wer kennt es nicht - man hat schon einige Drechselmaschinen und braucht keine mehr - und trotzdem klickt man z.B. hier in diesem Forum einen Link an: "Verkaufe Drechselmaschine"


Man stöbert am Trempelmarkt, auf einer Messe, oder sonst wo herum, sucht Etwas - weiß aber gar nicht WAS, weil man ja nicht`s braucht - und dann ist man überrascht, wenn man etwas findet.
Also, ich habe ein paar Stücke gefunden, dort, wo ich sie gar nicht vermutet habe. Sie waren beschädigt und normal hätte ich sie gar nicht gekauft, wenn mich nicht daran trotzdem etwas gereizt hätte.
Ein Nadeldöschen, das ich im Elfenbeinmuseum in Erbach gesehen hatte.
Aus der gleichen Werkstatt mussten die beschädigten Sachen sein - zu mindest die Nadeldöschen.
Es wird von vielen restaurierten Drechselbänken berichtet. Wenig aber von den alten Werkstücken,
welche die ALTEN vor uns gedrechselt haben.

Wen es interessiert, der kann ja weiterlesen und vielleicht versteht er mich ja, am Ende dieser kleinen Geschichte.


Erbach im Odenwald: Zwei wunderschöne Nadeldöschen.

Das rechte ist ist etwas mehr verschmutzt. Wahrscheinlich hatte man es so im Original gelassen um es nicht zu beschädigen.
Die Muster sind teilweise rot hiterlegt mit Kasein oder Ochsenblut.

Eine Restauratorin zeigt, wie Knochen, Mammut, Horn und Elfenbein bearbeitet wird.
Erst jetzt sehe ich am Bild bewusst die Werkzeuge und Fräser. Wahrscheinlich hätte ich ein
paar Fragen an die Dame gehabt.


Und das sind sie:
Die große Dose mit der kleineren Innendose - leider nicht mehr ganz taufrisch.
Höhe 12,2 cm Durchm. 2,1 /1,9 cm Innendöschen Höhe 9,4 cm Durchm. 11mm / 9mm

Die wunden roten Punkte zeigen eine alte Restaurierung mit einem zu diesem Zeitpunkt
unbekannten Kleber.

Die filigranen Stege abgebrochen. War scheinbar mehr als ich vermutet hatte.



Bei dieser Nahaufnahme sind die Schmutzeinlagerungen in das Porengefüge im Knochen
deutlich zu erkennen. Bei Mammut un Elfenbein ist das nicht der Fall.



Nach lösen des Klebers fielen die Teile auseinander. Es war ein total ausgehärterter NC
z.B. UHU hart für die Flugmodellbauer.
Der Deckel wurde trotz der Rundung des Knochens mit einem feinen Gewinde gestrehlt.

Die Fehlstellen wurden sauber eingesetzt. Dazu habe ich Mammut im gleichen Durchmesser
und Stäke gedreht und die Teile ausgeschnitten bzw, geschliffen.


Danach mit einem 0,4 mm Sägeblatt die feinen Stege geschnitten. Ein Freihandschneiden
scheiterte an der Genauigkeit.

Operation überstanden.


Ein Reststück vom eingesetzten Teil

Das waren die Teile: Ein auseinadergesprengtes Döschen mit durchgehenden sekrechten Ausbruch
und beschädigtes Gewinde. Fein geschnitzte florale Einlage-wahrscheinlich Erbach,
zwei Nadeldöschen und ein Zahnstocherbehälter mit Inhalt und ausgebrochenes Gewinde.

Und so befinden sich die Döschen wieder in Gesellschaft von ein paar fast gleichen Dosen aus
gleicher Wekstatt, einem Garnabroller, den die Damen an den Tisch geschraubt hatten um feine Sachen zu sticken. Fast so wie heute !


Und damit endet meine Geschichte. Es war eine kleine Herausforderung - aber über das
Ergebnis freue ich mich.

Vielleicht hat sich der Eine oder Andere Drechslerfreund ein wenig mit einklinken können.

Gruß
Manfred