Ammoniakreste entsorgen?

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PaRay
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Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von PaRay »

Servus miteinander.

gesehen, gelesen und gehört über's Räuchern mit Ammoniak habe ich schon sehr viel, es aber noch nicht selber gemacht.
Alles was man braucht, incl. Gasmaske, Gesichtsschutz, sowie dem Salmiakgeist, 25%, habe ich beisammen.
Doch bleibt eine, vielleicht dumme, Frage für mich offen. Was mache ich nach dem Räuchern mit der restlichen Lösung? Zurück in die Flasche?
Oder bleibt nach einer Nacht nichts mehr übrig, wenn ich nur einen Eierbecher voll mit in die Kiste stelle, sprich alles verdunstet?
Das Zeug ist ja wirklich nicht ganz ohne, da hätte ich schon gerne Klarheit, bevor ich loslege.

Schönes Wochenende

Paul
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Cello
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von Cello »

Hallo Paul,

die 25% verdunsten und aus den restlichen 75% werden 100% Wasser. Keine Gefahr.

NH4OH ---> NH3 + H2O.

NH4OH (Salmiakgeist) zerfällt in NH3 (das riechst du) und H2O (Wasser riechst du nicht).

Gruß
Cello
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Holzpeter
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von Holzpeter »

Hallo Paul,

der Ammoniak hat sich nach dem Räuchern größtenteils aus der Lösung verflüchtigt.
Zurück gießen ist also kontraproduktiv.
Bleibt nur wegschütten...

Hölzerne Grüße
Peter :-)

P.S. Der Jürgen war schneller :klatsch:
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von remus »

ganz einfach Paul,
du gießt einen Teil der Lösung in ein Schraubglas
das öffnest du zum räuchern in einem Behälter und verschließt es danach wieder
da das NH3 verdunstet läßt die Wirkung nach mehrmaligem Gebrauch nach
irgendwann ist da nur noch Wasser über

Viele Grüße
Rolf
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von remus »

man Jungs, seid ihr schnell :klatsch:
bleibt schön gesund
Rolf
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Gerd Altmann
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von Gerd Altmann »

Hallo Paul,
mein Urgroßvater war im tiefsten Vogtland Bogenmacher. (Bögen für Violinen, Chelli usw.)
Die Hölzer für die Bögen waren schon in den 20er Jahren eher hell und wurden mittels Ammoniak bzw. Salmiak geräuchert um eine dunkle Färbung zu erreichen. Die Räucherung erfolgte auf dem Dachboden in hölzernen Kisten. Das Holz wurde dort nicht selten über mehrere Wochen eingelegt und in die Schälchen in den Kisten immer wieder etwas vom Geist eingefüllt.

Als kleiner Bub (Anfang der 60er Jahre) durfte ich mal einen Blick in solch eine Kiste werfen. Den Eindruck hab ich bis heute nicht vergessen.

Später habe ich erfahren, dass es immer zwei Flaschen gab. In der einen der neue Ammoniak, in der anderen der gebrauchte. Es wurde nichts entsorgt sondern immer wieder verwendet und bei Bedarf neues zum alten gegossen.

So würde ich es auch heute handhaben, wobei ich den Wechsel im Freien vornehmen würde. :heul

Grüße Gerd
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von Cello »

Gerd Altmann hat geschrieben: 09.05.2020 - 22:34:18
Als kleiner Bub (Anfang der 60er Jahre) durfte ich mal einen Blick in solch eine Kiste werfen. Den Eindruck hab ich bis heute nicht vergessen.

Hallo Gerd,

ich stamme aus dem "tiefsten Vogtland" (Bad Brambach, tiefer geht's nimmer mehr) und meine Großväter waren auch Bogenmacher. Daher kenne ich auch das Räuchern und ähnliche Tricks.

Mein schönstes Erlebnis mit Salmiakgeist hatte ich während meines Dienstes in der Nationalen Volksarmee. Ich war dort als Zeichner engagiert worden und hatte eine Lichtpausmaschine. Die gelbbraunen Lichtpausen mussten mit Salmiakgeist entwickelt werden, vorher war auf dem Papier nichts zu sehen. Das geschah in einer Kiste mit den Maßen 140 x 40 x 40 cm. Da hinein stellte ich eine Armee-Suppenschüssel und füllte sie zu einem Viertel mit 25-prozentigem Salmiakgeist. Nach einer halben Stunde waren die Lichtpausen fertig. Eines Sonnabends, an dem immer pünktlich um 12 Uhr Dienstschluss war, kam um 11 Uhr ein Offizier, der noch etwas gepaust haben wollte. Er drängelte aller paar Minuten, ob das Zeug denn fertig sei. Das ging mir auf den Geist und ich sagte, dass er selbst nachschauen möge. Ich zeigte ihm die Kiste, die eine Etage höher auf dem Fußboden stand und er öffnete sie. Welch ein Vergnügen für eine Soldaten, wenn er eine Offizier sieht, der im Bruchteil einer Sekunde aus der Hocke gefühlte zwei Meter hoch springt. Von Stund an hasste er mich.

Gruß
Cello
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Gerd Altmann
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von Gerd Altmann »

[mention]Cello[/mention]
Wie geil ist das denn, ... :-L
Na ja, als vierjähriger Bub hat es mich ziemlich geschockt, aber erstaunlicherweise ist die Neugier vor verschlossenen Kisten geblieben. :mrgreen:

Grüße Gerd
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seschmi
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Re: Ammoniakreste entsorgen?

Beitrag von seschmi »

Mit solchen Geschichten kann ich als "Drückeberger" (damalige offizielle Bezeichnung für Kriegsdienstverweigerer) leider nicht aufwarten, obwohl, gestunken hat es im Krankenhaus auch oft...

Zum Räuchern einige Tipps:

- Ich mache das in der Garage, so lange es nicht arg kalt ist. Aufgrund des hohen Dampfdrucks das Ammoniaks funktioniert es aber schon bei wenigen Plusgraden. Dazu stecke ich das Teil in einen 1000-Liter-Müllsack (von ebay), den ich dann mit zwei gehobelten Dachlatten verschließe, die ich mit Federzwingen zusammendrücke. Das ist ziemlich dicht. Wenn es ein Möbelstück ist, kommt noch eine Konstruktion aus Lattenresten mit rein, damit der Sack aufgehalten wird wie ein Zelt. Bei kleineren Stücken zupfe ich gelegentlich am Sack, damit der nicht am Werkstück anliegt. Nur in sehr gut belüfteten Räumen oder draußen machen!
- Den Salmiakgeist in eine flache Schale geben. Es braucht wirklich nur wenig.
- Wenn die gewünschte Farbe fast erreicht ist, entferne ich den Dachlattenverschluss und lasse das Ganze noch stehen. dann dünstet es langsam aus. Wenn der Gestank weitgehend weg ist, ist auch der Ammoniak weg, der Rest in der Schale ist dann praktisch Wasser.
- Man muss berücksichtigen, dass das Ganze beim Ölen noch erheblich dunkler wird - frisch geräuchert wird die Eiche eher etwas grau, erst mit Öl entsteht ein warmer, dunkelbrauner Ton.
- Splint bleibt hell. Übrigens amerikanische Weißeiche auch - die sieht ja frisch nicht anders aus als Deutsche, aber ich habe dann irgendwann frustriert den Salmiak mit dem Pinsel aufgetragen - auch damit mag sie nicht dunkel werden.

Anbei noch ein Foto einer Schale aus Eiche, nach dem Drechseln geräuchert. Man sieht schön, wie der Splint hell geblieben ist.
Finish ist Steinert Drechsler-Öl.

Schale.JPG
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Sebastian
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