geiz ist geil

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Peter Gwiasda
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Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Jürgen (Cello),

dieser Satz von dir ist ein intellektueller Genuss und zugleich eine treffliche Bewertung einer weltweit gerühmten Porzellan-Manufaktur: "Und ich kann mich mit der weltbekannten Manufaktur auch schon deshalb nicht vergleichen, weil meine Sachen nicht so kitschig sind".

Ich sehe mich nach dieser Debatte veranlasst, meine zahlreichen Ladenhüter ohne Aufsehen zu entsorgen. Die Objekte aus deiner Werkstatt, die sich in meinem Haus befinden, aber werde ich achtsam hüten. Stammen ja auch nicht aus Meißen...

Grüße von Peter Gwiasda
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
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Geppetto
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Beitrag von Geppetto »

Hallo Cello,

soweit ich weiß, gibt es auch bei Meissen B-Ware! Die nennen das zwar 2. Wahl, aber im Grunde
ist das genau das selbe. ;-)

Nur weil es für den Drechsler nicht perfekt ist, ist es für den Kunde noch längst kein Ramsch!
Die meisten Mängel würden dem Kunde gar nicht auffallen.

Schöne Grüße
Pascal
Gerd Hermann
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Beitrag von Gerd Hermann »

:danke: Pascal :prost:

B-Ware gibt es bei fast allen namhaften Hersteller.
Nicht falsch verstehen.
Jeder wie er mag und wie er will.

Gruß

GH
Bowls only......

Wenn mir Schalen einmal zu kompliziert werden, dann drechsel ich Chinesische Kugeln oder mach auf "Kreativ".
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Bioschreiner
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Beitrag von Bioschreiner »

Hi Leute,
schöne Diskussion.

Bei mir geht da vieles durch den Kopf.
Ich will es an Beispielen zeigen:

- Mein Onkel aus der Stadt war zu Besuch und ich hatte Essschalen hergestellt, die schon alle versprochen waren, eine stand noch in der Werkstatt, die hatte einen Fehler, also wollte er statt einer guten, diese haben und auch dafür bezahlen.
Ich hab ihm erklärt, die kommt nicht aus der Werkstatt und er war etwas enttäuscht. Beim nächsten Besuch in der Stadt habe ich im ein neue, gute Schale geschenkt und noch 2 Holzeier reingelegt.
Die andere ist ins Feuer gewandert.

- Bei einer Veranstaltung, bei der ich einen Stand mit Verkauf und Vordrechseln teilgenommen habe, hatte ich im Vorfeld eine Kiste vollgeräumt und mitgenommen, mit gedrechselten Dingen, die ich verhunzt hatte oder die zu meinem Brdauern gerissen waren oder so.
Ich habe ein Schild reingestellt mit der Aufschrift: Miss(t)geschicke für XX €
Nach etwas mehr als einer Stunde ab Veranstaltungbeginn habe ich die leere Kiste weggeräumt, mein Standgebühr in der Tasche gehabt und mien guten Sachen wie gewohnt angeboten und auch einige verkauft.

- bei der Herstellung, der letzten Flaschenöffner, ist der Letzte beim festschrauben der Platte aufgeplatzt. Jetzt dachte ich, verleimen, überschleifen, polieren, Schraube vorbohren und dann reindrehen und gut ist.
Was hab ich gemacht? Ofentür auf und rein damit, Pfusch bleibt Pfusch.

- Die letzten beiden Veranstaltungen, die ich besucht habe, haben mich besonders nachdenklich gemacht. Ich hatte aus einem Stamm Ahorn, den aufzusägen ich nicht geschafft habe, Sterne aus Scheiben gesägt und diese mittgenommen. Die gingen weg wie warme Semmeln. Tüte auf und rein.
Dann ging mir durch den Kopf, wieviel Gedanken, Formgefühl, Gestaltungsideen, Grundsätze, Wissen, Handwerk, Schleifarbeit, ...... in meinen Arbeiten stecken und wie schwierig es ist, das zu vermitteln, müsste ich eigentlich beleidigt sein.
Was habe ich also gemacht? Ich habe an die Menschen gedacht, denen meine Sachen gefallen und die sie wertschätzen. Das hat mir sehr gut getan.
Dann bin ich lösgezogen, hab die Säge angeschmissen und noch einen Stamm in Scheiben geschnitten, aus denen ich Sterne ausgesägt habe......
Und habe mir gesagt, schön, daß ich kein Dogmatiker bin.

So oder ähnlich gehen mir noch ein paar Geschichten im Kopf herum.
Aber ich will Euch ja nicht strapazieren.
Ich bekomme etwas über 200 € Rente, was soll ich also tun um mir das Drechseln leisten zu können?


Nachdenkliche Grüße
Bio
uwe
Ich liebe das Holz - aber liebt es mich auch?

Laß mich - ich kann das ... oh - kaputt!!!
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kerouer
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Beitrag von kerouer »

Hallo,

Was ist "B" Ware?.

Wer ist überhaupt in der Lage zu beurteilen A oder B oder C.......

Mir gefällt oder nicht!.

Grüße

Pascal
erwino
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Beitrag von erwino »

https://www.pulsiva.com/de-de/salzmuehle-holz-20090593
Hallo,liebe Drechsler(innen )
Da kommt Frust auf !!!!!!!
wer hat noch Lust, solche Sachen anzufertigen und zu verkaufen ??
Ich jedenfalls nicht.
viele Grüße
Erwin
Das Leben ist ein einzigartiger, großartiger Versuch, um Meister zu werden.
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

erwino hat geschrieben:
https://www.pulsiva.com/de-de/salzmuehle-holz-20090593
Hallo,liebe Drechsler(innen )
Da kommt Frust auf !!!!!!!
wer hat noch Lust, solche Sachen anzufertigen und zu verkaufen ??
Ich jedenfalls nicht.
viele Grüße
Erwin
Da seht aber auch oben auf der Seite.
"Mehr darf Gastrobedarf nicht kosten."
Die Dinger findet man dann halt irgendwo in einer billigen Kneipe bei billigem Essen.

Aber da gehen meine Kunden ja auch nicht hin.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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Woodturner 02
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Kunsthandwerkermärkte

Beitrag von Woodturner 02 »

Hallo ihr geehrten Enthusiasten!
Auch ich war viele Jahre auf verschiedenen Märkten als Aussteller.
Ein großes Problem sehe ich in den Marktveranstaltern. Ich wurde oft angesprochen, ob ich zu diesem oder jenem Kunsthandwerkermarkt kommen möchte, Meine Antwort war stets:
Es kommt auf die Bezahlung an!!!!
Ihr könnt euch vorstellen wie entsetzt die Veranstalter reagiert haben.
Wurde aber auch nur einmal gegen Entgelt eingeladen.
Was ich damit sagen will, ist, das wir alle die für diese Märkte auch noch Standgebühren in nicht unerheblichem Maße bezahlen, auch selbst daran Schuld sind.
Wenn keiner von uns mehr Standgebühren mehr bezahlen würde, gebe es vielleicht ein paar Jahre keine Drechselarbeiten mehr zu sehen, aber ich glaube das würde innerhalb einer recht kurzen Zeit auffallen und es würde ein umdenken stattfinden, was die Marktveranstalter angeht.
Ich für meinen Teil halte es so, auch wenn ich dadurch nicht mehr so viel drechsle wie zu Marktzeiten.
Nur auf Bestellung und Einladung.
Denkt auch daran, das die Veranstalter sowieso Eintrittgelder von den Besuchern nehmen, d.h. sie machen ihren Schnitt und der Rest kümmert sie wenig.
Da ich sicherlich ein der wenigen bin der das so macht, habe ich alleine keine Chance gegen diese Marktgegenheit anzugehen, aber ich verkaufe meine Artikel nicht unter Wert, nur um ein paar "Einnahmen" aufweisen zu können.
Also trotz allem gut Span und lasst euch die Liebe zum Holz nicht nehmen!!!
Ayumio
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Beitrag von Ayumio »

Sehr interessantes Thema!
Ich selber war noch nicht als Aussteller auf Märkten, möchte aber mal meine Gedanken hier auch veräußern. Geiz ist geil ist mit Abstand einer der bekanntesten Werbeslogan der letzten Jahre. Viele sind der Meinung das dieses Denken falsch sei, doch trifft dieser Slogan genau auf unsere heutige Gesellschaft zu. Ein absolutes Preisdumping in allen Spaten ist die logische Folge daraus. Ein sehr vielschichtiges Problem. Einige Gründe sind sicherlich die seit Jahren sinkenden Reallöhne, die Globalisierung und meiner Meinung nach, ganz massiv, der zunehmende Werteverfall unserer Gesellschaft.
Gutes Geld für gute Arbeit, sollte selbst verständlich sein, doch immer mehr Menschen leben nach dem minimal Prinzip. Mit minimalem Aufwand die maximale Leistung erhalten. Eine auf Effektivität getrimmte Gesellschaft, in der Statussymbole mehr zählen als Dinge des alltäglichen Lebens, kann m.E.n. nicht anders handeln.
Wir leben in einer Bedarfsweckungsgesellschaft und lange nicht mehr in einer Bedarfsgesellschaft. Alles ist im Überfluss vorhanden. Jeder will alles haben. Ressourceneffizienz oder Umweltschutz sind Themen mit denen sich kaum ein „normaler“ Bürger beschäftigt. Mülltonne auf und ab dafür. Warum etwas für 200€ kaufen wenn ichs für 50€ haben kann? Egal welche schädlichen Stoffe enthalten sind, oder unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Ich finde dieses Verhalten abartig. Ich selber spare lieber Monate und kaufe mir dann etwas wovon ich überzeugt bin.

Zum Thema XYZ-Ware. Es ist definitiv bewiesen das Rabattaktionen oder ähnliches den Umsatz ankurbeln. Was für einen guten Drechsler B-Ware ist, ist für den Kunden noch längst nicht B-Ware. Doch was ist nun B-Ware? Ein jeder Hersteller legt selber unabhängig fest welche Qualitätskriterien erfüllt sein müssen um den Qualitätscheck zu überstehen. Dann legt er selber noch fest ob nachgearbeitet, vernichtet oder als Ware minderer Qualität veräußert wird. Was ich sagen möchte, ist das ein jeder selber entscheiden muss, ob er nur „Premium“-Drechselteile veräußert mit A++ Qualität und seinen Gewinn durch hohe Preise erzielt oder ob man teilweise oder komplett seine Qualitätsanforderungen reduziert und man Objekte in „minderer“ Qualität anbietet um mehr potenzielle Kunden anzuregen und Gewinn durch die Masse erzielt. Maximale Qualität zu geringen Preisen anzubieten ist finanziell gesehen absoluter Müll, zumindest wenn man auf Gewinn aus ist.
Hier muss schlussendlich ein jeder selber entscheiden ob das Drechseln ein reines Hobby bleiben soll, mit dem man sich die Hobbykasse ein wenig aufbessert, oder ob man Profit erwirtschaften will. Nur weil einige Aussteller ihre Waren „verramschen“ schädigt das sicherlich nicht das allgemeine Bild der Drechsler. Doch werden sich die Fragen mehren warum dieses Stück dort 50€ und ein Stand weiter 250€ kostet.

Ein Beispiel der anderen Art findet sich im Bereich der Langspielplatte und gerader der Tonarme, Tonabnehmer und der ganzen Plattenspieler. Hier steigen seit Jahren, mit zunehmender Nachfrage, die Preise. Da hier aber nur einige wenige Hersteller den Markt beherrschen können sie den Preis so künstlich oben halten bzw. weiter hoch treiben. Ob so ein Konstrukt der künstlichen Preise auch bei Drechselteilen funktioniert, da bin ich mir nicht sicher.

Durch Gespräche in meinem eigenem Umfeld habe ich eigentlich immer wieder das selbe erfahren müssen. Alle finden es schön und toll und zeigen auch Ihre Wertschätzung nur dafür Geld zu bezahlen, dazu sind die wenigsten bereit und dabei ist es egal ob 25€ oder 75€.

Allerdings bin ich auch der Meinung das in der Alpenregion, Traditionelles Handwerk und dessen Erzeugnisse höher geschätzt werden als hier in z.b. NRW.
Erst wenn
der letzte Baum gerodet,
der letzte Fisch vergiftet
und der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
dass man Gold nicht essen kann.
hamidisch
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Beitrag von hamidisch »

hallo drechsler
ich danke euch für die anregungen und es hat mich gefreut,eine diskussion angeregt zu haben.ich für meinen teil werde in zukunft b-ware(schleifspuren,risse,oder rundgemachten abfall) auf dem flohmarkt verkaufen und die a-ware auf märkten.
wenn man eine gute balance beim preis findet,ich kann nicht auf jedem markt das gleiche verlangen,findet,müßte es doch klappen.
noch eine frage:
habt ihr eure ware mit preisen ausgezeichnet,oder verlangt ihr je nach laune?
gruß
harald
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Sternle
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Beitrag von Sternle »

Hallo Harald,
ich denke selbst auf Flohmärkten wirst Du den Holzpreis für Deine " B Ware " nicht bekommen, wenn Kinderkleidungsstücke schon für 0,50 € weggehen, aber ich lass mich gerne belehren.
Mir wäre meine Zeit zu schade dafür, aber dass muss jeder für sich entscheiden.
Ich zeichne meine Ware entweder durch selbstklebende Preisetiketten oder meine Schreiber mit einem Preisschild mit Faden dran aus, bis vor kurzem hatte ich Aufsteller die abwaschbar waren, so müssen die Kunden die Schale schon mal in die Hand nehmen um den Preis zu sehen ;-)
Ich möchte im Leben gern eine positive Spur hinterlassen
Gruß Sternle
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