Fichtenschale von der Drehbank
Moderator: Forenteam
- Kreuzthaler
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- Name: Günter Bischoff
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Fichtenschale von der Drehbank
Einen schönen Abend an alle, die Rundungen mögen.
Der Hölzerkarl und ich, der Kreuzthaler, haben beide fast das gleiche Fichtenholz als Rohling vor uns liegen gehabt.
Nun wollen wir beide was daraus machen, jeder auf seine Art. Der Karl wird drechseln, ich nehme dazu meine Metalldrehbank.
Viel Spaß beim Begutachten.
Die Fichte ist auf 900m Höhe im Kreuzthal im Allgäu 100 Jahre lang gewachsen. Im Februar 2018 wurde der Baum gefällt und bodenständig heim geholt.
Natürlich will man ganz genau wissen, wie alt der Baum ist.
Einige Teile wurden zum Trocknen aufbereitet, vorgedreht und getrocknet.
Nach ungefähr einem Jahr in der luftigen Scheune, durfte der Rohling in die "gute Stube" zum Fertigtrocknen.
Durch die fransige Oberfläche ging der Trockenprozess zügig voran.
Nachdem das Gewicht nicht mehr wesentlich abgenommen hat, kam das Kerlchen gestern - draußen hat es geschneit - auf die Drehbank.
Das Gewicht wird immer mit Wiegedatum auf den Rohling geschrieben, dann geht auch nichts verloren.
Der Rohling sieht mit seiner rauen Oberfläche nicht berauschend aus.
Der Rohling hat einen Außendurchmesser von 27 cm und ist 9 cm hoch.
Festgespannt wird er im Dreibackenfutter von innen nach außen.
Als erstes wird der Spannabsatz am Boden abgenommen, weil ich zum neuen Spannen eine Vertiefung machen möchte.
Weil sich das Teil beim Trocknen stark verzogen hat und unwuchtig ist, bearbeite ich die Außenkante vor dem Boden.
Die Oberfläche des weichen Holzes sieht schon ganz gut aus.
Aber eben nur "ganz gut". Daher muss der Stahl nochmal besonders gut geschliffen werden.
Dazu färbe ich alle wesentlichen Stellen mit einem roten Farbstift ein, um zu sehen, ob ich auch überall sauber geschliffen habe.
Ja, was muss ich da sehen? Da ist ja noch eine Fehlstelle im Außenbereich. So geht das aber nicht, sagt der Mann von der Qualitätskontrolle.
Also mit dem geschärften Stahl nochmal 1 mm über den Außenbereich huschen.
Die vier Ausschnitte vom Umfang, können jetzt als fertig bezeichnet werden.
Der Boden ist mit seinem Längsholz einfach zu bearbeiten.
Die Oberfläche von Umfang und Boden wurde nur zweimal mit 240er Schleifpapier in beiden Drehrichtungen leicht geschliffen,
damit die "Stehhaare" ab sind.
Der fertige Boden wird wieder wie vorher eingespannt.
Den Innenraum bearbeite ich vom Rand zum Boden hin. Die Innenwand wird zur Außenwand 5° schräg gemacht.
Damit der Rand nicht ausbricht, nehme ich nur immer 1 mm pro Arbeitsgang ab.
Weil der Fotograf eine Schlafmütze ist, gibt es von der Innenarbeit leider keine Bilder.
Der Boden bekommt zur Wand hin einen 45° schrägen Bereich, damit die Schale - bei der späteren Benutzung - leichter auszureiben ist.
Auch der Innenbereich wird nur leicht geschliffen.
Die Oberfläche habe ich wieder mit meinem einfachen Leinöl einmal eingepinselt und wieder abgerieben.
Hinten scharf,
vorne scharf,
Innen die 45° Schräge.
und auch noch eine andere Schräge.
Die Schale hat jetzt einen Außendurchmesser von 255mm und ist 85mm hoch geworden.
Das ist der Querschnitt.
Und zum Schluß möchte ich noch zeigen, dass ein scharfer Drehstahl auch Nachteile hat.
Wenn man an der Drehbank das Werkstück ausspannt, ist der Drehstahl oftmals im Weg und hinterlässt ungute Spuren.
Nun bin ich auf den Bericht vom Hölzerkarl gespannt, der die Schale drechseln wird.
Nun grüßt euch Günter, der Kantige.
Der Hölzerkarl und ich, der Kreuzthaler, haben beide fast das gleiche Fichtenholz als Rohling vor uns liegen gehabt.
Nun wollen wir beide was daraus machen, jeder auf seine Art. Der Karl wird drechseln, ich nehme dazu meine Metalldrehbank.
Viel Spaß beim Begutachten.
Die Fichte ist auf 900m Höhe im Kreuzthal im Allgäu 100 Jahre lang gewachsen. Im Februar 2018 wurde der Baum gefällt und bodenständig heim geholt.
Natürlich will man ganz genau wissen, wie alt der Baum ist.
Einige Teile wurden zum Trocknen aufbereitet, vorgedreht und getrocknet.
Nach ungefähr einem Jahr in der luftigen Scheune, durfte der Rohling in die "gute Stube" zum Fertigtrocknen.
Durch die fransige Oberfläche ging der Trockenprozess zügig voran.
Nachdem das Gewicht nicht mehr wesentlich abgenommen hat, kam das Kerlchen gestern - draußen hat es geschneit - auf die Drehbank.
Das Gewicht wird immer mit Wiegedatum auf den Rohling geschrieben, dann geht auch nichts verloren.
Der Rohling sieht mit seiner rauen Oberfläche nicht berauschend aus.
Der Rohling hat einen Außendurchmesser von 27 cm und ist 9 cm hoch.
Festgespannt wird er im Dreibackenfutter von innen nach außen.
Als erstes wird der Spannabsatz am Boden abgenommen, weil ich zum neuen Spannen eine Vertiefung machen möchte.
Weil sich das Teil beim Trocknen stark verzogen hat und unwuchtig ist, bearbeite ich die Außenkante vor dem Boden.
Die Oberfläche des weichen Holzes sieht schon ganz gut aus.
Aber eben nur "ganz gut". Daher muss der Stahl nochmal besonders gut geschliffen werden.
Dazu färbe ich alle wesentlichen Stellen mit einem roten Farbstift ein, um zu sehen, ob ich auch überall sauber geschliffen habe.
Ja, was muss ich da sehen? Da ist ja noch eine Fehlstelle im Außenbereich. So geht das aber nicht, sagt der Mann von der Qualitätskontrolle.
Also mit dem geschärften Stahl nochmal 1 mm über den Außenbereich huschen.
Die vier Ausschnitte vom Umfang, können jetzt als fertig bezeichnet werden.
Der Boden ist mit seinem Längsholz einfach zu bearbeiten.
Die Oberfläche von Umfang und Boden wurde nur zweimal mit 240er Schleifpapier in beiden Drehrichtungen leicht geschliffen,
damit die "Stehhaare" ab sind.
Der fertige Boden wird wieder wie vorher eingespannt.
Den Innenraum bearbeite ich vom Rand zum Boden hin. Die Innenwand wird zur Außenwand 5° schräg gemacht.
Damit der Rand nicht ausbricht, nehme ich nur immer 1 mm pro Arbeitsgang ab.
Weil der Fotograf eine Schlafmütze ist, gibt es von der Innenarbeit leider keine Bilder.
Der Boden bekommt zur Wand hin einen 45° schrägen Bereich, damit die Schale - bei der späteren Benutzung - leichter auszureiben ist.
Auch der Innenbereich wird nur leicht geschliffen.
Die Oberfläche habe ich wieder mit meinem einfachen Leinöl einmal eingepinselt und wieder abgerieben.
Hinten scharf,
vorne scharf,
Innen die 45° Schräge.
und auch noch eine andere Schräge.
Die Schale hat jetzt einen Außendurchmesser von 255mm und ist 85mm hoch geworden.
Das ist der Querschnitt.
Und zum Schluß möchte ich noch zeigen, dass ein scharfer Drehstahl auch Nachteile hat.
Wenn man an der Drehbank das Werkstück ausspannt, ist der Drehstahl oftmals im Weg und hinterlässt ungute Spuren.
Nun bin ich auf den Bericht vom Hölzerkarl gespannt, der die Schale drechseln wird.
Nun grüßt euch Günter, der Kantige.
- Hölzerkarl
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Re: Fichtenschale von der Drehbank
Hallo Günter, nach neuerlicher eigener Einschätzung der "Kantige",
das ist eine interessante Geschichte. Du hast zwei beinahe identische Rohlinge
geschaffen. Beide hast du vorgetrocknet und das Gewicht überwacht.
Ein Rohling hat mich gut verpackt per Post im Hessenland erreicht.
Wir haben uns abgesprochen, dass jeder nach seiner Methode
eine Schale herstellt. Du mit deiner Metalldrehbank und ich mit der
Drechselbank.
Dein Projekt ist abgeschlossen. Ich staune, wie glatt die Flächen der
Schale geworden sind.
Und wie weit bin ich vorangeschritten?
Mein obligatorisches Dokument
Die Schale im momentanen Zustand
Wenn es bei mir einen Abschluss geben wird, werde ich mich
mit einem Bericht melden. Bis dahin bitte ich um Geduld.
Werde in 10 Jahren 80 ..... da dauert sowas schon mal .....
Beste Grüße aus dem Hessenland
Der Karl
PS:
Dein Finger gefällt mir garnicht. Der Rettungshubschrauber
brauchte wohl nicht kommen......das war schon mal anders....
das ist eine interessante Geschichte. Du hast zwei beinahe identische Rohlinge
geschaffen. Beide hast du vorgetrocknet und das Gewicht überwacht.
Ein Rohling hat mich gut verpackt per Post im Hessenland erreicht.
Wir haben uns abgesprochen, dass jeder nach seiner Methode
eine Schale herstellt. Du mit deiner Metalldrehbank und ich mit der
Drechselbank.
Dein Projekt ist abgeschlossen. Ich staune, wie glatt die Flächen der
Schale geworden sind.
Und wie weit bin ich vorangeschritten?
Mein obligatorisches Dokument
Die Schale im momentanen Zustand
Wenn es bei mir einen Abschluss geben wird, werde ich mich
mit einem Bericht melden. Bis dahin bitte ich um Geduld.
Werde in 10 Jahren 80 ..... da dauert sowas schon mal .....
Beste Grüße aus dem Hessenland
Der Karl
PS:
Dein Finger gefällt mir garnicht. Der Rettungshubschrauber
brauchte wohl nicht kommen......das war schon mal anders....
- drexljoe
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Re: Fichtenschale von der Drehbank
Hallo Kreuztaler
Deine Schalen sind nicht schlecht geworden (net bruddelt isch globt gnuag). Aber ich finde sie zu "metalerisch". Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Eben xy-achsenmäßig. Bin selber Drechsler mit Metalwurzeln. Mir gefällt deshalb mehr das, was die Natur für Formen und Farben zustände bringt. Also eher runde Formen.
Auf eines bin ich allerdings neidisch: auf deinen Unimog.
Süddeutsche Grüße
Drexeljoe
Deine Schalen sind nicht schlecht geworden (net bruddelt isch globt gnuag). Aber ich finde sie zu "metalerisch". Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Eben xy-achsenmäßig. Bin selber Drechsler mit Metalwurzeln. Mir gefällt deshalb mehr das, was die Natur für Formen und Farben zustände bringt. Also eher runde Formen.
Auf eines bin ich allerdings neidisch: auf deinen Unimog.
Süddeutsche Grüße
Drexeljoe
Holz ist Leben
- Spacerider
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Re: Fichtenschale von der Drehbank
Ein interessantes Projekt
Ich bin auf den Bericht vom Hölzerkarl gespannt.
Ich bin auf den Bericht vom Hölzerkarl gespannt.
- Kreuzthaler
- Beiträge: 289
- Registriert: 08.06.2017 - 21:45:34
- Name: Günter Bischoff
- PLZ: 88239
- Ort: Schomburg
Re: Fichtenschale von der Drehbank
Einen guten Abend an alle.
Nun hat mich die Zahl der Antworten doch überrascht. Als Außenseiter kann ich halt nicht mit allen Formen mithalten, aber ich gebe mir zumindest Mühe.
Als Erstes danke ich dem Karl für die Zweikampfaufnahme. Ich freue mich auf das Ergebnis.
Hallo Drexeljoe, natürlich hast Du recht, dass runde Formen schöner sind. Aber schau, der Unimog hat in vielen Bereichen auch eckige Bereiche und ist trotzdem schön. Gruß nach Ostfildern, habe selber mal in Sielmingen gewohnt.
Spacerider, Danke für Dein Interesse.
Hallo Orgelbauer, Du hast recht, Fichten hat es umgehauen wie Streichhölzer. Extra für Dich ein Bild, wo eigentlich unser Alp-Zaun verläuft.
Und nun kommt eine Besonderheit: Raupenzwerg, Peter Gwiasda, Ralf S, nanet, Schwarzwälder, Grissianer, Bebes, Spacerider --- Die "Danksagungen" habe ich noch nie bemerkt. Hat mich gefreut.
Damit alle wissen, wieso ich einen (und noch zwei) Unimog habe, noch ein Bild des Unimoggeländes unserer Alpe.
Mit Freude erwarte ich den Bericht vom Karl.
Gruß Günter, der mit dem fast schon geheilten Finger.
Nun hat mich die Zahl der Antworten doch überrascht. Als Außenseiter kann ich halt nicht mit allen Formen mithalten, aber ich gebe mir zumindest Mühe.
Als Erstes danke ich dem Karl für die Zweikampfaufnahme. Ich freue mich auf das Ergebnis.
Hallo Drexeljoe, natürlich hast Du recht, dass runde Formen schöner sind. Aber schau, der Unimog hat in vielen Bereichen auch eckige Bereiche und ist trotzdem schön. Gruß nach Ostfildern, habe selber mal in Sielmingen gewohnt.
Spacerider, Danke für Dein Interesse.
Hallo Orgelbauer, Du hast recht, Fichten hat es umgehauen wie Streichhölzer. Extra für Dich ein Bild, wo eigentlich unser Alp-Zaun verläuft.
Und nun kommt eine Besonderheit: Raupenzwerg, Peter Gwiasda, Ralf S, nanet, Schwarzwälder, Grissianer, Bebes, Spacerider --- Die "Danksagungen" habe ich noch nie bemerkt. Hat mich gefreut.
Damit alle wissen, wieso ich einen (und noch zwei) Unimog habe, noch ein Bild des Unimoggeländes unserer Alpe.
Mit Freude erwarte ich den Bericht vom Karl.
Gruß Günter, der mit dem fast schon geheilten Finger.
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- Beiträge: 36
- Registriert: 06.11.2011 - 13:22:50
- Name: Karl Heinz Jakob
- PLZ: 89353
- Ort: Glött
Re: Fichtenschale von der Drehbank
Hallo Günter!
Von mir erstmal nachträglich "Gute Besserung", auch wenn's angeblich schon fast verheilt ist...
kenn ich, "Duad weh wiad Sau", und genau an der richtigen Stelle...
Klasse Bericht, auch über die alten Bäume, den sturmgeplagten Wald, der Trocknungs- und Drechselprozess.
Auch ich bin nun auf das Projekt von Karl gespannt.
Ein frohes, allzeit unfallfreies Schaffen wünscht dir
Der Lackstift
Von mir erstmal nachträglich "Gute Besserung", auch wenn's angeblich schon fast verheilt ist...
kenn ich, "Duad weh wiad Sau", und genau an der richtigen Stelle...
Klasse Bericht, auch über die alten Bäume, den sturmgeplagten Wald, der Trocknungs- und Drechselprozess.
Auch ich bin nun auf das Projekt von Karl gespannt.
Ein frohes, allzeit unfallfreies Schaffen wünscht dir
Der Lackstift
- Hölzerkarl
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Re: Fichtenschale von der Drehbank
Hallo Drechselfrauen und Drechselmänner,
hier kann man den Bruder von Günters Schale sehen....
viewtopic.php?f=32&t=53954
Aus beinahe identischen Rohlingen sind verschiedene Schalen entstanden.
Die Aktion hat mir Spass gemacht. Danke Günter.
Beste Grüße aus der Mitte von Deutschland
Der Karl
hier kann man den Bruder von Günters Schale sehen....
viewtopic.php?f=32&t=53954
Aus beinahe identischen Rohlingen sind verschiedene Schalen entstanden.
Die Aktion hat mir Spass gemacht. Danke Günter.
Beste Grüße aus der Mitte von Deutschland
Der Karl