Drechseln als Therapie

Eure Berichte und Bilder von Euren Drechselkursen

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woodpacker
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Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Liebe Kollegen,
eigentlich arbeite ich als Psychologe in der beruflichen Rehabilitation. Zu mir kommen Menschen aus allen möglichen Berufen, die ihre bisherige Arbeit nicht mehr ausüben können. Aus den verschiedensten Gründen, zum Beispiel wegen Depressionen (Burnout), nach (Motorrad)unfällen, Rückenproblemen, oder anderen Erkrankungen. Allen diesen Menschen ist gemein, dass sie kein Zutrauen mehr in ihre Leistungsfähigkeit und meistens einen langen Leidensweg hinter sich haben. Vor acht Wochen habe ich dann damit begonnen, mit der ersten Gruppe Kugelschreiber zu drechsen. Sie sind förmlich aufgeblüht und haben ganz stolz ihre Stifte mit nach Hause genomen. Das ist ein unglaublicher antidepressiver Effekt. Etwas ästethisch anspruchsvolles mit einem Gebrauchswert in kurzer Zeit selbst zu machen. Besonders, wenn man sich vorher nur als krank und nutzlos erlebt hat. Für mich ist das zwar ein rieseiger Aufwand: Drechselbank einladen, alle Werkzeuge und Verbrauchsmaterial zusammenzustellen, Bausätze bestellen und blanks zurechtsägen. Ich sehe aber enorm viel bei dieser Arbeit und kann die Kandidaten danach viel besser einschätzen. Für 2021 hat mein Arbeitgeber eine Midi 2 in den Haushaltsplan aufgenommen. Dann wird vieles einfacher...
Spannend ist für mich auch die Rolle als "Ausbilder", eine erfrischende Abwechslung im Büroalltag. Die Kugelschreiber können sich übrigens durchaus sehen lassen. Ich verwende da immer "Sierra".
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Gerber
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Gerber »

Hallo Woodpacker, tolle Arbeit! Kann ich behilflich sein mit Holz? Keine Raritäten,
aber schon schöne Stücke dabei. Selber zurechtschneiden, habe nur Klötze.
Gruß Joachim
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Schnecke
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Schnecke »

Hallo Ralf,

die Schreiber sind wirklich sehenswert.

Deine Rehabilitanden, aber auch Du selbst, können stolz darauf sein.

Schön, daß ein Handwerk so gute Wirkung auf die Patienten hat - vielleicht sogar eine bessere als so manche "theoretische Gesprächsrunde"...

Was mich noch interessieren würde:

wieviele Stunden haben die Rehabilitanden denn an der Drechselbank gestanden?

Schöne Grüße und weiterhin viel Erfolg mit dem neuen "Therapieansatz"

Christian
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Hallo Christian,
Das Programm bei uns ist relativ straff. Nach Leistungsdiagnostik ( Intelligenztests) und Einzelgesprächen geht es gleich in eine fachpraktische Erprobungswoche. Deshalb habe ich nicht viel Zeit zum Üben. Nach dem Ablängen der blanks, Bohren, Messingröhrchen einkleben und bündig fräsen geht es sofort ans lebende Objekt. Das heißt, sie arbeiten sofort an ihrem Kugelschreiber - ohne Übungsphase. Dabei hatte niemand vorher jemals ein Eisen in der Hand. Drechseln, Schleifen und Oberfächenbehandlung dauern pro Person etwa eine Stunde. Ich muss das so straffen, weil ich kein Zeitkontingent für Drechseln habe. Das wäre eine pädagogische Aufgabe, keine psychologische. Was in der Zeit liegenbleibt muss ich danach abarbeiten. Ich war selbst erstaunt aber es funktioniert.
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Hallo Joachim, ein tolles Angebot von Dir. Vielen Dank dafür. Ich komme bei Gelegenheit vielleicht darauf zurück. Wir haben ordentlich Minus gemacht durch die Pandemie. Jetzt wird jeder Cent durchleuchtet und umgedreht. Wenn ich also keine fertigen blanks bestellen kann melde ich mich.
LG Ralf
Beili1959
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Beili1959 »

An dieser Stelle möchte ich dir meinen grössten Respekt und Anerkennung aussprechen,als ich das gelesen habe öffnete sich ein Spiegel,schwere Kost für mich.
Hab das selbst sehr grass mit knapp 60 Jahren "erfahren " dürfen im Berufsleben als Feuerwehrmann auf eine sehr krasse Art abserviert zu werden,der Fall hätte tiefer nicht sein können.Die Zeit danach war einfach nur Absturz ins bodenlose.
Habe alles durchgemacht was diesbezüglich überhaupt vorstellbar ist,du kennst das bestimmt,nicht schön.
April 2019 durch Zufall zum drechseln gekommen.Ab da ging es wieder ganz langsam Richtung
Normalität,vieles ist nicht mehr wie es einmal war,aber es ist wie es ist.
Es ist bis heute das Beste was mir hätte passieren können,mit etwas was man mit eigenen Händen
macht,egal ob schön oder nicht,für mich eine Art der Therapie die bis heute anhält und nachhaltige
positive Auswirkungen auch für den Rest meiner Familie betreffend geschaffen hat.
Tolle Sache die du da machst,die Menschen mit den schönen Schreibern in ihren Händen werden es dir nicht
vergessen.Was es für sie bedeutet kann ich definitiv nachvollziehen. Auch einen Gruß an deinen Arbeitgeber,
scheint einer zu sein der auch mal über den Tellerrand schielt.Klasse.
Wäre prima wenn du ab und an mal Bilder eurer Projekte zeigen würdest.
Gruß Harald
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Hallo Harald, schön dass du hier geantwortet hast. Mit den Jahren kenne ich wirklich fast alle Nuancen von Leid und Unmenschlichkeit durch andere. Manche werden nach Krebsdiagnosen fallen gelassen, andere gemobbt , weil sie die normalen Leistungen nicht mehr bringen. Dazu kommt oft ein langer Kampf mit Behörden und Leistungsträgern, der manchmal die letzte Energie aufzehrt. Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft für deinen Weg. Gut, dass du das Drechseln zum Auftanken entdeckt hast!
Fotos stelle ich gerne ein. Ich habe nur gerade ein neues Bildformat „ heic“. Damit klappt es irgendwie nicht.
Schöne Grüße aus Hannover
Ralf
Zuletzt geändert von woodpacker am 17.11.2020 - 22:48:25, insgesamt 1-mal geändert.
DreXler Tom
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von DreXler Tom »

Hallo Ralf,
Respect für die Mühe die du dir machst. Auch für mich bedeutet die Drechslerei der Weg aus dem absoluten Burnout 2017 mit knapp 41. Mein Drechsellehrer hat ein schönes Motto: lerne Drechseln, lerne Leben. In dem Sinne geniessen wir das Leben und drechseln munter drauflos.
Liebe Grüsse und selbst immer genug Kraft für deine herausfordernde Tätigkeit.
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Danke an Martin (hplzwurm) für die Tipps zur Bildbearbeitung.
Hier kommt gleich ein Foto von Gestern dazu: Sierra mit Mooreiche:

IMG_1958.jpg
IMG_1958.jpg (11.78 KiB) 6442 mal betrachtet
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Liebe Drechslerkollegen, inzwischen habe ich ganz freundliche Unterstützungsangebote für blanks und Hölzer für das Projekt bekommen. Ganz herzlichen Dank dafür! Ich melde mich per PN dazu.
Gestern und heute sind wieder schöne Sachen fertig geworden. Unter anderem Veilchenholz, Mooreiche, Amaranth, Olive, Walnuss, usw., ich poste Morgen ein Bild dazu. Die Leute waren ganz stolz und glücklich, einen eigenen und einzigartigen Stift gemacht zu haben.
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Maggus
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Maggus »

Ich finden Deinen Einsatz für die Dir anvertrauten Menschen bewundernswert und die Ergebnisse sprechen für sich.

Über die weitere Entwicklung Deines Projektes würde ich gerne ab und an einen kleinen Bericht lesen.
In diesen seltsamen Tagen macht er richtig Mut und gute Laune.
Danke vorab dafür.

Schönen Gruß,
Markus
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Nachtübernahme
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Nachtübernahme »

Hallo Ralf,
Danke für deinen therapeutischen An- und vor allem Einsatz!
Als Betroffener weiß ich, wie wichtig diese Erfolgserlebnisse ("ich KANN etwas mit meinen eigenen Händen erschaffen") sind.
Danke.
Grüße aus dem Wittelsbacher Land,
Tobias
seschmi
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von seschmi »

Sehr schön zu lesen!

Ich habe schon überlegt, was eigentlich die Ursache dieser besonderen Wirkung des Drechselns ist.

Ich denke, es liegt am Zusammenspiel von Handarbeit und Maschine. Wenn man rein mit Handwerkzeugen arbeitet, sieht man ja oft wenig Wirkung und braucht viel Geduld. Bei reiner Maschinenarbeit ist der Fortschritt groß, aber es fühlt sich nicht an wie eigene Wirksamkeit. Wenn ich zum Beispiel ein Brett durch den Dickenhobel schiebe geht das zwar flott, aber die Arbeit macht halt der Hobel. Beim Handhobeln schwitze ich wie ein Bär, trotzdem dauert es ewig, bis das Holz meinem Willen folgt.

Beim Drechseln kommt man ja schnell voran, man fühlt aber trotzdem die eigene Wirksamkeit, weil man das Holz mit den eigenen Händen formt und bearbeitet. Blitzschnell kann man Formen erzeugen und verändern und sieht direkt die Wirkung jeder Bewegung.

In der Psychotherapie geht es ja immer stark um Selbstwirksamkeit. Viele Menschen leiden ja darunter, dass sie kein Vertrauen in die eigene Wirksamkeit haben, und sich nur als von außen getrieben empfinden. Da kann ich mir schon vorstellen, dass Drechseln da sehr gut wirkt - man erschafft ja etwas komplett mit den eigenen Händen, aber dank Maschine mit einer hohen Zerspanungsleistung und direktem Resultat.

Soweit jedenfalls meine Gedanken dazu - jedenfalls ist Drechseln schon etwas anderes als andere Holzarbeiten, die ich schon auch gerne mache.

Vielleicht sollte man das auch mal den Krankenkassen näherbringen... :-)
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Ralph
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Ralph »

Hallo Ralf,

schöne Aktion, schöner Bericht!

Ich habe die von Dir und den anderen beschriebene Wirkung auch schon feststellen können, vor allem wenn ich mit Menschen "mit besonderen Ansprüchen" gedrechselt habe. Blinde jubeln vor Freude und ähnliches.

Bei den Krankenkassen bekommst Du da nichts durch, aber man kann Drechselkurse manchmal als "berufliche Weiterbildung" deklarieren

Weiter so

PS: Ich bin ab und zu in Langenhagen,wenn Du willst kann ich Dir Holz mitbringen, PN genügt
:-)

Ralph (Exilbayer)
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Holzfabrik »

Hallo zusammen
2016 war ich 14 Wochen in stationärer Behandlung wegen einer schweren Depression ( Burn Out ).
Dort gab es als Arbeitstherapie unter anderem das Drechseln von Kugelschreibern.
Ich war sofort begeistert von dem Material Holz und dessen Verarbeitung.
Heute darf ich sagen das ich neben meiner mittlerweile beruflichen normalen Tätigkeit ( 8 Stunden Feierabend nehme nichts mehr mit nach Hause) ein Kleingewerbe angemeldet habe und mache fleissig Schreiber Ringe Armreifen Halsschmuck ect.
Es kommt vor das ich Samstags um 10 Uhr in meine Werkstatt gehe und meine Frau kommt um 18 Uhr und sagt, so jetzt mach mal Schluss für heute.
Ich vergesse Raum und Zeit und freue mich das ich das Drechseln für mich entdeckt habe.
Ralf, ihr Therapeuten macht einen tollen Job gut das es euch gibt.
Liebe Grüße
Stefan
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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Die sogenannte Selbstwirksamkeit ist ein wichtiger Aspekt: Man sieht, dass man etwas bewirken kann. Vor allem spürt man es auch. Eine Teilnehmerin heute war richtig beglückt davon, wie seidig sich das Holz nach dem Schleifen anfühlte. Interessant ist auch, wer welches Holz auswählt und warum. Manchmal sind es Erinnerungen, die mit der Holzart verbunden sind oder der Duft (Kampher) oder die marmorierte Oberfläche. Es ist auch bei gesunden Menschen eine Frage, was unter die Haut geht. Welche „Anmutung“ uns anspricht.
Bemerkenswert ist auch, dass bestimmte Menschen sofort zu Beschenkende im Sinn haben. Auf die Idee, etwas für sich selbst machen, kommen sie überhaupt nicht. Gerade bei Burnout Begünstigenden Strukturen steht die Selbstfürsorge häufig ganz hinten an. Hier kann ich dann gut psychologisch ansetzen.
Grüße aus der Nacht 🌙✨
Ralf
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snakyjoe
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von snakyjoe »

Hallo Ralf,
eine sehr wichtige Arbeit machst du da. In der heutigen Zeit, wo immer weniger Menschen immer mehr Arbeit in immer kürzerer Zeit machen sollen, kommt es zwangsläufig dazu, dass Menschen im Hamsterrad das Gefühl für sich selbst und den Sinn ihres Tuns verlieren. Sie geraten in einen Ausnahmezustand, isolieren sich und finden selbst nach 3 Wochen Urlaub kein Gefühl der Erholung mehr. "Burnout" ist eine weit verbreitete Krankheit, die nicht nur von den Chefs sondern meist auch von den Betroffenen selbst unterschätzt wird.
Dass du mit Drechseln diesen Menschen helfen kannst, wundert mich überhaupt nicht. Fehlende Selbstwirksamkeit und der oft fehlende Sinn im stressigen Hauptberuf kann beim Holzdrehen sehr gut kompensiert werden.
Ich drücke dir die Daumen, dass du die Kursmaschine und genug Zeit bekommst, dein tolles Projekt regelmäßig weiter zu führen.
Die Stifte sind wirklich schön geworden, wenn man bedenkt, dass absolute Anfämngetr am Werk waren. Darauf können alle stolz sein.
Freundliche Grüße
Egbert
"Wege entstehen dort, wo man sie geht"
- Franz Kafka -


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PeterF
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von PeterF »

Moin,
für alle, die hier das Kranksein zu beklatschen scheinen: Eine Behinderung
fühlt sich nicht so toll an, wie es manchmal geschildert wird.

Als ich 2005 vorsichtig in die Runde fragte, ob man auch im Sitzen drech-
seln könne, äußerten einige geistige Grobmotoriker ihre Meinung zum
Thema.
Heute würde man das mit 'Behindertenfeindslichkeit' umschreiben. Schnee
von gestern...

Ein Jahr später bekam ich die mittlere Pflegestufe. Der Rest dürfte bekannt
sein. Hatte meine Seuche eigentlich nie sonderlich ernst genommen. Jedoch
hatte ich jetzt 20 Jahre nach der Diagnose die Eisen aus der Hand gelegt.

Sitzdrechseln.jpg
Sitzdrechseln.jpg (112.12 KiB) 5846 mal betrachtet

So hatte ich in 15 Jahren Sitzdrechseln meinen Spaß. Und nein, Stifte drech-
seln war nie mein Ding...

https://www.directupload.net/file/d/534 ... 3b_pdf.htm


Ciao, PeterF
~~ Pflegegrad schützt vor Spänen nicht. ~~
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von Maggus »

PeterF hat geschrieben: 19.11.2020 - 07:55:14
Moin,
für alle, die hier das Kranksein zu beklatschen scheinen: Eine Behinderung
fühlt sich nicht so toll an, wie es manchmal geschildert wird.
Peter, ich glaube, dass Du hier etwas zu dünnhäutig reagierst, denn - so zumindest mein Eindruck - haben die hier Beitragenden Mitgefühl für die Kranken und Behinderten gezeigt, freuen sich aber gleichzeitig, dass Ralf ihnen eine Möglichkeit zu Erfolgen, kleinem Glück und persönlicher Befriedigung ermöglicht, die sie sonst in ihrem Leben zuletzt wohl wenig hatten.

Deine persönliche Krankheitsgeschichte scheint kein Zuckerschlecken zu sein, aber Dein Drechslerverhalten zeigt, dass Dir dieses Handwerk wohl immer was gegeben hat. Andernfalls hättest Du nicht 15 Jahre unter erschwerten Bedingungen weiter gedrechselt.
ICH bewundere diesen Willen zutiefst. Keine Ahnung, ob ich ihn aufbringen könnte.

In diesem Sinne - erfreue Dich bitte an Ralfs Projekt und ich wünsche Dir unbekannterweise einfach das Bestmögliche für Dich.
Schönen Gruß,
Markus
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snakyjoe
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von snakyjoe »

Hallo [mention]PeterF[/mention] ,
eigentlich wollte ich auf deinen Beitrag nicht reagieren, weil ich dich überhaupt nicht kenne.
Ich bin selbst schwerbehindert und erlaube mir deshalb - weil unvoreingenommen - doch eine Antwort.
Ich habe den o.g. Thread aufmerksam mehrfach durchgelesen und durchdacht.
Mir ist kein einziger Beitrag unter gekommen, indem jemand:
  • "eine Kranheit feiert" oder gar
  • irgendetwas negatives über behinderte Menschen sagt
Ich schließe mich Markus an. Es gibt keinen Grund für deinen zynischen und negativen Kommentar in diesem Thema.
Es ging ausschließlich um eine Möglichkeit, kranken Menschen über einen Schnupperkurs im Drechseln positive Impulse für eine Heilung zu geben.
In dieselbe Richtung gingen alle Kommentare.
An welchem Punkt fühltest du dich "betroffen"?
Kritik ist hier im Forum immer gewünscht, aber auch sie muss sich in einem bestimmten Rahmen bewegen.
Freundlichst
Egbert
"Wege entstehen dort, wo man sie geht"
- Franz Kafka -


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woodpacker
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Re: Drechseln als Therapie

Beitrag von woodpacker »

Hallo noch mal,
das Projekt ist mal wieder fertig und es geht erst im Januar weiter. Ich bin jetzt auch wirklich etwas kaputt, weil die Verantwortung auf mir gelegen hat das alles gut geht und dass alle Kugelschreiber etwas werden. Zwei Hölzer haben sich bei der Arbeit verabschiedet, ein weiteres musste geschient und geklebt werden. Jetzt ist aber alles gut!
Hier kommt noch das Abschlussfoto...
wegen Krankheit sind nicht alle drauf.
Dateianhänge
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