Frage zur Heyligenstaedt

Alles rund um die Heyligenstaedt

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herosseveros
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Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von herosseveros »

Hallo zusammen
Bevor ich selbst anfange über diese Maschinen zu recherchieren, bin ich überzeugt, dass einige im Forum solche Fragen im Schlaf beantworten können.
Gab es von den Drechselbänken mehrere Modellvarianten und basieren diese auf einer, oder auf verschiedenen Grundkonstruktionen?
Gibt es Infos zur Evolution dieser Drechselbänke?

Gruß Peter
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jockel
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von jockel »

Hallo Peter,
die heyligen Drechselbänke wurden in den ca. 4 Jahren Herstellungszeit stetig weiter entwickelt.
Die Grundkonstruktion von Bett, Füße blieb bis auf ein paar kleine Details gleich.
Bei Spindelstock, Reitstock, Handauflagenunterteil gab es unterschiedliche Ausführungen/Evolutionsstufen.

Ich kann dir grob die Änderungen über den Herstellungszeitraum sagen, das hier zu schreiben würde zu weit führen.
Gruß Jockel
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Grissianer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Es ist heute schwierig zu sagen, was zuerst war aber es gab mehrere Ausführungen.
Die auffälligste bezieht sich auf den Reitstock, der war mal als Spindelpinole oder als Zahnstangenpinole zu haben.
Leute, die viel gebohrt haben bevorzugten die Zahnstangenvariante.
Der Heylige Vater hat 3 von denen aber keine mit Spindel, das muss ein fleißiger Bohrer sein.
Manch eine hatte auch einen originalen Kreuzsupport.
Dann gab es verschiedene Übersetzungsvarianten. Zumindest habe ich schon verschiedene Riemenscheiben gesehen, ob die aber original waren, wer weiß das?
Dann die Farbe ??????
Und zum Schluss die Besitzer :smash: : Die haben in den letzten 75 Jahren auch so das ihrige zur Individualisierung beigetragen.

Hasst du dir eine zugelegt oder sowas vor?
Wäre interessant Bilder zu sehen.

Gruß
Anselm
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herosseveros
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von herosseveros »

Hallo
Danke euch beiden für die Infos. Da ihr euch mit diesen Maschinen ehr gut auskennt, könntet Ihr ja mal einen Bericht zum Werdegang und der Entwicklung dieser Bänke machen. Würde sicher nicht nur mich interessieren. Anselm, die einzige Hyligenstaedt, die ich in Natura gesehen habe war übrigens deine, letztes Jahr.
Zu deiner Frage, konkret habe ich noch keinen Plan, bin aber für alles offen. Momentan restauriere ich eine Drehmaschine, mit der ich mein Zubehör für meine Geiger fertigen kann. Da bin ich aber bereits auf der Zielgeraden. Dann „schau mer mal“.

Gruß Peter

Auch diese Maschine wird am Ende wie meine Geiger dastehen. In vier bis fünf Wochen sollte das soweit sein.
Auch diese Maschine wird am Ende wie meine Geiger dastehen. In vier bis fünf Wochen sollte das soweit sein.
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Michael Steyer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Michael Steyer »

Hallo Peter,

das macht wenig Sinn. Die Bänke wurden nicht so richtig kontinuierlich weiterentwickelt und ab Maschinnennummer 4711 ist der Reitstock dann soundso. Es tauchen z.B. immer wieder Bänke "neuern Datums" mit vermeintlich "älteren Komponenten" auf. Und es sind einige Änderungen auch vermutlich ehr lange parallel gelaufen. Oder wenn der Drechsler Otto Meier seine Bank mit anderen Komponenten als "aktuell" wollte, wurde die vermutlich so gebaut.

Ich habe z.B. unter anderen eine Bank, die nie ein Typenschild besessen hat. Prototyp? Zusammengebaut in Heimarbeit unter Verwendung von Komponenten, die irgendwie noch da waren? Wer kann das nach so langer Zeit noch sagen...

Schöne Grüße
Michael
martin.99
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von martin.99 »

4 Jahre Bauzeit = Zeit für Evolution sind nicht viel für eine Konstruktion. Erfahrung im Bau solcher Maschinen war natürlich durch den früheren Bau der Drehmaschinen mehr vorhanden, als die 4 Jahre. Daher gibt es eher prinzipielle Varianten (z.B. o.g. Reitstockausführungen). Ich denke die größten Evolutionen in den letzten 75 Jahren sind neueren Datums und nachgerüstet, FU, Spindelarretierung, Handauflagenunterteil mit Schnellarretierung etc.
Dinge wie Spindel für den Kreuzsupport (vgl. Modellbaudrechselbank von Geiger), Zubehör wie Ovaldrehwerk etc. wirst du bei Heyligenstaedt nicht finden. Die ganze Geschichte der Drechselbänke war ja nicht wie bei Geiger das Geschäftsmodell, sondern aus der Not heraus geboren, weil man eben nicht mehr wie bisher Drehmaschinen bauen durfte. Sobald man das wieder durfte, endete auch die Produktion der Drechselbänke. An Zubehör gabs z.B.vermutlich neben dem Support nur die Metaller-Planscheibe, die bei fast jeder Maschine dabei ist und nicht viel mehr.
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Doch es gibt mehr, ich habe eine Bohreinrichtung, die in die originale Spindel passt. Dann habe ich noch eine 60 cm große Aluminium-Planscheibe,
ein 160mm Dreibackenfutter und diverse Spundfutter.
Und natürlich die komische Planscheibe, die mit einzeln einzustellende Segmente bestückt ist, die aber niemand braucht.
Was aber jetzt original war oder nachgerüstet wurde, lässt sich heute schwer sagen, sicher ist, dass mein Kreuzsupport nicht der originale war denn der schaut ganz anders aus.
Und sicher ist auch, dass der FU auch nicht original war denn damals konnte sich niemand vorstellen, dass es so was geniales mal geben könnte.

Gruß
Anselm

*korrigiert von Raupenzwerg
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kerouer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von kerouer »

Hallo,

Ist die 160cm Futter nicht zu schwer für die Maschine?

Grüße
Pascal
Grissianer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Autsch
160mm ist wohl richtiger.
Hab ich aber auch noch nie gebraucht. Das TOS125mm ist optimal und es passen alle Axminsterbacken.
Auch habe ich zwei kleinere Planscheiben umgebaut und jetzt passen sie auf die Heylige.

Gruß
Anselm

*oben korrigiert von Raupenzwerg
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herosseveros
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von herosseveros »

Hallo zusammen
Mir sind die unterschiedlichen Reitstöcke aufgefallen, manche sehen etwas abenteuerlich aus. Ich habe eigentlich mehr erwartet. Eine sehr einfach aufgebaute Maschine, Drehzahlregelung über Riemenscheiben, Flachbett und eine Handaufnahme die unter dem Bett gespannt ist. Warum der Hyp um diese Maschinen?
Heyligenstaed ist wie Geiger und alle anderen deutschen Maschinenbauer durch diese Durststrecke nach dem Krieg gegangen. Im Gegensatz zur Heyligenstaed ist Geiger konsequent den Weg zu Holzbearbeitungs- und Modelbaumaschinen weiterverfolgt und war da auch sehr kreativ.
Heyligenstaed baut heute Großdrehmaschinen, geniale Teile!
Gruß Peter
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Peter Gwiasda
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Peter Gwiasda »

Moin Peter,

"Warum der Hyp um diese Maschine?" fragst du. Weil sie gut und einfach und wegen der vergleichsweise geringen Stückzahl selten sind. Und Seltenheit hat stets etwas mit Exklusivität zu tun. Außerdem bietet diese Maschine grenzenlose Möglichkeiten der individuellen Verbesserung und Ergänzung.
Der größte Wert dieser (sachlich nicht zu begründenden) Verehrung der Heyligenstaedt-Maschinen ist seit Jahren die immer erneuerte und vertiefte Freundschaft und wechselseitige Hilfsbereitschaft der Heyligen Community. Vergleichbar ist dies mit der Vergötterung der ebenfalls einst in Hessen produzierten Horex-Motorräder. Wer einmal eine Horde glückseliger Männer erleben möchte, besucht ein Treffen der Horex-Freunde. Wer einmal eine Rotte gutgelaunter Männer sehen möchte, besucht ein Treffen der Heyligen Drechsler...

So einfach ist die Sache, meint
Peter Gwiasda
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von herosseveros »

Hallo Peter
Eine Faszination für Oldtimer kann ich nachvollziehen, da zähle ich mich auch dazu. Bei einer Maschine denke ich rationeller. Was kann sie und was muss ich daran machen, bis sie das kann, was ich will. Bei einer serienmäßigen Heyligenstaed ist dieser Aufwand immens. Der Vergleich mit einem Oldtimer hinkt, da geht es um Originalität. Mit einer Standard Heyligenstaed würde wahrscheinlich keiner arbeiten wollen.
Als Atheist werde ich eine Maschine mit Sicherheit nicht vergöttern, auch keine Horex 350 (hatte ich schon in der Garage)
Gruß Peter
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Peter Gwiasda
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Peter Gwiasda »

Moin Peter an Peter,

in aller Freundlichkeit: Eine meiner vier Heyligenstaedt-Bänke (darunter auch eine modifizierte Kopf-Drechselbank) ist eine klassische Standard-Maschine (allerdings mit FU). An ihr arbeite ich seit über 40 Jahren erfolgreich ohne Empfindungen von Defiziten. Deshalb erlaube ich mir, deine Behauptung, wonach keiner auf einer solchen Maschine arbeiten wolle oder könne, schlicht als Quatsch zu bewerten.
Bei einem Besuch in meiner Werkstatt darfst du dich selbst davon überzeugen.

Grüße von Peter Gwiasda
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Hallo Peter und Peter
Zwischen meinen zwei Maschinen liegen beim Produktionsjahr genau 70, siebzig Jahre.
Was ist der Unterschied zwischen beiden Maschinen? Faktisch keiner!
Beide können genau das selbe und beide haben 30cm Spitzenhöhe und über einen Meter Spitzenweite, beide haben MK3, eine FU und einen kräftigen Motor.
Gut, Kleinigkeiten gibt es zwar aber die würden das Drechselergebnis niemals beeinflussen.
Heyligenstaedt DB kommen aus dem Drehmaschinenbau der 40er Jahre, sie haben Komponenten im Antriebsstrang, da können moderne Drechselbänke nicht
mithalten schon gar nicht jene aus Fernost. Aber das ist unserer Konsumgesellschaft geschuldet denn bautechnisch können würden das heutige Maschinenhersteller sicher auch nur würde das heute niemand mehr bezahlen.
Hätte ich vor 2017 so eine Heylige bekommen, wäre sicher keine Kreher in meine Werkstatt eingezogen.
Die Faszination an einer solchen alten Maschine ist nicht, dass sie ein Oldtimer ist, sondern dass sie nach 70Jahren immer noch einwandfrei zu gebrauchen ist.

Ich mach ein Beispiel: Ich besitze auch einen 60 Jahre alten Güldner G50A. Müsste oder könnte ich mit dem nur noch auf Oldtimer Kaffeefahrten mitfahren so würde er im Schrott landen. Ich kann aber noch damit arbeiten, Holz ziehen, pflügen, eggen, oder auch Wasser pumpen und jedes mal wenn ich aufsitze und arbeite, hab ich eine riesen Freude weil es so schön funktioniert.
Museale Verwertung ist was für Museen, Mumifizierung ist was für Tote, aber sicher nicht für uns Drechsler, da herrscht Kreativität oder Kunst, meinetwegen auch Restaurierungseinsatz.
Heyligenstaedt ist ein besonders schönes Projekt weil es all das in sich vereint und dazu noch Seltenheitswert besitzt.
Meinetwegen wird diese Emotion auch besonders gepflegt aber auch das ist erlaubt und sicher nichts schlechtes.

Gruß
Anselm
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von herosseveros »

Hallo Peter, Hallo Anselm
Euch ist wohl beiden bekannt, dass ich ein Faible für alten Guss habe und mir kein Blechspielzeug ins Haus kommt. Ich werde mich auch nicht mehr zur Heyligenstead äußern. Das ist eine sehr solide Maschine, da habe ich keinen Zweifel. Unter Restaurierung verstehe ich aber etwas anderes. So eine Maschine als Basis für eine Drechselbank heutigen Bedürfnissen (FU, Handauflage usw.) anzupassen ist OK, aber es sei mir erlaubt, den Aufwand einzuschätzen. Ich hatte nur erwartet, dass die DNA dieser Drechselbänke breiter aufgestellt ist.

Einen Seitenhieb will ich dennoch loswerden.
Für Außenstehende vermittelt ihr den Eindruck, dass ihr nur in der Kirche drechselt. Ich gehe da nur aus architekturhistorischem Interesse hin.
Gruß Peter
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von martin.99 »

Du redest von Aufwand? Da wundere ich mich.
Der war wohl auch bei deiner Geiger aus normalsterblicher Sicht gigantisch und viel mehr als im wesentlichen Drechseln kann man damit auch nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, du hattest bei den Arbeiten viel Spaß und das Ergebnis sieht toll aus, also Ziel erreicht! :klatsch:
Ich denke eine gründliche Restauration ist immer teuer, aufwändig und wird nur selten hinterher in Geld augewogen.
herosseveros hat geschrieben: 17.07.2022 - 21:36:17
Für Außenstehende vermittelt ihr den Eindruck, dass ihr nur in der Kirche drechselt. Ich gehe da nur aus architekturhistorischem Interesse hin.
Gruß Peter
Nicht in der Kirche. Aber nur am heyligen Sonntag. ;)
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Hallo Peter
Bitte erkläre mir was du damit meinst?
Ich hatte nur erwartet, dass die DNA dieser Drechselbänke breiter aufgestellt ist.
Was sollte da breiter sein?
Gruß
Anselm
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Michael Steyer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Michael Steyer »

Eigentlich ganz einfach: Wo meine Heyligenstaedt steht, muss meine Kirche sein. :-)
Ist da im Moment auch ganz angenehm kalt.
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Michael Steyer
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Michael Steyer »

Vielleicht sollte man doch noch bisschen was dazu erklären.

Heyligenstaedt aus Gießen hat vor und während des 2.Welkriegs Metallbearbeitungsmaschinen gebaut. Als metallverarbeitendes Unternehmen hat Heyigenstaedt natürlich auch für die Rüstungsindustrie gearbeitet. Auch wenn die oberste Führung nichts mit den Nazis am Hut hatte, die Riege eins drunter aber schon.

Ende August hat Heyligenstaedt bei den amerikanischen Behörden einen Produktionsplan für 10 Monate vorgelegt:
1. Reparaturen, wie sie das Unternehmen in Gießen seit dem Kriegsende ausführte
2. 100 kleine Drehbänke und 150 kleine Bohrmaschinen
3. pro Monat 2 Radsatzdrehbänke zur Herstellung und Reparatur von Wagon- und Lokomotivrädern
4. Als Ersatz für den verbotenen Bau von Werkzeugmaschinen die Produktion von 320 verschiedenen Holzbearbeitungsmaschinen
5. Pro Monat 5 Ziegelformmaschinen für Baubetriebe

Dafür bekamen sie erst eine vorläufige Genehmigung für 30 Tage. Dann wurde der Plan von höherer Stelle abgelehnt.
Im Oktober nach Intervention dann doch genehmigt.

1947 sollte Heyligenstaedt dann demontiert werden. Konnte dann auch verhindert werden. Die Amis waren nicht blöd. Zum Wiederaufbau wurden zwingend die Radsatzdrehbänke gebraucht. Heyligenstaedt war eins der wenigen Unternehmen in den westlichen Zonen, die so was bauen konnten.

Danach hat Heyligenstaedt dann wieder vollumfänglich Metallbearbeitungsmaschinen gebaut.

Aber sie haben es immer als Schande angesehen, dass sie für eine kurze Zeit gezwungen waren, u.a. Holzbearbeitungsmaschinen zu bauen. Und sie hatten keinesfalls die Absicht, Drechselbänke auch nur einen Tag länger zu bauen, als unbedingt notwendig. Heyligenstaedt wollte also nie und nimmer die Produktpalette an Drechselbänken ausbauen. Die wollten wieder Metall.

Der Drechselbank an sich sieht man die Metallbauer an. Grundsolide, Guss, schwer, schwingungsarm. Gegenüber den heutigen Drechselbänken hat sich an der Grundstruktur einer Drechselbank ja nichts geändert. Wieviele Drechselbänke gebaut wurden? Keiner weiß es. Die Heyligenstaedt ist somit eine exklusive, hochwertige Drechselbank, die mit ein paar kleinen, chirurgischen Eingriffen auf der Höhe der Zeit ist und mit anderen, großen Bänken vergleichbar ist.
Bis auf den Charme, einen Oldtimer zu haben.

Schöne Grüße
Michael
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von HelgaG »

Juhu, es geht weiter :klatsch:
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Grüße Helga
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von schwede »

HelgaG hat geschrieben: 20.07.2022 - 10:10:58
Juhu, es geht weiter
Tja, so unterschiedlich sind die Meinungen....,
Ich z.B. möchte eine Stratos nicht geschenkt,
und würde daher eine heylige Drechselbank bevorzugen!
:mrgreen:
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von mascheck »

HelgaG hat geschrieben: 28.01.2022 - 15:38:47
....Polemik ist auch nur eine Waffe und normalerweise ignoriere ich die....
...Ich stehe dazu und melde mich hier ab. Ihr könnt den Account gerne löschen, ich mache mir die Mühe jetzt nicht

Schön, dass Du dem Forum treu geblieben bist. Auch das Stilmittel der Polemik scheinst Du mittlerweile in Dein Konversationsrepertoire aufgenommen zu haben.

Freundliche Grüße in den Makerspace

Martin

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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von HelgaG »

Hi Martin und alle anderen
ich verfolge das Thema eigentlich neutral, finde den Krieg der Welten allerdings in der Tat sehr erfrischend und lustig zu beobachten.

Und wenn ich dran denke, dass meine Mit-Werker bedenken hatten die Statros im 1.OG aufzustellen, würde ich vermuten, dass so eine Heylige wahrscheinlich direkt beim Aufstellen schon den Abmarsch durch die Decke in die Metallwerkstatt antreten würde.
Da hätte sie aber gute Gesellschaft von einer uralten Weiler Drehbank.

Grüße Helga
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Das ist kein Krieg! :evel
Das ist lediglich ein Meinungsaustausch.
Die Heyligen Brüder haben in der Regel auch nicht ausschließlich eine Heylige, selbst der Heylige Vater nennt eine JET sein eigen.
Also was solls, es ist amüsant sich mit solchen alten Gußmaschinen auseinanderzusetzen und noch dazu was schönes oder nützliches darauf zu erschaffen.
Auch wenn das möglicherweise auch auf anderen Drechselbänke geht.

Gruß
Anselm
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Re: Frage zur Heyligenstaedt

Beitrag von dalbergia_63 »

Hallo Helga,

ich schliesse mich den Kollegen wie @maschek an und freue mich, dass Du dabei bleibst!

Das kann das Forum nur weiterbringen ...

Erzähl mehr aus Deinen Erfahrungen im Mainzer Makerspace!

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz
"To everything (turn, turn, turn)
There is a season (turn, turn, turn)
And a time to every purpose, under heaven"
Pete Seeger
... welch ein Lied für einen drechselnden Musiker!
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