Welche Oberflächenbehandlung Lack, Öl oder Wachs

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Buddeline
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Welche Oberflächenbehandlung Lack, Öl oder Wachs

Beitrag von Buddeline »

Hallo zusammen!

Wollte mal nachfragen, an welchen Kriterien ihr entscheidet, wie ihr die Oberflächenbehandlung macht?
Das meiste, was ich hier bislang gesehen habe, ist Ölen. Warum ist das so?

Bislang lackieren wir mit Wasserlack (Clou Treppenlack) oder wachsen.

Nachteil beim Lackieren: es wird "dicker", was man bei Teilen, die ineinander greifen, beim Drechseln beachten muss, dass man da entsprechend vorher etwas mehr Material abträgt. Ist ja nicht weiter schlimm.

Entscheidet ihr das je nach Teil individuell und ganz spontan, oder hat sich jeder im Laufe der Zeit einfach "sein Ding" angeeignet?

Grüße
Katharina
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Für mich:

ölen kann ich einfach zuhause , sogar im Wohnzimmer, machen - keine Abfälle, keine saubere Spritzkabine notwendig - einfach nur Walnußöl und Orangenöl. Deswegen auch von Kunden einfach zu erneuern/reparieren.
Beim Ölen kann ich eine Schale einfach anfassen, die Trockung ist unkompliziert und nicht empfindlich für Staub.

Das es nicht glänzt ist für mich eher ein Vorteil. Wenn Glanz doch erwünscht ist, schleife/poliere ich das Holz bis es glänzt.
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Woodturner 02
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Ölen

Beitrag von Woodturner 02 »

Hallo Katharina,
ich öle meine gedrechselten Gegenstände eigentlich ausnahmslos, weil die von mir benutzten Öle alle umweltfreundlich und speichelfest sowie für Kinder unbedenklich sind.
Auch die von mir gebauten Möbel, ich bin Tischler, öle ich fast alle.
Der Vorteil ist, dass man eventuell auftretende Macken problemlos wieder herstellen kann, während man beim lackieren dazu gezwungen ist, die ganze Oberfläche wieder abzuschleifen. Da der Lack wesentlich härter wird als Öl ist dies eine recht langwierige Aufgabe.
Außerdem finde ich, ist aber geschmackssache, dass die Holzstruktur wesentlich schöner erscheint beim ölen.
Glänzend kann man natürlich auch hinbekommen unter zuhilfenahme von Wachsen mit Carnaubawachsanteilen.
Probier es einfach mal aus. Auch die Geruchsbelästigung ist geringer.
Ich nehme gerne OSMO Hartwachsöl, und wenn es glänzen soll ATW Fußbodenwachs als späteren Auftrag.
Melde dich mal wie du es empfindest, wenn du es probiert hast.

Lg Andreas
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Jesse
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Beitrag von Jesse »

Hallo Katharina,
ich missbrauche mal deinen Tread um auch eine Frage zu dem Thema zu stellen.
Ich habe tolle Erfahrungen mit Bienenwachs gemacht, das ich an der drehenden Maschine aufschmelze und dann mit einem Lappen abwische / abschmelze. Jetzt habe ich gelesen, dass das Bienenwachs nicht so dauerhaft wäre. Kann ich eine Schale auch zuerst ölen und dann Bienenwachs aufschmelzen?
Oder macht das keinen Sinn?
Mir gefällt der Glanz von dem Bienenwachs so, auch habe ich den Eindruck, die Schalen trocknen recht gleichmäßig durch das Wachs hindurch,

Jesse
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Helfried
Eure Durchlicht
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Ort: Graz

Beitrag von Helfried »

Hallo Katharina,

ein sehr großes Thema!
Das meiste, was ich hier bislang gesehen habe, ist Ölen. Warum ist das so?
Kurz: Öl verwende ich, weil die Oberfläche des Holzes die Oberfläche bleibt.
Weil die Maserung angefeuert wird (= deutlicher hervortritt), weil die Oberfläche vor Verschmutzung, Nässe und Vergrauen durch UV-Einfluss ausreichend geschützt ist,
und weil, wie Jurriaan schon schreibt, die Verarbeitung recht einfach ist.
Fast immer verwende ich härtende Öle, meistens fertige Mischungen, z.B. von STEINERT, weil die Trockenzeiten kalkulierbar sind.
Gefäße mit kleinen Öffnungen oder geschlossene Dosen öle ich innen nie: Geruchsproblematik siehe viewtopic.php?t=44689&highlight=geruch+innen.
Ich habe tolle Erfahrungen mit Bienenwachs gemacht, das ich an der drehenden Maschine aufschmelze und dann mit einem Lappen abwische / abschmelze.
Jetzt habe ich gelesen, dass das Bienenwachs nicht so dauerhaft wäre. Kann ich eine Schale auch zuerst ölen und dann Bienenwachs aufschmelzen?
Oder macht das keinen Sinn?
Hallo Jesse, der große Richard Raffan verwendet für seine Dosen Öl und Bienenwachs in Kombination, wobei er die Reihenfolge des Auftrages wechselt
und fallweise auch "nass in nass" arbeitet.
Du hast recht: Wachs ist grundsätzlich wasserempfindlich, und das weiche Bienenwachs "greift sich ab". Es ist aber sehr leicht nachzubehandeln.
So kann - über die Jahrhunderte ;-) - eine großartige Patina entstehen.
Buchtipp: "Turning Boxes with Richard Raffan", The Taunton Press, leider nur englisch.

Übrigens kann man mit Hartölen bei mehrfachem Auftrag auch recht viel Glanz erzielen (wenn man will), wie bei diesem "Frühwerk":
Bild

Helfried
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