Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

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holziholzholzi
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Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von holziholzholzi »

Hallo zusammen,

ich habe mir grade neu Drechselbank und Zubehör gekauft und möchte nun endlich mit meinen ersten Projekten anfangen. Zum Anfang möchte ich Holzgeschirr für meinen kleinen Sohn (Becher, Schale und Teller) und als zweites Honiglöffel, dann Holzspielzeug bauen.

Hier stellt sich mir natürlich die Frage nach ungiftigem bzw. komplett unbehandeltem Holz. Aus Eibe oder Robinie sollte das Holzgeschirr wahrscheinlich nicht sein. Bzgl Holzart habe ich nun schon Buche und Akazie als verwendbar ergooglet (wobei einmal angemerkt wurde, dass einem teilweise Robinie als Akazie verkauft wird, was mich natürlich hellhörig macht). Könnt Ihr mir noch Tipps zur Holzart geben? Ich denke es sollte hartes Holz sein und ungiftig. Gibt es giftige Buchenarten? Leider finde ich nicht wirklich belastbare Aussagen im Netz, vielleicht ist das Problem auch gar nicht so existent wie ich es mir denke.

Versiegeln würde ich das ganze gern mit Walnussöl oder Leinöl, evtl könnt ihr hier mir auch noch Tipps geben.

Abschließend wollte ich noch Fragen, wo ihr euer Holz bezieht? Ich habe bisher nur Kanteln und Querhölzer (vorgetrocknet) gefunden, was ja schön und gut ist, aber wäre es nicht viel praktischer, rotationssymmetrischer und günstiger, einfach gesägte Äste/Baumstämme einzukaufen? Müssen die unbedingt getrocknet sein? Tlw. steht da was von 3 Jahre Trocknungszeit. Sonst würde ich nämlich auch einfach selbstgeschlagenes Holz nehmen bzw. beim Brennholzverkauf anfragen, ob die mir das Holz auch ungespalten verkaufen können.

Sorry, sind einige Fragen auf einmal, aber wie gesagt: Anfänger

Beste Grüße + vielen Dank im vorraus
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Maxy
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von Maxy »

Hallo und willkommen im Forum

Du hast dir für den Anfang sehr hohe Ziele gesteckt.
Tipp: Dreh deine Reihenfolge um fang mit dem Honiglöffel an (längsholz) und schieb den Becher von der ersten Stelle auf die letzte (schwierig).

Fang nicht mit Buche an, die ist sehr hart. Wenn schon Laubholz, dann Birne oder ähnliches.

Gesägte Äste oder Stämme - auch da hast du dir wieder das schwierigste ausgesucht. Da drechselst du Hirnholz.
Schalen und Teller aus dicken Brettern sind einfacher.

Zur Versiegelung sage ich nichts, da mache ich immer das, was mir alle raten, nicht zu tun...

Viel Spaß und bevor du die Lust am drechseln verlierst, Schraub deine Ziele runter
Ich finde für jede Lösung ein Problem!
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SteffenM
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von SteffenM »

Guten Morgen Tobias,

soll das Holzgeschirr zum Essen benutzt werden oder ist das als Spielzeug gedacht?

Mit Walnussöl machst du bei Objekten für Kinder oder Lebensmittel nichts falsch. Es braucht allerdings eine kleine Ewigkeit, bis es abbindet. Die behandelten Werke werden noch ca. vier Wochen lang Fettflecken hinterlassen. Ähnlich sieht es bei Leinöl aus, nur dass das Zeug intensiv riecht und bei hellen Hölzern einen deutlichen Gelbstich gibt. (Für dunkle Hölzer nutze ich gern Leinölfirnis, in dem nicht näher definierte Trockenstoffe für eine Trocknung innerhalb weniger Tage sorgen.) Hier im Forum schwören viele auf das Drechsleröl von Steinert. Das ist auch für Lebensmittel zertifiziert und damit vielleicht das beste für deine Pläne.

Beim Holz nutze ich auch gern mal einen Ast. Ahorn macht sich recht gut, da es weniger rissfreudig ist als beispielsweise Kirsche oder Eiche. Ahorn hat allerdings eine Markröhre, die man für einen echten Becher zustöpseln müsste. :)

Letztendlich ist es egal, womit du anfängst. Sieh deine ersten Werke als Übungsstücke an. Später wirst du in einem Bruchteil der Zeit etwas besseres hinbekommen. Und der Holzmangel wird auch nur von kurzer Dauer sein. In ein paar Monaten wird dich deine Frau fragen, wie viel Holz du noch einlagern willst. :)

Schöne Grüße!
Steffen

PS: Wir werden uns bestimmt mal am "Stammtisch mittlererer Osten" treffen.
Mue
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von Mue »

Hallo Tobias,
herzlich Willkommen hier!
Das mit den Sachen für den Sohn ist ein schönes Projekt für den Anfang - und auch noch recht anspruchsvoll.
Das Akazie/Robinie Thema ist müßig. Was man hier zu 99% angeboten kriegt ist Robinie, bot. Robinia pseudoacacia. Da liegt die Verwirrung schon im Namen. Die Robinie gehört wie die Akazie zur gleichen Familie, den Schmetterlingsblütlern. Akazie wächst hier aber nicht.
Ich würde Robinie jetzt nicht unbedingt für Deinen Einsatzzweck empfehlen. Ahorn ist eine gute Empfehlung, Buche (bes. Weiß- oder Hainbuche) geht auch, wenn man eine Quelle hat ist Olive wahrscheinlich die beste Wahl. Esche oder Eiche sind etwas grobporig.
Holz kriegt man fast überall, wenn man sich umsieht. Brennholzhändler, Garten/Landschaftsbauer, Waldbesitzer, Nachbarn, Kommunen...

Rundholz mag zwar auf den ersten Blick zum Drechseln sinnvoll erscheinen, jedoch wird das meiste reißen wenn man es nicht auftrennt. Über die Suchfunktion findest Du einige Hinweise zum Holz aufbereiten.
Bei Oberfläche bin ich bei Steffen, Walnüssöl ist eine gute Wahl, ganz ohne Behandlung geht aber auch.

Manfred
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PaRay
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von PaRay »

Hallo Tobias,

herzlich willkommen.
Als ich angefangen hatte, war mein erstes Problem auch die Holzbeschaffung. Fündig geworden und auch weiterhin genutzt sind die Hechselplätze oder Sammelstellen für Grüngut. Gerade im Herbst / Winter findet sich da häufig gutes Material. Besonders 1-2 Tage nach dem Durchzug eines Sturmtiefs. Des einen Freud, des anderen Leid, sagt man, doch ist der Weg vom Sturmholz auf die Drechselbank und ins Kinderzimmer auf jeden Fall besser, als in den großen Schredder.

Gutes Gelingen!
Paul
Was sich spannen lässt, geht auch zu drechseln. ;-)
Holz, Stein und Epoxidharz sind meine bevorzugten Materialien.
LeifR
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von LeifR »

Ich mache dann und wann Teller und Messer, Gabel und Löffel. Meistens brauche ich Birke, Esche, Ulme oder Buche.
Mit Multistar Duplex mache ich einen Rezess oder Zapf nur 2 mm tief/hoch. Das ist kein Problem.
Pflanzenöl wird nach etwas Zeit ranzig, deshalb brauche ich Parafinöl (Apotheke). Dann kann man ohne Probleme die Teller abwaschen.

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Rezess 2mm Tief.

Leif.
holziholzholzi
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Re: Holzart und Versiegelung Holzgeschirr

Beitrag von holziholzholzi »

Hallo zusammen,

vielen vielen Dank für die vielen Infos. Ja das Geschirr soll zum essen verwendet werden.
Ich habe jetzt erstmal Ahorn, Buche und Olive bestellt, als Öl habe ich nun noch Erdnussöl gefunden, das soll wohl schneller aushärten und ist nicht teuer.

Auch danke für die Tipps zur Holzbeschaffung, ich hab erstmal ein paar mir bekannte Gartenbesitzer von meiner neuen Drechselbank in Kenntnis gesetzt.

Dieses Steinert-Drechselöl habe ich gefunden, hier habe ich aber nur "speichelfest" in der Beschreibung gelesen, was mE nicht das gleiche wie "lebensmittelecht" ist.

Beste Grüße+vielen Dank
Tobias
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