Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Wie der Titel schon sagt...

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PaRay
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Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Liebe Kollegen,

ich werde verschiedentlich gefragt, ob eine Druckkammer oder eine Vakuumkammer besser ist bei der Verarbeitung von Kunstharz.
Meine Meinung dazu ist ganz klar.
Zum Stabilisieren von Holz nehme ich die Vakuumkammer. Hier kann ich den Vorgang bei thermischen Akrylharzen so lange wiederholen, bis ich das gewünschte Ergebnis habe.
Beim Verdichten mit Epoxidharzen nehme ich die Druckkammer, da hier das Ergebnis eindeutig besser ist.

Hierzu ein paar Vergleichsbilder.

Im oberen Bild ist relativ dichtes Material, hier Olivenholz, es hat eher geringe Lufteinschlüsse. Trotzdem sieht man bei der Vakuumkammer, dass Luftblasen im Harz verblieben sind, die beim Abbinden nicht mehr zur Oberfläche gelangen konnten.

Das 2. Bild zeigt den Anschliff der Probe aus der Vakuumkammer mit den offenen Bläschen.

Im 3. Bild habe ich ein poröses Material, hier Presskork, genommen. Das Ergebnis spricht für sich, denke ich.

harzige Grüße

Paul
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Was sich spannen lässt, geht auch zu drechseln. ;-)
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Brittliv
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von Brittliv »

Vielen Dank für die Informationen. Lagerst du dein Epoxy in einer temperierten Umgebung?

Ich habe bisher noch kein Holz stabilisiert. Dies steht aber auf meiner Liste (wenn das Harz doch nur nicht so teuer wäre...). Die Vakuumkammer nutze ich zum Beizen.
HolzHelmut
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von HolzHelmut »

Hallo Paul,

Frage zu Bild 3: Welche Topfzeit hatte das Harz? Schaut aus, als wenn es zu früh "hart" geworden wäre (und der Entgasungsvorgang noch nicht abgeschlossen war). Wie würde das aussehen, wenn du ein Harz in der Vakuumkammer mit 72 h "Härtezeit" nimmst? Dann sollten die Blasen doch alle raus sein und das Ergebnis wäre glasklar.

Liebe Grüße
Helmut
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Holzpeter
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von Holzpeter »

Hallo Paul,

hast Du das Harz unter Vakuum aushärten lassen?
Das habe ich noch nie gesehen.

Ich kenne es nur so:

Werkstück in die Kammer und Harz angießen :pfeil: evakuieren :pfeil: Vakuum einige Zeit halten :pfeil: belüften :pfeil: Harz aushärten lassen...

oder mit entsprechender Vorrichtung:

Werkstück und Harz getrennt in die Kammer :pfeil: evakuieren :pfeil: Vakuum einige Zeit halten :pfeil: unter Vakuum Harz eingießen :pfeil: Vakuum evtl. nochmals einige Zeit halten :pfeil: belüften :pfeil: Harz aushärten lassen...

In beiden Fällen sollte der Effekt der der Druckkammer entsprechen.

Hölzerne Grüße
Peter :-)
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Brittliv hat geschrieben: 24.01.2020 - 17:02:11
Vielen Dank für die Informationen. Lagerst du dein Epoxy in einer temperierten Umgebung?

Ich habe bisher noch kein Holz stabilisiert. Dies steht aber auf meiner Liste (wenn das Harz doch nur nicht so teuer wäre...). Die Vakuumkammer nutze ich zum Beizen.
Ich lager das Epoxidharz umständehalber sehr kühl, temperiere es aber vor der Verarbeitung.
Zum Thema stabilisieren gibt es ein aktuelles kleines Video von Maschinen Meyer. Stabilisierung auf natürliche Art mit Heißwachs. Für kleine Objekte durchaus zu empfehlen. Es muss nicht immer Harz sein...
Gruß
Paul
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Orgelbauer hat geschrieben: 24.01.2020 - 17:17:21
Moin Ralph,
verstehe ich das richtig, daß beim Vakuumprozeß eher mehr Blasen entstehen, weil Luft aus dem Holz/ porösen Werkstoff gezogen wird ?
Bislang hatte ich diesen Prozeß nur derart gesehen, daß Ihr da mehr Kunstmaterial ins Holz hineinbringen würdet...
Hallo Klaus,
um das Kunstmaterial, wie du es nennst, ins Holz zu bekommen, muss die Luft natürlich raus um Platz zu machen. Das ist beim Beizen in der Vakuumkammer genau dasselbe.
(Übringens, ich heiße Paul ;-) )
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Hallo Helmut & Peter,
mein Epoxidharz hat eine Topfzeit von 2 Stunden, was schon recht lang ist, dann fängt das Gelieren an. Nach 12 Stunden ist das Harz so weit gehärtet, dass ich es vorsichtig entformen kann. Völlig durchgehärtet ist es nach einer Woche.
Natürlich gibt es auch schnellere Harze, doch habe ich die Erfahrung gemacht, das langsame Harze eine höhere Elastizität haben, bezüglich der Holzbewegung (Schwinden / Ausdehnen).
Bei mir bleibt das Holz durchschnittlich 12 Stunden unter Druck, bzw. im Vakuum.
Die Menge der frei werdenden Luft im Vakuum hängt natürlich auch damit zusammen, wie stark der Unterdruck ist. Presskork habe ich nur zur Demonstration genommen, da ich kein poröses Holz zur Hand hatte. Das extreme Ergebnis hatte mich dann selber auch überrascht.
LG
Paul
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UMann
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von UMann »

Hallo zusammen
Ich Pinsel mein Holz vorher mit Harz ein, wenn das hart ist dann ab in die Vakuumkammer. Da bleiben weit weniger Luftblasen am Holz hängen. Und ein Paar mal die Kammer wieder mit Luft fluten, Vakuum ziehen …..

Ciao Udo
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

UMann hat geschrieben: 25.01.2020 - 01:09:53

Ich Pinsel mein Holz vorher mit Harz ein, wenn das hart ist dann ab in die Vakuumkammer.
Hallo Udo,
das verstehe ich nicht. Warum tust du ein Stück Holz, das mit ausgehärteten Harz beschichtet ist, noch in die Vakuumkammer? Das macht keinen Sinn, da keine Durchdringung des Holzes mit Harz mehr möglich ist.
Gruß
Paul
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DonRamon
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von DonRamon »

Moin,
also das Objekt vorher mit Harz zu versiegeln macht man, um zu verhindern, dass das Harz ins Objekt eindringt, bzw um zu verhindern, dass die Luft aus dem Objekt ins Harz gelangt. Bei der Variante wird halt nur das Harz entgast, als wäre kein anderes Objekt vorhanden. Wer keinen Drucktopf hat kann sich so behelfen die Luft aus dem Harz zu bekommen.

Gruß
Helge
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von UMann »

@ Helge
so meinte ich das

mfg
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Brittliv
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von Brittliv »

Hi Paul,

Ich habe noch eine Frage und hoffe, dass du sie beantworten kannst.
Hast du schon mal stabilisiertes Holz in Epoxy eingegossen? Wenn ja, wie ist da die Verbindung? Hast die die Oberfläche vorher angerauht?

Ok, eigentlich sind es drei Fragen... :mrgreen:
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Hallo Britt,
ja, ich habe schon ein paar mal das Holz erst stabilisiert und dann mit Epoxid vergossen.
Das mache ich dann, wenn das Holz sehr unterschiedlich von der Konsistenz her ist. Im Beispiel ist es eine Birnenknolle.
Sie war teilweise sehr hart und teilweise total zerfressen und morsch, also unmöglich zu drechseln.
Ich habe sie erst in der Vakuumkammer stabilisiert und nach dem Backen und Auskühlen mit Harz vergossen.
Eine spezielle Oberflächenbehandlung habe ich vor dem Verguss nicht gemacht.
Wenn du noch Fragen hast - immer gerne.

Harzige Grüße
Paul

P.S. Entschuldige bitte die späte Antwort. Ich hatte deine Anfrage nicht mitbekommen :-(

Die Knolle unbearbeitet
Die Knolle unbearbeitet
2019_12 Birnen Knolle (5).JPG (148.84 KiB) 3495 mal betrachtet

Vorbereitet zur Stabilisierung
Vorbereitet zur Stabilisierung
2019_12 Birnen Knolle (6).JPG (109.35 KiB) 3495 mal betrachtet

60 Minuten bei 120°
60 Minuten bei 120°
2019_12 Birnen Knolle (7).jpg (116.75 KiB) 3495 mal betrachtet

mit Epoxid vergossen, auf der Bank
mit Epoxid vergossen, auf der Bank
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fertig :-)
fertig :-)
2019_12 Birnen Knolle (1).JPG (77.06 KiB) 3495 mal betrachtet
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Brittliv
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von Brittliv »

Hi Paul,

Vielen lieben Dank für die Antwort und die tollen Infos!
Das Ergebnis ist wirklich toll und motiviert mich es auch zu testen. Mir war nicht bewusst, dass man so große Stücke stabilisieren kann.

Gruß
Britt
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PaRay
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Re: Informationen zu Kunstharz - Teil 4

Beitrag von PaRay »

Hallo Britt,
die Knolle war 3 x 8 Std. im Vakuum. Ich musste 2x Stabi nachfüllen. Insgesamt hat die Knolle einen 3/4 Liter Stabi aufgesogen!!!
Deshalb auch die hohe Temperatur und lange Verweildauer im Ofen.

Viel Erfolg!
Paul
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