.... ZINN UND HOLZ - Zinnringe herstellen....
Moderator: Forenteam
- Manfred Fa.
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- Registriert: 30.08.2005 - 21:11:53
- Ort: Veitsbronn
.... ZINN UND HOLZ - Zinnringe herstellen....
Hallo Forum,
die alten Drechsler verstanden es, ihre schönen gedrechselten Arbeiten mit Zinn zu verzieren und dadurch aufzuwerten. Z.B. Dosen, Musikinstrumente, Spinnräder mit Zubehör und noch so Einiges. Ob sie es selber gemacht haben, oder einen Zinngießer bei der Hand hatten, weiß ich nicht.
Ich finde die Kombination Holz und Zinn schön, wenn es gut gemacht ist.
Nachdem ich mir einen alten Creußener Apostelkrug von 1670 vorgenommen habe (Creußen liegt in Oberfranken und hat auch ein schönes Krügemuseum), den ich restauriert habe, dachte ich mir,
dass diese Arbeitsgänge und das Ergebnis auch auf Dosen, Schalen und noch so einige Drechselstücke anzuwenden wären.
Es war an dem Pott zu ergänzen:
Standring, 2 dünne Zierringe und der stark beschädigte Deckel. Ein Fünftel der Deckelfläche musste ergänzt werden.
An Hand einiger Bilder werde ich jeweils ein paar Zeilen dazu schreiben.
Das ist er. 14 cm Durchmesser. Man erkennt die Gurtfurchen für Fußring und Zierringe.
Für die Ringe werden in Birnbaum die Rohformen für den Guss gedreht.
Flüssiges Zinn. Man erkennt es an der Viskosität für den jeweiligen vorgesehenen Guss. In diesem Fall muss es für den feinen Ring sehr dünnflüssig sein, für den großen Ring eher nicht, was eine gewisse Verformung in der Oberfläche zur Folge haben wird, durch den großen Schwund.
Da haben wir's schon. Egal, wird ja "weggedrechselt". Die Schalung gegen den Überlauf ist einfach Tesaband.
Plan abgedreht, bis die beiden Stücke sichtbar sind. Die Drehspuren sind gewollt. 1670 hat der Zinngießer es auch von Hand abgedreht.
Ring und Fußring deutlich sichtbar.
Von der Spindel genommen und nach einem Hammerschlag ...
...fliegen die Dinger aus der Form, wenn sie nicht hinterschnitten waren. Der erste Sieg!
Der kleine Ring wird mit sanften Holzhammerschlägen in die Form zurückgedrückt und der erste feine Ring wird nach Abnahme der Holzschalung und halbrunder Formung fertig gedreht und fein abgestochen.
Es ist das helle Holz ganz dünn sichtbar.
Das gleiche mit dem zweiten Ring.
Fertig, passende Größe. Noch am Holz werden schon einige Gebrauchsspuren auf die Ringe gebracht. 1670 liegt lange zurück.
Die Auswahl, welche auch für Holzobjekte verwendet werden könnte.
Der Fußring wird innen mit kleiner Röhre ausgedreht. Kontrolle der Hohlform mit Ton und mit dem Original verglichen.
Form passt genau nach einem anderen Original.
Auf dem 120 VM wird die Außenform weich mit Drehspuren gedreht.
Wenn's einer kann, dann wäre der Lötspalt kleiner. Aber das mach' mer schon.
Kompletter Anguss für den Deckel, weil das Original total verpfuscht war.
Noch erkennt man das eingesetzte Fünftel links und rechts des Knopfes. Aber das kriegen wir auch noch hin. Der Originalknopf mit Gelenk wurde wieder angegossen und verlötet.
Wo der überall schon herumgestanden ist...
Das ergänzte Zinn hat den Zahn der Zeit angenommen ...und wer da alles daraus getrunken hat? Möchte nur im Zeitraffer 200 Jahre sehn!
Vielleicht hat es doch Einen interessiert und er verschönt auch demnächst sein gedrechseltes Objekt.
Wer ernsthaft mehr sehen will, der muss vorbei kommen.
Gegossene Grüße
Manfred.
die alten Drechsler verstanden es, ihre schönen gedrechselten Arbeiten mit Zinn zu verzieren und dadurch aufzuwerten. Z.B. Dosen, Musikinstrumente, Spinnräder mit Zubehör und noch so Einiges. Ob sie es selber gemacht haben, oder einen Zinngießer bei der Hand hatten, weiß ich nicht.
Ich finde die Kombination Holz und Zinn schön, wenn es gut gemacht ist.
Nachdem ich mir einen alten Creußener Apostelkrug von 1670 vorgenommen habe (Creußen liegt in Oberfranken und hat auch ein schönes Krügemuseum), den ich restauriert habe, dachte ich mir,
dass diese Arbeitsgänge und das Ergebnis auch auf Dosen, Schalen und noch so einige Drechselstücke anzuwenden wären.
Es war an dem Pott zu ergänzen:
Standring, 2 dünne Zierringe und der stark beschädigte Deckel. Ein Fünftel der Deckelfläche musste ergänzt werden.
An Hand einiger Bilder werde ich jeweils ein paar Zeilen dazu schreiben.
Das ist er. 14 cm Durchmesser. Man erkennt die Gurtfurchen für Fußring und Zierringe.
Für die Ringe werden in Birnbaum die Rohformen für den Guss gedreht.
Flüssiges Zinn. Man erkennt es an der Viskosität für den jeweiligen vorgesehenen Guss. In diesem Fall muss es für den feinen Ring sehr dünnflüssig sein, für den großen Ring eher nicht, was eine gewisse Verformung in der Oberfläche zur Folge haben wird, durch den großen Schwund.
Da haben wir's schon. Egal, wird ja "weggedrechselt". Die Schalung gegen den Überlauf ist einfach Tesaband.
Plan abgedreht, bis die beiden Stücke sichtbar sind. Die Drehspuren sind gewollt. 1670 hat der Zinngießer es auch von Hand abgedreht.
Ring und Fußring deutlich sichtbar.
Von der Spindel genommen und nach einem Hammerschlag ...
...fliegen die Dinger aus der Form, wenn sie nicht hinterschnitten waren. Der erste Sieg!
Der kleine Ring wird mit sanften Holzhammerschlägen in die Form zurückgedrückt und der erste feine Ring wird nach Abnahme der Holzschalung und halbrunder Formung fertig gedreht und fein abgestochen.
Es ist das helle Holz ganz dünn sichtbar.
Das gleiche mit dem zweiten Ring.
Fertig, passende Größe. Noch am Holz werden schon einige Gebrauchsspuren auf die Ringe gebracht. 1670 liegt lange zurück.
Die Auswahl, welche auch für Holzobjekte verwendet werden könnte.
Der Fußring wird innen mit kleiner Röhre ausgedreht. Kontrolle der Hohlform mit Ton und mit dem Original verglichen.
Form passt genau nach einem anderen Original.
Auf dem 120 VM wird die Außenform weich mit Drehspuren gedreht.
Wenn's einer kann, dann wäre der Lötspalt kleiner. Aber das mach' mer schon.
Kompletter Anguss für den Deckel, weil das Original total verpfuscht war.
Noch erkennt man das eingesetzte Fünftel links und rechts des Knopfes. Aber das kriegen wir auch noch hin. Der Originalknopf mit Gelenk wurde wieder angegossen und verlötet.
Wo der überall schon herumgestanden ist...
Das ergänzte Zinn hat den Zahn der Zeit angenommen ...und wer da alles daraus getrunken hat? Möchte nur im Zeitraffer 200 Jahre sehn!
Vielleicht hat es doch Einen interessiert und er verschönt auch demnächst sein gedrechseltes Objekt.
Wer ernsthaft mehr sehen will, der muss vorbei kommen.
Gegossene Grüße
Manfred.
" GLÜCK hilft nur manchmal, ARBEIT immer. "
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Zinn und Holz Zinnringe-herstellen.
Hallo Manfred,
das ist wieder einmal ein toller, anspruchsvoller Arbeitsbericht von Dir.
Aber ein Satz stimmt nicht: "Wenn's einer kann, dann wäre der Spalt kleiner ..."
Wenn's einer kann, dann bist Du es!
Viele Grüße aus dem Ahorntal
Friedrich
das ist wieder einmal ein toller, anspruchsvoller Arbeitsbericht von Dir.
Aber ein Satz stimmt nicht: "Wenn's einer kann, dann wäre der Spalt kleiner ..."
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BRAVO , BRAVO Manfred,
ein toller interessanter und guter Bericht.
Gruß Ludwig
ein toller interessanter und guter Bericht.
Gruß Ludwig
Weitere Infos http://woodturningde.wordpress.com/
- Gerd57
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- Registriert: 21.01.2006 - 00:26:32
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Hallo Manfred,
weitere Superlative füge ich nicht an. Ist alles gesagt, auch ich bin beeindruckt.
Aber Fragen gibt es:
Welche Legierung wurde verwendet? Geht das mit Reinzinn?
Wie hast du eine schlüssige Verbindung zum vorhandenen Zinn bei der Deckel-Ergänzung hinbekommen? Das Originalmetall wird doch nicht angeschmolzen dabei?
Letzteres ist vielleicht zu aufwendig zu beantworten, muss nicht sein. 90587 ist leider recht weit für mich.
weitere Superlative füge ich nicht an. Ist alles gesagt, auch ich bin beeindruckt.
Aber Fragen gibt es:
Welche Legierung wurde verwendet? Geht das mit Reinzinn?
Wie hast du eine schlüssige Verbindung zum vorhandenen Zinn bei der Deckel-Ergänzung hinbekommen? Das Originalmetall wird doch nicht angeschmolzen dabei?
Letzteres ist vielleicht zu aufwendig zu beantworten, muss nicht sein. 90587 ist leider recht weit für mich.
Gruß
Gerd
Gerd
- Manfred Fa.
- Beiträge: 1262
- Registriert: 30.08.2005 - 21:11:53
- Ort: Veitsbronn
Zinnringe
Liebe Drechselfreunde,
über Eure Anerkennung habe ich mich sehr gefreut.
Es ist ein kleiner Ausgleich für so manche Stunde, wo man Lehrgeld bezahlt hat.
Ich weiß, dass es viele Fragen gibt, wenn man damit anfängt mit Zinn etwas zu fertigen.
Sehr schnell wird man feststellen, dass schon ein wenig Erfahrung notwendig ist.
Ich musste mir alles mühsam erarbeiten, weil ich von keinem Zinngießer etwas erfahren habe.
Was ich in Auftrag gegeben habe und was die mir dann abgeliefert haben, war untragbar.
Darum gebe ich gerne meine Erfahrung weiter an die Leute, die etwas in diese Richtung gestalten möchten.
In dieser Sache habe ich auch einige PN`s bekommen und weiß sehr wohl, wo der Schuh drückt.
@ Gerd
Um Ergänzungen am antiken Zinn vornehmen zu können, müssen Probelegierungen angefertigt werden. Eine ganz genaue Analyse könnte nur unter wissenschaftlichen Aspekten erfolgen.
Hier hilft mir mein sicheres Auge, die Legierung weitgehend optisch zu bestimmen. ( Zinn / Bleigehalt )
Natürlich könnte man Reinzinn verwenden. Dieses hat dann halt einen anderen Farbton als das Zinn vom Zinngießer von 1670.
Es wäre Pfusch, wenn die Ergänzung - in diesem Fall, ein vorher vom alten Deckel abgeformtes und neu gegossenes Teilstück - nicht absolut homogen und schlüssig verbunden bzw. verschmolzen wäre.
Sollte jedoch sehr dünnes Zinn von beiden Seiten oxydiert sein, so dass keine Zinnnsubstanz mehr da ist, ist auch jede Operation zwecklos und man muss eine andere Lösung finden.
@ Peter
es macht halt auch Spaß, den alten Meistern auf die Schliche zu kommen. Sie haben Spuren hinterlassen. Wenn es dann um eigene Stücke geht, dann ist man bereit diese Mühe und Ausdauer zu investieren.
Schönes Wochenende
Manfred
über Eure Anerkennung habe ich mich sehr gefreut.
Es ist ein kleiner Ausgleich für so manche Stunde, wo man Lehrgeld bezahlt hat.
Ich weiß, dass es viele Fragen gibt, wenn man damit anfängt mit Zinn etwas zu fertigen.
Sehr schnell wird man feststellen, dass schon ein wenig Erfahrung notwendig ist.
Ich musste mir alles mühsam erarbeiten, weil ich von keinem Zinngießer etwas erfahren habe.
Was ich in Auftrag gegeben habe und was die mir dann abgeliefert haben, war untragbar.
Darum gebe ich gerne meine Erfahrung weiter an die Leute, die etwas in diese Richtung gestalten möchten.
In dieser Sache habe ich auch einige PN`s bekommen und weiß sehr wohl, wo der Schuh drückt.
@ Gerd
Um Ergänzungen am antiken Zinn vornehmen zu können, müssen Probelegierungen angefertigt werden. Eine ganz genaue Analyse könnte nur unter wissenschaftlichen Aspekten erfolgen.
Hier hilft mir mein sicheres Auge, die Legierung weitgehend optisch zu bestimmen. ( Zinn / Bleigehalt )
Natürlich könnte man Reinzinn verwenden. Dieses hat dann halt einen anderen Farbton als das Zinn vom Zinngießer von 1670.
Es wäre Pfusch, wenn die Ergänzung - in diesem Fall, ein vorher vom alten Deckel abgeformtes und neu gegossenes Teilstück - nicht absolut homogen und schlüssig verbunden bzw. verschmolzen wäre.
Sollte jedoch sehr dünnes Zinn von beiden Seiten oxydiert sein, so dass keine Zinnnsubstanz mehr da ist, ist auch jede Operation zwecklos und man muss eine andere Lösung finden.
@ Peter
es macht halt auch Spaß, den alten Meistern auf die Schliche zu kommen. Sie haben Spuren hinterlassen. Wenn es dann um eigene Stücke geht, dann ist man bereit diese Mühe und Ausdauer zu investieren.
Schönes Wochenende
Manfred
" GLÜCK hilft nur manchmal, ARBEIT immer. "
-
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- Registriert: 11.12.2018 - 21:17:28
- Name: Herbert Hemrich
- PLZ: 97956
- Ort: Werbach
Re: .... ZINN UND HOLZ - Zinnringe herstellen....
Hallo Manfred,
das sieht ja mal klasse aus. Allen Respekt vor dieser Arbeit.
Welches Zinn verwendest du?
Gruß
Herbert
das sieht ja mal klasse aus. Allen Respekt vor dieser Arbeit.
Welches Zinn verwendest du?
Gruß
Herbert
- Manfred Fa.
- Beiträge: 1262
- Registriert: 30.08.2005 - 21:11:53
- Ort: Veitsbronn
Re: .... ZINN UND HOLZ - Zinnringe herstellen....
Hallo Herbert,
schau mal, was ich dem Gerdv geantwortet habe.
Gruß
Manfred
schau mal, was ich dem Gerdv geantwortet habe.
Gruß
Manfred
" GLÜCK hilft nur manchmal, ARBEIT immer. "
- ImHolzRausch
- Beiträge: 86
- Registriert: 10.01.2019 - 18:18:54
- Name: Benedikt Rausch
- PLZ: 30419
- Ort: Hannover
Re: .... ZINN UND HOLZ - Zinnringe herstellen....
Ich bin begeistert, sehr schöne Arbeit mit einem sehr schönen Beitrag
Gruß,
Bene
Gruß,
Bene
Sprach der Holzwurm.....
PS: hast du seltenes Holz oder Furnier?
melde dich beim Holzsammler, ich habe immer etwas zum Tauschen auf Lager
PS: hast du seltenes Holz oder Furnier?
melde dich beim Holzsammler, ich habe immer etwas zum Tauschen auf Lager