Welche Größe beim Innenrezess

Fragen, Hilfe zur Kaufentscheidung, Tipps & Tricks zu Spannfuttern und anderen Spanntechniken

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pfpublic
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Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von pfpublic »

Moin, ich bin Paul aus HH und arbeite mit einer alten Proxxon Drechselvorrichtung.
Auf der alten Proxxon Drechselvorrichtung kann ich Rohlinge bis 25 cm bearbeiten.
Als Spannfutter kann ich aus Gewichtsgründen nur ein SC2 Mini von Record verwenden. Ich bewege mich damit schon schwer an der Grenze des Machbaren.

Gibt es eine Daumenregel, die besagt, welches Maß an Spreizung bei einem Spannfutter die größte Haltefähigkeit und Laufruhe hergibt?
Bei 25 cm gibt es immer ein leichtes Flattern am Außenrand...
Gibt es da einen Unterschied zwischen Weichholz und Hartholz?

Vielen Dank schon mal für Eure Kommentare
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Bernd Schröder
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von Bernd Schröder »

Moin!
Einfache Regel >> Je größer je Besser!

Aber:
Deine Spannbacken geben den Durchmesser vor.
Die Backen sollen möglichst im Radius anliegen.
Weiter müssen die Spnnbacken auch sauber im Grund anliegen.
Gleiches gilt beim Zapfen.
Auch hier muss der Durchmesser zu den Backen passen und die Backen müssen
mit der Frontseite sauber anliegen.
Bei 25cm Durchmesser würde ich einen Rezess/Zapfen von 4-8cm wählen.
>> Lieber größer = größerer Hebelarm = Stabilität/Sicherheit

Hartholz hält besser und verformt sich weniger.
Bei Weichholz kann es zu einseitigen Eindrücken kommen und dann hat man nicht mehr die Mitte...
Weichholz lässt sich natürlich leichter zerspanen.
Die Oberfläche ist aber bei festem Holz oft leichter hinzukriegen.


Flattern am Rand...
Dagegen hilft eine scharfe Röhre und die richtige Haltung.
Üben, üben, üben....hab ich heute auch gemacht...nach der 5. Schale läuft es dann blind.
Zusätzlich kannst Du bei einem dünnen Rand natürlich auch etappenweise das Material von aussen nach Innen
abtragen. Dabei bleibt der Rohrling stabil und Du kannst Dich Stück für Stück vorarbeiten

Ansonsten würde ich behaupten, daß der Proxxon die Masse für einen ruhigen Lauf fehlt.
Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
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Helfried
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von Helfried »

Servus Klaus,

die Antwort von Bernd am besten ausdrucken und über der Werkbank aufhängen.
:-)
Flattern am Rand...
Dagegen hilft eine scharfe Röhre und die richtige Haltung.
Nur dazu eine kleine Ergänzung: Drehzahl reduzieren hilft oft auch.
Wenn das beim Proxxon-System möglich ist.
:??

In meinen Anfangsjahren haben mich die diversen Tabellen zu viel zu hohen Drehzahlen verführt.
Die Tabellen geben abhängig vom Durchmesser die maximalen Werte vor, und nicht die idealen.
Eine dünnwandige Schale aus trockenem Holz mit einem Durchmesser von 250 mm drehe ich heute sicher nicht mehr mit der meist empfohlenen Schnittgeschwindigkeit von 10 m/sec, also ca. 750 Umdrehungen pro Minute.
Sondern etwa mit der Hälfte.

Beste Wünsche

Helfried
Alles Ringeldings, liebe Leute!
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pfpublic
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von pfpublic »

Hallo Bernd, vielen Dank, dann gingen meine Gedanken schon in die richtige Richtung. Und das mit der Masse der Proxxon sehe ich genauso.
Mangelnde Masse und Weichholz addieren sich dann. Ich habe tatsächlich mit einer Schale aus altem trockenen Eichenholz ( 19x6 cm) weniger Probleme gehabt. Ich habe noch ein paar Weichholz Rohlinge, an denen ich alles mal ausprobieren werde. Ich fange immer mit dem Rand an, nachdem ich mal aus einem 3 cm Brettchen eine kleine Flügelschale gedrechselt habe und zuerst in der Mitte abgetragen habe. Die Enden fingen an zu flattern und es war kein sauberer Schnitt außen möglich. Irgendwann ist mir dann ein Licht aufgegangen, daß es wohl besser sei, solche Objekte von außen nach innen zu drechseln.
Da ich mein Werkzeug noch mit der Hand schleife, werde ich in Zukunft mehr Sorgfalt darauf verwenden. Es scheint sich zu lohnen...

Helfried, das mit der Drehzahl habe ich mit einem vorgeschalteten Drehpoti gelöst, damit ich auch Gewinde strehlen kann. Nur geht beim Herunterfahren der Drehzahl immer auch Kraft verloren. Da hilft nur ein Jonglieren und die Entscheidung, was ist gerade wichtiger..
Ich bin kein Freund hoher Drehzahlen, das geht zu Lasten des Systems und des Werkzeugs und der Gewinn ist eher fraglich...

Euch noch einen schönen Sonntag

Klaus
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Bernd Schröder
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von Bernd Schröder »

Moin Klaus!
Es les schon, Du wirst Lösungen finden.

Die wahrscheinlichste ist, daß Du mit dem Weihnachtsmann sprichst und Dir
etwas Masse wünscht, >> Midi oder Geiger oder ...

Freihandschleifen
Das können einige Menschen, ich nicht!
Auch da kommt sicher eine Investition auf Dich zu.

Noch eines, falls Du mal Bock und Gelegenheit hast die 60km in die
Heide zu fahren, dann kannst Du gern mal auf einen Drechselnachmittag
rumkommen...
...dann können wir mal was jenseits der 20cm machen.
Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
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pfpublic
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von pfpublic »

Moin Bernd, ich werde dein Angebot gerne annehmen. Ende November habe ich auch in der Woche Zeit dafür. Ich schreibe Dir noch dazu.

Das mit dem Weihnachtsmann ist nicht so das Problem. Ich habe zur Zeit keinen eigenen Platz zum Drechseln. Ich sehe die technischen Unzulänglichkeiten auch eher als Ansporn. Eines habe ich im Handwerk gelernt; wer sein Handwerkszeug beherrscht, braucht weniger Technik...

Beim Freihandschleifen gilt es ein paar Prinzipien zu beachten. Durch Zufall habe ich EINEN Weg gefunden: Ich hatte noch Holzblöcke mit verschieden großen halbrunden Kehlen gefunden, die ich mal hatte anfertigen lassen. In die passende Größe Schleifpapier legen mit Überstand zum Festhalten. Die Röhre an den Unterarm anlegen, damit sind 45 Grad recht gut zu halten. Und dann wie immer: üben.. Schruppröhre, Formröhre, auch mit Fingernagelanschliff. Die Schalenröhre mit Normalanschliff kann man steil in die Kehle stellen und hin- und herdrehen. Wie ich in einigen Filmen gesehen habe, will das Anschleifen mit Schleifsystemen auch geübt sein...

Man kann auch die Röhre einspannen, das Schleifpapier um einen recht harten Lederstreifen schlagen, so daß man recht gute Kontrolle über die zu schleifende Fläche hat.

Bis bald
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von Mue »

Hallo Klaus,

wenn ich die Beschreibungen deiner Schleiftechnik so lese ... glaube ich du solltest mal an der Schärftechnik und an der Werkzeugführung arbeiten.

Das soll kein Vorwurf sein, auch ich hab am Anfang mehr geschliffen als gedrechselt aber scharfe Eisen sind wirklich ein Aha-Erlebnis!
Und du hast Recht, auch das Schärfen mit Tormek, Truegrind oder Pro-Edge will gelernt sein.

Insofern nimm das sehr freundliche Angebot von Bernd an.

Manfred
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GentleTurn
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von GentleTurn »

Mue hat geschrieben: 07.11.2021 - 12:26:59
Hallo Klaus,
(...)
Insofern nimm das sehr freundliche Angebot von Bernd an.
Klaus,
dem kann ich nur zustimmen, nimm' bitte so ein Angebot an.
Das Erlebte / Erlernte wird Dir 'ne Menge an Problemen, die Du noch gar nicht siehst bzw. kennst, ersparen.

Wie ich auf dem Nordheide-Treffen bei Manfred in einer Runde erzählt habe, hatte ich mich vor Jahren als Neuling mit diversen Hilfen aus Anfängerbüchern mit dem Freihandschärfen versucht. An einem alten billigen Doppelbockschleifer. Bohrer per Hand anschärfen habe ich in der Lehre gezeigt bekommen und gelernt. Mit den Drechseleisen war ich alleine auf weiter Flur.

Ich konnte beides noch nicht richtig: Drechseln und Schärfen. Wenn zwei Unbekannte in einem System sind, dann ist eines zuviel. Nachdem ich eine Röhre aus einem billigen Set (kaufe ich auch nie wieder) bis an den Rand des Rundstahls (war kein HSS) vermurkst hatte, war mir nach Recherche in den Foren und des WWW klar, dass ich mich für das System Tormek T4 entschieden habe. Passt zu mir. Okay, nach 6 Jahren Erfahrung gäbe es auch Alternativen wie das Volverine-System oder den Sorby Pro Beltsander, aber sei es drum, war halt mein Weg und damit fahre ich gut.

Nachdem ich die eine Variable, nämlich unsachgemäß geschliffenes Werkzeug aller Art aus dem Weg geräumt hatte, kamen die Erfolge beim Drechseln. Ich brauchte mich "nur" noch um die richtige Werkzeugführung zu kümmern. Wenn es nicht klappte - an unscharfem Werkzeug lag es nicht, sondern einzig und allein an mir. Und ich lerne immer noch dazu.

Mancheiner denkt ja, es sei eine "Schande", Hilfsmittel fürs korrekte Schärfen zu nehmen. Ist es nicht. Es hilft ja ungemein weiter. Später dann, wenn man mag, kann man sich das Schärfen per Hand zeigen lassen.

Bzw. lernt es, indem man die manuellen Resultate mit denen der mit Hilfsmitteln geschärften Werkzeuge vergleicht. Genug animiertes Bildmaterial für diese Technik ist ja vorhanden.
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

Videos und hilfreiche Playlisten (nicht nur) für Einsteiger auf YouTube und Fotos auf Instagram.
 
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Bernd Schröder
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Re: Welche Größe beim Innenrezess

Beitrag von Bernd Schröder »

Moin!
Gestern hatten der Paul und ich einen kurzweiligen Nachmittag in meiner Werkstatt.
Ein vielfältiger Austausch an Neugierde, Wissen und Erstaunen.

Gemeinsam haben wir dann eine kleine Schale (29x7cm) aus einem Nussbaumzwiesel auf der Hapfo gedrechselt.
Pauls Eisen freihand geschliffen waren schön scharf und haben feine Späne gemacht.
Als Gewohnheitstier hab ich trotzdem immer zu meinen Eisen gegriffen...
...gemeinsam haben wir dann immer wieder die Fase gesucht und versucht,
einen perfekten Schnitt zu machen.
Letztendlich haben wir dann noch mit etwas Schleifpapier nachgeholfen.
Bei der Randgestaltung wollten wir dann die ganze Natürlichkeit der Kettensägenoberfläche
in Szene setzen. Deshalb ist der Rand auch breiter geblieben.
Mit der Bürste gereinigt und fertig.
Abschließend ölen und eine Werkstattbrause für die Drechsler.

Ein schöner Nachmittag!

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Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
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