Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Spezielle Techniken wie: Strahlen (Sandstrahlen) - Brennen & Bürsten<br>Fräsen & Schnitzen - Beizen & Colorieren - Versiegeln

Moderator: Forenteam

Antworten
Ayumio
Beiträge: 61
Registriert: 28.09.2015 - 20:37:48
Ort: Olfen

Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Ayumio »

Hallo Liebe Drechslerfreunde,

Hierbei handelt es sich nicht um ein Drechselprojekt. Ich hoffe das geht klar.

Ich bin gerade dabei mir ein Bett aus alten Eichenbalken aus einer Fachwerkscheune Baujahr 1817 zu fertigen. Die Balken wurden einseitig gehobelt, geschliffen und gebürstet (spätere Oberseite). Die spätere Außenseite wurde im orginial Zustand belassen. Lediglich gebürstet und ein wenig geschliffen. Die anderen beiden Seiten (innen/unten) wurden mir gehobelt und geschliffen.

Nun stehe ich vor der Herausforderung der Oberflächenbehandlung. Gerne würde ich nur auf rein natürliche Stoffe zurückgreifen. Ich würde gerne den gelbstich den die Eiche beim ölen mit z.b. Hartwachsöl oder Leinenöl bekommt nicht haben. Daher habe ich auf eingefärbtes Hartöl von osmo zurückgegriffen. - Mit mäßigem Erfolg. Anbei findet ihr ein paar Bilder.

Ich würde gerne einen braun/gräulichen Farbton erzeugen. Insgesamt soll das Bett, trotz der massiven Bauweise nicht zu klobig wirken und im Farbton nicht an eiche rustikal aus den 90ern erinnern.

Ich weiß die Fragestellung ist ein bisschen schwammig, Aber lasst euch gerne mit Ideen aus. Vlt wohnt jemand sogar im Münsterland/nordliches Ruhrgebiet und könnte mir ein Tropfen des vermeintlichen richtigen Öls zu Testzwecken zur Verfügenung stellen.

Danke euch!

Die Balken auf den Bildern haben bisher kein Öl gesehen.
Dateianhänge
IMAG0758.jpg
IMAG0758.jpg (89.24 KiB) 2488 mal betrachtet
IMAG0757.jpg
IMAG0757.jpg (79.35 KiB) 2488 mal betrachtet
IMAG0756.jpg
IMAG0756.jpg (138.51 KiB) 2488 mal betrachtet
Erst wenn
der letzte Baum gerodet,
der letzte Fisch vergiftet
und der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
dass man Gold nicht essen kann.
Benutzeravatar
Max Schreiegg
Co-Admin
Co-Admin
Beiträge: 1927
Registriert: 09.08.2005 - 19:00:19
Ort: BY-Schwaben

Re: Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Max Schreiegg »

Hallo,

rein natürlich sind die meisten Hart/Hartwachsöle nicht wirklich. Und: Natürlich und gesund/problemlos verträglich sind auch nicht immer das gleiche, weil auch Naturstoffe teils zu Allergien führen können oder nicht gesünder sind, als synthetische Alternativen. Ich denke da besonders an Lösemittel wie Zitrusterpene und Terpentinöl.

Was die Anfeuerung und Färbung betrifft, könnte das Zweihorn Naturtrend Hartwachsöl deinen Wünschen nahe kommen, es feuert kaum an, dürfte aber auf der rauen Oberfläche aufwändig zu verarbeiten sein, weil kein Überschuss verbleiben darf/soll. Es entstehen ansonsten Glanzstellen; bei noch größerer Menge klebrig.
Soll die Oberfläche matt bleiben, kann z.B. das Saicos Premium HWÖ funktionieren. Mir ist das aber in letzter Zeit zu zäh geworden (nicht durch Lagerung, sondern wohl bei der Produktion so eingestellt) - vielleicht ist die Ecoline - Variante da auch brauchbar. Das "normale" Premium-HWÖ gibt es in verschiedenen Glanzgraden, es trocknet sehr schnell und hat sich bei einer ähnlichen Oberfläche schon mal bewährt. Allerdings ist es wohl nicht all zu natürlich.

Rein natürlich könnte Distel/Safloröl eine interessante Alternative sein. Das ist sehr wenig gilbend (kann man meiner Erfahrung nach auch gut auf Ahorn verwenden) und relativ preiswert in vielen Supermärkten zu haben. Allerdings trocknet es recht langsam, ähnlich wie Walnussöl, das vielleicht auch noch in Frage kommen würde.
Lackleinöl ist auch deutlich weniger anfeuernd und gilbend, Bezug z.B. bei Kremer Pigmente.

Wenn du Lust aufs Ausprobieren sowie Zeit und Muße dafür hast, kann ich Dir die natürlichen Öle empfehlen. Es gibt dazu auch eine Hand voll alter Fachbücher, die z.B. über archive.org zugänglich sind (ich müsste mal die Links zusammensuchen, habe die alle als PDFs runtergeladen). Ansonsten würde ich eher auf fertige Zubereitungen setzen, die dann ggf. abgetönt werden können. Das Abtönen klappt meiner Erfahrung nach sehr gut mit angeriebenen Leinöl-Farbpasten, auch, wenn das Grundöl nicht leinölbasiert ist. Auch auf sehr hellen Hölzern war keine Gelbtönung durch die geringen Spuren von Leinöl festzustellen.

Du könntest die Farbe auch mit Beize passend gestalten und das Öl dann nur als Schutzschicht benutzen. Damit braucht man am Öl nichts abtönen und kann Reste auch für andere Arbeiten verwenden. Beizen und Datenblätter mit Anwendungshinweisen (u.A.: immer Muster erstellen!) bekommst du u.A. von Clou, Zweihorn und Rosner (und vielen weiteren).

Rein gestalterisch würde ich mir aber überlegen, ob nicht der Kontrast des freigelegten "frischen" Holzes mit der alten Oberfläche reizvoller ist als eine durch Pigmente oder Farbstoffe eher einheitlich gemachte. Das würde - für mein Empfinden - auch besser zum Material passen und die Anklänge an "Eiche brutal" P43 nicht aufkommen lassen.

Viel Erfolg,
Max
Benutzeravatar
Peter Gwiasda
Heyliger Ur-Großvater
Beiträge: 2676
Registriert: 08.01.2005 - 21:08:02
Ort: Wehrheim Gartenstraße 9
Kontaktdaten:

Re: Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo,

Im letzten Absatz seiner ebenso ausführlichen wie kompetenten Antwort hat Max eine gute Empfehlung gegeben. Ich wiederhole mich immer wieder gern: Nur in besonderen Fällen ist es klug, den Werkstoff Holz zu "behandeln". Nichts ist schöner, ehrlicher und gesünder als Holz pur.


Grüße von Peter Gwiasda
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
Ayumio
Beiträge: 61
Registriert: 28.09.2015 - 20:37:48
Ort: Olfen

Re: Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Ayumio »

Danke euch beiden für die schnelle Rückmeldungen.

Ich möchte das schöne Holz nicht vereinheitlichen. Mir geht es darum die Farbunterschiede zwischen den einzelnen Balken anzugleichen.

Die beiden Balken auf den Fotos sind vom Farbton sehr bräunlich. An manchen stellen fast wie geräuchert. Vermutliche standen da mal Viecher in der Nähe. Der Farbton gefällt mir schon sehr gut!

Wohingegen die Querbalken am Kopf und Fußende vom Farbton absolut wie neuwertige Eiche daher kommen. Das selbe gilt für das spätere Kopfteil.

Erfahrung mit Naturölen habe ich keine, werde mich aber mal in das Thema einlesen.
Erst wenn
der letzte Baum gerodet,
der letzte Fisch vergiftet
und der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
dass man Gold nicht essen kann.
Benutzeravatar
Bernd Schröder
Beiträge: 2995
Registriert: 27.09.2014 - 20:30:06
Name: Bernd Schröder
PLZ: 29640
Ort: Schneverdingen

Re: Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Bernd Schröder »

Hallo!
P43...ein interessanter von mir lang vergessener Gedanke.

Ich frag jetzt mal anders:
Die Scheine ist ja wahrscheinlich schon älter als manch ein Mitleser hier im Forum,
da stell ich die Frage, was hat wohl der Erbauer verwendet...Nichts!
Die Farbe angleichen ok, da würde ich dann Räuchern (Salmiakgeist = 100 Jahre Kuhstall))
Ansonsten würde ich mich dem Bestand unterordnen.
Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
Ayumio
Beiträge: 61
Registriert: 28.09.2015 - 20:37:48
Ort: Olfen

Re: Oberflächenbehandlung Eiche neu/verwittert

Beitrag von Ayumio »

Ans räuchern hatte ich auch schon gedacht. So große Teile habe ich allerdings noch nie geräuchert. Bei Kleinteile habe ich immer in einer durchsichtigen Kunststoffbox geräuchert. Aus dem stehgreif würde ich den Auftrag mit Pinsel vornehmen und dann mit einer Plane oder ähnlichem abdecken.

Abmessungen: 165x165x2552, 165x165x1800, 600x30x1800 (Kopfteil)
Erst wenn
der letzte Baum gerodet,
der letzte Fisch vergiftet
und der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
dass man Gold nicht essen kann.
Antworten

Zurück zu „Oberflächentechniken“