Das Geheimnis der Jahresringe

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PaRay
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Das Geheimnis der Jahresringe

Beitrag von PaRay »

Servus zusammen,

mein Nachbarhaus wurde abgerissen. Über dem Scheunentor befand sich ein dicker Eichenbalken, den ich mir sichern konnte.
Haus und Scheune wurde 1803 gebaut. Am Querschnitt des Balkens konnte ich 160 Jahresringe zählen. Die Pfeile habe ich alle 10 Jahresringe gesetzt.
Somit hat die Eichel während des 30 jährigen Krieges, hier im Nord-Badischen, gekeimt.
Der historische Kontext zur Lebenszeit des Baumes ist recht interessant, doch was können mir die Jahresringe erzählen?
Ende 1600, Anfang 1700 war es wohl über ca. 20 Jahre hinweg zu trocken oder zu kalt? Die Ringe liegen so dicht bei einander.
Was kann mir das Schwarmwissen zu meinem Holz sagen?

Liebe Grüße
Paul

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Was sich spannen lässt, geht auch zu drechseln. ;-)
Holz, Stein und Epoxidharz sind meine bevorzugten Materialien.
Mue
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Re: Das Geheimnis der Jahresringe

Beitrag von Mue »

Hallo Paul
Zu trocken und zu kalt oder zu warm stimmt als allgemeiner regionaler Einfluss. Daneben können aber auch individuelle Gegebenheiten großen Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Da wären Beschattung oder Konkurrenz durch Nachbarbäume oder deren Wegfall, Insektenbefall, teilweiser Verlust der Krone (Sturmschäden), ein Tier ist unter dem Baum verendet (Düngung), meist wachsen die Bäume mit zunehmendem Alter langsamer.

Es ist immer schwierig von einem Einzelfall bzw. Baum aufs Ganze zu schließen. Haben mehrere Balken (sofern sie von anderen Bäumen stammen) aus dem Haus ein ähnliches Muster kann man sicherer auf einen allgemeinen Einfluss schließen.

Manfred
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SteffenM
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Dendrochronologie

Beitrag von SteffenM »

Guten Morgen Paul,

es gibt Jahresringkalender, in denen die Jahresringe von vielen Bäumen zusammengetragen und mit historischen Ereignissen abgeglichen wurden. Damit lässt sich das Geburtsjahr deiner Eiche exakt bestimmen. (Das Fachgebiet heißt Dendrochronologie.)

Die schmalen Ringe dürften in die Kleine Eiszeit fallen. Von 1675 bis 1715 war es in Europa besonders kalt.

Glückwunsch zu diesem geschichtsträchtigen Stamm! Ich bin schon gespannt, was daraus wird.

Schöne Grüße!
Steffen



*Beitrag bearbeitet von Holzpeter
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johannes_s
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Re: Das Geheimnis der Jahresringe

Beitrag von johannes_s »

Hallo Paul,

du hast recht, an Hand der Jahresringe kann man das Klima schon einschätzen.
Ich habe mal ein Stück Mooreiche ausmessen lassen. Es werden von jedem Hirnschnitt 3 mal die Jahresringe vom Kern nach außen vermessen.
Diese Werte werden dann mit der Zuwachskurve der Eiche verglichen. Die Experten können dann das Alter einordnen.
Mein Stück hatte ca. 100 messbare Jahresringe und wuchs von 220 bis 120 vor Christi Geburt.
Ein zweites Stück hatte nur 50 Jahresringe bei gleichem Stammdurchmesser. Die Jahresringe waren sehr breit. Dieser Baum hatte nie Probleme mit der Wasserversorgung und hat deshalb fast keinen Unterschied in der Ringbreite.

Gruß Johannes
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