Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Wie der Titel schon sagt...

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Argus
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Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Argus »

hallo,

Sind denn diese gammligen Eier noch vom vergangenen Jahr liegen geblieben? Ostern kommt doch hoffentlich noch.
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ostern2.jpg (178.29 KiB) 4911 mal betrachtet
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Dieses Jahr wollte ich keine Eier anmalen, die Natur sollte die Eier so natürlich wie möglich selbst gestalten.
Entstanden sind die Eier aus gestockter Birke.

Für alle, die es interessiert, kommt ab hier noch die Entstehungsgeschichte:

Ich hatte noch etwas von diesen "Pilz mit Birke dran" übrig.
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birke1.jpg (188.18 KiB) 4911 mal betrachtet
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Bekanntschaft hatte ich damals schon bei diesem Projekt hier --> viewtopic.php?f=35&t=58119 gemacht.
Einfach zu bearbeiten ist es nicht, da die hellsten Bereiche des Weißfäuleraubbaus den Charme von Balsaholz haben.
Hier kam aber noch hinzu, das auch stellenweise sich schon Braunfäule ausgebreitet hatte und diese Stellen wollten sich gar nicht mehr drechseln lassen.
So beschloss ich verschiedene Methoden zur Holzstabilisierung auszuprobieren.
Als erstes habe ich das Material rund gemacht, so gut es irgendwie ging, jedoch auch mit schärfster Klinge kam keine vernünftige Oberfläche zustande.
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Nun habe ich die Hölzer für die weiteren Schritte einige Stunden bei 120°C im Ofen getrocknet, um die Restfeuchte zu entfernen.
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bei den Rundlingen 1 und 2, die nicht so von der Braunfäule befallen waren, habe ich diese mit Holzhärter im Vakuum getränkt und anschließend eine Woche durchtrocknen und festigen lassen. So ließen sie sich brauchbar bearbeiten.
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birke5.jpg (74.69 KiB) 4911 mal betrachtet
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Um eine ideale Eiform zu erhalten, gibt es zwar auch eine Formel zur Berechnung --> www.mathematische-basteleien.de/eilinien.htm ,
damit könnten vielleicht CNC Drechselbänke Eier formen.
Ich habe mich dann aber für eine Schablone nach diesem Dokument entschieden --> https://docs.google.com/viewer?url=http ... f&pdf=true
indem ich dieses Bild über ein Grafikprogramm auf den Durchmesser meiner Holzrundlinge skaliert habe.

Nach der üblichen Oberflächenbehandlung konnte das Ei abschließend poliert werden.
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birke6.jpg (109.57 KiB) 4911 mal betrachtet
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bei den Rundlingen 3 und 4 mit Braunfäule funktionierte die Holzhärtermethode leider nicht zufriedenstellend.
Die braunen Stellen erreichten einfach nicht die nötige Festigkeit.
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Hier musste ich dann mit wärmehärtenden Resin weiter nachhelfen. Danach ließ es sich problemlos in Form bringen.
Jedoch wurden die Eier etwas kleiner, da an den Braunfäulestellen schon etwas Substanz fehlte.
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und hier das Ei 3 nach dem polieren
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hier abschließend das 4. Ei
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birke11.jpg
birke11.jpg (86.48 KiB) 4911 mal betrachtet

Gruß Frank
"..Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht frühzeitig zu machen.."

Sir Winston Churchill, britischer Politiker und Schriftsteller
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SteffenM
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von SteffenM »

Hallo Frank,

man kann einen nassen Schwamm mit viel Aufwand in einen drechselbaren Rohling verwandeln oder einfach ein anderes Stück Holz nehmen.
Du hast dich für den kompliziertesten Weg entschieden - und die Resultate sagen, dass es der richtige war.

Die Eier sehen ausgezeichnet aus!

Schöne Grüße!
Steffen
Seppel
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Seppel »

hallo Frank,

diese Holzeier sind super geworden.
Was für einen Holzhärter hast Du verwendet?

Grüße

Josef
herzliche Grüsse vom Elsenzstrand
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Hafer »

Vielen Dank für den Arbeitsbericht, die Ergebnisse sehen super aus!
Besonders begeistert bin ich auch von der Schnecke im Hintergrund, die du offenbar einer ähnlichen Oberflächenbehandlung unterzogen hast :-)

Cheers!
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Argus
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Argus »

Hallo Josef,

ich hatte einiges probiert, der Holzhärter von Borma gefiel mir am besten. Aber der stinkt fürchterlich nach Nitro und muss vollständig verdunsten, bevor man weitermacht.
Hafer hat geschrieben: 06.03.2021 - 17:54:48
...Schnecke im Hintergrund, die du offenbar einer ähnlichen Oberflächenbehandlung unterzogen hast
ja, das scheint so, ist offenbar der Skalierung geschuldet. Aber der Schnecke hab ich nichts getan, die war einfach nur da (und auch nicht zu Hause), siehe Bild, macht sich aber gut ;-)
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birke12.jpg
birke12.jpg (157.24 KiB) 4711 mal betrachtet
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Gruß Frank
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Oglinchen »

Huhu
Die schauen super aus :-)

Du hast nur einen kleinen Schreifehler drinnen :mrgreen:
Um eine ideale Eiform zu erhalten, gibt es zwar auch eine Formel zur Berechnung
Das stimmt so nicht. Das was du meinst ist die DIN-gerechte Standart-Industrieform für Eier im Supermarkt, und nicht die ideale natürliche Eiform :klatsch: :-L

In der Natur gibt es hunderte Eiformen, von Kugel bis Zylinder mit runden Enden.

Einfach frei Auge die Form so in etwa, und dann hinterher behauptet, das wären Hinkelsteineier von Gallischen Druidenhühnern.

Gruss und einen schönen Sonntag, Oggi
Deutsch ist einfach:
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Maxy »

Also ich hätte echt Probleme, so krumme Eier zu drechseln, wie mein Schneewittchen manchmal legt... 🤔
Screenshot_20210307_115823_com.htc.video.jpg
Screenshot_20210307_115823_com.htc.video.jpg (34.28 KiB) 4362 mal betrachtet
Ich finde für jede Lösung ein Problem!
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Catweazle1959
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Catweazle1959 »

[mention]Argus[/mention] :
Toll geworden - sehr beeindruckend!!!

Poste die Bilder doch auch in der Monatsaufgabe - meine Stimme bekommst Du auf jeden Fall!

Gruß
Stefan
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Argus
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Re: Eier verfault, Ostern verpennt? - Arbeitsbericht

Beitrag von Argus »

Oglinchen hat geschrieben: 07.03.2021 - 11:14:47
Das was du meinst ist die DIN-gerechte Standart-Industrieform für Eier im Supermarkt, und nicht die ideale natürliche Eiform :klatsch: :-L
Hallo Uwe,

Du hast recht, ideal ist in diesem Fall nicht der richtige Ausdruck. In der Natur kommen sicherlich viele Formen vor, so wie es Maxy zeigte. Mit Ideal meinte ich die Form, die ich so aus Gewohnheit für ein harmonisches Eirund halte.
Das entspricht dieser Formel -->........ x^1.5-1.5^0.5x+y^2 = 0
Reine ovale Formen verbinde ich weniger damit, ausgewogen empfinde ich die per Gärtnerkonstruktion generierten Eiformen, die aus drei Ovalen gebildet werden:
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Bild
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Es kann aber gut sein, das die heutigen Normhühner derzeit auch nach der Verordnung (EG) Nr. 589/2008, Artikel 2 --> https://docs.google.com/viewer?url=http ... 2&pdf=true
ihre Eier legen.
Jedenfalls entsprach bei rund 80% der Hühnereier in unserem Haushalt diese Form genau den Umrissen der "Gärtner-Eiform"
Warum nun einige Eier derart aus der Form schlagen, bleibt sicherlich ein Rätsel, jedoch unterscheidet sich die Form nach den Lebensbedingungen der Tiere. Ein wichtiger Aspekt für die Eiform ist, das es das weg rollen der Eier verhindert. Durch die ungleiche Masseverteilung und Rundung rollt das Ei nicht wie eine Kugel geradeaus, sondern in einem Kreis --> https://www.daserste.de/information/wis ... i-100.html
Catweazle1959 hat geschrieben: 07.03.2021 - 13:03:56
Poste die Bilder doch auch in der Monatsaufgabe - meine Stimme bekommst Du auf jeden Fall!
ich glaube, die Monatsaufgabe sollte handwerklich einen höheren Anspruch haben, Ostereier hat sicherlich jeder schon einmal gedrechselt.
Ich würde mir ja wünschen, das Hugo.win seine phantastischen Figuren dort einstellt, --> viewtopic.php?f=22&p=418079#p418079
seine drolligen Ameisen wären mein Favorit.

Gruß Frank
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