Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Spezielle Techniken wie: Strahlen (Sandstrahlen) - Brennen & Bürsten<br>Fräsen & Schnitzen - Beizen & Colorieren - Versiegeln

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Alpenholz
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Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Alpenholz »

Servus liebe Drechselprofis,

ein gutes gesundes 2021 wünsche ich Euch nachträglich.

Kann mir bitte jemand helfen?
ich habe mir zwei Räuchermännchen nach Bildvorlagen der Erzgebirgskunst gedrechselt. Ein Räuchermännchen habe ich als Vorlage im Original.
Die Formen sind soweit ganz gelungen, ABER die BEMALUNG gelingt mir nicht so gut wie die Originale.
Ich habe Ölfarben, Acrylfarben und bunte Holzfarben aus dem Künstlerbedarf (sau teuer) ausprobiert.
Das geht schon alles irgendwie, aber es kommt überhauptnicht an die super glatten und bunten Oberflächen der Originale heran, :?? siehe Bemalung von Nussknackern u.a. hier:
https://www.erzgebirgskunst-drechsel.de/

Jetzt die Frage : welche Farben verwenden die Profis im Erzgebirge für die bunten glämzenden Oberflächen Ihrer Drechselkunst?

Bin für jeden Tip dankbar
Willi, alias Alpenholz

P.S.
da gibts ein sehr schöne videos über Erzgebirgskunst:
https://www.youtube.com/watch?v=wIY5rIm ... e=emb_logo
https://www.youtube.com/watch?v=5Owv4b1INPQ
Rita& Bruno
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Rita& Bruno »

Moin Willi,
das ist Kopallack! Damit zu arbeiten ist nicht ohne.
Gutes Gelingen, Bruno.
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Alpenholz
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Alpenholz »

Danke Bruno,
eine so schnelle Antwort, genau das ist es
Unter Kopallack konnte ich folgenden Artikel finden der direkt auf die Verwendung in der Erzgebirgskunst verweist:
https://www.engelstube.de/wendt-und-kue ... -und-kuehn

Allerdings sehr Respekt einflössend was da beschrieben ist.
Nun muss ich sehen ob es da Produkte gibt oder wie das geht .. schau mer mal..
Danke!
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Holzpeter
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Holzpeter »

Hallo Willi,

meine Großmutter war bis ca. 1989/90 Malerin bei der (heutigen) Emil A. Schalling KG in Seiffen.
Die "Spezialität" der Firma war und ist Engel & Bergmann.
https://www.webshop.lichterhaus-schalli ... -bergmann/

Nach meiner Erinnerung verwendete man zumindest damals ausschließlich NC-Lacke.
Die Teile wurden erst weiß grundiert, dann die Hauptfarbe (z.B. Körper/Hosen weiß oder schwarz, Köpfe hautfarben u.s.w.) spritzlackiert oder getaucht/gequirlt und zum Schluss die Verzierungen, Gesichter u.s.w. per Hand aufgemalt.

Hölzerne Grüße
Peter :-)
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
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Alpenholz
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Alpenholz »

Danke Peter,

ich habe inzwischen auch eine email von jemand aus dem Forum bekommen der mich vor der Gesundheitsgefahr der Dämpfe von Kopallacken warnt.

Er empfielt mir, aufgrund eigener Verwendung, die Farben mit dem Handelsnamen ENOLIT die es u.a. bei Steinert Drechselzentrum Erzgebirge gibt:
https://drechslershop.de/enolit-farbkon ... =040521-01
Das werde ich ausprobieren wenn es wieder verschickt werden kann. (die Farben sind frostempfindlich)
Sind auch nicht billig aber jetzt hat es mich gepackt.

So ein Engel und Bergmann wären ein schönes Projekt wenn ich die Malerei hinbekomme .. also erstmal die Räuchermänner

Schönen Gruß
Willi alias Alpenholz
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schwede
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von schwede »

Servus miteinander,
Holzpeter hat geschrieben: 06.01.2021 - 11:52:07
Nach meiner Erinnerung verwendete man zumindest damals ausschließlich NC-Lacke.
Peter :-)

dies deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.
Mitlerweile wird bei den Spritz- und Trommellacken auch oft auf Wasserlacke umgestellt.

Alles andere wäre mehr als unrationell...

[mention]Alpenholz[/mention] :
Mit den Enolitfarben bist du bestimmt gut beraten!
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

*** www.rundes-vom-schweden.de ***
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Max Schreiegg
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Max Schreiegg »

Hallo Willi,

nur als Ergänzung: Es gibt verschiedene Kopale, die unterschiedlich verarbeitet werden. In alten Fachbüchern finden sich verschiedene Rezepte, es gibt wohl (historisch) von Kopal-Öllacken (Kopal in Leinöl verkocht) bis hin zu reinen Kopal - Spirituslacken diverse Varianten. Letzterer ist wohl wie Schellack zu betrachten - man steht bei der Verarbeitung tendenziell in einer Alkohol-Wolke, die man, sofern man nicht poliert, am Besten durch geeignete Lüftung minimiert.

Hier ein Hersteller von Spiritus-Kopallacken: https://www.hoepner-lacke.de/wp-content ... 0-2018.pdf

Eine grobe Übersicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Copal_(Baumharz)

Wer sich tiefer informieren möchte, dem kann ich wie bei allen schon länger gebrauchten Oberflächenbehandlungen den Blick in ältere Fachliteratur empfehlen. Die Wikipedia-Quellenangaben können ein Anfang sein.
Hier wurde zu einem anderen Thema schon mal eine älteres Werk dankenswerterweise verlinkt: viewtopic.php?f=166&t=55692 - dort (auf archive.org) findet man noch diverse weitere.
Für weitere Anregungen empfehle ich bei entsprechender Motivation und Zeit folgende Liste: https://www.kossann-melching.de/nuetzli ... ibliothek/

Das alles soll aber (die mir unbekannten) Enolit-Beizen + Decklack nicht unattraktiv machen, sondern nur eine Ergänzung bzw. Differenzierung sein, weil es eben nicht nur "den" Kopallack" gibt.

Gruß und viel Erfolg
Max
seschmi
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von seschmi »

Was genau soll den an den Kopallacken gesundheitsschädlich sein? Ich habe mal bei Kremer ins Sicherheitsdatenblatt geschaut, und da findet sich nichts besonderes - als einzige Sicherheits-relevante Zutat findet sich „Naphtha“, also Erdölprodukte, d.h. Irgendwelche organischen Lösungsmittel. Da muss man natürlich lüften, ist aber nicht anders als bei anderen Lösemittelhaltigen Lacken, zB Schnellschliffgrund (NC-Lacke), oder die Melaminlacke, die viele für Stifte verwenden. Die heutigen Lösungsmittel enthalten ja auch praktisch keine Aromate (wie Benzol) mehr, das war früher noch ein großes Thema.

Wenn man Spiritus als Lösungsmittel nimmt, ist es ganz unkritisch, die Mengen, die man über den Dampf aufnehmen kann, sind winzig im Vergleich zum Beispiel zu einem Bier, oder sonstigen alkoholischen Getränken.

Kopal selbst scheint unbedenklich zu sein, sonst müssten sie sich dazu äußern. Es scheint auch Anwendungen in der Zahnmedizin zu geben.

Früher enthielten bunte Lacke oft giftige Pigmente: Bleiweiß oder Cadmiumgelb sind Beispiele. Da gibt es aber heute Ersatzstoffe, das dürfte nur noch für Restauratoren eine Rolle spielen.

Deshalb würde mich schon interessieren, woher giftige Dämpfe beim Kopallack kommen sollen, speziell solche, die nicht über entsprechendes Lüften handhabbar sind. Wenn man zB NC-Lacke verwendet, lüftet man ja auch dabei gut durch, daran erinnert einen schon der Geruch...
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Manfred Fa.
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Manfred Fa. »

Hallo Willi,

Schon Wilhelm Busch hat gesagt:

Doch großes Lob wird der verdienen, der Farben kauft und malt mit ihnen ! :-) :?oh :-)
Und das ist doch schon die halbe Miete, für eine schöne Arbeit, welche du anstrebst. ;-)

Danke für die Link`s in das Erzgebirge.
Da kann einem nur das Herz höher schlagen, wenn man diesen Zauber im Original sieht. Und dazu, wenn Schnee liegt.
Vom Museum in Seiffen gibt es einige Berichte - auch von mir.
Der Bericht - Link über Wend u. Kühn über die verwendeten Farben erhält ja eine Fülle von Informationen, sowie die Antworten
zu deinen Fragen.
Vergangene Woche kam MDR Fernsehen ein Bericht über das Erzgebirge. Auch der uns allen bekannte Drechselfreund Heiner Stephani
war im Beitrag.
Wenn er in Windeseile mit dem Meißel eine Glühbirne mit einer Oberfläche drechselt, die man schöner nicht machen kann,
dann ist der Vergleich gestattet, dass das die von dir gewünschte Oberfläche allerdings in Farbe und Lack sein könnte. :?oh :?oh :-)

Was die Qualität der Arbeit von Heiner und deiner sowie auch meiner Arbeit unterscheidet, dürfte kein großes Rätsel sein. ;-)

Was die Oberflächengestaltung der unendlich vielen Formen und Figuren betrifft, unterliegt diese natürlich immer wieder im Trend der Zeit.
Mit wären die Engel von Wend u. Kühn zu speckig und anlackiert - wobei diese Qualität nicht mehr zu steigern ist.
Ein paar Pyramiden Figuren farbig lasiert und seidenmatte Öberfläche, würden mir besser gefallen.

Somit wir bei deinem Anliegen wären.
Was bei Heiner der in Perfektion geführte Meißel beim Drechseln ist, das ist bei den Damen die meist die Oberflächengestaltung ausführen,
die langjährige Erfahrung, Können, eine ruhige und absolut sichere Hand für die Pinselführung und natürlich der richtige Pinsel in bester Qualität.

Diese Pinsel meist Rotmarder ( Kolinski ) oder auch für feine Bemalung Fehhaare, halten den Schluß, d.h. sie bleiben bei der Führung und Drehung bis in die Spitze geschlossen. Das gefühlvolle Spiel mit dem Pinsel beim Bemalen, das sehr viel Übung erfordert, ist für den Laien nicht erkennbar.

Ein ganz wichtiger Punkt wäre die Pinselpflege. Bei längeren Pausen sollten die Pinsel mit milden Lösemittel ausgewaschen und in Öl gelegt werden, um
die Elastizität und Feder zu erhalten. Ich nehme dazu Nähmaschinenöl.

Die ausreichend lange Offenheit der Kopallacke für die Bemalung und somit ein absolut hervorragender Verlauf, ist das Geheimnis sehr schöner satter Oberflächen.
Die lange Trockenzeit wird in Anbetracht der Vorteile hingenommen.
Durch den hohen Pigment- und Festkörperanteil lässt sich auch bei manchen Partien die Malerei z.B. Blütenpunkten o.Ä. etwas erhaben und trotzdem mit
perfektem Verlauf ausführen.

Ich könnte mir vorstellen, wenn du die genannten Punkte etwas beachtest oder übernimmst, wird sich auch das von dir gewünsche Ergebnis einstellen. :klatsch: :klatsch: :-)

Viel Erfolg !

Gruß
Manfred
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Alpenholz
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Re: Lackoberfläche für Erzgebirgs-Kunst?

Beitrag von Alpenholz »

Servus Manfred,
Danke für deinen Beitrag zum Thema.
Vermutlich meinst Du diese Sendung:
https://www.youtube.com/watch?v=Kg0QztY ... e=emb_logo
oder diese
https://www.youtube.com/watch?v=A7uVsFR ... mb_rel_end

Ich bin überwältigt über die Qualität der Informationen im Drechsler-Forum wenn es mal loslegt. :-)

Ich male schon länger als ich drechsle. Meine besten Kollinskis zum Aquarellieren sind mir aber heilig .. könnte aber ein paar alte verwenden.
Als nächsten Schritt werde ich die bei Steinert verfügbaren Enolitfarben testen. Die sind sogar mischbar und für Kinderspielzeug geeignet .. bin so gespannt.
Höchstwahrscheinlich sind sie für mein Level genau das richtige.

Herzliche Grüße
Willi
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