Mit Holz das Klima retten?

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Horowa
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Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Horowa »

Natürlich nicht nur mit Holz, es kann aber einen guten Teil dazu beitragen! Dass Pflanzen, also auch Bäume, CO2 aus der Luft holen und speichern wissen wohl die meisten. Allerdings geben sie das auch wieder ab, wenn es verbrannt wird oder verrottet. Nur Verbautes (also auch Gedrechseltes!) behält Kohlendioxid dauerhaft gespeichert.
Heute kam dazu ein sehr interessanter Beitrag auf 3sat, Magazin Nano, "Pflanzenkohle als Klimaretter?", hier zu sehen: https://www.3sat.de/wissen/nano/211110- ... o-102.html
Gemeint ist Holzkohlepulver, dass z.B. bis zu 10% mit Gülle vermischt als Dünger auf`s Feld gebracht wird, aber auch von (Bio-)Gärtnern die Erde damit angereichert wird.
Vor 2 -3 Jahrzehnten ist die Methode bzw. die daraus entstandene Erde auch als "terra preta" wieder entdeckt worden, vermutlich vor 1000 Jahren von Indios in Südamerika entwickelt und sie ist heute noch nachweisbar (leider nicht bei nano erwähnt)!
Und jetzt kommt der Drechsler: Oft behalten wir nur 10 - 20% des ursprünglichen Rohlings als Holzteil übrig, der Rest sind Späne, Sägemehl u. Staub. Ideal, um daraus Holzkohlepulver herzustellen und unsere Gärten damit aufzuwerten (u. ein wenig das Klima)! Am wichtigsten bei der Herstellung ist der Sauerstoffabschluss, auch "Pyrolyse" genannt. Ich mache das seit ca. 10 Jahren in meinem Holzofen mit Hilfe von Konservendosen, gewinne dabei "nebenbei" noch etwas Wärme, die beim Verbrennen des Holzgases entsteht. Wie ich das genau mache, ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=fg8NHI6 ... ertWallnig
Bitte eifrig nachmachen!
...wünscht sich Robert
"Universal-Dilettant":
Selbstbau-Freak, trotzdem seit ca. 2017 Besitzer von JET 1014, aufgepeppt mit 0,75W/400V Motor mit Drehzahlregler u. 15cm-Verlängerung des Betts (von Metaller nach meinen Plänen hergestellt). Jetzt auch 3W-Gravierer v. KKmoon (ideal als moderner "Brennstempel"), 3D-Drucker ca. 2013: Vellemann-Bausatz, neu 2020: Creality CR6 SE: halber Neupreis, x-mal besser!
Liebe zu: Holz, Erde, Steinen, Pflanzen, Tiere...; wenig Angst vor: Metall, Strom...
drechselnder-hans
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von drechselnder-hans »

Bin von dieser gezeigten Methode nicht begeistert, sehe darin im kleinen wenig Sinnhaftigkeit!
Ich bessere alljährlich den tieferen Bereich der Hochbeete mit angefallenen Spänen auf, wobei ein Thermopolster für das Pflanzenwachstum entsteht.
Wird also kompostiert.
Ist weniger Aufwand und ist eine ungefährliche naturnahe Entsorgung……
LG Hans
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mascheck
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von mascheck »

Vielen Dank für diesen heißen Tipp!


Die Verwendung von Pflanzenkohle ist etwas ganz anderes als die direkte Ausbringung von Spänen

Dazu zum Beispiel Wikipedia:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pflanzenkohle

Pflanzenkohle kann man auch fertig kaufen:


https://www.manufactum.de/suche/?q=Pflanzenkohle

Screenshot_20211111-103021.png
Screenshot_20211111-103021.png (77.45 KiB) 1724 mal betrachtet

Heute Abend mach ich den ersten Versuch!


Gruß Martin

Ich kann alles, bloß nix richtig :-L
Grissianer
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Die Indios werden das schon richtig gemacht haben, lediglich wir moderne Geselschaften haben trotz unserer gesammten Wissenschaft noch keinen blassen Simmer davon.
Mein Sohn hat im Ramen seiner Uni Abschlussarbeit darüber geforscht. Rausgekommen ist dass nach spätestens 5Jahren alles verathmet war. Die ergebnisse konnten nicht veröffendlicht werden weil sie den Obrigkeiten nicht gepasst haben. Andersrum gesagt ,es kam ein ganz anderes Ergebniss raus als erwartet wurde.
Also biss es so weit ist dass wir damit die Welt retten werden wir wohl noch einiges an Spähne machen müssen und sie anders sinnvoll verwerten dürfen.
Gruß
Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
Mue
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Mue »

Moin

die Pflanzenkohle ist nichts anderes als Holzkohle (Grillkohle).
Die positiven Wirkungen kommen durch die die Pufferwirkung als Speicher für Wasser und Nährstoffe und dazu können auch unter Umständen unerwünschte Stoffe aus dem Boden aufgenommen werden.
Man kennt das auch als "Aktivkohle" zur Absorption unterschiedlichster Stoffe.
Terra preta ist bekannt aus dem Amazonasgebiet und kann dort ganz andere Wirkungen entfalten, der Amazonasurwald steht im wesentlichen auf sehr armen Böden die hochgradig degradiert sind, d.h. fast alle Nährstoffe sind aus dem Boden ausgewaschen und Nährstoffspeicherung findet fast nur organisch gebunden statt. Die Auswaschung ist natürlich und war schon vor dem Menschen da. Dazu kommt dann noch ein sehr warmes Klima mit hohen Niederschlägen. Die Pflanzenkohle hat dann eine wichtige Funktion als Nährstoffspeicher. Eine Brandrodung setzt auch die Nährstoffe frei, diese sind aber nur kurzfristig verfügbar und können aufgrund des Klimas sehr schnell ausgewaschen werden.

Unsere Böden sind jung, im wesentlichen nach der letzten Eiszeit entstanden und vergleichsweise nährstoffreich, dazu kommt dann noch ein moderates Klima. Die Wirkungen der Pflanzenkohle sind unter diesen Bedingungen nicht immer nachweisbar und in der Regel werden sie von mineralischen Puffersystemen (z,B. Tonmineralien) überlagert.
Der Einsatz in der Gülle kann Sinn machen da an der Pflanzenkohle Ammonium gebunden wird welches bei der Ausbringung leicht freigesetzt werden kann. Da gibt es aber auch eine Reihe anderer Möglichkeiten wie Ansäuerung, Ausbringung in den Boden, Ausbring nur bei geeignetem Wetter (feucht und kühl) etc.
Also kann Sinn machen zB. auf sehr armen Böden (Sandböden) oder Pflanzsubstraten oder speziellen Kulturen, ist aber insgesamt ziemlich aufwendig und teuer.

Das zur Einordnung.

Die CO2-Wirkung zweifle ich mal an, da der in der Pflanzenkohle gebundene Kohlenstoff auch wieder frei wird und nicht auf sehr lange Frist (aus geologischer Sicht) im Boden gebunden bleibt. Der CO2-Anstieg in der Atmosphäre liegt am Verbrennen von fossilem Kohlenstoff und der Zupflasterung natürlicher Senken.

Meine Meinung
Manfred
guweller
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von guweller »

Das Thema spielt in der Wissenschaft sehr wohl eine Rolle, mit Terra Preta gab es einige Versuche. Was jetzt besser ist (direkte Einbringung von Pflanzenrückständen vs. Pflanzenkohle) lässt sich nicht eindeutig entscheiden. Mit der Zeit wird auch Kohle umgesetzt. Während früher C-Umsatzmodelle einen Black-Carbon Dauerhumus rechneten, geht man in jüngerer Zeit mehr von physikalisch-strukturell geschütztem Kohlenstoff aus.
Dass Ergebnisse nicht veröffentlicht werden dürfen geht nicht von der Obrigkeit aus, eher kommt so was bei Industriepartnern vor. Wir nehmen daher im Allgemeinen kein Geld von privaten Quellen an. Unser Auftrag ist Publizieren, wir können nicht ein Verbundprojekt machen in dem sich ein Geldgeber vorbehält die Ergebnisse unter Verschluss zu halten. Ich lasse mir nicht den Mund verbieten, deshalb nehme ich nur Geld von der Obrigkeit (die letzten Jahre BMBF, sonst oft DFG etc.).
Die Späne als Schicht im Hochbeet einzubauen: da muss man bedenken dass hier eine Kapillarbarriere entsteht. Das Wasser staut sich da bis zum Sättigungspunkt auf, erst dann kann es durchtropfen. Ein Aufsteigen von Wasser während trockener Perioden ist gehemmt. Wenn also darüber der Wurzelraum dick genug ist, ok, aber sonst ist eine gleichmäßige Einarbeitung über die gesamte Tiefe vorteilhafter.
Das ist ein bisschen wie beim Pflügen mit Vorschäler: der Vorschäler legt die Strohschicht in die Furche ab, danach wird die Erde darüber gedeckt. Es kann zu Strohmatten mit sehr ungünstigen Eigenschaften kommen, die auch schlecht verrotten und eher vertorfen.
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Maggus
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Maggus »

[mention]Mue[/mention]
:danke: :danke: :danke: :danke: :danke: :danke:

Einfache Lösungen für komplexe Probleme führen selten zum gewünschten Ergebnis ...
Horowa
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Horowa »

Erstaunlich und erfreulich, was mein Beitrag hier an Diskussion und Ergänzungen ausgelöst hat, vielen Dank dafür! Ich bin halt nur, wie unten steht "nur" ein "Universaldilettant".
"Universal-Dilettant":
Selbstbau-Freak, trotzdem seit ca. 2017 Besitzer von JET 1014, aufgepeppt mit 0,75W/400V Motor mit Drehzahlregler u. 15cm-Verlängerung des Betts (von Metaller nach meinen Plänen hergestellt). Jetzt auch 3W-Gravierer v. KKmoon (ideal als moderner "Brennstempel"), 3D-Drucker ca. 2013: Vellemann-Bausatz, neu 2020: Creality CR6 SE: halber Neupreis, x-mal besser!
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SteffenM
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Holz bunkern als CO2-Kompensation

Beitrag von SteffenM »

Hallo zusammen,

ich denke mir gern Probleme aus, um sie dann zu lösen. Hier ist eins:

Frage: Wie viel Holz müsste ich als Kohle verbuddeln, um eine Autofahrt auszugleichen?

Auf 100 km verbrennt mein Octavia ca. 5 Liter Benzin. (Meine Frau meckert immer, dass ich schneller fahren soll. :mrgreen: )
Das sind 3,75 kg Benzin, in denen etwa 3,2 kg Kohlenstoff stecken. (Beim Verbrennen werden daraus 11,6 kg CO2, weil der schwere Sauerstoff dazu kommt.)

In trockenem Holz stecken etwa 50% Kohlenstoff.

Fazit: Für 3,2 kg reinen Kohlenstoff müsste ich 6,4 kg Holz verkohlen, um die 100 km Autofahrt auszugleichen. (Die Verkohlung muss natürlich CO2-neutral erfolgen!)

Und etwas weiter gedacht: Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 liegt in Deutschland (je nach Betrachtungsweise) zwischen 8 und 11 Tonnen pro Jahr. Um das auszugleichen, müssten wir jährlich 4 bis 6 Tonnen Holz verkohlen und im Garten verbuddeln.

Man kann das Holz aber auch einfach einlagern. Das ist eher meine Strategie. :prost:

Schöne Grüße!
Steffen
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Maxy
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Re: Mit Holz das Klima retten?

Beitrag von Maxy »

Danke Steffen, jetzt kann ich mich immer freuen, wenn ich mal wieder keine Zeit zum drechseln habe!
Wenigstens bleibt dann Holz und damit Co2 eingelagert!
Ich finde für jede Lösung ein Problem!
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