Drechseln und Enkaustik

Spezielle Techniken wie: Strahlen (Sandstrahlen) - Brennen & Bürsten<br>Fräsen & Schnitzen - Beizen & Colorieren - Versiegeln

Moderator: Forenteam

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HelgaG
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Drechseln und Enkaustik

Beitrag von HelgaG »

Hallo zusammen
ich bin ja immer noch am erforschen der ultimativen Hochglanzoberfläche. Mit CA-Klebern habe ich schon tolle Ergebnisse erzielt und auch optisch das erreicht was ich wollte, passt aber nicht zu meinem Ansatz mit Naturmaterialien zu arbeiten.
Mit Carnaubawachs habe ich auch tolle Oberflächen erreicht, die sind aber nicht super beständig und man bekommt nicht die Schichtdicke die ich gerne hätte.
Urushi habe ich schon hier liegen, aber noch nichts damit gemacht
Ich mache gerade Anleihen bei der Enkaustik, hier wir in mehreren, teilweise auch gefärbten, Schichten eine Oberfläche aufgebaut, die auch poliert werden kann. U.a wird das Wachs mit z.b. mit Dammar-Harz gemischt und es fester zu bekommen. Die Tests auf flachem Holz sind fantastisch und genau dass was ich möchte.
Nur haben die Enkaustiker und ich unterschiedliche Ziele, die versuchen verwenden von weichen Wachsen (Bienenwachs) die Wachse elastisch zu halten, ich möchte es möglichst spröde haben
Ich bin jetzt dabei verschiedene Rezepte zu kochen und zu testen und suche jemanden der ebenfalls schon mal auf diesem Weg war, zwecks Rezept- und Erfahrungstausch. Im Internet habe ich absolut nichts dazu gefunden. Mich wundert sehr, dass noch niemand auf die Idee gekommen sein soll, Enkaustikmedien zur Oberflächengestaltung beim drechseln einzusetzen, vieleicht findet man das ja unter einem anderen Namen oder Begriff.
Weiß da jemand was ?
Grüße Helga
Stratos FU 230
rosenholz
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von rosenholz »

Hallo Helga

Wenn ich den Ansatz deines Experimentes richtig verstehe,
möchtest du Material auftragen um auf der Oberfläche erhabene Motive oder Strukturen zu erzeugen,
die eventuell auch farblich abgesetzt sind.

Ich habe mit Baoschellak gearbeitet, der so wie du es beschrieben hast
relativ spröde nach der Aushärtung ist, sich jedoch in der Verarbeitung durch Wärme gut schmelzen und formen lässt.

Etwa 2 Euro pro Stange

Baoschellack ist in mehr als 100 Farben verfügbar und kann mit Schmelzstiften,
die ähnlich einem Lötkolben funktionieren, bearbeitet werden.

Ich hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen.

Gruß Klaus :rose:
HelgaG
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von HelgaG »

Danke schön für den Tipp
noch ein Material dass ich ausprobieren möchte :-)
Mein erstes Ziel ist es eine harte hochglänzende Oberfläche zu bekommen, ähnlich wie man es mit 2-K Lacken oder Sekundenkleber hin bekommt, nur halt eben ohne diese. Meiner Meinung nach braucht man für einen richtig schicken Hochglanz eine gewisse Schichtdicke. Das hat dann den schönen Nebeneffekt, dass man dann genug Platz hat um auch Pigmente einzuarbeiten um noch farbige Schattierungen zu bekommen.

Was ich derzeit teste: Mischung aus Dammarharz und Canaubawachs schmelzen (kniffelig weil die Schmelzpunkte so weit auseinander liegen und ich auch noch nicht das richtige Mischungsverhältniss habe) und in flüssiger Form (auch da suche ich noch die richtige Temperatur) auf das Holz aufbringen, anschließend erkalten lassen. Mit der Heißluftpistole glatt fönen und anschließend polieren, dann die nächste Schicht aufbringen, glatt fönen und polieren usw. Das glattfönen ist notwendig, damit sich die Schichten miteinander verbinden. Macht man das nicht, kann man nach dem erkalten die einzelnen Schichten wie Papier abziehen
Manche dieser Schichten färbe ich dann mit natürlichen Pigmenten (die Firma Kremer-Pigmente hat da ein nahezu unerschöpfliches Angebot). Leider habe ich im Moment u.a. das Problem dass der Dammar sich gerne am Boden vom Topf absetzt (weil zu kalt) und nicht mit auf das Holz kommt, dann wird die ganze Sache zu weich für den Gebrauch. Bei höheren Temperaturen zickt dann das Canauba rum und es lässt sich nicht gut pinseln. Daher suche ich jemand zum Erfahrungsaustausch
Stratos FU 230
Ludwig
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von Ludwig »

Hallo Helga,
ich habe keine Ahnung von Enkaustik, aber ich habe es einmal mit dem Suchbegriff "Enkaustik mit Holz" (Anführungszeichen
mitschreiben!) in Google versucht. Gleich im ersten Treffer - https://malen-lernen.org/encaustic-wach ... -anleitung -
wird in einem Abschnitt die Behandlung von Holz mit Malwachs erklärt. Vielleicht findest Du ja auch unter den weiteren Treffern noch was.
Viel Erfolg.
Mit freundlichem Gruß
Ludwig
Gerd Altmann
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von Gerd Altmann »

Liebe Helga,

ich kenne Enkaustik und habe mich in dieser Disziplin schon mehrfach versucht.
Die Ergebnisse sind phantastisch und der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

Einen herben Einschnitt muss man dieser Technik allerdings erteilen: die damit geschaffenen Oberflächen sind nicht resistent gegenüber Wärme und Berührungen. Egal welche Rezeptur Du verwendest, es ist Wachs, bleibt Wachs und wird sich immer wie Wachs verhalten. Eine Oberfläche ähnlich 2k Lacken oder Giessmassen zu erreichen ist damit nicht machbar.

Dann müsstest Du direkt mit Acrylgiessmasse arbeiten und die Farbe sowie Flitter und Metalleffekte direkt einbringen.

Schau mal bei unseren Sponsoren unter Penblanks ... Acryl. Das kann man durchaus auch selbst anders formen und gestalten und hat wirklich haltbare und dauerhaft Beständige Oberflächen.

Grüße Gerd
Per aspera ad astra.
HelgaG
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von HelgaG »

Hallo zusammen
ich war am Wochenende weiter zu dem Thema unterwegs. Es ist, wie ich vermutet habe, auch eine Frage der Begrifflichkeit

Enkaustik, also die Heißverarbeitung von Harzen und Wachsen ist eine 3000 Jahre alte Technik, die nicht genau definiert ist, bzw. was darunter fällt, ändert sich über die Jahrhunderte.

Alles was [mention]Ludwig[/mention] unter "Enkaustik und Holz" gefunden hat, gehört zu der neuzeitlichen Definition und beschreibt im wesentlichen Wachsmalerei für Hobbykünstler. Es erfreut sich einer gewissen Beliebtheit, da man mit der Technik auch ohne künstlerisches Talent tolle Effekte erreichen kann. Das Zeug hab ich schon probiert, alles viel zu weich und weit weit weg von dem was ich suche. Das passt möglicherweise auch den Enkaustik-Versuchen die [mention]Gerd Altmann[/mention] durchgeführt hat. Ich weiß aber auch, dass in der Vergangenheit richtig harte, feste und hochglänzende Oberflächen mit der Technik erzielt werden konnten.

Richtig gut fündig geworden bin ich bei den Restauratoren und zwar unter den Begriffen "natural Wax resins" oder "resin Wax Mixtures and polishing".
Hier werden Harz-Wachs-Mischungen (u.a. mit dem Dammar-Harz, mit dem ich aktuell auch experimentiere) beschrieben, die früher z.b. für das Finish von Tanzböden oder Bootsbeschichtung genutzt wurden.
Ich habe schon einige Mischungen Wachs-Dammarharz angesetzt, diese sind super schön und super fest geworden, aber allesamt gerissen. Ich dachte die ganze Zeit das liegt am zu hohen Anteil vom Harz, von dem ich aber nicht weg möchte.
Am WE habe ich gelernt, dass nicht das Harz das Problem ist, sondern das verwendete Canauba, das ist zu spröde und reist wenn es zu dick aufgetragen wird. Dummerweise habe ich eine reine Dammarharz.Canauba-Mischung ohne andere weichere Wachse angesetzt
Ich werde jetzt mal eine Versuchsserie mit Bienenwachs starten und habe mir das Buch "the natural Harz Resins" bestellt. Ansonsten stöbere ich mich jetzt mal durch diverse Restauratoren - Foren. Ich werde berichten sobald ich was vorzeigbares habe.

Grüße Helga
Stratos FU 230
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Jesse
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von Jesse »

Hallo Helga,

ich habe zwar keine Ahnung von Enkausik, aber ein bisschen Erfahrungen mit Bienenwachs gemacht. Von einem Freund habe ich ein Bienenwachs, das scheint so hart wie Canubawachs zu sein. Anderes ist total weich und biegsam. Das weiche Wachs bringt keine dauerhaften Oberflächen. Das harte Bienenwachs schon eher. Das lässt sich auch gut polieren.
Vielleicht kann uns ein Imker die Unterschiede erklären.

Gruß Jens
martin.99
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von martin.99 »

Hallo Jens,
so richtig kann ich mir die Wachshärteunterschiede, die du beschreibst nicht erklären, auch wenn ich seit Jahren mal mehr, mal weniger mit der Bienenhaltung zu tun hatte. Leider habe ich auch keine Vorstellung wie hart Carnaubawachs ist. Das einzige, was mir einfällt ist "frisches" Wachs, sprich helles, goldiges Wachs, was gerade erst von den Bienen ausgeschieden wurde, ist meiner subjektiven Empfindung nach eher weicher. Wenn das Wachs aber als Wabe schon länger (für die Bienenbrut) in Gebrauch war wird es mit der Zeit dunkler. Denke das sind Ablagerungen/Reste evtl. vom Futter und den Bienenmaden, die in den Zellen vom Ei bis zur Biene heranreifen. Viel Unterschied kann ich mir da aber wirklich nicht vorstellen. Beim Honig sieht und schmeckt man übrigens auch den Unterschied, ob er aus dunklen, alten Waben kommt (ist leider die Regel) oder aus recht frischen Waben.
Wenn man sogenannte Mittelwände kauft (also die Platten mit der Waben-Grundstruktur, aber noch ohne Zellen) gibt es sie gewalzt oder gegossen. Das gegossene Wachs ist gefühlt spröder. Wenn du Stahl geschickt wärmebehandelst bekommst du auch eine höhere Härte. Ob man da beim Wachs auch eine andere innere Struktur durch geschickte Abkühlung hinbekommt, wie beim Stahl. Keine Ahnung, ich halte es aber eher unwahrscheinlich, da es beim Stahl ein ganz besonderer Effekt ist, der dies ermöglicht.

Grüße
Martin
Fritz1
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von Fritz1 »

Hallo,

Du hast keine Ahnung von Honig, die Farbe des Honigs stammt immer von den Blüten,
Heller Honig ist Blütenhonig, Honig der fast weiß ist stammt vom Raps, schlechte Qualität,
Dunkler Honig ist Waldhonig, das ist Honig der von den Bienen von Ausscheidungen der Blattläuse erzeugt wird.
Keinesfalls hat die Farbe des Honigs mit der Farbe der Waben zu tun hat, wie kommt zu so einem Unsinn?

Gruß Fritz
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Ralph
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von Ralph »

Hallo Kollegen,

wieder mal ein wunderbares Beispiel, wie ein Thread abgleitet


@[mention]martin.99[/mention] und [mention]Fritz1[/mention]: zum schlau machen

Zu [mention]HelgaG[/mention] s Ursprungsfrage: beim Auftragen / Polieren der unterschiedlichen Wachse entsteht - je nach Drehzahl und Druck - recht viel Hitze, das Wachs verläuft/dringt gegebenenfalls auch ein wenig ein, ergo: Enkaustik

tropische Grüße
:-)

Ralph (Exilbayer)
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Re: Drechseln und Enkaustik

Beitrag von martin.99 »

Fritz1 hat geschrieben: 11.08.2020 - 23:26:57
Hallo,
Du hast keine Ahnung von Honig, die Farbe des Honigs stammt immer von den Blüten,
Heller Honig ist Blütenhonig, Honig der fast weiß ist stammt vom Raps, schlechte Qualität,
Dunkler Honig ist Waldhonig, das ist Honig der von den Bienen von Ausscheidungen der Blattläuse erzeugt wird.
Keinesfalls hat die Farbe des Honigs mit der Farbe der Waben zu tun hat, wie kommt zu so einem Unsinn?
Gruß Fritz
Hallo Fritz,
danke für deine wertschätzende Art. :smash:
Meine Aussage ist schon korrekt, wie ich sie formuliert habe, ich sprach jedoch nirgends von verschiedenen Honigsorten und dem daraus resultierenden Farbspektrum, sondern von einer Sorte, geerntet aus verschiedenen Waben. Um diesen Thread nicht weiter ins Jenseits zu führen, belassen wir es hier aber besser dabei.
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