Holzfinish ala David Adamsen / übertrieben ???

[Arthur_R_Garner]

Vor einiger Zeit bin ich bei YouTube auf den Drechsler David Adamsen gestoßen. Mir fällt jedesmal auf, dass er einen unglaublichen Aufwand beim Finish seiner Werke treibt. Gefühlte 100 Ole, Wachse, Polituren. Meint Ihr das alles ergibt einen Sinn, oder ist das maßlos übertrieben. Die Ergebnisse finde ich super, aber wäre das nicht auch mit weniger zu erreichen?
Beispielhaft habe ich euch mal dieses Video herausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=6uvRozE_WkI
Ab Minute 7:30 beginnt er mit dem Finish (Ich zähle das Schleifen jetzt mal dazu). Ausserdem stelle ich mir die Frage, warum er die Schale am Anfang mit Spiritus behandelt. Welchen Sinn hat das ?

Bin mal gespannt auf eure Meinung.

[Eisenfinger03]

Hallo
In Amiland ist nicht alles besser, was das Drechseln angeht, aber Oberflächen das können Sie. Die stehen da drüben sehr auf sehr glatte und glänzende Oberflächen. Hierzulande gibt es viele die, die das als Plastik bezeichnen. Für mich persönlich sind diese Oberflächen höchste Drechselkunst.
Um nun solche Oberflächen zu erreichen muss man halt diesen Aufwand treiben wie dass der Adamsen da tut. Wenn du, wie viele hierzulande nur ein sauber gedrechseltes Stück Holz möchtest, reicht es wenn du ein wenig Öl draufschmierst.

Den Alkohol hat er benutzt, damit sich die Fasern des Holzes aufrichten und er dann beim Schleifen ein noch besseres Schleifbild erhält, außerdem wäscht er noch vorhandenen Schleifstaub vom Schleifvorgang vorher ab. Auch dies dient der Verbesserung des Schleifergebnisses.

Ich Ich würde dich in diesem Zusammenhang gerne auf die Werke von Michael Mode hinweisen, der Typ drexelt für mich die geilsten Schalen der Welt. Das ist absolut ganz hohe Kunst.
Hier in Deutschland ist der Schalendrechsler Franz Keilhofer sehr bekannt, wenn du mal nach beiden googelst, kannst du die unterschiedlichen Herangehensweisen sehen.

Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen einigermaßen beantworten
Mit runden Drexler Grüßen
Dietmar

[Arthur_R_Garner]

Hallo Dietmar,
danke für deine Antwort. Ich finde den erzielten Look total super und werde das auch mal in dieser Art probieren. Ich habe mir nur die Frage gestellt, ob man ein gleichwertiges Ergebnis nicht auch mit weniger Schritten erzielen kann. Man erreicht ja schon durch sehr feines schleifen eine sehr glänzende Oberfläche. Dann noch ein wenig Öl und Wachs....
Aber wie gesagt, ich werde das mal genauso nachmachen. Das meiste Zeug das er verwendet habe ich in der Werkstatt.
Das mit dem Aufrichten der Faser war mir klar, aber warum Alkohol, -mit Wasser richten sich die Fasern doch auch auf. Das muss noch einen anderen Grund haben. Vielleicht weil sich der Alkohol schneller verflüchtigt (?).
Mal sehen, was ich damit für ein Ergebnis erreiche ;.)

Viele Grüße
Art

[martin.99]

auch in Deutschland wird teils viel Aufwand getrieben:
http://www.benbowl.de/

[HolzHelmut]

Hallo,

ein paar persönliche Erfahrungen von einem kleinen Holzkratzer:
Alkohol verwende ich zum Auswaschen des Schleifstaubes, bei Wasser quillt der auf und bleibt hängen. Um Fasern aufzurichten, verwende ich Wasser, bei Alkohol richten diese sich wesentlich weniger auf. Mit Alkohol läßt sich ein mögliches Endgergebnis des Holzes/Farbigkeit/Struktur besser vorhersagen als mit Wasser. Zudem verflüchtigt sich Alkohol schneller.
Sanding Sealer ist dem Holz geschuldet. Diese Art von Holz (wer Red Mallee, Goldfield und ähnliche Hölzer bearbeitet hat, wird das vermutlich auch machen) saugt und macht manche Oberflächenfinishes zunichte. Zudem ist es manchmal porös, kleine und kleinste Ausrisse sind drin, mit den Sanding Sealer macht er "in der Tiefe dicht". Öl feuert an, das ist bekannt. Er versucht m. E. mit Wachs Glanz zu erzeugen. Wie Hinterglasmaler macht er den alten Trick, verschiedene Wachse (meist im Kontrast dunkel und hell) übereinanderzu legen. Dazu muss die untere Schicht extrem eingearbeitet sein (daher vermutlich auch das Schleifen mit hoher Drehzahl um Temperatur zu erzeugen). Das Wachs macht zudem eine glatte Oberfläche. Der letzte Gang ist für mich auch nicht erklärbar, aber man hat bisweilen seine persönlichen Präferenzen und ein bisserl Woodoo darf immer mit dabei sein.

Ob das wissenschatlich so haltbar ist wie ich das beschrieben habe, weiss ich nicht, ich mache es so, seit ich das erste mal Red Mallee und Goldfiled bearbeitet habe und daran .. sagen wir: sehr viel lernen durfte. Daher dies bitte nur als Erfahrungsbericht sehen.

Liebe Grüße
Helmut

[Horst]

Mit welcher Behandlung kann ich eine helle Eichentischplatte möglichst lange hell erhalten und gleichzeitig vor Flecken schützen ? Für Antworten wäre ich dankbar.
Es grüßt Horst

[Yankee63]

Hallo Horst,
da bist Du jetzt aber etwas weit vom eigentlichen Beitrag abgedriftet. Nach meiner Erfahrung funktioniert der "Naturholzeffektlack" von Lignal Hesse über Jahre sehr gut. Ist aber ein 2-Komponenten DD-Lack. Verarbeitbarkeit im Spritzverfahren ist absolut top, auch bei eher widrigen Rahmenbedingungen und das Oberflächenergebnis ist auch top.
Gruß
Ernst

[Joschone]

Oberfläche kann er!
Aber unter Schalen drechseln versteh ich was anderes!

[Jowinter]

Hallo,
bis 400 schleifen.
Danish Oil mit dem Pinsel auftragen, ca. 1-2 Minuten einziehen lassen.
Mit Küchenrolle leicht abreiben, aber gut feucht lassen, wenn es zu trocken ist noch einmal etwas mit Küchenrolle DO auftragen.
Langsam laufen lassen und nass mit 400er Schleifpapier schleifen, es entsteht ein Schmand, der die kleinsten Lücken oder Löcher füllt.
Danach etwas schneller laufen lassen und den Schmand auf der Oberfläche mit einem Schleifflies wegnehmen.
DO ca. 12 Std trocknen lassen, polieren und eine zweite bis dritte DO-Schicht auftragen.
Wieder trocknen lassen und polieren. Das ergibt eine super Oberfläche nur mit Danish Oil.
Dauert insgesamt etwas länger, ist aber keine Wachsoberfläche.
Schalen "drechsle" ich auch anders.

[JürgenH]

Ich finde diese Drechselbank mit integrierter Motor-Staubabsaugung hammermäßig

Völlig Sinnbefreit das Teil