Weihnachtsmarkt

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Tüftler
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Weihnachtsmarkt

Beitrag von Tüftler »

Hallo liebe Drechselgemeinde,

Ich habe mal eine Frage an euch Profis.
Ich gebe meiner Mutter jedes Jahr für ihre Märkte (Nikolaus und Weinachtsmärkte) ausgesuchte Arbeiten von mir mit, in der Hoffnung, das sie etwas davon verkaufen kann. Die Sachen werden zwar begutachtet und auch für schön befunden, aber kaufen tut fast keiner etwas. Egal, ob es Schalen, Teller oder Weihnachtsartikel sind.
Ich habe letztes Jahr andere Stände beobachtet, welche das gleiche Problem hatten. Am Preis kann es bei mir nicht liegen, da ich immer weit unter den Preisen anderer Stände bin.
Nun ist meine Frage................gibt es irgend etwas, was die Leute gerne kaufen oder gibt es für dieses Jahr irgend einen Dekotrend für Weihnachten?
Es sollten allerdings Objekte werden, bei denen ich nichts zukaufen muss, also nur aus Holz.
Wie sind eure Erfahrungen?
Ich würde mich über Tipps freuen!

Gruß,
Tüftler
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martin.99
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von martin.99 »

Also Trendforscher bin ich nicht. Profi auch nicht. Aber meine persönliche Beobachtung teile ich gern.
Beispiel Schale:Schalen usw. stehen mehr oder minder rum (sollen ja auch zur Geltung kommen, im Schrank sieht man eine schöne Schale nicht), davon verträgt jeder Haushalt nur eine begrenzte Zahl. Und es gibt halt ein großes Angebot. Die einzelne Schale ist zwar vielleicht besonders schön, aber nichts einmaliges insgesamt.
Da hilft dann auch der Preis nicht mehr. Wenn dann überhaupt noch was hilft ist es das Kaufserlebnis, das zu einem spontanen Kauf führt, also eine tolle Geschichte vom Verkäufer o.ä. Ich denke da ist unser Cello ein Meister.
Wenn ich über so saisonale oder Handwerkermärkte gehe langweile ich mich zu 90%, weil man jedes Jahr gefühlt das gleiche sieht. Ob die Schale nun so oder so groß ist oder der Töpferkram hell oder dunkelblau ist ist mir zu wenig. Der Trend zu immer mehr Fressbuden und gähnende Leere oder zumindest wenige erlebte Kauffälle an den Handwerksständen bestätigt mich. Handwerk ist dann nurnoch dekoratives Beiwerk zum flanieren.
Nichts desto trotz habe ich die letzten Monate hier im Forum mehrmals Vorstellungen von Drechselarbeiten gesehen, die mit recht geringem Aufwand herzustellen waren und dabei gedacht, dass das auch super Dinge für Märkte sind, da ich sie so noch nicht gesehen habe.
Insgesamt denke ich gehen Dinge für <10 oder <20Euro besser als Schalen für >30 oder >40Euro. Nur mein Empfinden.
Also Augen auf, auch in 2019 wird das Weihnachtsgeld von den Leuten wieder in die Wirtschaft gebracht, hoffentlich in deine Tasche.
Jeder hat das gleiche Problem an Weihnachten. Es gibt Leute, denen man was schenken möchte/will/muss und die im Prinzip schon alle Dinge der Welt haben. Was schenkt man denen?
Da musst du eine Antwort haben. Und entscheidend ist doch die Analyse: Was ist ein durchschnittlicher Marktbesucher bereit für ein Weihnachtsgeschenk auszugeben. Früher sicher bis 10Euro. Ich glaube inzwischen geht das bei einem gewissen Klientel deutlich höher, vielleicht 25Euro. Was und für welche Zielgruppe kannst du da anbieten? Für Kinder? Für Männer? Für Frauen? Als Deko? Als kleine Spielerei?
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Ralph
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Ralph »

mm.jpg
mm.jpg (7.68 KiB) 5325 mal betrachtet
ich habe lange mit mir gerungen, ob ich hierzu etwas schreiben soll. Deine Aussage
Am Preis kann es bei mir nicht liegen, da ich immer weit unter den Preisen anderer Stände bin.
macht mich sauer (höfliche Umschreibung von "ich möchte Kot....").

Warum? a) machst Du damit Deinen Kollegen den Markt kaputt und b) bringt es offenbar nix, vermutlich weil "was nichts kostet ist nichts wert"

Aber jetzt zu Deiner Frage. Klar verkaufen sich Sachen für 20 € besser/leichter als die für 200 €. Das ergibt den Ansatz: ich "drechsle" für dieses Segment, also Kreisel Schlüsselanhänger einfache Flaschenöffner. Und natürlich Teelichter.....

Oder Du stellst hochpreisige Sachen hin und wartest auf Käufer.

Letzteres funktioniert allerdings nur, wenn Du (siehe Cello) das auch verkaufst, also nicht den Tisch randvoll packen und sich mit Kundenabwehrgesicht dahinter platzieren. Und jemand anderen hinstellen, der kein Drechsler ist geht gar nicht. Wie soll der/diejenige die Kunden vernünftig ansprechen? Und ich meine "Ansprechen", also aktiv sein

Wir haben diese Diskussion jedes Jahr vor unserem gemeinsamen Stand auf dem Adventsmarkt des Hessenparks. Was nehme ich für die Kugel mit 15cm Durchmesser? 25 € oder 250 €

Aber das Thema Preisfindung ist älter als das Forum......


Sprich mich in Ebbs mal an, dann können wir quatschen

Schönen Sonntag
:-)

Ralph (Exilbayer)
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Tüftler
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Tüftler »

Hallo,

Deutliche Antworten habe ich da bekommen :-) und ich glaube, ihr habt Recht.
Daran habe ich noch gar nicht gedacht, das ich die Ware vielleicht zu billig anbiete und ich möchte schon gar nicht das Geschäft von Kollegen kaputt machen. Ich habe wohl falsch gerechnet. Ich ging immer davon aus, da ich ja für das Holz nichts bezahlt habe, kann ich auch die Preise niedriger gestalten.
Und die Sache mit dem Stand habe ich mir auch schon überlegt. Ich werde es dieses Jahr einmal versuchen und bei einem kleinen, aber gut besuchten Markt, einen Stand auf machen.
Ich danke euch für eure Tipps.

Gruß,
Tüftler
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von DirkM »

Hallo Tüftler,

Ich habe nun schon auf dem ein oder anderen Markt gestanden und versuche hier mal meine Erfahrungen zusammen zu fassen.
1.Der Markt muss zu Deinen Produkten passen.Veranstaltungen bei denen ich nur als Pausenfüller zwischen den Fressständen dienen soll, habe ich aussortiert.
2.Hast du ein qualitativ gutes Stück,wird es auch seinen Käufer finden. Der Preis ist dabei nicht das alleinige Entscheidungskriterium. Auf den letzten Märkten waren die schönsten Schüsseln mit Preisen um 120-200 Euro als erstes weg.Das kann beim nächsten Mal aber auch komplett anders sein.
3.Ich bin auf den Märkten immer selbst dabei und drechsel auch die ganze Zeit.Bei mir hilft es Leute für den Stand und die Produkte zu interresieren.Meine Frau macht dann den Verkauf.
Es ergeben sich häufig spannende Gespräche und wir erhalten ein gutes Feedback für Preis und Angebotspalette.
4.Ich verwende überwiegend regionales Holz und kann den Leuten genau sagen,woher das Holz kommt.
Die Geschichte rund um das Produkt ist fast genauso wichtig,wie das Produkt selbst.Siehe Marketingvortrag von Cello!
5.Verkaufe nur etwas,was dir selbst auch gefällt und wo du zu 100% hinterstehen kannst.
6.Versuch macht klug!
7.Kapselheber von Liebensteiner und Flaschenverschlüsse werden gerne mal genommen.
8.Ringe sind toll,du brauchst aber einen langen Atem und sehr sehr viele Varianten in allen Größen.

So.....das mus für einen Abriss des erlebten in Kurzform ausreichen.
Fazit!
Es kommt immer anders wie erwartet und wer Spass am Stand hat und sich aus seiner Komfortzone herrauswagt, hat aus meiner Sicht schon gewonnen.

Gruß aus Brühl
Dirk
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Schwarzwälder
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Schwarzwälder »

Hallo Tüftler,
möchte hier auch noch meinen Senf zum Thema "ich bin ja billiger als die Andern" dazu geben. Wenn wir hier (meine Frau und ich) auf Weihnachtsmärkte gehen, so besteht unser Sortiment immer aus einem Teil hochpreisiger Produkte und eben auch z.T. aus ein paar €ronen Artikel. (Kreisel als Blickfang für die Kids, Schlüsselanhänger, Flaschenstopfen etc.) Aber ich könnte aus der Haut fahren, wenn ich sehe, dass Kollegen dann sich, ihr Können, ihre Arbeit und das verwendete Material weit unter Preis verkaufen.
Mir geht's hier auch mit dem erzeugten Honig so, wenn ich über die Grenze nach Tschechien fahre, so kann ich dort im Straßenhandel das Glas Honig für 2€ kaufen. Hier verlange ich zwischen 4,00 und 4,80 € pro Glas. Wer nicht will der hat schon gehabt, lieber verkaufe ich dann recht wenig, bevor ich unter Preis verkaufe. Und so empfinde ich eben erst recht in Bezug auf die an der Bank hergestellten Waren. Alles hat Zeit, Mühe, Herzblut und nicht zuletzt eben auch Geld gekostet und warum sollte ich dann meine Produkte billig verkaufen? Denk mal darüber nach.
Liebe Sonntagsgrüße aus der nördliche Oberpfalz
Achim
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Cello »

Hallo Tüftler,

ich habe einige Aussagen der bisherigen Antworten mal zusammengefasst:

Da hilft dann auch der Preis nicht mehr. Wenn dann überhaupt noch was hilft ist es das Kaufserlebnis, das zu einem spontanen Kauf führt, also eine tolle Geschichte vom Verkäufer o.ä.
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Oder Du stellst hochpreisige Sachen hin und wartest auf Käufer.

Letzteres funktioniert allerdings nur, wenn Du (siehe Cello) das auch verkaufst, also nicht den Tisch randvoll packen und sich mit Kundenabwehrgesicht dahinter platzieren. Und jemand anderen hinstellen, der kein Drechsler ist geht gar nicht. Wie soll der/diejenige die Kunden vernünftig ansprechen? Und ich meine "Ansprechen", also aktiv seinOder Du stellst hochpreisige Sachen hin und wartest auf Käufer.
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1.Der Markt muss zu Deinen Produkten passen.Veranstaltungen bei denen ich nur als Pausenfüller zwischen den Fressständen dienen soll, habe ich aussortiert.
4.Ich verwende überwiegend regionales Holz und kann den Leuten genau sagen,woher das Holz kommt.
Die Geschichte rund um das Produkt ist fast genauso wichtig,wie das Produkt selbst


Wenn Du Deine Arbeiten auf dem Markt Deiner Mutter nur dazustellst, werden sie immer aussehen wie dazugestellt. Man muss seine Geschichten verkaufen, nicht nur sein Holz.

Meinen Vortrag "Marketing für Drechsler - wie verkaufe ich Dinge, die keiner haben will" werde ich in Ebbs wieder halten. Du bist zum Besuch herzlich eingeladen, vielleicht kannst Du einige Dinge entnehmen, die Dir nützen.

Gruß
Cello
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Tüftler »

Danke für eure Meinungen, welche mir wirklich geholfen haben. Wie schon gesagt, werde ich dieses Jahr einen eigenen Stand machen.
Ich hoffe, das ich es nach Ebbs schaffe. Mein Schwager wohnt ja ganz in der Nähe, da möchte ich das gerne verbinden. Kommt ganz darauf an, was dir Firma wieder vor hat, in welcher ich arbeite :-(

Gruß,
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dege52
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von dege52 »

Hallo Tüftler ,meine Erfahrungen kurz und knapp : Sauber gearbeitete Naturrandschalen in allen möglichen Größen aus schönen einheimischen Hölzern gehen immer und als Verkäufer selber am Stand ist Bedingung ! Drechselvorführungen beleben das Geschäft ! Gruß Detlef
"Ein Leben ohne Drechselbank ist möglich, aber sinnlos ! GUT SPAN !"
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Schnedo
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Schnedo »

Hallo zusammen

Noch etwas zum "zu hohen Preis". Was macht man, wenn ein Kunde den Preis als zu hoch anspricht? Ich habe das sehr gerne, denn das ist doch ein klares Signal, dass er an diesem oder jenen Teil interessiert ist. Wenn ich jetzt aber versuche den Preis zu rechtfertigen (ja wissen sie, da steckt viel Arbeit dahinter und die Maschine und das Werkzeug muss auch bezahlt werden usw.) habe ich bereits verloren, den Kunden interessiert es doch nicht was meine Drechselbank kostet. Wenn ich aber sage: ja da haben sie sich aber ein sehr schönes Stück ausgelesen, das habe ich aus dem Nussbaum der da unten gestanden hat gedrechselt. Dabei gebe ich dem Kunden die Schale in die Hände (Frauen fangen dann oft an liebevoll über die Oberfläche zu streichen), jetzt gehört die Schale schon etwas dem Kunden/der Kundin. Der Baum musste übrigens gefällt werden weil er krank war und die runterfallenden Äste immer sehr gefährlich waren, schade für den alten Baum. So oder ähnlich bringe ich den Kunden soweit, dass er den Preis nicht mehr als so entscheidend ansieht.

Oder noch eine andere Variante, z.B. eine Schale für 150 Euro
-Was glauben sie, wie lange sie an dieser Schale Freude haben werden?
-Der Anblick würde mich sicher die nächsten 10 Jahre erfreuen.
-Das macht dann also 15 Euro pro Jahr (schreibe ich auf ein Blatt Papier und zeige es der Kundin)
-15 geteilt durch 12 (laut vorrechnen), das sind dann 1.25 Euro pro Monat (wieder aufschreiben und zeigen)
-1.25 geteilt durch 4, das sind 0.3125 Euro pro Woche (auf dem Taschenrechner ausrechnen und das Resultat zeigen)
-0.3125 geteilt durch 7, das sind 0.04464285714 Euro
Spätestens jetzt beginnt die Kundin zu lachen und denkt das ist aber ein sehr günstiges Vergnügen das ich mir leiste.
Jetzt ist es Zeit zu fragen: Soll ich ihnen die Schale in ein Tuch einwickeln oder möchten sie lieber eine Tragtasche?
Funktioniert natürlich nicht immer, aber das Gespräch hat sicher mehr Spass gemacht als wenn ich nur versuche meinen Preis zu rechtfertigen.
Gruss Werner

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radon
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von radon »

Frei nach dem Satz: "Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem." gebe ich hier auch noch meinen Senf dazu.

Für mich das Wichtigste: Der Markt (und damit das Publikum) muss zu den Produkten passen!
Ich verkaufe jedes Jahr auf einem kleinen Adventsmarkt mit Kunst und Kunsthandwerk. Publikum zu hohem Teil Akademisch. Menschen, die Handgemachtes schätzen, auch weil sie oft wenig Ahnung haben wie solche Sachen entstehen.
Das bringt mich zum nächsten Punkt: Anwesenheit!
Auf "meinem" Markt gibt es eine Zentralkasse. Das bedeutet, dass ich nicht selbst kassieren muss und daher auch nicht vor Ort sein müsste. Wenn ich aber nicht am Stand bin (Essen holen, rauchen etc.) verkaufe ich nichts.
Ich kann und muss zu beinahe jedem Verkauf eine Geschichte erzählen. Wie ist das Objekt entstanden, wie funktioniert Drechseln überhaupt, woher kommt das Holz (hier habe ich das Glück, fast zu jedem Stück den genauen Wuchsort des Baumes zu kennen). Schreibgeräte brauchen besonders viel Beratungszeit.
Wenn Menschen am Stand stehen fordere ich regelmäßig dazu auf, die Stücke anzufassen. "Bitte anfassen!" bringt oft ein Gespräch in Gang an dessen Ende ein Verkauf steht.
Der Preis war bei diesem Markt nie ein Thema.

Ich habe aber auch schon folgendes erlebt:
Hoffest kurz vor Weihnachten auf einem Bauernhof. Ländliches Publikum. Ich war zum Vorführen und Verkaufen eingeladen.
Dabei habe ich nicht ein Stück verkauft. Das empfand ich nicht als schlimm. Geärgert hat mich aber, dass sich keine Sau für meine Drechselei oder die Sachen interessiert hat. Der Preis hat auch hier keine Rolle gespielt (niemand hat die Preisschilder angeschaut).
Interessant fanden die Leute nur die Bratwurst und den Glühwein.

Deshalb nochmal:
Der Markt muss zu den Produkten passen!

Letztes Jahr wurde ich von einem Förster eingeladen, dieses Jahr beim Weihnachtsbaum- und Wildverkauf vom Sächsischen Staatsforst einen Stand aufzubauen und zu Drechseln (keine Standgebühr). Der Förster hat über die letzten Jahre einen kleinen Markt als "Zusatzprogramm" zum Baumverkauf etabliert.
Ich habe mir die Veranstaltung erst mal angesehen: Publikum, Location, Verkäufe, Preisgestaltung der Verkäufer.
Erst mit diesen Kenntnissen habe ich dann zugesagt. (Auch weil es dort das weltbeste Wildschweingulasch gibt ;-) )
Dennoch bleibt natürlich das Risiko, dass es ein Flop wird. Aber das Risiko ist geringer.
Gruß
Stefan
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hplzwurm
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von hplzwurm »

Hallo zusammen,

schon interessant hier mitzulesen :-)

Meine Beilage :-):

Manchmal ergeben sich auch einfach nur gute Kontakte für später, egal in welcher Richtung.
Schnedo hat geschrieben: 09.09.2019 - 00:39:19
Jetzt ist es Zeit zu fragen: Soll ich ihnen die Schale in ein Tuch einwickeln oder möchten sie lieber eine Tragtasche?
Funktioniert natürlich nicht immer, aber das Gespräch hat sicher mehr Spass gemacht als wenn ich nur versuche meinen Preis zu rechtfertigen.

Wir waren vor zwei Wochen zu zweit auf einem Markt und dort kam auch 2x die kritische Frage nach dem Preis. Ich hatte schon beide Male richtig tief Luft geholt, um den Preis zu rechtfertigen, als der Nachsatz kam: das ist aber viel zu billig für die Arbeit. Aber sie haben nicht freiwillig mehr bezahlt.

@ Schnedo
Ich werde mir Deine Argumentation zu eigen machen.
liebe Grüsse aus Radevormwald

Martin Scheibner
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Tüftler
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Tüftler »

Ich habe hier jetzt viele Tipps und Tricks gelesen, welche den Verkauf fördern.
Nach dem das meine erster Stand wird und ich mit dem Verkaufen noch nie etwas am Hut hatte, werde ich all dies beherzigen.
Versuch macht klug!

:danke: Für eure Hilfe :danke:

Gruß,
Tüftler
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von martin.99 »

Ich schrieb ja neulich von einigen Ideen hier in letzter Zeit, die weihnachtstauglich sind.
Wie wäre es mit sowas auf dem Weihnachtsmarkt. Das müsste man doch zu Geschenk-Preisen fertigen können und es sieht schön aus, fast jeder kann es heute brauchen, was will man mehr:
viewtopic.php?f=53&t=54033&p=380074#p380074
HolzHelmut
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von HolzHelmut »

Hallo Tüftler,

hier sind meine Erfahrungen: Ich habe letzten November meinen ersten Weihnachtsmarkt "gemacht". War ein neues Event bei uns in der Nähe, eher ein kleiner Künstlermarkt. Die meisten Exponate (wie selbstgemachte Seifen, Armbänder aus angespülten Fischernetzen, gebrauchte Kinderkleidung etc.) standen im Kontrast zu meinen Schreibgeräten. Vor allem im Preis … da, wo die anderen preislich aufhörten, fingen meine Stifte erst an. Hab ich aber erst bemerkt, als ich vor Ort war.

Meine Gedanken dazu im Vorfeld waren:
  • Präsentiere deine Ware wie Luxusgegenstände. Ein Blick in die Schaufenster von Tiffany, Rolex und Co zeigen: die wertvollsten Dinge stehen alleine, mit viel Platz drum rum.

    Überfülle deine beiden Tische nicht, kein Sammelsurium mit allem, was du kannst. Machs den Kunden nicht schwer, etwas zu finden.

    Dekoriere den Tisch mit deinen Materialien, lass aber die Stifte (in meinem Fall) immer im Vordergrund stehen. Ich will ja nicht die Deko verkaufen.

    Die wenigsten werden sich sofort entscheiden. Also gestalte Visitenkarten, lass die drucken und lege sie zum Mitnehmen aus. Wurde sehr gut angenommen.

    Um den Interessenten eine Erinnerung mitzugeben, haben ich ein kleines Booklet gestaltet (DIN A7 quer, 20 Seiten), auf denen ich kurz mich und meine Stifte beschrieben habe. Kein "Drechslerporno", sondern emotionale Beschreibungen, die dem Endkunden gefallen. Niemand interessiert sich, welche Bank ich habe oder welche Röhre ich verwende. Es wurden viele Booklets mitgenommen.

    Da ich schon ein bisserl schüchtern bin, hat meine Frau vielfach den Erstkontakt übernommen. Ich hab dann (mit Leidenschaft) was über den Stift, das Holz und ein paar Dinge drum rum erzählt. Meine Frau hat kassiert, ich hab den Stift verpackt und überreicht. War eine klasse Aufteilung.

    Ich habe ein paar Roh-Hölzer mitgenommen, die ich unter dem Tisch verwahrt habe und nur im Gespräch bei Bedarf hervorgeholt habe. Das haben andere Vorbeigehende gesehen und sind sofort stehen geblieben und haben zugehört. Viele von denen haben eine Visitenkarte oder das Booklet mitgenommen.

    Dem typischen "Der Stift gefällt mir, aber ich hätte den gerne in Rot" bin ich natürlich damit begegnet, dass ich den Stift (sofern vorhanden) unterm Tisch hervorgeholt und präsentiert habe. Witziger weise wurden genau mit dieser Masche drei Stifte verkauft.

    Eine Preisdiskussion hatte ich gar nicht (und das bei Preisen bis 490 Euro….).

    Wie auch schon ein Kollege vorher gesagt hat: der eigentliche Verkauf hat nach dem Markt stattgefunden. Während des Marktes habe ich einiges an Stiften verkauft. Aber in den Wochen danach kamen viele Anrufe und Bestellungen, die mich vom Weihnachtsmarkt her gekannt haben. Dank der Visitenkarten und Booklets (die Leute haben tatsächlich die dort abgebildeten Stifte bestellt, obwohl die schon längst verkauft waren. So kam es zu Individualproduktionen).
Um Missverständnisse zu vermeiden: das sind KEINE Ratschläge, das waren meine Erfahrungen. Für den Markt im Frühjahr musste ich noch ein paar Ideen "draufsetzen"- ich profitiere bis zum heutigen Tage davon.

Ich habe gelernt: Wenn ich es nicht mache, machts keiner. Wenn ich mich nicht bekannt mache, kann ich meine Produkte verschenken, kaufen wird sie niemand. Wenn ich kein Geld in die Hand nehme, um einen schönen Stand zu machen, gewisse Werbematerialien bereit zu stellen und über zusätzliche Kommunikationswege nachzudenken (für mich bedeutet das im Q4/2019: PR-Artikel versenden, Online präsent zu sein, mit ausgefallenen Ideen die lokale Presse zu motivieren, über eine Kooperation mit der Presse nachdenken, evtl. ein kleines Gewinnspiel über Facebook o. Ä. zu machen um die Leute zu meinen nächsten Event zu bekommen und dergleichen mehr).

Wenn jetzt jemand sagt: das ist aber richtig viel Arbeit, dann sage ich: ja. Vor allem für einen kleinen Hobby-Holzkratzer, der erst angefangen hat. Aber: Der Erfolg, wenn Kunden kommen und bestellen, wenn sie von ihrem Produkt dann total begeistert sind und als Wiederholungstäter weitere Sachen bei mir einkaufen - das ist den Aufwand allemal wert. Und es beginnt, finanziell etwas hängen zu bleiben, um weitere Aktionen in Betracht zu ziehen. So kann man entscheiden. Wie "weit man es treiben" will.

Viel Erfolg bei deinen Aktionen,
herzlichst,

Helmut
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Touchma »

Helmut,

Danke für Deinen Bericht.
Ich habe beruflich mit dem Thema Ladenbau und Verkaufsförderung im Bereich Rolex, Tiffany und Co zu tun, kenne mich also etwas mit dem Thema aus.
Wenn ich mir als Hobbydrechsler, der noch nie etwas auf einem Markt verkauft hat einen Kommentar erlauben darf, dann würde ich sagen Du hast alles richtig gemacht :klatsch: :klatsch:

Das Produkt in den Vordergrund stellen (und nicht den Preis) mit Leidenschaft beraten und nicht zu überladene Tische.
Wenn Du keine Preisdiskussionen hattest (und das im genannten Segment :?oh ) dann hast Du die Kunden genau passend abgeholt.
Visitenkarten und Booklets runden den professionellen Auftritt ab.

Mich würde mal ein Bild von Deinem Stand interessieren :-C

Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg :klatsch: :prost:
Viele Grüße aus dem Münsterland,
Stefan

Schnell ist nix gemacht!!
Cello
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Cello »

Hallo HolzHelmut,

Glückwunsch, ich habe selten so etwas Vernünftiges gelesen.

Gruß
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von GentleTurn »

Cello hat geschrieben: 12.09.2019 - 22:55:38
Glückwunsch, ich habe selten so etwas Vernünftiges gelesen.
Moin,

dem schliesse ich mich zu 100% an. Danke Helmut für den Beitrag. :klatsch:
Wer etwas verkaufen möchte - ganz gleich, was - der kann das nur gut über Emotionen bewirken.
„Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Tüftler »

Hallo Drechselgemeinde,

Viele Antworten habe ich hier bekommen, welche mich zum nachdenken angeregt haben!
Nach meinen ersten Märkten, bei welchen ich zum ersten mal selber verkaufe, werde ich auf alle Fälle berichten, wie es mir ergangen ist.

Danke für eure vielen Tipps :danke:

Gruß,
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Re: Weihnachtsmarkt

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Ich hab eher das umgekerte Problem
Es ist nie etwas da was zu verkaufen ich im Stande wäre.
Die Produktionszeit oder sollte ich besser sagen "Die Zeit wo ich am machen Spass habe" ist immer viel zu kurz bemesse.
Noch was : Wenn ich was verkaufe dann ist immer Leidenschaft für die Sache oder meine Arbeit oder mein Hobby voll mit dabei. Nur Verkaufen damits verkauft ist geht gar nicht. Das ist bei meinen Äpfeln so und auch beim Wein und erst recht bei meinen Holzkunstwerken auch wenn es nur eine banale Muskatmühle ist.
Für mich ist auch immer wichtig dass es ein fairer Preis ist. Der Kunde darf zwar bezahlen aber alle sollen das Gefühl haben dass es ein gutes Geschäft war.
Gruß
Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
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