Längsholz vs Querholz

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Perlateo
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Längsholz vs Querholz

Beitrag von Perlateo »

Ich Habe jetzt sehr viel gelesen, sowohl hier im Forum als auch außerhalb.
Was ich überall lese ist daß Längsholz gerne für Gegenstände wie Schreiber, Stuhlbeine, Pfeffermühlen etc. verwendet wird.
Hingegen Schalen werden aus Querholz gedrechselt.
Was ich nicht herausgefunden habe ist der Grund dafür.
Was spricht dagegen eine Schale direkt aus z.B. aus einer Baumscheibe zu drechseln? Oder aus einem kurzen Astabschnitt eine Dose?

Ich bitte um Erleuchtung. :-)
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Mue
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Mue »

Moin
Das liegt am unterschiedlichen Schwundverhalten längs und quer zur Faser. Eine Schale aus einer Baumscheibe wird fast sicher reißen.
Bei Penblanks geht auch Querholz, ist aber in der Verarbeitung nicht so ohne.
Stuhlbeine oder Stiele brauchen Stabilität, da sollte die Faser nach Möglichkeit durchlaufen.
Aus Ästen kann man durchaus Dosen machen - wenn man ein trockenes und nicht gerissene Stück findet.
Man kann auch nass dünn und rissfrei drechseln, jedoch verziehen sich die Werkstücke dann mehr oder weniger.
Eigentlich alles Holz-Basics.

Manfred
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hawokle
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von hawokle »

Hallo Manfred, alias "Mue" ,

unter Anderem steht da in Stein gemeißelt :

verziehen sich die Werkstücke dann mehr oder weniger.
:?? :?? : ja, was denn nun :?? :?? ...
schreibt.....herzlichst Hans-Wolfgang,

der WalDmichelb_Ach(d)ER ...!....!
Mue
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Mue »

Also noch mal im Klartext:
Man kann versuchen frisches Holz, egal ob Quer- oder Längsholz, versuchen möglichst dünn zu drechseln. Dabei muss man hoffen das sich die durch das Schrumpfen ergebenden Spannungen in Verformungen zeigen und nicht zu Rissen führen.
Möglichst dünn und frisch deshalb weil die "Steifigkeit" des Werkstoffes dann geringer ist und sich auch Verformungen bilden können, allerdings gibt es keine Garantie gegen Rissbildungen.
Dieser Vorgang ist abhängig von der Holzart, der Wachstumshistorie (Jahresringe), des Standortes, der individuellen Genetik usw. usw. des Holzes.
Daher mehr oder weniger.

Manfred

ps. Bei Unklarheiten reicht auch eine Frage. Ohne Grosschreibungen, Hervorhebungen oder Warnfarben. Empfindliche Gemüter nehmen so etwas persönlich.
Perlateo
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Perlateo »

Danke sehr.
Ich versuche ja grade mir die Basics anzueignen.
Also wenn ich das richtig verstehe wird die Längsholzschale auf jeden Fall reißen, auch wenn das Holz beim Drechseln schon sehr trocken war.
Einfach weil das normale Arbeiten des Holzes in Abhängigkeit von der Luftfeuchte bei Längsholz schon ausreicht um Risse zu bilden ?
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Mue
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Mue »

Moin,
Wenn die Baumscheibe schon ohne Risse trocken ist kann man eine Schale probieren. Garantie gegen späteres Reißen - manchmal schon auf der Bank - gibt es aber nicht.
Die letzten Tage wurde hier Araukarie diskutiert, das trocknet scheinbar sehr gutmütig, bei Pflaume oder Flieder gehen die Chancen auf rissfreies Trocknen gegen 0. Kommt also auch auf die Holzart an.
Manfred
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GentleTurn
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von GentleTurn »

Liebe Grüße, Martin.

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Mue
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Mue »

Martin,

Deine Linksammlung ist ohnegleichen! :klatsch:
Die ist nicht so gross wie bei G.... Le aber zielsicherer.

Danke,

Manfred
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DonRedhorse
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von DonRedhorse »

Moin,

wie immer hat Martin den richtigen Link zur Hand und teilt ihn mit uns. :danke:

Gruß Rudi
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GentleTurn
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von GentleTurn »

Danke,

ich suche bei dieser Art von Einsteigerfragen gerne auch mal im WWW nach Lösungen.
Bislang war es das einzige, was die bereits gegebenen Antworten bildlich und mit Beispielen ergänzen konnte.
Liebe Grüße, Martin.

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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Helfried »

Hallo Ralph,

sehr gut zu lesen ist auch das PDF von [mention]ManfredO[/mention] in der Abteilung "Holzlagerung":

https://www.drechsler-forum.de/pdf/holz_trocknen.pdf.

Für mich entscheidend ist das unterschiedliche Schwinden der meisten Hölzer in tangentialer und radialer Richtung.
Dadurch ist es sowohl bei Längsholzgegenständen wie auch bei Querholz sehr problematisch, den Kern/die Markröhre ins Werkstück zu integrieren.

Na und wenn wir den Stamm durch den Kern trennen, werden aus Querholz die größeren Schüsseln ...

Einfach durch die Geometrie des Halbstammes bedingt.

:-)

Helfried
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Perlateo
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Perlateo »

Vielen Dank für die Links.
Das bringt doch sehr viel Licht ins Dunkel. :-)
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Schnedo
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Schnedo »

Hallo Ralph

Es gibt auch Ausnahmen, Flache Schalen aus Eibe gehen gut. Feine Risse lassen sich mit Sekundenkleben stabilisieren.

IMG_0210.JPG
IMG_0210.JPG (90.78 KiB) 3163 mal betrachtet
Gruss Werner

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Siegi
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Siegi »

Hallo Perlateo,

es gehen auch Kulis mit Stirnholz.
viewtopic.php?f=20&t=48193

Oder Hirnholz mit Rissen Drechseln

viewtopic.php?f=148&t=58048

Gruß Siegi
Mue
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Re: Längsholz vs Querholz

Beitrag von Mue »

Moin,
die Beiträge von Werner und Siegi passen voll ins Bild.
Wenn das Holz radial schrumpft, d.h. die Jahresringe werden quasi "kürzer", kommt es im Normalfall zu Rissen weil die Ringe mehr oder weniger rund und gespannt vorliegen. Bei Werners Eibenschale und Siegis Schale sind die Jahresringe aber länger und ausgedellt. Die bieten dadurch mehr Spielraum und können sich strecken, man denke z.B. an eine Schnur.
Gleichzeitig muss dabei aber wohl das Frühholz Druck aufnehmen können.
Vielleicht hilft das die Rissfreudigkeit abzuschätzen.
Vielen Dank für die Bilder, mir ist das jetzt klarer.

Manfred
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