Meisterzwang kommt zurück!

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martin.99
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von martin.99 »

Wenn ich mir die gesamtwirtschaftliche Relevanz der ausgewählten Berufe ansehe, vielleicht mal abgesehen vom Fliesenleger und ein oder zwei anderen, ist das mal wieder zeigen von Aktionismus unserer Politiker in Bereichen, die zwar für einzelne sehr bedauerlich sind, aber insgesamt gesehen in D keinen großen Aufschrei hervorrufen werden, aber dennoch dafür sorgen in die Presse zu kommen und zu zeigen, dass die Politiker viele Entscheidungen treffen und aktiv sind.
Es erinnert mich hierbei an die "wichtige" Entscheidung vor einer der letzten Wahlen, als ebenfalls Vorwahl-Aktionismus gezeigt werden musste und entschieden wurde, dass ehemalige KFZ-Kennzeichen kleiner Kreise und Gemeinden wieder vergeben werden dürfen. Ob auf dem Nummernschild nun (bei uns) VIE wie früher oder KK steht ist so relevant, wie ein Sack Reis in China, aber die Leute fahren jetzt begeistert mit KK statt VIE rum und haben wieder dieselben rot-schwarzen Parteien gewählt, wie die ganzen letzten Jahre. Die Taktik scheint also im großen und ganzen zu funktionieren.
Die wirklich wichtigen wegweisenden Entscheidungen für die nächsten Jahrzehnte, da wird jahrelang dran rumgeredet, debattiert, diskutiert, beraten und dann passiert....nichts.
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Eisbär
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Eisbär »

Moin,

als erstes möchte ich hier mal anmerken, dass ich größten Respekt vor den Berufsdrechslern habe! Punkt. Ich besitze selbst seit 40 Jahren einen Gesellenbrief in einem Handwerk das es heute nicht mehr gibt. :heul

Um was geht es denn hier eigentlich? Doch nicht um Befindlichkeit von mir oder anderen Drechslern. Oder wer oder was sich überhaupt "Drechsler" nennen darf. Oder ob es Drechsler erster oder letzter Klasse gibt. Das steht doch hier nicht zur Debatte.

Ob jemand eine Ausbildung, Gesellenprüfung, Meisterbrief im Drechslerhandwerk macht doch auch nicht. Das kann er heute und das wird er zukünftig auch können, da ändert sich doch nix!

Um was geht es denn? Es geht darum, dass der Gesetzgeber beschließt im Drechslerhandwerk wieder die Meisterpflicht einzuführen. Das bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, dass ab dem Zeitpunkt der Wirksamkeit des Gesetzes die Gewerbeämter und die Handwerkskammern keine Kleinbetriebe mehr zulassen, wenn der Betreffende keinen Meisterbrief hat.

Da sagen einige - macht doch nix. Ich handle ja nur damit. Bisher kein Thema. Niemand hat Interessiert woher der Handelnde seine Ware hat. Bisher, und von wegen nix wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Könnte man auch sagen: Kopf in Sand, dann sieht mich keiner.

Bisher war es kein Problem sich beim Gewerbeamt und bei der Handwerkskammer anzumelden mit: Herstellung und Vertrieb von Drechselware.

Das wird zukünftig nicht mehr gehen. Und ob es weiter funktioniert nur mit dem Handel (wird praktiziert um die Beiträge für die HWK zu sparen) das wird sich zeigen.

Jedenfalls wird das zukünftige Herstellen von Drechslartikeln unter das Gesetz fallen.

Nicht unter das Gesetz fällt natürlich der auch sich hier schon zu Wort gemeldete "Hobbydrechsler". Er wird weiterhin seine Ware zum 0-Tarif unter das Volk mischen dürfen. Entscheidend ist hier, falls er dann doch mal einen Obolus verlangt, dass das dann als Schwarzarbeit einzustufen ist. Dass keine Gewinnabsicht dahinter steckt ist bei der neuen Gesetzeslage nicht relevant.

Ich möchte den "Händlern" unter uns wirklich empfehlen, sich über die neue zu erwartende Gesetzeslage genau zu informieren, ob es nicht doch besser wäre dieses Jahr noch den Gewerbeschein mit der Herstellung zu erweitern und sich eintragen zu lassen. Es ist durchaus möglich dass das Gesetz erst im Februar oder März beschlossen wird mit der Rückwirkung auf 1. Januar. Es wäre schade, wenn hier der Ausspruch eines Herrn Gorbaschov zum tragen käme.

Es ist wirklich nicht meine Absicht das Drechslerhandwerk, egal ob im Beruflichen oder Kleingewerblichen Sinne zu verunglimpfen :ausruf:

Wir müssen uns hier mit einer Realität auseinandersetzen, die uns betreffen wird.

Und vor allem wird es die "Hobbydrechsler" auf dem Märkten betreffen.

Bin gespannt wie es weitergeht. Und bitte nix für ungut.

Josef, der begeistert weiterdrechselt (mit Bestandsschutz!)
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el_zotto
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von el_zotto »

Hallo ihr alle,

ich weiß nicht, ob ich den letzten Beitrag richtig verstanden habe, daher muss ich noch einmal geziehlt nachfragen:

Ist es nach aktuellem Stand der Dinge wirklich so, dass man nicht einmal mehr ein Kleinstgewerbe (also kleiner 17500 € Jahresumsatz) ohne Nachweis eines Meisterbriefes anmelden kann? Diese Form des angemeldeten Gewerbes war ja bisher die richtige Wahl für Hobbyisten.

Da ich selbst gerade mit dem Gedanken spiele, ein entsprechendes Gewerbe anzumelden, um keine steuerlichen Probleme zu bekommen, wäre ich über eine kurz Einschätzung sehr dankbar.

Bis bald,
Christian
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Eisbär
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Eisbär »

[mention]el_zotto[/mention]

Hallo Christian,

bitte tu uns den Gefallen und ruf bei der für Dich zuständigen Handwerkskammer an und frag da genau nach. Sie müssen Dir eine korrekte Antwort geben.

Wir sind sehr gespannt darauf.

(Als Anwort auf Deine Frage: Meiner Meinung nach ist es so.)

Viele Grüße

Josef
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el_zotto
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von el_zotto »

Hallo,

okay, dann weiß ich schon einmal mehr. Ich werde euch vermutlich etwas warten lassen müssen, werde aber (auch im eigenen Interesse) am Ball bleiben.

Viel Erfolg,
Christian
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mascheck
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von mascheck »

Da ich evtl. auch ein Kleingewerbe anmelden möchte, habe ich weiter recherchiert..

Kleingewerbe.JPG
Kleingewerbe.JPG (61.8 KiB) 5151 mal betrachtet
Quelle: Kleingewerbe.de Link:
https://www.kleingewerbe.de/gewerbeanmeldung.htm


Gruß
Martin

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MAXLUZI
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von MAXLUZI »

Hallo beisammen

erstmal ein danke an [mention]drechselhubi[/mention] .
Ich habe größte Anerkennung vor Berufsdrechslern, vor allem vor denen, die es schaffen in diesen modernen Zeiten mit einem so alten Handwerk zu bestehen!
Von der Achtung vor den Fahigkeiten ganz zu schweigen. Die paar male die ich "echten" Profis über die Schulter schauen konnte, haben mich nachhaltig beeindruckt.
Das deine Innung offen für Quereinsteiger ist, ist erfreulich zu hören. Wenn ich das nächste mal Freunde in Wiesenburg besuchen komme, würde ich gerne mal einen Abstecher ( :smash: nein nicht das Werkzeug :smash: ) bei dir machen.
Ich habe meine Lücke im Handwerk gefunden und große Freude am Lampenschirmdrechseln.
Etwas, was eher nicht Teil der alltäglichen Berufsdrechslerei ist.
Wie ich meine Firma umgestalte werde ich noch herausfinden müssen.
Endlich mal so ganz legal sein, wäre halt toll gewesen.

Was die Preispolitik von Hobbydrechslern betrifft bin ich milde gesagt auch sehr verärgert.
Zeit ist Geld, die Werkzeuge und Maschinen kosten Geld. Meine Famlie will leben. Wenn dann Leute für 20€/h Drechseln und sagen das sie ja nicht mehr brauchen weil es ein zubrot zur Rente ist, dann ist das ziemlich unfair gegenüber denen, die davon leben wollen!

Für die Hobbydrechsler auf Märkten gibt es immer noch das hierzu auch legale und passende Reisegewerbe.

Ob ein Kleingewerbe irgendwas mit Meisterpflicht zu tun hat, das bezweifle ich sehr. Es geht ja dabei nur um die Umsatzsteuer.

Eine Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerklicher Drechslerei wäre wohl sinnvoll, denn wie schon geschrieben kommen viele Innovationen und alte Techniken eben von den Leuten, die damit nicht ihr täglich Brot verdienen müssen und auch gar keine Zeit für derlei Spielereien haben.


Ich würde wirklich saugerne einen Meisterkurs machen, aber das gibt meine Lebenssituation nicht her.
Außerdem gehen dann Jahre ins Land um da weiter zu machen wo ich eh schon bin.

Na ja, schwieriges Thema wo sehr vieles seine Berechtigung hat und manches einfach nur bescheuert und am Sinn vorbei geschossen ist.

Denn, wie gesagt, prägen die Hobbydrechsler diesen Beruf so sehr wie es wohl in kaum einem anderen Beruf ist.
Beispiel DFT. Wieviele Meister sind da prägend (sicher einige) und (aber) wieviele Künstler/Hobbydrechsler sorgen dort für das was da eben ist und das was das Drechseln am Leben hält. Wer hat die Zeit Videos auf Youtube zu stellen und junge Leute für dieses Handwerk zu Begeistern.
Natürlich wird das Hobby nicht verboten, aber den ungelernten unter den Profis sollte es möglich sein, legal von ihrer profession zu leben.

Noch is ja nix fix. Vielleicht wäre es auch interessant von der Drechslerinnung da eine Unterscheidung zu finden??
Eine Aufnahmeprüfung zum Kunstdrechsler? Ein Gesellen und Meisterstück zum Kunstdrechsler? Mit Theorieteil und Holzkunde? Sowas fänd ich toll.
Ich drechsle seit 15 Jahren und bin genausolange professionell im Holzbau tätig und traue mir sofort zu, eine Prüfung für das was ich drechseln möchte zu belegen.

Viele Grüße
Max
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mascheck
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von mascheck »

MAXLUZI hat geschrieben: 12.09.2019 - 12:18:34
Hallo beisammen
...
Ob ein Kleingewerbe irgendwas mit Meisterpflicht zu tun hat, das bezweifle ich sehr. Es geht ja dabei nur um die Umsatzsteuer.
...
Viele Grüße
Max

Hallo Max, ich glaube du bringst hier Begrifflichkeiten durcheinander. Google - Suche bringt z.B.

kleinunternehmen.JPG
kleinunternehmen.JPG (82.91 KiB) 5106 mal betrachtet
Quelle:Buhl Data Service Gmbh, Link:
https://www.invoiz.de/kleinunternehmer- ... terschied/

Lieben Gruß
Martin

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HolzHelmut
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von HolzHelmut »

Liebe Drechselfreunde,

ich verstehe die Diskussion immer noch nicht ganz … Wer heute ein Kleingewerbe anmeldet, ist für die Zukunft (aus heutiger Sicht und Rechtsprechung) erstmal "sicher". Richtig?

Und wer nach 2020 ein Drechselgewerbe aufmachen will, braucht einen Meister. Korrekt?

Ich habe letztes Jahr meinen ersten Kugelschreiber verkauft. Rein zufällig. Das ist streng genommen schon fast "Steuerhinterziehung". Also habe ich mich, auch auf Anraten meiner Steuerkanzlei, als Kleingewerbe angemeldet. Ich wollte schauen, ob man das mit dem Verkauf von Stiften etc. nicht weiter verfolgen und ausbauen kann. Die Empfehlung seitens der IHK war: "Melde dich als Drechsler an, das ist ein zulassungsfreier Beruf, da kannst du vieles darunter erledigen." Die Anmeldekosten sind sogar für Hobby-Drechslerverhältnisse sehr gering. Klar, die Administration, die drauf folgt (Versicherungen, GEZ kommt auch noch daher und so manche andere …) ist nicht ganz ohne, aber das hat man auch mal erledigt oder abgewehrt. Der Aufbau einer halbwegs rechtssicheren Website mit Shop ist fast schon komplizierter …

Neben den steuerlichen Vorteilen habe ich auch die viel gescholtene IHK als guten und kompetenten Berater erlebt (z. B. beim Import von Hölzern aus Südamerika), die mir Kontakte bis ins Wirtschaftsministerium für Außenhandel vermittelt hat. Abgeschlossene Versicherungen greifen auf Märkten gegen Vandalismus; bei Kunden, die sich in der Werkstatt aufhalten und einfache Arbeiten an ihren Stücken selber machen dürfen etc. Und vieles mehr. Es hat also nicht nur Schattenseiten, wenn man sich "anmeldet".

Wer sich nach 2020 als Drechselgewerbe anmelden will, braucht dann den Meistertitel. Aber ist das für jemand, der das nur als Hobby machen möchte, relevant? Man meldet - im Gewerbsfalle - dann ein anderes Gewerbe an, das der Tätigkeit am nächsten kommt und betreibt sein Hobby gewinnorientiert. Die IHK hilft einem da sicher mit der Liste zulassungsfreier Berufe weiter. Im Zweifelsfalle muss man halt ein paar Mark für Beratung in die Hand nehmen. Oder man versucht, eine gedrechselte Schale gegen Beratung zu tauschen ;-)

Mein Fazit aus dem bisher gelesenen:

Ich kann mir als Hobby auch weiterhin eine Drechselbank kaufen, Holz verarbeiten und verschenken.

Möchte ich mein Hobby gewerbsmäßig betreiben, muss man Nägel mit Köpfen machen und sich tätigkeitsnah entsprechend anmelden. Rentiert sich zwar nicht wirklich, wenn man nur 2.000 EUR im Jahr umsetzt, aber man ist auf einer relativ sicheren Seite.

Will ich den Beruf des Drechsler ergreifen und mich selbständig machen, gelten ab 2020 andere Vorgaben. Ob die gut sind oder nicht, mag jeder für sich entscheiden. Man muss sich nur heute schon auf die Rahmenbedingungen einstellen.

Eine ebenso böse wie perfide (und ungeprüfte) Geschäftsidee: Man meldet heute 10 Drechsler-Kleingewerbeunternehmen an und verkauft diese unter Bestandsschutz nach 2020 an Drechsler, die sich selbständig machen möchten. Damit ist dann mehr Geld umgesetzt, als man in der Zeit Holz verarbeiten kann … Und wer noch mehr verdienen will, der macht das mit einer oder mehreren GmbH´s ;-)

Nachdenklich und gespannt, was passieren wird,

Helmut
Siegi
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Siegi »

Hallo
Ich gebe jetzt auch einmal meinen Senf dazu.
Jeder regt sich über den Facharbeitermangel auf.
Ausbilden darf nur ein Meisterbetrieb egal welches Gewerk.
Ich denke die wenigsten der Betriebe die sich ohne Meister selbständig gemacht hat, kommt auf die Idee.
Geld zu investieren, den Meister nachzuholen oder einen Meister einzustellen, um auch wieder Leute auszubilden, auch wenn die Geschäfte gut laufen.

Durch den Meisterbrief darf ich auch wieder Facharbeiter ausbilden, und so das Handwerk weiter am Leben erhalten.

Gruß Siegi ein Zimmerermeister
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mascheck
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von mascheck »

Siegi hat geschrieben: 12.09.2019 - 20:17:32
...
Ausbilden darf nur ein Meisterbetrieb egal welches Gewerk.
...

Ein weit verbreitet Irrtum!


Screenshot_20190912-204612.png
Screenshot_20190912-204612.png (96.91 KiB) 4976 mal betrachtet

Quelle: Zentralverband des deutschen Handwerks
Link: https://www.zdh.de/fachbereiche/bildung ... ereignung/



Aber ich gebe Siegi völlig recht: Ausbildung anzubieten ist immens wichtig..

Freundlich grüßt
Martin

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Grissianer
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Bei uns ist es eigendlich so dass es keine Berufsschule wohl aber das Berufsbild des Drechslers gibt.
Steuerlich gesehen bin ich also gar kein Drechsler sondern ein Künstler oder genauer ein "Anderer Künstler" was soviel heist dass ich meine Objekte als kunsthandwerks Arbeiten bezeichnen darf und nicht als Drechselobjekte.
Was solls auch gut und die die sich Drechsler nennen dürfen das auch tun und haben halt andere Bedingungen und andere Möglichkeiten.
Aber es bleibt dabei alle müssen für ihren Lohn das irige Leisten also warum die Aufregung.
Gruß
Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
Glasholz
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Glasholz »

Eiwei . . . da wird die Wutz vertreilt bevor sie beim Metzer war! Das ist MEIN Stichwort, mir wäre der Meisterzwang im Lebensmittelgewerbe auch lieber!

Und ich sehe auch täglich was "Ausländische" aber EU-Bewohne so als "Fliesenleger" auf deutschen Baustellen anrichten, drei Mann zu Preise eines deutschen Handwerkers. Die dürfen so viele "angenzende" Gewerke mit durchführen - das war auch keine Glanzleistung unserer Politiker. Und das meist ohne jede Ausbildung da kein Meisterzwang.

So gesehen ist die Wahl der Berufe erstmal nicht sinnvoll, aber es hat mehrere Vorteile: Es wird wieder Ausbildungen geben, es wird wieder eine Berufsschule geben müssen, die Ausbildung ist besser gereget und das Kulturgut Drechseln besonders in den bekannten historischen Gebieten Erzgebirge und anderen bekommt einen höheren Stellenwert. Bitte mal drüber nachdenken.

Was die Meisterpflicht mit UNS Hobbydrechslern zu tun haben soll habe ich hier in dem Beitrag nicht erkennen können. Wir pflegen ein Hobby, wer verkaufen will klärt das als Kunst ab -da haben wir hunderte von Beispielen im Forum. Einem Schreiner sollte es auch egal sein, um mal ein Geländerstab den es nicht zu kaufen gibt nachzumachen benötigt es keinen Meister.

Locker bleiben, verlangt lieber die Meisterpflicht bei eurem Metzger, im Moment darf jeder eine Metzgerei eröffnen so lange er weis das es sich öfter mal die Hände waschen muß - so wurde mir neulich berichtet, ich hab es auch nicht glauben wollen.

Ich bleibe erst mal ruhig und versuche am nächsten Hustenanfall nicht zu ersticken: KD


PS: Ich verkaufe weiter meine Schreiber und Schmuckstücke als Kunst. Gewinn mach ich nicht und wenn das Finanzamt was will zeige ich denen die diversen Rechnung für meinen Maschinen und Holzeinkäufe. Aha, keine Gewinnabsicht, Hobby! Ende der Geschichte.
Kontakt per eMail:: Neue-Holzkunst@WEB.de
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Holzpeter
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Holzpeter »

Glasholz hat geschrieben: 13.09.2019 - 10:11:07
... im Moment darf jeder eine Metzgerei eröffnen so lange er weis das es sich öfter mal die Hände waschen muß - so wurde mir neulich berichtet, ich hab es auch nicht glauben wollen.
Hallo KD,

da hat man Dir Quatsch berichtet....
"Handwerksberufe mit Meisterpflicht sind Bäcker, Konditoren, und Fleischer"
Quelle: https://www.fuer-gruender.de/wissen/exi ... andwerker/

Hölzerne Grüße
Peter :-)
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Glasholz »

Danke Peter,

das beruhigt mich als gelegenheits-Fleichesser. Aber das musste ich dem Mann glauben weil der der es erzählte einen Bruder hat und der ist der Chef-Fleichschnippler in einer sehr großen Supermarkt-Metzgerei wo auch (mann kann es durch die Glastür sehen) Fleich zerlegt, Frikadellen gebacken und Hackwürste frisch gestopft werden. Selbst diese "Wiener" machen die dort direkt. Und das ist kein Meister obwohl er fast alle dessen Tätigkeiten ausführt.

Wer weis was da wieder für Ausnahmen gelten . . . ? Aber in Zukunft werde ich öfter die Tante Google bemühen müssen.

KD
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von angi007 »

Hallo zusammen,

ich melde mich nun auch mal, da mein Berufsstand ebenfalls von der Wiedereinführung der Meisterpflicht betroffen ist.

Also erstmal bin ich der Meinung, daß die Abschaffung der Meisterpflicht uns in Deutschland nicht unbedingt voran gebracht hat, sondern eher das Gegenteil bewirkt hat. Unser Qualitätssiegel "Made in Germany" hat dadurch stark gelitten.
Auch wenn ich nicht mehr in meinem Beruf als Orgelbaumeisterin tätig bin (ja ich habe selbst einen Meister in einem zur Zeit zulassungsfreien Beruf), sondern inzwischen in der Baubranche arbeite, so kann ich die Sache tagtäglich beobachten.
Durch den Entfall der Meisterpflicht haben sich eben auch viele "schwarze Schafe" selbständig gemacht, die nicht ohne Grund keinen Meistertitel führen.
...und hier geht es nicht um Drechsler, oder Kunsthandwerker die sich etwas dazu verdienen, oder so wie Maxluzi Ihren Unterhalt damit verdienen.
Ich denke, auch eine Wieder-Einführung der Meisterpflicht im Drechsler-Handwerk lässt hier sicherlich Wege für Leute wie Maxluzi offen.

Es geht dabei sicherlich auch um Haftung für Kunden, die eine Auftragsarbeit in Auftrag geben und dabei die Garantie benötigen, daß Sie das bekommen was Sie bestellen. Denkt doch vor allem auch mal an die Baunebengewerbe wie Fliesenleger, Parkettleger,...... hier geht es um Gewährleistungen.

...und der Aussage "einen Meistertitel kannste sicher auch trotzdem noch machen wenn es keine Pflicht dafür gibt" muss ich - zumindest in meinem Gewerk - ganz klar widersprechen. Durch den Wegfall der Pflicht, sind die Anmeldungen zur Meisterschule um 75% eingebrochen.
Das hatte die Folge, daß nur noch alle 4 - 5 Jahre ein Kurs zustande kam (zu meiner Zeit gab es den Kurs noch jährlich, oder zumindest im 2-Jahres-Takt).
Ohne Meister aber auch keine Ausbildung von Gesellen mehr. Zukunft der kompletten Branche daher also gefährdet.
Darüber sollte man vielleicht auch mal nachdenken.....
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Holzpeter »

angi007 hat geschrieben: 20.10.2019 - 15:46:48
Es geht dabei sicherlich auch um Haftung für Kunden, die eine Auftragsarbeit in Auftrag geben und dabei die Garantie benötigen, daß Sie das bekommen was Sie bestellen. Denkt doch vor allem auch mal an die Baunebengewerbe wie Fliesenleger, Parkettleger,...... hier geht es um Gewährleistungen.
Hallo ???*

wieso das denn?
Wenn ich als Selbständiger oder Freiberufler etwas anfertige/leiste/verkaufe unterliege ich der gesetzlichen Gewährleistung im Falle, daß etwas nicht korrekt ist.
Dabei ist es völlig egal, ob ich einen Ingenieur- oder Meisterbetrieb habe oder ob ich "nur" Geselle, Angelernter oder Ungelernter bin.

Hölzerne Grüße
Peter :-)

* Wir mögen hier Leute, die auch einen Namen haben....
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von mascheck »

angi007 hat geschrieben: 20.10.2019 - 15:46:48
...
Ohne Meister aber auch keine Ausbildung von Gesellen mehr. Zukunft der kompletten Branche daher also gefährdet.
Darüber sollte man vielleicht auch mal nachdenken.....

Das das ein weit verbreiteter Irrtum ist, habe ich weiter oben schon geschrieben.

Ob die "Schwarzeschafquote" unter den Meisterbetrieben geringer ist als unter den Nicht- Meisterbetrieben muss wohl jeder für sich aus seinen eigenen Erfahrungen entscheiden.

Liebe Grüße
Martin

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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von GentleTurn »

Holzkopf hat geschrieben: 11.09.2019 - 18:41:23
herzlichen Dank für die Einladung hierzu etwas zu sagen. Lass mir bitte etwas Zeit meine Antwort zu formulieren. Gerade fängt mein wohlverdienter Urlaub an und ich werde Zeit haben mir zu dem sehr komplexen Thema Gedanken zu machen.

Moin,

mag sein, dass bereits in Ebbs darüber gesprochen worden ist.
Ich war nicht dort und mich würde es neben Josef nach wie vor interessieren, was Martin dazu meint.
Liebe Grüße, Martin.

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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von Holzkarle »

Hier mal unsere aktuellen Erfahrungen zu diesem Thema:
Wir betreiben schon über 20 Jahre einen Holzhandel. Deshalb sind wir seit jeher IHK Mitglied.
Vor ca. 10 Jahren haben wir mit dem Drechseln angefangen weil es uns Spaß gemacht hat und weil wir versuchen wollten Hölzer, die nach dem Zuschnitt nur noch schwer verkäuflich waren, erst durch verschiedene Drechselarbeiten zu veredeln und dann zu vermarkten.
Seit ca. 8 Jahren gehen wir mit unseren Drechselwaren auch auf Märkte und verkaufen dort ebenfalls.
Als im September 2019 erstmals bekannt wurde, dass die Meisterpflicht wieder eingeführt werden soll, waren wir bei der IHK und haben uns beraten lassen.
Die IHK hat für uns mit der Handwerkskammer Vorgespräche geführt und uns über die Sichtweise der Handwerkskammer informiert.
Da unser Handelsbetrieb schon nachweislich sehr lange besteht und jedes Jahr Gewinne erwirtschaftet und Steuern abführt, war es kein Problem für unseren Betrieb eine Bestandsschutzregelung zu erhalten.
Die IHK teilt sich ab 2020 unsere Beiträge mit der Handwerkskammer je nach gemeldetem Umsatzanteil vom Handels- und Drechselbetrieb.
Wir sind nun in der Handwerksrolle eingetragen als Hersteller von Drechselwaren und Kinderspielzeug.
Wir haben Firmenausweise im Chekkartenformat von der Handwerkskammer erhalten, die wir ab 2020 bei jedem Marktverkauf mitführen müssen. Mit diesen können wir dann unsere Ausnahmeregelung belegen.
Ich wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen am Markstand bei einer Kontrolle für unsere Schreiber, Schalen, Mühlen, Kugeln usw. auf Kunst zu plädieren. Ich bin überzeugt davon, dass solche Artikel im Streitfall immer als normale Drechselware bezeichnet werden. Und dann wirds teuer.
Der Verkauf im Internet ohne Ausnahmeregelung wird garantiert sehr schnell bestraft werden weil jeder Verkäufer mehr oder weniger gläsern ist.
Das sind unsere persönlichen Erfahrungen mit der zukünftigen Meisterpflicht. In anderen Ecken Deutschlands wird das vielleicht etwas anders gehandhabt.
Eins wird aber überall gleich sein. Die Kontrollen werden ab 2020 kommen.
Holzkarle liefert badisches Obst- und Buntlaubholz aus Direktvermarktung
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von el_zotto »

Hallo ihr alle,

ich wollte mich ja melden, wenn ich neues weiß und nun ist es soweit.
Ich habe regulär ein Gewerbe angemeldet und mich in dem Zuge bei der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen erkundigt, wie es mit der Mitgliedschaft aussieht. Als weitere, neutrale Quelle habe ich den Gründerservice meiner Universität hinzugezogen.

Die einhellige Meinung dieser Insitutionen ist, dass die Mitgliedschaft in der Kammer notwendig ist. Dies ist aber bereits jetzt so. Im kommenden Jahr wird sich nur die Möglichkeit verschließen, als "Ungelernter" eine Eintragung als Drechsler zu erhalten.

Soweit erst einmal mein zusammengefasster Weg - möglichst neutral geschildert.
Ich habe für mich entschieden, eine entsprechende Eintragung vornehmen zu lassen.

Beste Grüße und uns allen weiterhin gutes Gelingen und viel Spaß,
Christian
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PeterF
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Re: Meisterzwang kommt zurück!

Beitrag von PeterF »

Hallo,
als gelernter Kaufmann sehe ich das Thema nicht von der handwerklichen Seite.

Mensch möchte, was ja verständlich ist, vom Verkauf der Drechselerzeugnisse leben.
Ich würde es als Handel mit (kunstgewerblichen) Drechselartikeln deklarieren.

Seit Jahren schon mengt und dealt man ohne geringste kaufmännische Kenntnisse im Lande herum.
Manchmal frage ich mich, warum ich das gelernt habe, wenn die Masse in ‘Umsatz = Gewinn’ denkt.

Hatte im Leben öfter Erfolg damit, wenn ich nicht direkt mit dem Wettbewerber vergleichbar war.

Notfalls Kleingewerbe für kunstgewerbliche Drechselarbeiten anmelden. Ggf. teils von Kollegen zukaufen.
Die Frau macht den Handel. Das würde vermutlich das Problem entschärfen...

Ciao, PeterF
~~ Pflegegrad schützt vor Spänen nicht. ~~
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