Rhein-Main-Stammtisch am 21.10.2017 in Wettenberg-Wissmar

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branco
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Rhein-Main-Stammtisch am 21.10.2017 in Wettenberg-Wissmar

Beitrag von branco »

Rhein-Main-Stammtisch am 21.10.2017 in Wettenberg-Wissmar

Liebe Drechslerinnen und Drechsler,

zum ersten Mal nach der „Sommerpause“ und zum vorletzten Mal in diesem Jahr trafen wir uns mit ca. 40 Personen im Holz+Technik-Museum.

Die vorgesehenen Themen:

- Stabilisieren von Holz
- Übersicht über Stabilisierungsmöglichkeiten
- Stabilisieren mit dünnflüssigem Harz unter Vakuum

Alle warten gespannt auf den Anfang,

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Aber es dauert noch ein bisschen, denm heute sind umfangreiche Vorbereitungen zu treffen

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Die neuinstallierte Videoanlage funktioniert und ermöglicht allen Zuschauern einen Blick in den „Kochtopf“.

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Es handelt sich tatsächlich um einen Dampfkochtopf, den Kai zu einem Vakuum-Gefäß umfunktioniert hat.


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Hier ist die zugehörige Vakuumpumpe



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Und noch Filter, Abstellventil und Manometer.


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Thomas hat auch schon umfangreiche Erfahrungen mit der Methode und kann viele Informationen dazu beitragen.


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Die zu stabilisierenden Holzteile . . .


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. . .werden in ein Gefäß mit Kunstharz eingelegt und mit Metall so beschwert, dass sie ganz von der Flüssigkeit umgeben sind.



Die aus den Hölzern entweichende Luft bringe das Harz zum Schäumen.

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Das dauert recht lange.

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Zum Vergleich behandeltes und unbehandeltes Holz.



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Das Kunstharz kann auch eingefärbt werden.

Wenn die Flüssigkeit nicht mehr schäumt wird langsam wieder Luft in den Topf eingelassen. Dabei sinkt der Flüssigkeitsspiegel deutlich ab, weil der Luftdruck die Flüssigkeit in die fast luftleeren Hohlräume drückt.
Danach werden die Stücke in Aluminiumfolie gewickelt und in einem Backofen (nichtmehr für Lebensmittel verwenden!) getrocknet.

Die Zeit wurde zum Diskutieren und Begutachten der mitgebrachten Werke genutzt. Ein Stück fiel sofort ins Auge (später mehr dazu)


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Margrit berichtet über große Schwierigkeiten beim Glätten der der Douglasien-Schale.

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Han-Jürgen war zum Gewindestrehlen in Holland und hat gleich eine ganze Serie von Gewindedosen produziert.


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Ist das nicht ein schönes Elchgesicht?


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Schale mit Zinnfüllung

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Holger ist zum ersten Mal dabei und zeigt schon eine beachtliche Sammlung von gelungenen Werkstücken.

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Wieder Besonderheiten von Theo:


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Schmuck und Schreibgeräte von Kai:


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Ein unbehandeltes Stück Black Palmira und ein Anhänger aus einem stabilisiertenStück:

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. . . und die heute stabilisierten Stücke aus dem Backofen:


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Diese „metrische Schraube“ (Gewinde 250x60) hat Thomas für den Nachbau einer Gutenberg-Druckerpresse angefertigt. Die Herrichtung seiner Drechselbank für diesen Zweck hat ihm einige Kopfschmerzen bereitet. Was jetzt noch fehlt, ist das Gegenstück mit Innengewinde. Wir dürfen gespannt sein.

Das nächste Treffen wird am 18. November um 14 Uhr stattfinden.
Schöne Grüße
Dieter
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Seppel
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Stammtisch aktuell

Beitrag von Seppel »

hallo,
wie immer tolle Berichterstattung.
Muß der Druckkessel jedesmal frisch verschraubt werden.
Ist ein planer Deckel, wenn er Vacuum erhält nicht ausreichend ?

Grüße

Josef
herzliche Grüsse vom Elsenzstrand
der Toscana Badens

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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi Josef,
die Schrauben sind nur zur Zentrierung damit der Deckel sauber auf der Dichtung aufliegt.

Verschraubt werden muss erst bei Überdruck und vor allem vorher berechnet da die Kräfte immens werden.
Gruß Jockel
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Peter Gwiasda
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Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Hessendrechsler,

ich habe offensichtlich etwas versäumt. Diese Stammtisch ist mal wieder seinem Anspruch von lehren, lernen und amüsieren gerecht geworden.

Frage an den Berichterstatter Dieter: Bernd hat doch kein Elchgesicht? oder?

Grüße von Peter Gwiasda
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
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Manfred Fa.
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Stabilisierung von Holz

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Hessendrechsler,

toll, ist ja immer was los in den schönen Hallen bei euch. :klatsch: :klatsch:

@Kai
das von dir verwendete Kunstharz zum stabilisieren - oder auch Holzfestiger genannt, ist das Material
1 Komp. oder 2 Komp. und auf welcher Bindemittelbasis ?
Soll im Backofen das verwendete Lösemittel z.B. Spiritus oder ein anderes Lösemittel schneller verdunsten bzw. sich verflüchtigen, oder solll die Wärme zur Reaktion beim 2 Komp. und auch zusätzlich zum Verdunsten der auch im 2K Material enthaltenen Lösemittel (welche ) beitragen ?

Für ein paar klärende Worte wäre ich dir dankbar.

Gruß
Manfred
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branco
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Beitrag von branco »

Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass ein Teil der Fotos wieder von dem unermüdlichen Hölzerkarl stammt.

Danke, Karl!

@ Peter: Da machst Du mich jetzt aber irgendwie ein Stück weit unheimlich betroffen :-L
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Hölzerkarl
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Rhein-Main-Stammtisch am 21.10.2017 in Wettenberg-Wißmar

Beitrag von Hölzerkarl »

Hallo Dieter,
danke für den Bericht über das interessante Treffen.
Ebenso danke den beiden Vorführern.

@ Alle:
Da mir bekannt ist, dass unser Adolf immer mal wieder seltenes Holz dabei hat,
bat ich ihn, die Katze aus dem Sack zu lassen und den Kofferraum seines Autos
zu öffnen. Har er auch gemacht.
Bitteschön...die Bilder...

Bildmitte oben und unten links: Kreuzdorn
Oben rechts: Essigbaum
Links und Bildmitte: Stamm und Knolle Buchsbaum
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Mitte unten: Erdbeerbaum
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Mitte unten: Wieder Erdbeerbaum
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Flieder
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Schale von Margrit: Paulownia (Blauglockenbaum)
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Ist das Feingewinde oder Feines Gewinde? Durchmesser 250mm - Steigung 60mm.
Holzart: Ahorn
Beachten: Links vom Teller liegt ein kleines unscheinbares Teil. Bild weiter hinten.
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Zum Vergleich hat Thomas aus Tagua-Nuss eine Schraube M5 hergestellt.
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Freundliche Grüße aus dem Werratal

Der Karl
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Kai
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Harz zum Stabilisieren

Beitrag von Kai »

Hallo Manfred,
nach den Informationen, die ich gefunden habe, handelt es sich bei dem Harz, das zum Beispiel unter den Handelsnamen "Cactus Juice" und "Stickfast Stabilizing Resin" angeboten wird, um "Methacrylic Acid (MAA)" oder Methacrylsäureester. Da das Produkt nur sehr langsam aushärtet, wird meist schon vom Händler ein Katalysator beigegeben, der es ermöglicht das Harz unter Hitzeeinwirkung (etwa 90 Grad Celsius) im Ofen in kurzer Zeit auszuhärten. Der Nachteil der Beimischung ist allerdings eine auf etwa 6 Monate begrenzte Haltbarkeit im katalysierten Zustand.
Wünscht man farbige Rohlinge, so wird der Farbstoff vor Beginn des Stabilisierungsprozesses dem Harz beigemengt.
Eine gute deutschsprachige Anleitung zum Arbeiten mit Stickfast Stabilizing Resin gibt es hier: http://drechselshop-kramer.com/WebRoot/ ... rz_neu.pdf
Weitere englischsprachige Informationen finden sich unter: http://azwoodturners.org/pages/tips/Vac ... lizing.pdf
Gute englischsprachige Videofilme zum Stabilisieren mit Harz ergibt die Google-Suche mit der Begriffskombination: Zac Higgins stabilizing wood

Beim diesjährigen Forumstreffen in Olbernhau wurde an einem Stand ein anderes Harz (Stabi 17 B) eingestetzt. Das Verfahren ist ähnlich dem im Bericht beschriebenen, aber das Aushärten im Ofen entfällt. Allerdings erhöht dies die Aushärtezeit auf 2-4 Wochen. Meine Vermutung: Hier wird anscheinend ohne Katalysator gearbeitet. Am Stand wurden die farbigen Rohlinge mittels im Vakuum eingebrachter "Spritusbeize" erreicht. Nach dem Verflüchtigen des Ethanols an der Luft wurde dann in einem zweiten Arbeitsgang mit Stabi 17 B stabilisiert. Nähere Informationen zu diesem Produkt gibt es bei "Drechseln & mehr".

Viele Grüße
Kai
Kai, der Genussdrechsler

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Groeopaz
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Beitrag von Groeopaz »

Lieber Dieter,
lieber Karl,

es ist schön, jemanden zu haben, der bzw. die Spaß daran hat/haben, solche Berichte zu machen, auf die man auch später noch mal zurück greifen kann oder mit deren Hilfe man seiner Frau zeigen kann, dass man tatsächlich da war. :-S
Vielen Dank dafür.

@Manfred (ich grüße Dich) und alle, die etwas über den chemischen Hintergrund wissen wollen.
Kai hatte mir das Sicherheitsdatenblatt zur Verfügung gestellt. Daraus konnte ich entnehmen, dass es sich bei der Flüssigkeit um eine Mischung div. Methacrylate handelt. Diese sind die Grundlage für die Herstellung von Plexiglas®, PMMA = Polymethylmethacrylat. Diese wird durch einen Katalysator, besser: Starter, zur Reaktion gebracht. Dazu ist eine Temperatur von min. 80°C notwendig, weil sonst die Reaktionsgeschwindigkeit so gering ist, dass es z.B. bei Zimmertemperatur jahrelang dauern würde, bis die Masse durchgehärtet wäre.
Umgekehrt kann man daraus schließen, dass die Aufbewahrung im Kühlschrank die Haltbarkeit deulich verlängern würde.
D.h. es gibt kein Lösungsmittel, oder nur zu geringen Teilen, um die Flüssigkeit dünnflüssiger zu machen.
Der Starter wurde schon vor dem Kauf in etwa 1%iger Konzentration zugesetzt. Es handelt sich z.B. um Dibenzoylperoxid, das in seiner Handhabung problematisch ist.
Ich hoffe, die Nebel der fehlenden Information ein wenig gelichtet zu haben.
Kai´s Erklärung hatte ich zu spät bemerkt. :-C

Liebe chemische Grüße
Bernd
(der mit dem Elch :nk: drechselt)
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Kai
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Lagerung MAA

Beitrag von Kai »

Hallo Bernd, hallo Drechslerinnen und Drechsler,
danke für Deine ergänzenden Erklärungen. Dass sich die Lagerzeit des MAA bei niedriger Temperatur und Vermeidung von UV-Einstrahlung verlängern kann (oder zumindest nicht verkürzt), habe ich auch schon gelesen. Ich würde MAA trotzdem nicht in dem mit Lebensmitteln befüllten Familienkühlschrank lagern, da man nicht sagen kann wie dicht die Behältnisse tatsächlich schließen. Bezüglich des Härtens im Ofen wird zumindest darauf hingewiesen, dass man ein Gerät nutzen soll, das nicht für Lebensmittel verwendet wird. Ein preisgünstiger Minibackofen/Toastofen oder ein kleines Gebrauchtgerät bieten sich an.
Viele Grüße
Kai
Kai, der Genussdrechsler

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Manfred Fa.
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Harz

Beitrag von Manfred Fa. »

Guten Morgen Kai und Bernd,

vielen Dank für euere vorbildliche Erklärung, was diese Technik zum stabilisieren des Holzes anbelangt.
So kann man Wirkungsweise und Reaktion der eingsetzten Materialien nachvollziehen.

Über das von dir Kai angesprochene Stabi Harz und das Finish für Schreibgeräte in Olbernhau gibt es leider keine genaue Auskunft über eine Bindemittel und Lösemittel Deklarierung.
Die Auskunft des Vorführers am Stand kann ich nur als arogante Verschleierung sehen, gegenüber
Personen, die bereit sind für ein gutes Ergebnis ihrer gedrechselten Werke auch Freudenhauspreise zu bezahlen. ;-)
Die Zeit der Geheimniskrämerei auch für Waschküchenbetriebe ist längst vorbei und ehrliche Hersteller legen ihre verwendeten Stoffe offen und haben trotzdem in ihrer Rezeptur noch alle Möglichkeiten ein wirtschaftliches und Anwender freundliches Produkt herzustellen.
Weil ich Thomas Wagner als ehrlichen und netten Zeitgenossen schätze, habe ich darauf verzichtet, die fraglichen Stoffe von meinen Kollegen im Chemie Labor über die GC Analysenmethode aufschlüsseln zu lassen.

Herzliche Grüße und eine stabile und schöne Zeit ;-) wünscht euch
Manfred
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