Warum so ein riesiges Hilfsfutter?

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drmariod
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Warum so ein riesiges Hilfsfutter?

Beitrag von drmariod »

Hallo Leute,
kann mir jemand beantworten, warum er in diesem Video so ein riesiges Hilfsfutter ab Minute 5:00 herstellt?
Hätte es da nicht ein deutlich kleineres auch getan?

https://youtu.be/9eDGxi4Ibio
wanderdrechsler
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Beitrag von wanderdrechsler »

So lässt sich das Holzstück noch für viele Hilfsfutter brauchen. Und wer Holz hat, der hat.
Leben ohne drechseln geht, aber ist es das wert?
Ralf S
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Hilfsfutter

Beitrag von Ralf S »

Hallo Mario,

das Hilfsfutter sehe ich nicht als Problem, aber ab Minute 13:20 wird es verantwortungslos, denn das Video wird beschrieben als: Kurs mit Johann Deutsch

Kurse kann (leider) jeder geben, aber nach meinem Verständnis sollte der Hauptakteur zuerst selbst lernen
mit der Röhre umzugehen und auf keinen Fall Tips zu angeschliffenen Feilen veröffentlichen.
(Was er allein in seiner Werkstatt macht ist seine Sache, aber nicht wenn andere Personen in seinem "Kurs" anwesend sind.)

Zitat:

das Werkzeug das ich da verwende ist aus einer alten Feile selbstgemacht. Man sieht auch unten noch die Feilenstrucktur.
Bei den Drechselkursen zeige ich auch solche Spezialeisen und wie mann diese, oder auch Standarteisen ohne Vorrichtung schärft.
Aber bei Selbstgemachte Feilenwerkzeugen muß man gut aufpassen, weil diese Eisen sind sehr hart und können auch abbrechen.


Kopfschüttelnd,
Ralf
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Anton Tonan
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Re: Warum so ein riesiges Hilfsfutter?

Beitrag von Anton Tonan »

Hallo zusammen,

zur Frage
drmariod hat geschrieben:
kann mir jemand beantworten, warum er in diesem Video so ein riesiges Hilfsfutter ab Minute 5:00 herstellt? Hätte es da nicht ein deutlich kleineres auch getan?

lässt sich feststellen, dass er halt so ein Stück Holz vorrätig hatte.

Was ich noch sagen muss ist das es super prima Drechselkurs ist weil das mit den Feilen schon toll ist und man damit auch ökologisch eine Menge Eisen sparen kann.
Das wollen wir doch alle, oder?

Servas
Anton
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Holzpeter
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Re: Warum so ein riesiges Hilfsfutter?

Beitrag von Holzpeter »

Anton Tonan hat geschrieben:
...weil das mit den Feilen schon toll ist und man damit auch ökologisch eine Menge Eisen sparen kann.
Hallo Anton,

spätestens wenn Dir so ein Feilen-Eisen zerknallt und ein Splitter durch Dein Auge ins Gehirn vordringt, wirst Du Dir über nachhaltige Metall-Nutzung keine Gedanken mehr machen.

Kopfschüttelnde Grüße
Peter...
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
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drmariod
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Beitrag von drmariod »

Danke für die vielen Rückmeldungen! Ich bin nur wegen des Hilfsfutters auf dieses Video gekommen und wiedergeben mich ob dieser riesen Brocken Gründe wie Drehmoment oder ähnliches hat, den Rest hatte ich mir garnicht so genau angeschaut...

Danke nochmal.
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Anton Tonan
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Re: Warum so ein riesiges Hilfsfutter?

Beitrag von Anton Tonan »

Hallo Peter,

danke für die Aufklärung:
Holzpeter hat geschrieben:
Anton Tonan hat geschrieben:
...weil das mit den Feilen schon toll ist und man damit auch ökologisch eine Menge Eisen sparen kann.
spätestens wenn Dir so ein Feilen-Eisen zerknallt und ein Splitter durch Dein Auge ins Gehirn vordringt, wirst Du Dir über nachhaltige Metall-Nutzung keine Gedanken mehr machen.
Ich dachte halt, wenn ein Drechsellehrer, Kursleiter und Kunstdrechsler so ein Werkzeug vorführt, dass das dann schon empfehlenswert ist.
Aber wenn ein Feilen-Eisen zerknallen kann, dann ist das wohl nicht so eine gute Idee.
Was und wem soll mann dann noch vertrauen können?
Bei den ganzen Drechselvideos die es gibt.

Servus
Anton
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UriStefan
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Beitrag von UriStefan »

Dazu muß ich mal eine Frage stellen: Hier steht des öfteren, daß es sehr gefährlich ist, mit Feilen zu drechseln. Wenn das so ist, darf das auch nicht empfohlen werden, sprödes, durchgehärtetes Material ist dazu sehr gefährlich, empfindlich auf Hebeln und Schläge, das sehe ich auch so, allerdings sehe ich nicht den Unterschied zwischen einer Feile und einem selbstgeschmiedeten Haken aus Silberstahl oder Kohlenstoffstahl (Messerstahl), der ist nach dem Härten auch durch und durch hart und muß angelassen werden. Wenn letzteres nicht fachmännisch ausgeführt ist oder man das Anlassen wegläßt, ist das Problem doch dasselbe. Auch durchgehendes HSS ist am Ende spröde und bricht leicht, Da müssen die HSS-Drechselwerkzeuge ja irgendwie daraufhin optimiert sein, aber wie?
Interessiert mich eben, auch, ob einem schon mal was abgebrochen ist, würde mich interessieren.
Mir ist schon mal ein Ring eingehakt, und da der hart auf den Träger aufgelötet war, ist der mit Karacho durch die Werkstatt geflogen - die Lötung hält mitnichten so einer Belastung stand, auch nicht gerade ungefährlich, und das wird immer noch verkauft! Ließ sich aber wunderbar mit arbeiten, wenn man keinen Fehler macht.

Es geht mir auch nur um Sicherheit, und Sparsmkeit an der falschen Stelle birgt große Gefahr, das ist klar, aber die technischen Zusammenhänge würden mir an der Stelle mehr helfen als irgendwelche gebetsmühlenartig vorgetragene Parolen, die ich (und sicher auch andere) grundsätzlich immer hinterfrage.

Gruß

Stefan
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Beitrag von wanderdrechsler »

Das A und O bei der Herstellung von Werkzeugen ist die Wärmebehandlung. Die Kunst besteht effektif darin, Stähle herzustellen, die Schnitthaltig über lange Zeit, gut zu schärfen sind und nicht brechen.
Dass HSS prinzipiell bricht, ist nicht richtig. Wir arbeiten heute mit HSS-Eisen in verschiedenen Legierung, SIlberstahl und auch Kohlenstoffstähle finden noch immer Einsatzgebiete. Richtig behandelt, sind die problemlos. Falsch behandelt gefährlich. Darum Werkzeuge nur vom Schmied meines Vertrauens.
Leben ohne drechseln geht, aber ist es das wert?
UriStefan
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Beitrag von UriStefan »

Ok, das kann ich akzeptieren, dann wäre aber auch eine richtig wärmebehandelte Feile kein Problem nur weiß eben keiner wie die vorliegende Feile behandelt wurde und man kennt natürlich auch nicht das genaue Material, aus der sie ist. Eine eigene Wärmebehandlung ist daher schwierig und birgt ein hohes Risiko, daher besser die Finger davon lassen. Das betrifft dann natürlich sämtliches, selbst hergestelltes Werkzeug aus undefiniertem Material.
Der Unterschied ist ja auch klar: Bei einer Feile hat man im vorgesehenen Einsatz kaum Drehmoment/Biegekräfte, beim Drechseln hingegen schon. Die Bruchgefahr ist beim Feilen also weniger kritisch.

Gruß

Stefan
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SteffenM
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Beitrag von SteffenM »

UriStefan hat geschrieben:
Der Unterschied ist ja auch klar: Bei einer Feile hat man im vorgesehenen Einsatz kaum Drehmoment/Biegekräfte, beim Drechseln hingegen schon.
Genau. Und wenn man der Feile durch Anlassen die Sprödigkeit nimmt, geht das mit einem Verlust der Härte einher. Am Ende bleibt also nur die Wahl zwischen gefährlich und ungeeignet. Man müsste den angelassenen Stahl kalt schmieden, um eine harte Oberfläche an einem weichen und bruchfesten Kern zu erhalten. Aber für den Aufwand kann man sich so ein Werkzeug auch kaufen.

Schöne Grüße!
Steffen
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robs#97
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Beitrag von robs#97 »

Hallo zusammen,

ich wirf mal noch was in den Raum. Eine Feile zum Meisel um zu arbeiten, wäre denke ich mal die einzige Möglichkeit, da auf einem Meisel nicht die Kräfte einwirken wie bei einer Röhre. Der Meisel liegt/gleitet ja mehr oder weniger nur auf dem Werkstück. Somit denke ich vielleicht gerade noch vertretbar.
Man möge mich korrigieren wenn ich komplett falsch liege.
Eine Feile zu einer Röhre schleifen ist doch den Aufwand überhaupt nicht Wert und von den Gefahren ganz zu schweigen.

Gruß Robert
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Holzpeter
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Beitrag von Holzpeter »

Hallo Robert,

ich drechsle seit ca. 10 Jahren und komme mit dem Meißel ganz gut zurecht.
Dennoch kann ich von mir nicht behaupten, dass ich mit dem Meißel NIE einhake und dann "gleitet" eben nichts mehr.
Noch schlimmer: In einem Moment der Unaufmerksamkeit mit dem Meißel (oder was auch immer) ans Werkstück gekommen ohne das er auf der Handauflage aufliegt :pfeil: PENG :ausruf:

So etwas passiert wohl jedem einmal und Anfängern sicher öfter.
Fazit: Niemals Feilen zu Drechselwerkzeug umfunktionieren.

@Stefan:
Feilen werden so vergütet, dass sie möglichst hart sind, um eine gute Standzeit zu gewährleisten.
Sie brauchen nur eine geringe Elastizität, weil beim Feilen keine dynamische Belastung auftreten kann.
Das heißt Feilen sind HART und SPRÖDE.
Drechseleisen unterliegen aber ständig dynamischen Beanspruchungen - d.h. sie müssen ELASTISCH bzw. ZÄH (und ausreichend hart, besser fest) sein.
Die Elastizität wird i.d. R. durch (teilweise mehrfaches) Anlassen bei genau eingehaltenen Temperaturen erreicht.
Sollte ein HSS-Eisen unter einigermaßen normalen Bedingungen brechen, ist hier etwas schief gelaufen.
Das kommt aber sehr selten vor.

Hölzerne Grüße
Peter :-)

P.S. Ein Metaller/Metallurge kann's vermutlich besser und genauer erklären....
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