Suche Poetisches und Literarisches

Eure Buchtipps zum Thema Drechseln und Holzbearbeitung

Moderator: Raupenzwerg

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Magier2012
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Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von Magier2012 »

Hallo,

Ich such Lyrik oder Prosa/ Gedichte und ähnliches zur Drechslerei.

Kann mir vielleicht jemand helfen?

Viele liebe Grüße
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Helfried
Eure Durchlicht
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von Helfried »

Servus Magier,

"Der Drechsler lacht und prüft nicht viel,
Wer meistern kann, der braucht kein Glück"
!

An diesen Zeilen orientiere ich mich sehr gern bei der Arbeit, ich habe sie neben die sieben Drechslerregeln Keith Rowley's
geschrieben, damit ich sie stets vor Augen habe.

;-)

Sie entstammen der Ballade: Das Lied vom Kegler Simon Gnu, von Franz Karl Ginzkey.

Diese beginnt so:
"Es war der Drechsler Simon Gnu
Der beste Kegler im ganzen Land
...
"

Hoffe geholfen zu haben!

Helfried
Alles Ringeldings, liebe Leute!
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Magier2012
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von Magier2012 »

Hallo Helfried,

Klasse lieben Dank!!!!
Alpar
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Jurriaan
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von Jurriaan »

Das Holz wird rund
So vergeht die Stund´

denke ich als Hobbydrechsler, der Weg ist das Ziel usw.
We have two ears and one mouth so that we can listen twice as much as we speak (Epictetus)
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mascheck
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von mascheck »

Der Drechsler an seine Leser


Was anspruchlos in stillen Feierstunden
Der Drechsler-Meister sang,
Was er in Freuden und in Leid empfunden
Auf seinem Lebensgang;
Dies stehet hier vor euerm Blick entfaltet.
Zu Liedern hat's bescheiden sich gestaltet.

Was ich gesungen floß aus treuem Busen;
Nehmt's liebreich, freundlich hin!
Nur spärlich wurde mir die Gunst der Musen,
Schlicht ist des Drechslers Sinn.
Er fühlet immer seine Kraft entweichen,
Kann nie des Pindus steile Höh'n erreichen.

Ihm fehlt der Sänger flammend Götter-Feuer,
Der Dichter hoher Schwung!
In schwachen Tönen nur klingt seine Leier,
Trotz der Ermuthigung.
Nehmt freundlich auf des Drechslers schwache Lieder!
Ihr großen Meister, blicket liebreich nieder!

Georg Daniel Hirtz

Ich kann alles, bloß nix richtig :-L
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mascheck
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von mascheck »

Noch 'n Gedicht?


Das Lied vom Drechsler
Gedicht von Georg Daniel Hirtz

Das ist's ja was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret
Was er erschafft mit seiner Hand.
Schiller.


Des Drechslers vielgestaltend Treiben,
Es soll nicht unbesungen bleiben,
Auch ihm gebühret wohl ein Lied.
Was Drechslers Hände künstlich formen,
Nach Phantasie, nach festen Normen,
Mit uns durch's ganze Leben zieht.

Von enger Wiege bis zum Grabe
Begleitet uns des Drechslers Gabe,
In gar verschiedener Gestalt.
Vom schwachen Säugling bis zum Greise
Theilt treulich sie die Pilgerreise,
Dient bald zum Spiel, zum Nutzen bald.

Es trinket der Säugling an Mutter-Brust,
Des feindlichen Lebens noch unbewußt!
Da blicket die Gute, freundlich und mild,
Herab auf des Kleinen liebliches Bild;

Sie preßt ihn voll Wonne ans glückliche Herz,
Und spielt mit dem Holden in Freude und Scherz,
Doch oftmals versaget der nährende Saft,
Gleich wird nun ein Fläschchen herbeigeschafft,
Mit süßlichem Tranke reichlich gefüllt.
Der, labend, das Weinen des Säuglinges stillt.

Hier wird der Drechsler schon gebraucht;
Er liefert eine Mündung* drauf,
An der bequem das Kindlein saugt,
Und hoffnungsvoll blüht es nun auf.

Bald tritt das Kind ins Knabenalter ein,
Und wohlgemuth wird jetzt die Zeit durchspielet;
Der Knabe darf sich seines Lebens freu'n,
Ihm ist so wohl, so glücklich er sich fühlet!
Der Erdensorgen ungezähltes Heer
Umdüstert noch nicht seine Maientage,
Sein Herz drückt selten noch Her Kummer schwer;
Nur ob der Schule tönt bisweilen Klage!

Doch wenn er entronnen dem engenden Raum,
So kennt er vor Freude und Wonne sich kaum.
Er tummelt sich lustig auf grünendem Plan,
Die muntern Gespielen ziehn jubelnd heran.
Der Kreisel wird eifrig und kundig getrillt,
Sein lautes Gesumse die Hüfte erfüllt.
Und schwinden die Kräfte dem wilden Kumpan,
So treibt man auf's Neue zum Tanze ihn an.

Zur Weihnachts-Zeit die Buden prangen,
Mit buntem Spielzeug angefüllt;
Die liebe Jugend, voll Verlangen,
Ergötzt sich an dem schönen Bild.
Auch hier hat Drechslers Kunst gewaltet,
Viel ward durch seinen Fleiß gestaltet.
Das Steckenpferd, der Müllerwagen,
Trompeten, Pfeifen, Kegelspiel,
Ein Reitersmann, in vollem Jagen,
Der niemals noch vom Gaule fiel;
Kanonen, Brunnen, kleine Rädchen,
Weinfässer, Leuchter, Gänsemädchen.

— Am Strumpfe strickt das Töchterlein,
Er wächst mit jeder Stunde,
Bald wird vollbracht das Tagwerk seyn;
Gar stink macht es die Runde.
Und wenn die Feierstunde schlägt
Wird's Strickzeug hübsch zur Ruh' gelegt.

Damit's nun fein in Ordnung lieg'
Und nichts sich mög' vermengen,
Muß es die Nadeln emsiglich
In's enge Häuschen drängen.
Durch Drechslers Hand das Häuschen ward,
In dem die Nadeln wohl verwahrt.

Den Eltern stickt, zum Namensfest,
Es still ein Angebinde,
Am Rahmen hält die Arbeit fest.
Dem lieben, guten Kinde
Enttäuschen schnell die Stunden bin.
Und holde Blümchen seht's erblüh'n!...

Zum Jüngling ist der Knabe worden;
Nach fernen, unbekannten Orten
Zieht er nun aus.
Dem Vaterhaus
Und allen Lieben
Die drin geblieben,
Die manchen frühen Tag ihm schufen,
Hat "Lebewohl" er zugerufen!

Den Stab in der Hand,
Von Lande zu Land
Zieht sorglos er hin,
Mit fröhlichem Sinn!
Und ist des Fußes Kraft
Vom langen Weg erschlafft,
Es stützt der Wanderstab
Den ihm der Drechsler gab.

Er lernet Menschen kennen
Im fernen, fremden Land,

Die Freund ihn, Bruder nennen,
Mit biederm Druck der Hand.
Die Herzen eng umschließet
Der Freundschaft heil'ger Bund,
Und freudig man sich grüßet
In trauter Abendrund!

Hoch jubeln die Zecher
Beim schäumenden Becher,
Die Pfeifen erglühn!
Sie schmauchen gemüthlich
Und blasen so friedlich
Die Wolken dahin,
Die dampfend entsteigen,
In kräuselndem Reigen,
Gleich drohenden Wettern,
Den würzigen Blättern!

Den Kopf und den Abguß,
Das Rohr und die Spitze,
Sind sie nichts mehr nütze,
Wer schaffet sie neu
Dem Schmaucher herbei?...

Zur Stadt hinaus!
Zum stillen Haus
Des Landmanns hin
Laßt uns nun ziehn.
Auf Feld und Flur,
Wo die Natur
Mütterlich stets waltet,
Alles wohl gestaltet:

Es naht der Lenz! das Spinnrad jetzt bei Seite,
Das scharfe Rebenmesser nehmt zur Hand,
Damit im Weinberg man die Rebe schneide,
Noch eh' sie prangt im grünen Frühlings-Kleide,
Doch thut's mit Umsicht, thut es mit Verstand.
Ergreift das Messer am gedrehten Hefte,
Vollbringt mit Lust das nützliche Geschäfte.

Verjüngetes Leben
Beginnet zu keimen
Im räumigen Garten,
Auf Hecken und Bäumen.
Der Gärtner greift zum Spaten
Und bricht das Erdreich auf;
Bald sproßt der jungen Saaten
Erfreulich Grün herauf.
Was würden Spaten nützen
Ohn' Stiele, glatt und schlank?
Wer solche will besitzen
Sagt schön dem Drechsler Dank.
Auch schaffet er zum Pfluge
Des Rades Nabe rund,
Der tief, in gradem Zuge,
Aufwühlt den festen Grund.

Der Sommer glüht.... des Feldes üpp'ge Wogen
Sind nun zur Ernte, sind zum Sammeln reif,
Und singend kommt das Schnittervolk gezogen
Und legt die Sichel an den goldnen Streif.
Der Sichel Heft ruht in des Schnitters Hand,
Das durch den Drechsler auch entstand.

Der Wiesen Teppich prangt mit tausend Blumen,
Auf denen Bienen vielgeschäftig summen,
Und ihrem Kelch den süßen Stoff entziehn,
Eh' Todeshauch erbrauset drüber hin.
Eilt, Mädchen, eilt, und windet duft'ge Kränze,
Bald ist zerstört der Blumen holde Pracht;
Schon naht der Mäher mit der Todes-Sense,
Und Gras und Blum' erliegt des Feindes Macht.
Das frische Leben knickt die Sense ab
Und stürzt es schonungslos in's frühe Grab!

Und wird die Sense stumpf,
So zieht aus seinem Kumpf,
Mit Wasser gefüllt,
Der Mäher den Wetzstein;
Und schärfer wird jetzt,
Mit Kenntniß gewetzt,
Der mordende Stahl;

Und frisch beginnet die Zerstörung wieder;
In weiten Bogen rasch die Sense schwirret,
Zerknickt der Halme zartgewob'ne Glieder,
Und bald kein Blümchen mehr die Wiesen zieret!

Der Herbst ist da! die reifen Trauben harren
Des krummen Messers , das vom Stock sie löst,
Und jubelnd kommen Winzer angefahren
Zu süßer Lese längstersehntem Fest.
Gesang und Lachen schallet ans den Reben,
Und ringsum regt sich Wonne, Lust und Leben:

Die Träger schütten
Jetzt in die Bütten
Die süße Last;
Ergreifen den Kolben
Zerstoßen die Trauben
In emsiger Hast.

Umschließt den jungen Brausekopf das Faß,
So darf kein Spunden ihm den Athem rauben;
Es zu zersprengen wäre sonst ihm Spaß,
Dem Saft, dem gährenden, der süßen Trauben.
Und auf das Spundloch wird die Pfeif' gesteckt,
Von Drechslers Hand mit Zierrath reich geschmücket;
Nun bleibt der Wildfang höflich im Respekt,
Und sein Transport durch diese Vorsicht glücket.

Klar wird der trübe Wein,
Und in das Faß hinein
Klopfet man
Fest den Hahn.
Da quellet heraus
Zum eichenen Haus,
Und perlet im Glas,
Das köstliche Naß!

Der Bäume tiefgebog'ne Aeste
Pomona's ** süße Gabe schmückt.
Herbei, herbei zum frohen Feste!
Das Obst, das bunte, wird gepflückt.
Rothwangig dort die Aepfel blinken;
Auf! s'Apfelkörbchen nehmt zur Hand,
Schadlos hinein die Aepfel sinken
Wenn man dem Zweige sie entwand.

Der Winter stürmt; die Haine sind verödet,
Die Felder deckt des Schnees erwärmend Kleid,
Und Storch und Schwalbe haben sich gerettet
Nach warmen Landen, über Meere weit.
Kurz ist der Tag; des Abends lange Stunden
Verlebt der Dörfner bei der Lampe Schein,
Die Mädchen nah'n, mit Kunkeln schwer umwunden,
Das Spinnrad schnurrt im frohbelebten Reih'n.

Der Faden entgleitet der ordnenden Hand,
Es schwinden die Stunden in Scherz und in Tand.
Auch necken die Bursche die Dirnen gar gern,
Doch sittiges Wesen bleibt nimmermehr fern.

Die Spulen sind voll;
Der Haspel nun soll
Sein Werk vollbringen,
Und muß das Garn in Stränge schlingen.

Aus den Scheunen erschallen
Im Takte, die Flegel
Der rüstigen Drescher,
Gewichtig sie fallen
Auf's raschelnde Stroh.

Auf den Tennen
Muß sich trennen
Von den Aehren,
Was die Menschen wird ernähren.

— Aus fernen Landen kehrt der Jüngling heim.
Der Liebe zarter Keim,
Den in die Fremde still er fortgetragen,
Wird Blüthen bald und Blätter schlagen.

Die Gespielin heitrer Knabentage
Ist zur Jungfrau rosig aufgeblüht;
Ihr entdeckt der Augen sinn'ge Sprache,
Daß für sie sein ganzes Herz erglüht!
Einsam, nach verglomm'ner Abendröthe,
Bei der Sterne friedlich-mildem Schein,
Tönen Klagen aus des Jünglings Flöte
In die stille Frühlings-Nacht hinein.
Sehnsucht regt sich, Sehnsucht tief im Herzen,
Erster Liebe seliges Gefühl.

Ihre Freuden, ihre süßen Schmerzen
Treiben neckend wechselvolles Spiel.

In Luft und Leid Entflieht die Zeit;
Pfeilschnell und leicht
Wenn ihn die Herrliche umgibt,
Die er so rein, so glühend liebt.

Doch trug sie schleicht.
Sobald die Traute ferne weilt,
Nicht mild des Trübsinns Wolken theilt.
Der Trauung schöne Stunde naht;
Auf rauscht die Kirchenpforte,
Der Hoffnung reiche Freudensaat
Erblüht am heil'gen Orte!

Das bräutliche Paar
Steht vor dem Altar
In jugendlich-blühender Schöne.
Die Orgel erschallt,
Den Tempel durchwallt
Harmonisch ihr festlich Getöne!

Das schwarze Pult auf dem Altar,
Aus alten Zeiten stammend,
Trägt Gottes Wort, verständlich, klar,
Zur Tugend uns entflammend.
Wer gab der Kirche dieses Pult,
Mit Säulen, schön gewunden?
Der Drechsler formte, mit Geduld,
Daran wohl viele Stunden.

Andächtig lesen
Heilige Messen
Die Priester, in vollem Ornat.
Kerzen erglühen,
Chorknaben knieen,
Die dienend dem Altar genaht.

Die Schellen verkünden
Vergebung der Sünden:
Erschienen ist gnädig der Herr!
Die Christen sich neigen

Beim mahnenden Zeichen
Und flehen um huldreich Gehör.

Die Trauung ist vollzogen,
Nun geht's zu Tanz und Schmaus;
Der Gaste muntres Wogen
Erfüllt das Hochzeithaus.

Die lange Tafel biegt
Der Schüsseln schwer Gewicht.
Auf! füllet die Gläser
Mit perlendem Wein;
Der Jubel wird größer
Schallt Becherklang drein.
Dem Brautpaar zu Ehren
Stoßt freudiglich an:
Das Glück sie begleite
Auf blumiger Bahn!

Schon ist der Mahlzeit erster Gang vorüber,
Greift nun zum Braten, zu dem saft'gen, dort,
Doch Andern ist der fette Schinken lieber,
Hier war' Salat wohl ganz am rechten Ort.
Auf diesem Gange soll er uns begleiten;
Die Würze her, laßt uns ihn zubereiten.

Im schwarzen Gestell
Da stehet das Oel,
Der Essig, geschützt vor dem Falle,
In reinlichen Flaschen
Mit schlankem Hals,
Auch Pfeffer und Salz
In Scha'lchen von feinem Kristalle. —

Nach lautem Hochzeit - Feste
Wird's still im weiten Haus,
Bis einstens kleine Gaste
Zieh'n jubelnd ein und aus.
Alljährlich sie sich mehren
Und hoffnungsvoll gedeih'n,
Die lieben Eltern ehren
Und kindlich sie erfreun!

Der Vater weihet Zeit und Kräfte
Ganz dem erkorenen Geschäfte,
Und schaffet Geld und Gut herein.
Viel, viel Gewerbe sind zu nennen
Die ohne Drechsler nichts vollbringen können;
Mit ihm darf Niemand sich entzwei'n.
Doch allzuweit würd' es den Sänger führen
Wollt' alles dies im siede er berühren.

Der Hausfrau reges Treiben
Grüßt schon der junge Tag;
Sie darf nie müßig bleiben
Schaut ringsum sorgsam nach.
Früh, in der Morgenkühle,
Brennt's Feuer unterm Topf,
Sie trillt die Kaffeemühle
Ringsum am runden Knopf.
Das Fleisch für's Mittagessen
Dünkt ihr nicht jung und zart;
Wird's Klopfholz jetzt vergessen
So bleibt's vermuthlich hart.
In ruh'gen Mittags-Stunden
Geht's an die Flickerei;
Die Strümpfe haben Wunden,
Die Kugel muß herbei.—

Und dunkel wird's; die Sonne stieg hinunter,
Still naht die Nacht mit ihrem schwarzen Schleier,
Der Stahl schlägt an, schon glimmt der weiche Zunder,

Bald flackert hell der Kerze leuchtend Feuer.
Es sitzen traulich jetzt, in engem Kreise,
Rund um den Tisch die lieben Hausgenossen,
Ein Abendlied erschallt, nach frommer Weise,
Vom sanften Glanz der Häuslichkeit umflossen.
Damit des Lichtes Schein das Aug' nicht blende,
Muß man des Lichtschirms klüglich sich bedienen,
Des Schirms Gestelle formten Drechslers Hände,
Nun wird die Arbeit lieblich-hell beschienen. —

Lang schwinden friedlich hin die Tage;
Doch plötzlich wird die Ruh' gestört!
Schon dräut des Krieges schwere Plage,
Der Zwietracht Fackel... wild empört
Steh'n Menschen gegen Menschen über,
Weil ihre Fürsten sich entzweit;

Der Friede flieht, und immer trüber
Gestaltet Alles sich zum Streit.
Die Schlacht entbrennt,
Das Erz ertönt,
Die Kugeln, die tödtlichen, zischen!
Und fort
Zum Mord
Treibt das Kommando - Wort;
Mit Flüchen,
Gebete sich mischen!

Wild rauscht des Würgers Gefieder!
Geschwind Beginnt
Die schnelle Ladung wieder:
Der Wischer säubert die Kanone,
Und die Patrone
Mit hölzernem Spiegel,
Treibet der Stampfer
Tief hinein. In feindliche Reih'n
Schleudert das Pulver
Die schwirrende Kugel;
Und donnernd vom Wald
Der Schuß wiederhallt! ...

Jetzt naht der Friede mit des Oelbaums Zweigen:
Die Krieger sich versöhnt die Hände reichen,
Und heimwärts ziehet jedes Heer.
Des Helden Brust schmückt ein erkämpfter Orden,
Ach! Viele sind zu Invaliden worden;
An Krücken schleichen sie einher.

Ein Stelzfuß, leider! muß zur Noth ersetzen
Das weggeschoß'ne Bein;
Der Eltern Antlitz bittre Thränen netzen
Wankt so der Sohn herein! ...

Und immer Jahr an Jahr sich reiht;
Des Alters stille Ruhezeit
Umfächelt sanft den heitern Greis,
Das Haupthaar schimmert silberweiß.
Oft spielet er, vergnügt und froh,
Mit einem Freunde Domino,

Und Triktrak, Schach und Damenspiel,
Wozu der Drechsler liefert viel.
So führen sie blutlosen Krieg
Und Jeder jauchzt ob seinem Sieg.

Des lieben Ahnherrn Sorgenstuhl umwoget
Der Enkel heitrer, lebensfroher Schwarm,
In stiller Lust des Alten Busen pochet,
Er nimmt die Kleinen freundlich auf den Arm.
— Naht einst der Tod, mit Stundenglas und Sense,
So reicht der Greis ihm gern die welke Hand,
Und überschreitet still des Lebens Grenze;
Der Geist schwebt auf ins wahre Heimathland!

Und zu dem Trauerhaus
Trägt man den Sarg heraus,
Von schwarzem Flor umwallet,
Die Todtenglocke schallet!

Seht! unterm Sarge blinken
Sechs Füße, schwarz und rund;
Tief, tief wird er versinken
Im dunkeln, kühlen Grund.
Des Friedhofs trautem Orte
Der stumme Zug sich naht;
Bald ruht im stillen Porte
Der Pilger, schwach und matt.

Feierlich jetzt senken ins einsame Grab
Die Träger die irdische Hülle hinab!
Dumpf rollen
Die Schollen
Auf's Bretter-Haus,
Gedecket,
Verstecket
In Nacht und Graus!
Es wölbt sich der Hügel und kleidet sich grün;
Fromm pflanzet ein Denkmal die Liebe drauf hin!

Hoch krönt des Drechslers Vase
Das schlichte Todten-Mal,
Umwogt von frischem Grase
Und Blumen ohne Zahl
Oft Kinder, Enkel treten

Zum Grabeshügel hin,
Wo sie voll Andacht beten
Mit gläubigem Christensinn.

Schlaf' wohl im kühlen Bette,
Du müder Pilgersmann;
Einst bricht die Morgenröthe
Des ew'gen Tages an.
Hell schmettert durch die Lüfte
Weithin Posaunen-Schall;
Tief dringt in alle Grüfte
Der mächt'ge Wiederhall!

* * *

Nun ist der Kampf des Lebens ausgerungen!
Das Lied vom Drechsler völlig ausgesungen,
Verschiedenartig seine Weise klingt.
Man braucht den Meister oft im Erdenthale,
Von enger Wiege bis zum Todten-Male,
Auf dem der Hoffnung lichter Schimmer blinkt!


Georg Daniel Hirtz

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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von mascheck »

Wer den ganzen Text gelesen hat, bekommt natürlich 3 Fleiß-Sternchen


Zum Autor:

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220px-Daniel_Hirtz_1873.jpg (22.06 KiB) 2529 mal betrachtet



Georg Daniel Hirtz (* 2. Februar 1804 in Strassburg; 20. April 1893 ebenda) war ein Straßburger Drechslermeister und Dichter. Er ist bekannt für die Herausgabe der berühmten Zeitschrift »Der hinkende Bote am Rhein« zwischen 1849 und 1891.


Ich habe ihn eben erst per Google kennen gelernt.


https://www.janko.at/Raetselgedichte/Hirtz.htm

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Georg_Daniel_Hirtz

Ich kann alles, bloß nix richtig :-L
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Re: Suche Poetisches und Literarisches

Beitrag von Magier2012 »

Ohhhhh tausend dank für die tollen Texte!!!!

Vielen lieben Dank 😊
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