Gesellenstück mit gedrechselten Füßen

[Micha]

Moin moin,
seit Jahren gebe ich an meiner Berufsschule für interessierte Tischler*innen Drechselkurse. Wir haben 5 kleine Jets und drechseln an drei Nachmittagen eine kleine Schale. Die jungen Leute haben Ahnung von Holzaufbau und Spannung, so dass es eigentlich immer klappt.
Es hat mich gefreut, dass sich einer nach diesem sehr kurzen Einblick zutraute, die Füße für sein Gesellenstück zu runden. Technisch war das sicherlich nicht besonders fordernd, aber immerhin hat er in diese Richtung gedacht und konnte es umsetzen. Holzart: Ahorn geseift

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Die Halterungen wurden extra angefertigt.

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Ein sehr transparentes Möbel. Die gerundeten Scheiben sind eine Sonderanfertigung. So ein Stück hätte ich nach meiner Lehre nicht zusammen bekommen.

Das Stück und 50 weitere Holzobjekte werden ab dem 17.05.2023 im Hamburger Museum der Arbeit im Rahmen der Ausstellung https://www.holzbewegt.info/ zu sehen sein. Auch die "Tage des Holzes" sind wieder geplant. Nähere Infos dazu später.

Grüße aus dem Norden von Jürgen



*Beitrag bearbeitet von Holzpeter

[Opa der Bastler]

Hallo Micha,

Danke fürs zeigen.

Es lohnt sich immer auch mal andere Dinge zu sehen.

Gruss OdB

[Holzflorian]

danke für den Bericht und den Link zum Film.

Da werde ich wohl mal hingehen.

Interessant übrigens auch die Ausstellung der Gesellenstücke der Tischer in der Berufsfachschule G6.

[dalbergia_63]

Hallo Micha,

ein sehr schön leichtes uns transparentes Gesellenstück hat sie da gemacht. Bis hin zu den selbstgedrechselten Füßen!

Ich nehme an, nach dem "Hamburger Modell" ist aufgrund des allgemeinen Schwierigkeitsgrades die Notwendigkeit der Anfertigung von klassischen Schubkästen entfallen.

Aus welchem Material ist die dunkle Abdeckplatte, Stahl, wie die Aufnahme der zylindrischen Füße?

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz

PS: Den Wettbewerb "Holz bewegt" stellen wir bestimmt in BM vor ...

[Nachtübernahme]

Sind die Vorgaben für das Gesellenstück eigentlich regional unterschiedlich?

[wolfgangsiegel]

Eine Frage habe ich, die nichts mit den gedrechselten Füßen zu tun hat.

Die gerundeten Scheiben sind eine Sonderanfertigung.

Nach sowas habe ich kürzlich lange gesucht.
Nur, wenn es einfach ist, das raus zu bekommen, würde mich eine Kontaktadresse der Herstellerfirma interessieren - aber bitte deswegen keine "umständlichen Umstände" machen.

[dalbergia_63]

Hallo Tobias,

im Großen und Ganzen sind die Anforderungen an das Gesellenstück in Deutschland einheitlich, was die maximale Größe und die technischen Komponenten betrifft:

- mindestens 1 Türe, Klappe, Schiebetüren ...
- mindestens 1 Schublade, Tablar, Auszug klassisch auf Lauf-, Kipp- und Streifleisten oder Nutleisten geführt
- überwiegend aus Holz (Holzwerkstoffe, Massivholz, Furnier)

Die Mindestanforderung wäre mit einem Nachtkästchen 1 Schub, 1 Türe erreicht - was ja über Jahrhunderte auch der Gesellenstücksklassiker war ...

Manche Innungen (in Bayern und BW) legen diese Vorgaben meist sehr streng aus, andernorts (z. B. in Norddeutschland) hat sich das sog. "Hamburger Modell" etabliert, dass einen Punkteschlüssel zugrunde legt. Für bestimmte Bereiche wie Beschläge, Material, Oberfläche, handwerkliche Verbindungen, etc. werden Punkte vergeben. In Summe müssen 10 Punkte erreicht werden, sodass das Stück als Gesellenstück zugelassen wird.

Im "Extremfall" könnte ein GS also aus mit Schichtstoff ("Resopal") belegten Platten, an Topfscharnieren angeschlagenen Türen und einer Zuhaltung mit aufgeschraubten Magneten bestehen.

Der Ehrlichkeit halber muss man aber sagen, das die meisten Gesellenstücke noch überwiegend aus "Holz" bestehen und klassische Beschläge haben.

Gestalterisch ist die Bandbreite allerdings viel, viel größer - wie die jährlich stattfindenden Gestaltungswettbewerbe "Die Gute Form" auf Innungs-, Landes- und Bundesebene zeigen ... hier kannst Du ein paar Stücke sehen:

https://www.tischler-schreiner.de/beruf ... gute-form/

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz

[dalbergia_63]

Hallo Wolfgang,

gebogene Glasscheiben sind in der Regel Sonderanfertigungen und sollten von jedem guten Glashändler geliefert werden können.

Meist fertigen sie diese nicht selbst, sondern bestellen die Scheiben beim Glashersteller in der gewünschten Form.

Frag doch mal bei einem Glashändler in Deiner Nähe an - ist allerdings nicht ganz billig, ein Problem ist oft auch die Maßhaltigkeit der Radien ...

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz

[Nachtübernahme]

Hallo Heinz,

unser Lehrling (Schreinerei in Oberbayern) muss in sein Gesellenstück sogar ein Schloss einbauen, daher meine Frage.

Herzliche Grüße,
Tobias

[dalbergia_63]

Hallo Tobias,

ja, das kenne ich ... wobei es ja nicht darum gehen soll, das Einlassen von Schloss und Schließblech zu vermeiden.

Man will halt sehen, ob die Azubis einen Beschlag sauber einlassen können. Das muss natürlich nicht unbedingt ein klassische Schloss (das Schlimmere ist meist der dazugehörige Schlüssel ...) sein, es kann ja auch ein selbst entwickelter Verschlussmechanismus sein - das erfordert aber halt einen überdurchschnittlichen Einsatz vom Prüfling.

Gruß, Heinz

[wolfgangsiegel]

In meiner nordhessischen Umgebung gibt es eine Glaserei die ein Familienbetrieb ist, die ich mag und wo ich auch immer mal was bestelle, aber die nette, ältere Dame, die die Anrufe annimmt, bekommt es oft nicht wirklich gut hin und da ist Geduld bisher meine einzige Umgangs-Methode.

gebogene Glasscheiben

von jedem guten Glashändler

ja ... aber ich hoffe, möglicherweise die Adresse eines Herstellers zu bekommen, das könnte es einfacher machen

[Micha]

Moin,

Es gab ein paar Fragen:

Die Abdeckplatte ist aus 5mm kaltgewalztem Stahl.

Die Glasscheiben hat die Firma https://www.flintermann-glasveredelung.de/ gemacht.

Gruß von Jürgen

[wolfgangsiegel]

Danke für die Adresse

[Joh]

Gesellenstück mir gedrechselten Füßen…
…da hätt ich auch noch eins.

Nähtischchen in Kirschbaum, im Herbst ist es dann 45 Jahre her.

Die Griffmulden und die Knöpfe sind auch auf der Drehbank entstanden.
Der Kirschbaum ist etwas ausgebleicht, aber meine Haare sind ja auch nicht mehr rot!
Die Drehbank, jetzt in meinem Keller, ist aber immer noch die Gleiche.

Hannes

(Wenn ich das letzte Fote aufrecht einfüge, wird es nicht angenommen. Warum es sind nur 96 KB?)

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[dalbergia_63]

Hallo Hannes,

ein sehr schönes Gesellenstück hast Du da 1978 gemacht - noch 10 Jahre vor mir ...

Auch an meinem waren ein paar gedrehte Teile dran (Griffen und Distanzzapfen aus Ebenholz) - allerdings nicht von mir gedreht, obwohl ich schon eine Drechselbank hatte... und auch ich habe meine Initialen eingelegt - Perlmutt in Ebenholz ...

Bilder gibt es nur analog als Großformat-Dias - aber den Bericht in BM habe ich noch - da wusste ich noch nichts davon, dass ich da mal landen werde ...

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Hier noch als PDF

gs_fink_1988_klein.pdf

(660.45 KiB) 28-mal heruntergeladen

Mit handwerklich-kollegialen Grüßen

Heinz

[Joh]

Hallo Heinz,
Du warst also zu dieser Zeit auch schon für klare Formen.
Für mich auch eine Bestätigung, wenn ein Möbel nach 35, oder 45 Jahren noch gültig ist und trotzdem die Zeit zu erkennen ist in der es entstanden ist.

Der Grundstock dazu ist nicht nur in den drei Jahren Lehrzeit gelegt worden, sondern im Aufwachsen in einem Haus, in einer Schreinerei, in der es keine geschruppten, oder beilbehauenen Möbel gab. Das Wort rustikal als Schimpfwort verstanden wurde und der damals gängige Eichenton „Rustikalbeize P43“ den Untertitel Mistlachenbeize hatte. Altholz oder rissiges war ein Fall für den Ofen. Der Zugang zum Holz und der Umgang damit wird ein anderer!

Dazu stehe ich heute noch.

Um Deinen, hier wörtlichen zu verstehenden Gruß zu erwidern,

Mit handwerklich- kollegialen Grüßen,
Hannes

[dalbergia_63]

Hallo Hannes,

da kann ich Dir nur vollumfänglich zustimmen: Die Basis wird früher gelegt, als in der Lehre...

Du hast das Glück aus einer Schreinerfamilie zu stammen, in der die gestalterischen Rahmenbedingungen gegeben waren - die selben Argumente könnten auch von meinem Lehrmeister stammen.

Meine "gestalterische Schule" war ein junger Onkel, wohl Dein Alter, der als gelernter Schriftsetzer gerne Künstler geworden wäre, aber das war ja kein "Beruf" ...

Dem kleinen Neffen "Heinzi" hat er eine Welt der Schrift mit Bandzugfeder, Drucktechniken und vielem anderen erschlossen, die mich noch heute prägt...

Dankbar bin ich aber auch ein paar Lehrern am Gymnasium, die den "nicht so fleißigen" Buben nicht ganz verloren gegeben haben und mit den notwendigen "Tritten in den A ..." bei der Stange gehalten haben.

Fazit: es braucht halt viele Unterstützer im Prozess des (handwerklichen) Aufwachsens, vor allem aber ein eigenes, grundsätzliches Interesse - denn es bringt halt nichts, wenn der Hund dauernd zum Jagen getragen werden muss ...

In diesem Sinne antworte ich Dir herzlich mit denselben

handwerklich- kollegialen Grüßen,

Heinz