4 oder mehreckige Schale drechseln

Wie der Titel schon sagt...

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siloko
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4 oder mehreckige Schale drechseln

Beitrag von siloko »

Hallo zusammen,
ich hätte da mal wieder einen Arbeitsbericht :re:. Bin, wie einige andere offensichtlich auch, im Eckigdrechselnmodus.
Es geht nicht um die Form, die Wandstärke, das Holz oder die Oberfläche, sondern um das drechseln dieser Schalen. Das Schälchen ist auch nur 14x15x11x16 cm groß. Und Eiche.
Und wie man an den Maßen erkennt, nicht rechteckig :-L
Zuerst noch etwas grundsätzliches bei eckigen Schalen:

Immer scharfes Werkzeig und immer konzentriert drechseln

Meine Finger wissen, warum ich das schreibe. Man unterschätzt leicht, wo sich die Ende der Flügel befinden

Also los: Hier die Rohlinge, auf die ich, mangels Stärke des Bretts, einen Hilfszapfen aufgeklebt habe

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Es wird erst die Unterseite gedrechselt.
Den Rohling gegen eine Planscheibe mit Teppich-Antirutsch-Matte gedrückt und den Zapfen auf Maß gedreht.

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Dann eine Rille eingestochen, wo die Flügel (nach innen) enden. Kann man auch mit einem Bleistift machen, aber der ist schnell weggedrechselt. Nicht zu tief einstechen.
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Damit man die Ecken, die in der Rotation als Schatten zu sehen sind, besser erkennt, kann man ein weißes Tuch o.ä. auf das Bankbett legen und dieses
unterhalb des Drehstücks anleuchten. Dadurch kann man den Schatten, und damit den Anfang der Ecken, besser erkennen und so die Röhre besser ansetzen.
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Jetzt zuerst die Ecken, bis zur Rille abdrehen. Eventuell noch 1 cm über die Rille weiterabdrehen, damit die Röhre sich nicht
in dem Bereich verfängt.
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Von der Seite kann man dann schon mal den Bogen der Schale kontrollieren und, falls er nicht gleichmäßig verläuft, korrigierend nachdrechseln.
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Die lange Seite (weil nicht rechteckig) ist noch nicht ganz abgedreht.
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Dann die Schale bis zum Fuß fertigdrehen.
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Die Rille an der Spitze schleife ich mit einem Schleifkegel bei stehender Maschine. Dabei den Schleifkegel nicht mit der Kante ansetzen, sondern flächig, dann verschleift man sich nicht die Kanten der Schale.
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Die Rillen, die man jetzt noch sieht, sind im Holz. Die Fläche ist glatt.
Nun die Schale ins Futter spannen und die Innenseite drechseln. Hier kann man im Schatten schon sehen, ob man parallel zur Außenseite drechselt.
Ich habe mir wieder eine Markierungsrille eingestochen. Zuerst die Ecken drechseln und Material innen stehen lassen. Das mindert die Vibration.
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Die Ecken fertig drehen und auch hier wieder etwas über die Rille wegdrechseln, damit man nicht einhakt.

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Dann ist die Form fertig. Da auf den "Flügeln" noch eine Unebenheit war, habe ich diese mit Bleistift markiert (gleiche Stelle auf allen 4 Flügeln).
Die Markierung erscheint dann im Schatten schwach als dunkler Ring
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Die Schale innen fertig drechseln und schleifen.

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Dann die Schale wieder auf die Planscheibe mit dem Bremsgummi drücken und den Zapfen bis auf einen kleinen Rest abdrehen.
Dabei ist bei aufgeklebten Zapfen wichtig, dass sie komplett plan aufgeklebt werden, sonst geht der Kontakt Zapfen/Werkstück in der Mitte verloren
und die Schale mausert sich zum UFO :-A :-L
Den Zapfenrest absägen und mit dem Kegelschleifer o.ä. verschleifen. Meine Schale wurde ohne Fuß als Schaukelschale gedreht.
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Fertig: Oberseite und Unterseite
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Da Eiche, habe ich sie mit Stahlwolle/Essigessenz-Lösung gebeizt.
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So, dann habe ich, ebenfalls als Test mal eine unregelmäßige 8 Eck-Schale gedreht. Geht genauso.
Die Form ist natürlich Schrott, aber ich weiß jetzt, dass es funktioniert.
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Wer einmal damit angefangen hat wird feststellen, dass diese eckigen Schalen eine Fülle an Variationen bieten.
z.B. eine Ecke abrunden. Habe ich mal gemacht, als mir bei Wenge eine Ecke zerspreisselt ist.
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Oder farbige Kanten, oder Goldeinlagen, oder goldene Ecken ..........

So, ich denke, für die alten Hasen ist das natürlich Basic, aber es haben sich ja jede Menge Anfänger hier angemeldet.
Vielleicht kann es jemand gebrauchen.
Und natürlich ist das nur MEINE Art zu drechseln. Es gibt sicher noch viele andere.

Grüße aus Mainz

Sigi
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Holzfabi
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Beitrag von Holzfabi »

Hallo Sigi,

ganz vielen Dank für diesen ausführlichen Arbeitsbericht, der auch gut bebildert ist! Das macht mir richtig Lust, es auch mal zu versuchen! Ich lese immer gerne solche Berichte bevor ich es selbst versuche.

Liebe Grüße!
Fabi
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GentleTurn
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Beitrag von GentleTurn »

Moin Sigi,

ich kann mich Fabi nur anschliessen, ein sehr detailierter und vor allem
nachvollziehbarer Bildbericht. Meine erste eckige Schale steht noch aus,
daher ist das Gezeigte für mich sehr hilfreich.
:danke: fürs Zeigen.
Liebe Grüße, Martin.

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weBÄR
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Beitrag von weBÄR »

Hallo Sigi,

Danke für deinen tollen Bericht, davon lebt das Forum.

Tolle Schalen.

Gruß Peter
>>> Man sieht sich immer 2 mal im Leben.....
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Schwarzwälder
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Beitrag von Schwarzwälder »

Hallo Sigi,
danke für den ausführlich und gut bebilderten Bericht. Als "Anfänger" für mich sehr hilfreich und informativ.Wurde mit Lesezeichen versehen... ;-)
Grüße
Achim
Der aus dem Schwarzwald
Drechseln ist Meditation

Mir chenne alles usser hochdütsch
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siloko
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Beitrag von siloko »

Hallo Kollegen,

danke für die Rückmeldungen. Hatte schon gedacht, Fabi bleibt der einzige :heul :-L

Noch einen kleinen Hinweis, den ich vergessen habe:

Im Bereich der Ecken sollte man gefühlvoll und vor allem KLEINE Späne abdrehen. Dann reißt das Holz an den Kanten auch nicht so aus.
Außerdem macht das Drechseln noch mehr Spaß :klatsch: .

Dann viel Spaß beim Nachmachen. Ihr werdet sehen, man kann auch danach süchtig werden :-S

Grüße aus Mainz

Sigi
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drechselede
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Beitrag von drechselede »

Guten Morgen Sigi,

da haste ja was schönes auf die Beine gestellt.

Hut ab und 3 mal den Kopf gesengt vor dir.

Grüße aus Königsau
Edgar
Eine alte Schreinerweisheit sagt:
Es gibt ein Strumpfhalter
auch ein Büstenhalter
aber kein Holzhalter.
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robs#97
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Beitrag von robs#97 »

Hallo Sigi,

ich tippe mal vom Ausgangsmaterial auf 4-5 cm Stärke. Da braucht es doch keinen Hilfszapfen, das geht doch noch leicht auf einer Planscheibe. Die Schrauben die ich dafür verwende gehen gerade mal 1 bis höchstens 1,5 cm ins Holz. Da ist viel Vorarbeit gespart ;-) :prost:

Gruß Robert
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siloko
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Beitrag von siloko »

Hallo Robert,

die Ausgangsdicke beim Rohling war 3 cm. 3-5 mm Zapfen ab, da wird die Schale aber sehr flach.
OK, ich hätte sie auch dünner drehen können, aber es waren Testobjekte. Da wollte ich doch noch etwas Holz zum Abdrehen haben :heul :-L
Außerdem war der Rohling so klein, da hätte sich die Planscheibe nicht rentiert :re: :-L

Und außerdem habe ich ja geschrieben: Das ist meine Art zu drechseln :-L :peace
Frei nach meinem Motto aus der Schule:
Lieber ein 6 in Mathe als gar keine persönliche Note
:-L :-L :-L :-L :-L
Grüße aus Mainz

Sigi
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robs#97
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Beitrag von robs#97 »

@Sigi,

war keine Kritik :no Auch täuschte die Stärke mit 4-5 cm
Das darf doch jeder so machen wie er gerne möchte :prost: :prost:


Gruß Robert
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siloko
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Beitrag von siloko »

Hallo Robert,
so isses.
Habe es auch nicht als Kritik aufgefasst :prost:

Gruß

Sigi
helmut
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Beitrag von helmut »

Hallo Sigi

Einen gut gemeinten Rat hätte ich noch.
Dein Zapfen liegt derzeit im Grund des Futters an.
Wesentlich besser wäre es wenn wenn der Zapfen oder der Schalengrund an der Stirnseite des Futters anliegt. Also entweder Zapfen kürzer machen oder den Zapfen noch mit einem zusätzlichen Absatz versehen.

Und noch ein Hinweis für alle die das nachmachen wollen.
Am besten man gewöhnt sich erst gar nicht an mit den Fingern an das rotierende Werkstück zu greifen. Weder zum Flächeprüfen noch zum Abbremsen des Werkstücks.

Gruß
Helmut
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Beitrag von siloko »

Wie auf den Bildern zu sehen, habe ich an dem Hilfszapfen eine entsprechende Eindrehung gemacht
und der Zapfen liegt auch am Futter an.
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Helmbrecht
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Titel

Beitrag von Helmbrecht »

Hallo Sigi,

ein schöner Bericht und ganz bestimmt für Anfänger sehr hilfreich.
Zum Hilfszapfen ist auch alles wesentliche gesagt.
Aber ich denke nicht, dass es sich bei dem Foto der Wenge-Schale um eine Täuschung handelt, die Ecken sind sicher nicht alle gleich, oder?
Aber sonst saubere Arbeit.

Grüße aus Bovenden

Helmbrecht
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siloko
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Beitrag von siloko »

Hallo Helbrecht,

das war meine erste Schale und gleich mit Fehlern. Ich habe die Ecken zu dünn ausgedrehselt, was bei Wenge nicht sehr schlau ist :heul :heul :-(
Dadurch sind die Ecken leider etwas ausgefranst und an der einen etwas viel. Die habe ich dann mehr abgerundet.
Habe mittlerweile ca. 8 Schalen gedreht, aber leider noch keine fotografiert. Wird sicher demnächst passieren.

Grüße

Sigi
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Beitrag von Helmbrecht »

Guten Abend Sigi,

danke für die Erklärung. Ich finde es durchaus in Ordnung wenn einer den Mut aufbringt und auch die nicht perfekten Objekte zeigt und dann auch erklärt warum das so ist.
Dann übe mal schön weiter, nur die Übung macht den Meister und aus seinen eigen Fehlern lässt sich doch viel lernen.

Ich wünsche noch einen schönen Abend

Grüße aus Bovenden

Herlmbrecht
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Stephan Thamm
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Beitrag von Stephan Thamm »

Hallo Sigi

Super bericht und Sehr schönes Ergebnis.
Mit was hast du den den Hilfszapfen angeklebt?

Grüße Stephan
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Beitrag von siloko »

Hallo Stephan,
den Zapfen habe ich mit Holzleim, in dem Fall von "Tidebond", angeklebt. Es geht aber auch jeder andere (Ponal, Uhu ...)
Je nach Holzart nehme ich auch schon mal Ponal-Express, der bindet schneller ab.
Wichtig ist aber auf alle Fälle, dass der Bereich, wo der Zapfen aufgeklebt wird, und die Unterseite des Zapfens komplett plan sind, damit beim Abdrehen des
Zapfens auch in der Mitte noch die Haftung gewährlsietet ist.
Habe ich aber auch schon im Beitrag geschrieben. ;-) :prost:

Grüße

Sigi
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