Unterschiede zwischen künstlicher und natürlicher Trocknung?

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Geppetto
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Unterschiede zwischen künstlicher und natürlicher Trocknung?

Beitrag von Geppetto »

Hallo zusammen,

ich habe letzte Woche und diese Woche eine Kirschschale gedreht.
Für die eine Schale habe ich das Holz gekauft und bei der anderen habe ich es selber getrocknet.

Beim Drechseln sind mir dramatische Unterschiede aufgefallen!
Eins lässt sich traumhaft bearbeiten, während das andere fast keinen Spaß mehr macht.
Bei meinem selbstgetrocknetem fliegen die Späne wie Luftschlangen durch die Werkstatt. Auch mit halbwegs stumpfen Werkzeug.
Beim gekauften fällt 50% der Späne einfach zu Boden. Die hätten genau so gut auch von der Bandsäge sein können.

Der Unterschied ist wirklich wie Tag und Nacht.
Ich weiß, dass man Holz in einer Trockenkammer kaputt machen kann, und dass man mit dem Handhobel Unterschiede erahnen kann,
aber so was hat mich echt überrascht.

Ist so was die Regel oder die Ausnahme?

Schöne Grüße
Pascal

*edit by Raupenzwerg
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Oberförster
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Beitrag von Oberförster »

Hallo Pascal,
hier drängt sich die Frage auf, wie lange du das lutfgetrocknete Holz schon liegen hast. Bei der technischen Trocknung ist das Holz in aller Regel durchgetrocknet, was bei einer "natürlichen" Trocknung je nach Stärke des Holzes einige Jahre dauert. Nach deinen Angaben über die Späne wies das luftgetrocknete Holz offensichtlich im Inneren noch eine erhebliche Restfeuchte auf, was einerseits dazu führt, dass sich das Holz leichter bearbeiten lässt, andererseits aber dazu, dass sich die Schale nach Fertigstellung noch verzieht, was die bei dem kammergetrockneten Holz kaum passieren wird.

Gruß
Hannes
Dummköpfe halten ihr Brett vor dem Kopf für ihr Aushängeschild.
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Geppetto
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Beitrag von Geppetto »

Hallo Hannes,

das Holz lag jetzt drei Jahre lang in meinem Keller. Die Dicke schwankte zwischen
6 und 7 cm.

Das trat aber nicht erst bei einer Tiefe von Beispielweise 3cm auf.
Es war von Anfang an ein riesen Unterschied. Schon auf der Bandsäge
ging es viel leichter.

Mein Holzfeuchtemessgerät sah auch kein großen Unterschied.
Das gekaufte Holz lag auch schon seit 12 Monaten im Keller.
Die beiden Hölzer habe genug Zeit zum akklimatisieren gehabt.

Ich habe ja auch nicht erst seit Gestern mit Holz zu tun. ;-)
Das war ganz sicher kein nasses Holz mehr.

p.s. Ich könnte aber mal das gekaufte Holz etwas anfeuchten.

Schöne Grüße
Pascal
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Helfried
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Beitrag von Helfried »

Hallo Pascal,
Ist so was die Regel oder die Ausnahme?
Die Regel vielleicht nicht, für mich aber keine Überraschung.
Raffan beschreibt solche Effekte 1987 in "Turned Bowl Design", und sogar mir ist sowas schon untergekommen:
Platane, einmal (mehrere Jahre) luftgetrocknet und wunderbar zu schneiden, das andere Stück kammertrocken
(zum Glück geschenkt, nicht gekauft) und staubig-spröd zum Gotterbarmen.

Vakuumkammern trocknen schonender - sagte mir ein Holzhändler ( - der eine hat).

Helfried
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Geppetto
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Beitrag von Geppetto »

Helfried hat geschrieben:
... und staubig-spröd zum Gotterbarmen.
Das beschreibt es sehr gut. Genau so war es auch bei mir auch!

Schöne Grüße
Pascal Roes
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da_Joe
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Beitrag von da_Joe »

Hallo,

ich erinnere mich, dass ich vor geraumer Zeit in einem Buch über technische Holztrocknung etwas dazu "gelesen" hab - also etwas quer-gelesen oder eben "geschmökert".

Dort ging es um Holz für konstruktive Aufgaben, das bestimmten Vorgaben (Belastbarkeit) entsprechen muss. Als Trocknungsfehler wurde da aufgeführt, dass es durch unsachgemässe und vor allem zu schnelle Trocknung zu _Mikrorissen_ kommen kann und das Holz dann eben für den ursprünglichen Zweck nicht mehr eingesetzt werden kann / darf.

Davon ausgehend: Wenn ich vorher schon weiss, dass das Holz für Schreiner und Drechsler hergenommen wird (wegen Zuschnitt, wegen Holzart, wegen Kunde usw. usf.), und ich dann davon ausgehen kann, dass es nicht gleich total zerreissen wird.... dann ist die Versuchung schon gross, den Regler an der Trocknungskammer auf Maximum zu drehen. Ich denk, das passiert dann auch irgendwann mal oder sogar immer wieder mal. Oder?

Übrigens waren auch die anderen Trocknungsfehler interessant: Soweit ich mich erinnern kann waren das Sachen wie "Entstehen von Rissen u.a. duch zu schnelles Trocknen"(das kennen wir alle) aber auch Sachen wie Verfärbungen duch falsches "Aufholzen" oder Schimmel-Bildung (Stockflecken) ... und andere mehr.

Viele Grüsse
Jo_NaturTrocknungPur_achim :-)
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Geppetto
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Beitrag von Geppetto »

Hallo zusammen,

kennt jemand einen Holzhändler der noch natürlich getrocknetes Holz anbietet?

Ich habe jetzt auch ein Foto der beiden Schalen.

Bild

Links ist die gekaufte.

Schöne Grüße
Pascal
remus
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Beitrag von remus »

Hallo,
es ist schon ein erheblicher Unterschied, wenn Holz sehr lange liegt,
gerade bei Kirsche, Ulme und unlängst auch Eiche mußte ich von 3 zu 30 Jahren eine erhebliche Zunahme der Härte feststellen (alles nur natürlich getrocknet)

Viele Grüße, Rolf
"Wer glaubt Frauen zu verstehen, kann auch Holz schweißen"
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Touchma
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Beitrag von Touchma »

Pascal,

die beiden Schalen haben natürlich auch Unterschiede in der Lage der Jahresringe.
Die eine hat fast ausschließlich stehend Jahresringe bei der anderen liegen sie.
Das kann natürlich auch zu einem unterschiedlichen Verhalten während des Drechselns beitragen.
Viele Grüße aus dem Münsterland,
Stefan

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