.... Pinselerbe....

Spezielle Techniken wie: Strahlen (Sandstrahlen) - Brennen & Bürsten<br>Fräsen & Schnitzen - Beizen & Colorieren - Versiegeln

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Manfred Fa.
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.... Pinselerbe....

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Drechselfreunde,

ein guter Freund musste sich aus Altersgründen von dieser schönen Erde verabschieden.
Er war ein sehr guter Architekt und ein vorzüglicher Heimwerker.
Neben allen Werkzeugen und Maschinen, welche die Söhne verkauft haben, war auch viel Klim Bim, was seine
Frau kostenlos zur Abholung frei gegeben hat. Natürlich habe ich auch etwas gefunden.

Eine Schachtel mit halbfertigen Pinseln.
Die Qualität der Borsten war noch Friedensqualität, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellte. ;-)
China Borsten, also gute Lackierpinsel. Zum wegwerfen zu schade. :no

Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere Drechsler einen guten, aber trotzdem vergammelten Pinsel gerne wieder
zum Leben erweckt hätte.
Vielleicht ist eine Idee dabei !

SAM_2426.JPG
SAM_2426.JPG (111.92 KiB) 7111 mal betrachtet

Das sind die halbfertigen Pinselteile. Der gelbe ist schon fertig. Im Bereich der Metallzwinge habe ich ein Stück
Korken eingebaut und den Pinsel vorgebunden. Es gibt eine bessere Schnur. Bekäme man bei den Pinselmachern in Bechhofen.
Siehe Beitrag Holzsplitter Pinselmacher.
Mit dieser Schnur kann man auch fränkische Leberwürste bei der Schlachtschüssel abbinden.

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SAM_2427.JPG (103.41 KiB) 7111 mal betrachtet
Und das ist der Anfang beim Vorbinden.

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SAM_2430.JPG (96.48 KiB) 7111 mal betrachtet
Beide Teile der Schnur werden am Stiel dann verbunden.

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Nahaufnahme: Das sind die China Borsten, 80 mm lang.
Das Wichtigste einer guten Borste ist die Fahne, die Teilung der Borste in der Spitze.
Sehr gute Materialspeicherung und Elastizität.

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SAM_2424.JPG (78.93 KiB) 7111 mal betrachtet

Und so sehen Pinsel aus mit denen man alle Materialien verarbeiten, auflegen, gleichmäßig verteilen, stehend und liegend ein sehr gutes
Ergebnis erzielen kann, auch Seidenglanz-und Hochglanzlacke für alle gedrechselten Flächen einsetzen kann,
Fenster bescheiden ohne Abkleben wie aus der Pistole geschossen.
Bei Kunststoff-Fenster erübrigt sich das.
Dafür kann man trotzdem diese Pinselqualität zum Abwaschen der Stockflecken durch die dichten Fenster an den Decken-und Wandflächen,
auch Kältebrücken verwenden. :-( ;-)

SAM_2435.JPG
SAM_2435.JPG (111.94 KiB) 7111 mal betrachtet

Sollten die Borsten abgearbeitet sein und kürzer werden, bindet man einfach die vorgebundene Schnur wieder zurück
um die Elastizität weiter zu erhalten.

Diesen Aufwand braucht man natürlich mit schlechter Pinselqualität nicht betreiben.
Mit Schrubbern, gerade abgeschnittenen Natur-und Kunststoffborsten und dazu noch billig,
kann man sicher Schalen ölen, zusammen kehren und den Motorblock vom Motorrad mit Benzin sauber machen
aber keine schöne und saubere Arbeit erzielen. :no :-)

Hat Spaß gemacht, so nach alter Väter Sitte Etwas wieder salonfähig zu machen.
Vielleicht einmal auch für meine Enkel, wenn sie ihre Küchenmöbel oder Schlafzimmer neu umlackieren wollen. :-) ;-)

Vorsicht frisch lackiert !


Gruß
Manfred
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Jesse
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Jesse »

Hallo Manfred

Die Teilung der Borste, das ist das was sich unsere Frauen beim Friseur wegschneiden lassen, der Spliss.
Wenn sie die Haare 1cm schneiden lassen und wir sollen hinterher sofort sehen das sie beim Friseur waren.

Hier beim Pinsel macht es durchaus Sinn.

Übrigens hatte ich früher in Bechhofen ein paar Pinselfirmen als Kunden beim Schärfdienst.

Gruß Jesse
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Oberförster
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Oberförster »

Hallo Manfred,
danke für den interessanten Beitrag. Ich freue mich immer, wenn ich hier im Forum, quasi zur Entspannung, etwas lernen kann. :danke:
Warum aber nennst du die Borste Chinaborste? Für mich sieht das wie Wildschweinborsten aus. Die sollte man bei Jägern oder bei den Verarbeitern dieser lieben Tierchen bekommen können. Diese Borsten haben nach Erzählungen auch die Schuhmacher verwendet, um damit den Faden durch die mit der Ahle vorgefertigten Löcher in der Sohle zu ziehen, um die Sohle mit dem Oberleder zu verbinden.

Gruß
Hannes
Dummköpfe halten ihr Brett vor dem Kopf für ihr Aushängeschild.
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dalbergia_63
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von dalbergia_63 »

Hallo Manfred,

vielen Dank für den Einblick in Deinen Erfahrungsschatz - ich bin absolut beeindruckt!

Dank auch für den Hinweis zum Holzsplitter über die Bechhofer Pinselmacher.

Interessant, Jesse, dass Du auch Kontakt hast nach Bechhofen - das müssen wir bei meinem Besuch Ende Juli/Anfang August vertiefen...

Seid fest gegrüßt nach Franken und Hohenlohe-Franken

Heinz
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martin.99
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von martin.99 »

Danke für den schönen Bericht und dass du dafür gesorgt hast, dass die Pinselteile nicht im Müllcontainer landen, sondern noch Ehre und Nutzen finden.
Ich hoffe auch deine Kindeskinder werden eines Tages deine Dinge so in Ehren halten.

Ich muss gestehen, dass ich solche traditionell gebundenen Pinsel in dieser Qualität schon länger nicht mehr gesehen habe. Eins der traurigen Beispiele, wo wir wieder mehr auf Regionalität statt Chinesität setzen sollten.
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GentleTurn
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von GentleTurn »

Manfred Fa. hat geschrieben: 29.06.2021 - 22:21:21
Zum wegwerfen zu schade. :no
Moin Manfred,

genau. Danke für den Bericht und die guten Fotos. Sowas wie dieses sind die schönen Dinge am Handwerk. In diesem Fall Aufarbeitung von Gutem und dessen weitere Nutzung.
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

Videos und hilfreiche Playlisten (nicht nur) für Einsteiger auf YouTube und Fotos auf Instagram.
 
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wolfgangsiegel
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von wolfgangsiegel »

Sollten die Borsten abgearbeitet sein
Pinsel mit solchen Qualität, dass sie so alt werden, dass die Borsten so kurz sind, dass sie durch das Abwickeln der Schnur wieder verlängert werden können, bestaune ich immer mit Ehrfurcht (wenn es mir auffällt).
Wirklich genutzt habe ich diese Vorbereitung bisher noch nie.

Was ich bei der Arbeitsbeschreibung nicht verstehe:
Wie halten die Stiele an dem Vorderteil?

Normalerweise - nehme ich an - wird der Stiel mit um die Borsten eingewickelt ...
(in den Pinselköpfen sieht man nur ein glatt abgeschnittenes, rundes Stück Holz).
Die roten und gelben Kunststoff-Abdeckungen können da ja nicht die Stabilität reinbringen ...

Du - Manfred - hast das Problem mit Heißkleber gelöst?
... möge es Glück bringen ...
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Raupenzwerg
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Raupenzwerg »

Hallo Manfred,

man lernt nie aus....

Schön, dass es noch solche lehrreiche Beiträge gibt und diese hier von dir mit Fotos und Erklärungen eingestellt werden.

Dafür herzlichen Dank, dass du uns an deinem Wissen teilhaben läßt.
Eva
Grüsse aus dem Schloßgarten
vom einzig wahren Raupenzwerg Eva
eberhard
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von eberhard »

Hallo Manfred
In meiner Lehrzeit habe ich das auch so gelernt. Beim Zurückbinden wird auch der Korken mit gekürzt, heute ist das nicht mehr so da wird der Pinselstil etwas zurück geklopft.
Viele Grüße
Eberhard aus Klingenthal im Vogtland
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Manfred Fa.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Drechselfreunde,

ich finde es beruhigend, dass es doch noch Menschen gibt, die noch aus einer Zeit kommen, in der man etwas repariert hat.
Man braucht dann kein schlechtes Gewissen haben, Werte in den Müll geworfen zu haben.
Wenn ich heute am Straßenrand noch gute Fahrräder für den Sperrmüll sehe, macht mich das sehr traurig, weil ich daran denken muss,
wie wir als Kinder am Schuttberg nach Fahrradteilen gesucht hatten und wenn wir Glück hatten, haben wir tatsächlich eine Felge oder einen
alten Rahmen gefunden. Wie schön wäre ein Fahrrad zu dieser Zeit gewesen. :-) Das war 1950, als Nürnberg noch in Schutt und Asche lag. :heul

Mit den restlichen Teilen meines Erbes war ich bei einem Piselmacher in unserer Nähe. Es waren nur noch die Enkel eines Pinselmachers,
dem mein Vater bis zu seinem Tod treu geblieben war, weil er ihm, wenn auch nur eine einzige Bürste gegeben hat, für einen Neuanfang nach dem Krieg.

Der Enkel ( 52 ) dieses edlen Geschäftsmannes hatte meine Pinsel als sehr gute China Borsten erkannt, die sie in dieser Qualität nicht mehr gibt.

@ Hannes ( Oberförster )
Die Wilschweinborsten sind Grau / Braun und werden für untergeordnete Pinsel und Borsten verarbeitet.

Leider sind die Viecher sehr schlau und die wenigsten Jäger habe schon eine Sau erlegt.

Wildschweine.jpg
Wildschweine.jpg (62.14 KiB) 6141 mal betrachtet

Das ist mein Sohn Jörg, mit der Beute einer Nacht. :klatsch:
der uns ab und zu nicht Borsten, sondern ein "Schäuferle " vorbei bringt. ;-)

@ Eberhard
du hast es genau richtig beschrieben mit den Korken. So wurde es gemacht.

Bei den beiden 10er / 12er Pinselteilen ohne Stil sind die Borsten noch verschiebbar, auch das sichtbare Rundholz.
Über eine Schablone / Lehre werden die Borsten in die Zwinge gedrückt, ausgerichtet und mit einem 2 K Kunststoff,
wahrscheinlich EP-Gemisch, eingeklebt. Ein passendes Kunststoffteil mit Stiel wird im nächsten Arbeitsgang ebenfalls
eingeklebt und der Pinsel ist fertig. Das macht für mich freundlicherweise jetzt der Pinselmacher.
Wenn ich die 2 Pinsel habe freue ich mich und werde sie dann euch zeigen.

Wenn gute Pinsel lange im Wasser stehen und dieses Wasser verdunstet, dann schauen sie so aus.
Eigentlich eine Schlamperei !! :re: :mrgreen: Aber ich werde es schon richten. :-)


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SAM_2458.JPG (110.44 KiB) 6141 mal betrachtet

2 x vorgebunden und noch mit einem sehr guten Schluss.

Herzliche Grüße

Manfred
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Mannitwo
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Mannitwo »

Hallo Manfred,

zeige uns bitte, wenn du die Pinsel restauriert hast.

Danke!
Gruß Manfred

Wer seinen Traum verwirklichen will, muss erst einmal aufwachen.
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Manfred Fa.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Drechselfreunde,

vielleicht ist der eine oder andere Tipp in diesem Nachtrag dabei. :-)

@ Manfred,

wie besprochen, habe ich die eingetrockneten Pinsel in Nitro eingeweicht und sauber gemacht.

Um Pinsel, vorallem "Gute" nicht so vergammeln zu lassen, habe ich sie dann in Rapsöl gestellt.
Zum Einsatz einfach zwischen den Händen ausdrehen und mit ein paar Tropfen Spülmittel im warmen Wasser auswaschen und klar nachspülen.
Der Pinsel ist dann sauber für eine ordentliche Arbeit.
Die Borsten sind weder verlaust noch krätzig durch alte Farbrückstände.

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Diese Pinsel sind keine gute Qualität, wie man im gebrauchten und ausgewaschenen Zustand sieht. :?oh
Baumarkt Premium, trotzdem nur Besen. :-(

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Das sind zwei 8er gute Fenster Ringpinsel. Der obere Profi Qualität. ;-) Wistoba ( Fachhandel )
Der untere auch, schon länger im Gebrauch, den Vorbund muss ich noch ausbessern. Sauberer "Schluss"

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Alle Pinsel sind sauber, die weißen Farbpunkte sind oberflächig und sind schon mit Rapsöl benetzt.

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Die Stiele können trocknen und werden nicht durch Wasser morsch.

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SAM_2481.JPG (72.02 KiB) 5591 mal betrachtet
Das waren die zwei 12er Ringpinselteile, die mir die Firma Müller aus Wilhermsdorf freundlicher Weise
mit einem Stiel und Abdeckkappe vorbereitet hat.
Die zwei Korken habe ich noch in die Mitte eingesetzt bzw. eingeklebt.

SAM_2486.JPG
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Mittig auf das Rundstück in der Zwinge aufgesetzt.

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Den einen habe ich schon vorgebunden.

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Der erste ist kürzer vorgebunden, weicher für Lasuren und dünnere Materialien.
Der hintere ist länger vorgebunden, trotzdem noch sehr elastisch für Lacke zum "Bescheiden".

Das ist das Ende meiner Pinselgeschichte. ;-)

Den guten Willen habe ich gezeigt. So ein Schatz macht natürlich auch ein wenig glücklich. ;-)
Ein paar Jahre ohne einzutrocknen überstehen sie schon im Rapsöl und die "Neuen" in der Schachtel sowieso ! ;-)

Gruß
Manfred
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Peter Gwiasda
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Peter Gwiasda »

Lieber Manfred,

in unserer Szene ist längst bekannt, dass die Lektüre deiner Beiträge stets Gewinn bringt. Auch in diesem Fall zum Thema Pinsel. Eine Frage liegt mir noch am Herzen: Weshalb heißen Einfaltspinsel Einfaltspinsel? Welche Geschichte steckt dahinter?

In der Erwartung klüger zu werden, grüße ich freundlich

Peter Gwiasda
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Holzpeter
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Holzpeter »

Peter Gwiasda hat geschrieben: 15.08.2021 - 23:06:16
Eine Frage liegt mir noch am Herzen: Weshalb heißen Einfaltspinsel Einfaltspinsel? Welche Geschichte steckt dahinter?
Hallo Peter,

jetzt hast Du mich neugierig gemacht...
Ich habe daher mal kurz die schlaue Ente befragt und kam schnell zu Wiktionary:
https://de.wiktionary.org/wiki/Einfaltspinsel

Zitat von dort:
wiktionary.org hat geschrieben:
Determinativkompositum aus dem Substantiv Einfalt, dem Fugenelement -s und dem Substantiv Pinsel in der Bedeutung Mensch (ursprünglich „niederträchtiger Mensch, Geizhals“). Der Begriff Einfaltspinsel taucht erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts auf und fand in der Studentensprache Verbreitung.
...wieder was gelernt...

Hölzerne Grüße
Peter :-)
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
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mascheck
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von mascheck »

Lieber Peter, etwas genauer hättest du schon recherchieren können:


https://www.stupidedia.org/stupi/Einfal ... KjcnBszQbO


Screenshot_20210816-161319.png
Screenshot_20210816-161319.png (71.81 KiB) 5304 mal betrachtet



Lieben Gruß Martin

Ich kann alles, bloß nix richtig :-L
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Manfred Fa.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Manfred Fa. »

Lieber Peter,

über deine Antwort habe ich mich gefreut. :danke:

Man merkt einfach, dass du auch zwischen den Zeilen lesen kannst und du dich dadurch in eine Sache mit großer Bandbreite durch
deine praktischen Erfahrungen reindenken kannst. Und manchmal kann man sich dann auch dabei über einen kleinen Gewinn freuen. :-) :klatsch:

Deine akademische Frage an mich wurde ja zwischenzeitlich beantwortet.


Mir war und ist das Wort Einfaltspinsel überhaupt nicht geläufig. Im BR gibt es am Nachmittag irgend eine Kaffesendung, in der alte und unbekannte
Mundartwörter nach deren Bedeutung gefragt werden. Der Gewinner bekommt eine Kaffetasse.

Die Bedeutung und Auslegung des Wortes in dieser Dimension haut einen ja um. Mit was man sich noch außer DRECHSELN beschäftigen könnte,
ist ja viel versprechend ! :?oh ;-)

Der Ordnung halber:
für Narr, Dummkopf, beschränkter, törichter Mensch. Begriffsursprung: Determinativkompositum aus dem Substantiv Einfalt, dem Fugenelement -s und dem Substantiv Pinsel in der Bedeutung Mensch (ursprünglich „niederträchtiger Mensch, Geizhals“). Der Begriff Einfaltspinsel taucht erstmals Mitte des 18. Jh. auf.

Herzliche Grüße

Manfred
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von woifi »

ich sitze hier ( wortlos mit offenem Mund staunend, :peace
( wie es typisch für manche ältere Ein Fall tts Pinsel ) :?oh :?? :heul :heul :heul :-L :-L
und freue mich über so Lesenswertes meiner Freunde hier :danke: :danke: :gold:
Seid lieb gegrüßt und passt auf Euch auf
Euer Woifi
Schöne Grüße von ganz kurz vor den Bergen und bleibt bitte gesund
Euer Woifi

Lieber unartig, als gar keine ART !
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Mannitwo »

Moin Manfred,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!!!

Vielleicht bekomme ich es auch dann hin, einen Pinsel zu restaurieren, wenn ich ihn brauche.

Versuch macht klug.
Gruß Manfred

Wer seinen Traum verwirklichen will, muss erst einmal aufwachen.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von C.W. »

Hallo Manfred
Vielen Dank für diesen tollen Bericht.
Ich bin auch immer fürs reparieren.
Reparieren ist mein zweites "Hobby

Liebe Grüße Christine aus Kirberg
liebe Grüße Christine


lieber auf neuen Wegen stolpern,
als in den alten Bahnen auf der Stelle treten.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Max Schreiegg »

Hallo Manfred,

auch von mir herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht zu einem Werkzeug, das ich lange eher unterschätzt habe.

Glücklicherweise gibts auch in Augsburg (und damit in relativer Nähe) eine sehr traditionsreiche Pinselmacherei, deren hochwertige Pinsel wohl auch in der oberen Qualitätsstufe anzusiedeln sind. Der Unterschied zum eher teureren Handelsware-Pinsel ist jedenfalls frappierend - besonders, wenn man den hochwertigen tagelang mit nicht verdünnter Ölfarbe "quält" und trotzdem keine Borsten auf dem Werkstück bleiben. Da macht der Vorband dann auf einmal Sinn und ist nicht nur Dekoration.
Sauber auf Schluss gearbeitete Pinsel sind jedenfalls ein tolles Werkzeug, dessen Qualität sich dem Benutzer meist ganz von selbst offenbart. Nur muss man erstmal an brauchbares Material kommen - mit Glück hat ein Maler mit Ladengeschäft oder ein Farbenhändler auch sowas im Angebot; im Vorbeigehen findet man das leider meist nicht.

Falls Du übrigens weißt, wo es ein Skizze gibt, die den Vorband erklärt (den schematischen Aufbau), wäre ich Dir für einen Tipp dankbar.

Viele Grüße
Max
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Manfred Fa.
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Re: .... Pinselerbe....

Beitrag von Manfred Fa. »

@ Manfred,
klar bekommst du das hin. ;-)

@ Christine, ;-) :klatsch:

@ Max,
danke für deine Antwort.
Finde ich toll, dass du dich in die Materie etwas reinversetzt.
Schau einfach bei dem Pinselmacher einmal vorbei, solange es solche Handwerker noch gibt.

Der Vorbund bei guten Pinseln ist Standart und man kann meist damit alle Materialien verarbeiten.
Man soll ja auch das Material zum STREICHEN auf den Untergrund und Fläche abstimmen.
Lieber elegant auflegen und gleichmäßig verteilen, dazu wäre ein lockeres Händchen ganz gut.
Selbst gelernte Fachleute mit einer steifen Pfote werden gute Pinsel schnell aufarbeiten.

Die Zeiten haben sich geändert und Lackierungen werden im Handwerk auf der Baustelle mit Schaumstoff
Lackierrollen ausgeführt, danach werden sie entsorgt. :?oh
Für eine saubere Oberfläche mit guten Verlauf, wäre trotzdem etwas Übung und Materialkenntnis von Vorteil. ;-)

Leider habe ich keine Skizze für den Vorbund gefunden.
Wenn du bei deinem Pinselmacher bist, der sagt und zeigt dir das gerne. :-)

Die Pinsel in meinem Beitrag sind minimal über den Korken ( innen ) vorgebunden, so dass die Borsten nach vorne im Schluss
eine leichte Verjüngung signalisieren. Der Pinsel macht dann im Eisatz keine Krätsche. :?oh

Für den Ernsfall wünsche ich dir viel Spaß gutes Gelingen. :-)

Grüße aus Franken !

Manfred
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