dazu. Mir stellt sich nur die Frage, warum heißt das Bett der Drechselbank Bankbett, wo es doch ein Sitz ist oder?
Das Aushöhlen erfolgt bereits bei fertiger Aussengröße. Ich will damit sagen, die offenen Seiten der fertigen Dose sind bereits offen. So kann man mit "Schattendrechseln" den Materialabtrag und damit die Innenform und die Werkzeughaltung sehen.
Die Form wird immer wieder auch bei stehender Maschine geprüft.
Ist die Innenform gelungen, muß die Dose noch innen ausgehölt werden. Auch hier ist wieder Kreativität gefragt, um ohne Abdrücke und schwingungsfrei das bisherige Objekt aufspannen zu können.
Dieser Teil wurde nur noch theoretisch besprochen, da die ersten Bratwüste bereits fertig waren und damit niemand mehr an der Drechselbank zu halten war.
Es wurden noch viele Dinge diskutiert und persönliche Erfahrungen ausgetauscht. Sehr interessant war auch die Galerie der mitgebrachten Arbeiten. Auch hier waren super Arbeiten dabei. Ich hoffe, dass von anderen Teilnehmern auch hierzu noch einige Bilder nachgereicht werden.
Viele Drechsler schleifen mit Velcro oder dns-Schleiftellern/Scheiben oder von vergleichbaren Anbietern. Eigentlich alle Anbieter von Drechseltechnik und Zubehör bieten auch die entsprechenden Schleifscheiben an. Nur leider sind diese - als Verbrauchsmaterial - sehr sehr teuer. Und so hat mancher Drechsler sich hier schon entsprechende Stanzhilfen gesucht. Einige verwenden angeschliffene Rohre zum Ausstanzen, Jörg hat fertige Stanzen zu günstigen Preisen bei seinem Werkzeughändler gefunden.
Sinnvoll ist, wenn das Schleifpapier ein paar Millimeter über den Klett-Teller hinaus ragt, um einmal den Klettbelag nicht an den Kanten zu beschädigen und andererseits keine Spuren des Schleiftellers oder vom Klettbelag am Werkstück zu hinterlassen.
Aber wer sagt denn, dass das Schleifpapier immer rund sein muß? Jo hat seine eigene Form des Schleifpapiers für den Schleifteller gefunden. Und damit kann man aus wesentlich preisgünstigeren Rohmaterial seine Schleifscheiben gewinnen.
Und genau das sind immer wieder solche Ideen und Tips, die uns weiterbringen.
Nochmals vielen Dank an alle für den aus meiner Sicht wunderbaren Drechselnachmittag.
